die Batterie Predilsattel am Predelpaß

claus-juergen

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Meistens fahren wir derzeit über den Plöckenpaß nach Istrien. Im Oktober haben wir jedoch mal wieder die Tauernautobahn genommen und sind spontan wegen einer Wetterbesserung ab Tarvisio wieder mal über den Predelpaß und das Socatal nach Istrien gefahren.

Die Strecke habe ich euch in diesem Bericht ja vor Jahren bereits vorgestellt.

http://www.adriaforum.com/kroatien/threads/Über-den-predelpaß-ins-socatal.65842/

Dieses Mal hielten wir an der alten Festung auf der italienischen Seite des Passes an um uns das alte Gemäuer einmal genauer anzusehen.

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Die Ende des 19. Jahrhunderts gebaute Festung oder das was von ihr noch übrig ist befindet sich direkt an der Paßstraße.

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Die KuK Truppen haben hier eine sogenannte Fernkampfbatterie gebaut, die das Seewerkl Raibler See, das ist auch eine Festung unten am Predelsee, unterstützen sollte um einen evtl. vom Nevea-Sattel her einfallenden Feind bekämpfen zu können.

Seit wenigen Jahren befindet sich vor der Ruine ein Plan, der das Bauwerk skizziert mit einer Beschreibung in englisch und italienisch.

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Tatsache ist, das sofort nach dem Kriegseintritt die italienischen Truppen im Sommer 1915 diese Festung in Schutt und Asche geschossen haben. Seit etwa 30 Jahre zuvor die Anlage hier gebaut wurde, hat sich die Waffentechnik so stark verändert, daß Geschütze mit weit reichenden Kanonen und Sprenggranaten diese und auch die einen Kilometer weiter östlich gelegene Festung im heutigen Slowenien gelegen zerstören konnten.

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Vor einigen Jahren wurde das Gestrüpp gerodet und die Ruine für die Allgemeinheit zugänglich gemacht. Vom Dach des obersten Stockwerks aus hat man einen schönen Blick über den Predelsee hinüber zum Nevea-Sattel im Westen.

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Gefahrlos kann man sich auch im Inneren bewegen.

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Die KuK Truppen hatten zwar gleich zu Kriegsbeginn diese Festungen verloren. Die Italiener kamen jedoch auch nicht vorwärts. Bis zur 12. Isonzoschlacht, bei welcher die deutsch-österreichischen Truppen die Italiener bis hinter den Piave zurückdrängten gab es hier im Frontabschnitt nur gelegentliche Artillerieduelle. Die Österreicher bauten in Windeseile Kavernen in den Felsen und postierten dort ihre Geschütze. Dort waren sie unangreifbar.

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Die Straße über den Predelpaß hatte damals den selben Verlauf wie heute. Die KuK Truppen konnten während des Krieges die Versorgung der Isonzo-Front, die das Hinterland von Triest bildete anfangs nur über den Predelpaß sicherstellen. Kriegsmaterial wurde somit vor allem nachts und bei Nebel über den Paß gebracht. Zudem wurden starke Scheinwerfer aufgestellt um die einige Kilometer im Westen eingegrabenen Italiener zu blenden und zu irritieren.

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Zudem bauten die KuK-Ingenieure in kurzer Zeit den Vrsic-Paß unter Einsatz von russischen Kriegsgefangenen. Die Arbeitsbedingungen waren katastrophal so daß viele Gefangene starben. Dieser Paß existiert auch heute noch und verbindet Kranska Gora mit dem oberen Socatal.

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Bekanntlich hat die Donaumonarchie den Krieg verloren. Raibl, das heutige Cave del Predil war wegen des dortigen Bleibergwerks ein wichtiger Ort und fiel genauso wie der gleichnamige See zusammen mit dem Predelpaß an Italien. Unter der Mussolini-Diktatur wurde die deutsch sprechende Bevölkerung "umgesiedelt", heute würde man sagen vertrieben.

Heute ist der Grenzübertritt von Italien nach Slowenien an dieser Stelle ohne irgendwelche Kontrollen einfach. Die alten Grenzanlagen verfallen so langsam.

jürgen
 
V

vn15biker

Guest
Dieser Paß existiert auch heute noch und verbindet Kranska Gora mit dem oberen Socatal.
Die Straße trägt auch den Namen "Ruska Cesta" wegen der russischen Gefangenen, die unter Einsatz vieler Leben diesen gefährlchen Pass bauen mussten. Es erinnert kurz hinter Krajnska Gora eine Gedenktafel an die Todesopfer unter den Russen.
Im Sommer dieses Jahres war u.a. deshalb Präsident Putin dort zum Gedenken.
 
H

holzmichel1

Guest
Eine der schönsten Möglichkeiten nach Istrien zu kommen. Ich mache das immer wieder einmal. Danke für die tollen Fotos :)
 
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