O
Orebic
Guest
Berliner Rede des scheidenden kroatischen Staatspräsidenten Stipe Mesic
Auszüge:
"Ich fiel in die erste Kategorie und kam ins Gefängnis, wo ich ein Jahr saß. Ich spreche darüber ohne jede Bitterkeit.
Ich wusste, worauf ich mich einlasse; ich versuchte mit einem Teil der Reformbewegungsführung das Schlimmste zu verhindern.
Als aber die Zeit der Abrechnung kam, habe ich mich nicht von meinen Mitkämpfern abgewandt. Ich teilte ihr Schicksal, wobei
ich wirklich sagen kann, dass die politischen Gefangenen, die am Kroatischen Frühling mitgewirkt hatten, in den Strafanstalten
nicht misshandelt wurden. Was anderes ist, dass ich nach der verbüßten Strafe ziemliche Schwierigkeiten hatte, Arbeit zu finden
und dass ich jahrelang nicht ins Ausland reisen durfte."
"Der Krieg hat die interethnischen Beziehungen vergiftet und Raum geschaffen für unfundierte Klischees von den Anderen und
Andersartigen. Unter dem Deckmantel der Demokratie begann eine perfide Abrechnung mit dem Antifaschismus, die als eine
Auseinandersetzung mit dem Kommunismus bemäntelt wurde, dem Kommunismus, der im ehemaligen Jugoslawien – das muss ich betonen
– nichts gemein hatte mit dem System, unter dem die Länder Osteuropas litten."
"... es gibt keine Rechtfertigung für ein Kriegsverbrechen, wer immer es begangen haben mag, genauso wie es keine Rechtfertigung
dafür gibt, irgendein Volk zu einem verbrecherischen Volk zu erklären. Schuld muss individualisiert werden. Aus dieser
letzten Erkenntnis hat sich später meine feste und kompromisslose Unterstützung für eine Zusammenarbeit mit dem
UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag entwickelt."
"Ich gehörte zu den führenden Politikern des neu gegründeten Staates. Ich hatte das Amt des Parlamentspräsidenten und
hohe Funktionen in der Partei inne, bis zu dem Zeitpunkt, als ich erkannte, dass Staatspräsident Tuđman, dem ich nicht
leugnen kann, dass er den Augenblick für die Unabhängigkeit Kroatiens erkannt und meisterhaft genutzt hat, mit Milošević
über die Teilung des Nachbarstaates Bosnien und Herzegowina verhandelte, in dem sich zu dem Zeitpunkt Bosniaken und Kroaten
verzweifelt gegen die serbische Aggression wehrten.
Dabei wollte ich nicht mitmachen. Ich habe mich öffentlich gegen eine solche Politik geäußert, auf alle Funktionen in der
Partei und im Staat verzichtet, eine neue Partei gegründet. Ich wurde ein Oppositionspolitiker, der von der politischen
Führung wie von den mit dieser Führung sympathisierenden Medien heftig angegriffen wurde."
"Während dieser zehn Jahre habe ich die internationale Isolierung Kroatiens überwunden..."
Vollständig in:
Dem Soline sein Blog Blog Archive Rede des kroatischen Staatspräsidenten Stjepan Mesi? in Berlin
Auszüge:
"Ich fiel in die erste Kategorie und kam ins Gefängnis, wo ich ein Jahr saß. Ich spreche darüber ohne jede Bitterkeit.
Ich wusste, worauf ich mich einlasse; ich versuchte mit einem Teil der Reformbewegungsführung das Schlimmste zu verhindern.
Als aber die Zeit der Abrechnung kam, habe ich mich nicht von meinen Mitkämpfern abgewandt. Ich teilte ihr Schicksal, wobei
ich wirklich sagen kann, dass die politischen Gefangenen, die am Kroatischen Frühling mitgewirkt hatten, in den Strafanstalten
nicht misshandelt wurden. Was anderes ist, dass ich nach der verbüßten Strafe ziemliche Schwierigkeiten hatte, Arbeit zu finden
und dass ich jahrelang nicht ins Ausland reisen durfte."
"Der Krieg hat die interethnischen Beziehungen vergiftet und Raum geschaffen für unfundierte Klischees von den Anderen und
Andersartigen. Unter dem Deckmantel der Demokratie begann eine perfide Abrechnung mit dem Antifaschismus, die als eine
Auseinandersetzung mit dem Kommunismus bemäntelt wurde, dem Kommunismus, der im ehemaligen Jugoslawien – das muss ich betonen
– nichts gemein hatte mit dem System, unter dem die Länder Osteuropas litten."
"... es gibt keine Rechtfertigung für ein Kriegsverbrechen, wer immer es begangen haben mag, genauso wie es keine Rechtfertigung
dafür gibt, irgendein Volk zu einem verbrecherischen Volk zu erklären. Schuld muss individualisiert werden. Aus dieser
letzten Erkenntnis hat sich später meine feste und kompromisslose Unterstützung für eine Zusammenarbeit mit dem
UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag entwickelt."
"Ich gehörte zu den führenden Politikern des neu gegründeten Staates. Ich hatte das Amt des Parlamentspräsidenten und
hohe Funktionen in der Partei inne, bis zu dem Zeitpunkt, als ich erkannte, dass Staatspräsident Tuđman, dem ich nicht
leugnen kann, dass er den Augenblick für die Unabhängigkeit Kroatiens erkannt und meisterhaft genutzt hat, mit Milošević
über die Teilung des Nachbarstaates Bosnien und Herzegowina verhandelte, in dem sich zu dem Zeitpunkt Bosniaken und Kroaten
verzweifelt gegen die serbische Aggression wehrten.
Dabei wollte ich nicht mitmachen. Ich habe mich öffentlich gegen eine solche Politik geäußert, auf alle Funktionen in der
Partei und im Staat verzichtet, eine neue Partei gegründet. Ich wurde ein Oppositionspolitiker, der von der politischen
Führung wie von den mit dieser Führung sympathisierenden Medien heftig angegriffen wurde."
"Während dieser zehn Jahre habe ich die internationale Isolierung Kroatiens überwunden..."
Vollständig in:
Dem Soline sein Blog Blog Archive Rede des kroatischen Staatspräsidenten Stjepan Mesi? in Berlin