In Sisan, einem Nachbarort von Liznjan, gibt es ein altes aufgegebenes Militärgelände. Schon die Donaumonarchie nutzte den Hügel Monte Madonna für eine Befestigung und eine Geschützstellung. Zwischen 1943 und 1945 war es dann die Wehrmacht, die von hier aus mit einer Kanonenstellung die Einfahrt in den Kvarner kontrollierte. Tatsächlich versuchten auch während des Zweiten Weltkrieges meines Wissens keine feindlichen Schiffe die Einfahrt in diese Gewässer. Dieser Versuch hätte wohl angesichts der strategischen Lage an Selbstmord gegrenzt.
Da lag es nahe, daß auch die Jugoslawische Volksarmee dieses Areal nutzte und sich tief unter die Erde eingrub. Insgesamt gab es zu dieser Zeit vier Geschützstellungen hier in Sisan. Am 1.5. dieses Jahres hatte ich nun endlich Gelegenheit, mir das unterirdische Bauwerk anzusehen.
Hier eine der Geschützstellungen. Darüber befindet sich heute ein gerodeter Aussichtspunkt.
Das ist der Küstenabschnitt in Richtung Liznjan und die Kuje Bucht sowei die Marlera Halbinsel. Ganz links im Bild ist die Insel Losinj zu erkennen.
Der Verlauf der Ostküste - rechts im Bild die Insel Cres.
Der Hintereingang. Dieser Teil wurde schon vor dem Zweiten Weltkrieg genutzt. Hier verliefen die Schienen einer Feldeisenbahn, mit welcher Munition eingefahren wurde. Aber auch mobile Scheinwerfer konnte die KuK Armee hier auf Schienen bewegen.
Einer der beiden Flügel der Stahltüre.
Wir steigen jedoch gleich bei der ersten Geschützstellung runter in den Bunker.
Immer wieder Stahltüren im Gewirr der Gänge.
Es ist kühl und muffig und feucht da unten.
Ein paar unsortierte Schwarzweißaufnahmen aus vergangener Zeit.
Im Drei-Schicht-Betrieb hielten sich unter Tage 24 Soldaten auf. Ich stelle mir den Dienst hier ganz schön langweilig vor.
Den Soldaten wurde eingeredet, daß der Bunker atombombensicher sei. Wers glaubt wird selig. Wie ein atombombensicherer Bunker aussieht, konnte ich mir zuhause bei Landsberg am Lech vor kurzem ansehen. Aber auch dieses Bauwerk wäre bei einem direkten Treffer wohl kein Schutz gewesen. Der Bunker bei mir nebenan stammt auch aus den 60er Jahren, die Bunkerkuppel wurde am Ende des Zweiten Weltkriegs erbaut.
https://www.schoener-reisen.at/thread/7971-deckname-ringeltaube-der-bunker-bei-landsberg/?postID=76183&highlight=Igling+bunker#post76183
Hier konnten diejenigen, die nicht gerade schliefen, sich die Zeit vertreiben. Ob das Essen für die Soldaten, welches oben zubereitet wurde, auch immer warm hier unten angekommen ist?
Alarm! Vorschriftsmäßig gekleidet, satt, topfit und mit vollstem Einsatz eilt der Soldat der JNA (jugoslawische Volksarmee) zur Kanonenstellung um das Vaterland gegen den Feind, wer auch immer das sein mag, zu verteidigen.
Ein Blick in den Kommandoraum zeigt uns die damals vielleicht nicht mehr ganz so moderne Technik.
Die stammt auch vom Klassenfeind aus dem Westen. Der trägt den namen Grundig.
Dieses Telefon hingegen könnte aus einem volkseigenen selbstverwalteten Betrieb Jugoslawiens stammen.
Gleiches gilt wohl für die Trinkwasserflasche (ob da auch immer nur Wasser drin war?) und den Stahlhelm.
Ich habe zwar in Anwesenheit meines Bekannten Vlado viele Fragen an den Bunkerchef gestellt und um Übersetzung der Antworten gebeten. Der war wohl früher dabei oder kannte jemanden, der hier mal Dienst geschoben hat. Meine Fragen zur Technik und Strategie wurden jedoch nicht beantwortet. Vielmehr ging es darum, auf welche verschiedenen Arten man sich den Dienst hier angenehmer gestaltet hat. Aber das ist wieder eine andere Geschichte...
Damals streng geheim war der Übersichtsplan der unterirdischen Anlage. Im unteren Bereich sind die vier Geschützstellungen zu erkennen.
Gleich neben dem Eingang zum Gelände und fast einen Kilometer entfernt stehen heute nur noch zwei Gebäude. Eine Stahlhalle für Fahrzeuge und Gerät und ein Stabs- und Unterkunftsgebäude, welches heute von verschiedenen Vereinen genutzt wird. Bilder davon findet ihr in diesem Bericht:
https://www.adriaforum.com/kroatien/threads/die-österreichische-festung-auf-dem-monte-madonna.64861/
Das Areal steht im Eigentum der Gemeinde Liznjan. Mal sehen, was eines Tages daraus wird.
jürgen
Da lag es nahe, daß auch die Jugoslawische Volksarmee dieses Areal nutzte und sich tief unter die Erde eingrub. Insgesamt gab es zu dieser Zeit vier Geschützstellungen hier in Sisan. Am 1.5. dieses Jahres hatte ich nun endlich Gelegenheit, mir das unterirdische Bauwerk anzusehen.
Hier eine der Geschützstellungen. Darüber befindet sich heute ein gerodeter Aussichtspunkt.
Das ist der Küstenabschnitt in Richtung Liznjan und die Kuje Bucht sowei die Marlera Halbinsel. Ganz links im Bild ist die Insel Losinj zu erkennen.
Der Verlauf der Ostküste - rechts im Bild die Insel Cres.
Der Hintereingang. Dieser Teil wurde schon vor dem Zweiten Weltkrieg genutzt. Hier verliefen die Schienen einer Feldeisenbahn, mit welcher Munition eingefahren wurde. Aber auch mobile Scheinwerfer konnte die KuK Armee hier auf Schienen bewegen.
Einer der beiden Flügel der Stahltüre.
Wir steigen jedoch gleich bei der ersten Geschützstellung runter in den Bunker.
Immer wieder Stahltüren im Gewirr der Gänge.
Es ist kühl und muffig und feucht da unten.
Ein paar unsortierte Schwarzweißaufnahmen aus vergangener Zeit.
Im Drei-Schicht-Betrieb hielten sich unter Tage 24 Soldaten auf. Ich stelle mir den Dienst hier ganz schön langweilig vor.
Den Soldaten wurde eingeredet, daß der Bunker atombombensicher sei. Wers glaubt wird selig. Wie ein atombombensicherer Bunker aussieht, konnte ich mir zuhause bei Landsberg am Lech vor kurzem ansehen. Aber auch dieses Bauwerk wäre bei einem direkten Treffer wohl kein Schutz gewesen. Der Bunker bei mir nebenan stammt auch aus den 60er Jahren, die Bunkerkuppel wurde am Ende des Zweiten Weltkriegs erbaut.
https://www.schoener-reisen.at/thread/7971-deckname-ringeltaube-der-bunker-bei-landsberg/?postID=76183&highlight=Igling+bunker#post76183
Hier konnten diejenigen, die nicht gerade schliefen, sich die Zeit vertreiben. Ob das Essen für die Soldaten, welches oben zubereitet wurde, auch immer warm hier unten angekommen ist?
Alarm! Vorschriftsmäßig gekleidet, satt, topfit und mit vollstem Einsatz eilt der Soldat der JNA (jugoslawische Volksarmee) zur Kanonenstellung um das Vaterland gegen den Feind, wer auch immer das sein mag, zu verteidigen.
Ein Blick in den Kommandoraum zeigt uns die damals vielleicht nicht mehr ganz so moderne Technik.
Die stammt auch vom Klassenfeind aus dem Westen. Der trägt den namen Grundig.
Dieses Telefon hingegen könnte aus einem volkseigenen selbstverwalteten Betrieb Jugoslawiens stammen.
Gleiches gilt wohl für die Trinkwasserflasche (ob da auch immer nur Wasser drin war?) und den Stahlhelm.
Ich habe zwar in Anwesenheit meines Bekannten Vlado viele Fragen an den Bunkerchef gestellt und um Übersetzung der Antworten gebeten. Der war wohl früher dabei oder kannte jemanden, der hier mal Dienst geschoben hat. Meine Fragen zur Technik und Strategie wurden jedoch nicht beantwortet. Vielmehr ging es darum, auf welche verschiedenen Arten man sich den Dienst hier angenehmer gestaltet hat. Aber das ist wieder eine andere Geschichte...
Damals streng geheim war der Übersichtsplan der unterirdischen Anlage. Im unteren Bereich sind die vier Geschützstellungen zu erkennen.
Gleich neben dem Eingang zum Gelände und fast einen Kilometer entfernt stehen heute nur noch zwei Gebäude. Eine Stahlhalle für Fahrzeuge und Gerät und ein Stabs- und Unterkunftsgebäude, welches heute von verschiedenen Vereinen genutzt wird. Bilder davon findet ihr in diesem Bericht:
https://www.adriaforum.com/kroatien/threads/die-österreichische-festung-auf-dem-monte-madonna.64861/
Das Areal steht im Eigentum der Gemeinde Liznjan. Mal sehen, was eines Tages daraus wird.
jürgen
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