Heutiges Urteil in Den Haag

Christl

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Reaktionen aus Serbien - ORF Volksgruppen

Dodik: "Freisprüche sind unglaublich"
Als einer der ersten serbischen Politiker hat sich der Präsident der serbischen Entität in Bosnien-Herzegowina, Milorad Dodik, zu Wort gemeldet. Er bezeichnete die Freisprüche der kroatischen Generäle als "unglaublich und schändlich".

Das berichtet die bosnischen Tageszeitung "Oslobodjenje" online.

Dodik: Erwartet wurde Reduzierung der Strafe
Sie seien die offensichtliche Bestätigung dafür, dass "politische Urteile" gefällt würden, kritisiert der Präsident der Republika Srpska.

"Es ist nach einer erstinstanzlichen Verurteilung der kroatischen Generäle unglaublich, dass nun Freisprüche gefällt wurden", machte Dodik seinem Ärger Luft. Es hätte erwartet werden können, dass die Haftstrafen reduziert werden, "aber nicht das", so Dodik weiter.

Während in Kroatien die Freisprüche der kroatischen Generäle, die in fast allen Punkte erfolgten, gefeiert wurde, herrschte in einigen serbischen Medien Entsetzen:

Die serbische Tageszeitung "Blic" titelte online: "Skandalöses Urteil: Gotovina und Markač frei, als hätte es Oluja (Operation Strum, Anm.) nicht gegeben". Die bosnisch-serbische Tageszeitung "Nezavisne novine" sprach von einem "schockierenden Urteil". Auch die serbische Zeitung "Večernje novosti" nannte es einen "Skandal in Haag".
 

baskafan

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Dass sich serbische Medien entsetzen ist glaubhaft, aber dass die Aktion "Sturm" eine natürliche Folge der vorhergegangenen Kriegsereignisse in Osijek, Vukovar und Vinkovci war wird von diesen Medien verdrängt und verschwiegen.
 

Wildhase

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Hallo,
zunächst ich liebe das Land, habe kroatische und serbische Freunde, vor dem Krieg und auch nach dem Krieg, kenne Geschichten von der Einen und der anderen Seite, die negative Rolle der Nato usw..
Habe mich immer rausgehalten, aus den Schilderungen haben anscheinend alle Seiten Recht.
Gibt es ein Buch, eine Darstellung, die den tatsächlichen Ablauf wieder gibt.
Selbstverständlich habe ich mir eine Meinung gebildet, liege ich richtig, ich möchte weder die eine Seite noch die andere Seite verurteilen.
Es wird sich an der Freundschaft nichts verändern, eben Mitläufer und fehlgeleitet, als Mensch von mir geachtet und dabei bleibt es.

Danke
 

Kazelafan

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Ich denke man sollte daran denken wie es anfing ! Nach dem Zerfall des jugoslavischen Vielvölkerstaates entstanden Teilrepubliken wie z.B Kroatien. Ein Teil davon wurde von einem Teil der dortigen Bevölkerung nicht als zugehörig zu diesem Staat betrachtet. Mit der Operation "Sturm" erlangte der Staat Kroatien wieder die Hoheit über diesen Teil seines Staatsgebietes ! Im übrigen sind meines Wissens damals alle friedliche Versuche die staatliche Hoheit wieder herzustellen am Widerstand der serbischstämmigen Bevölkerung gescheitert. Der Einsatz von Gewalt ist immer mit Leid und Verzweiflung verbunden.
Rainer
 

Christl

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Generäle euphorisch empfangen
Die in Den Haag überraschend freigesprochenen kroatischen Ex-Generäle Ante Gotovina und Mladen Markač sind gegen 16.15 Uhr mit dem Flugzeug der kroatischen Regierung in Zagreb gelandet.

Sie wurden von Premier Zoran Milanović, Parlamentspräsident Josip Leko und anderen kroatischen Politikern sowie dem bereits im Vorjahr freigesprochene Ex-General Ivan Čermak empfangen.

Fernsehen übertrug Empfang live
Die kroatischen Fernsehsender übertrugen die Landung und den Empfang live.

In einer Autokolonne sollen die Generäle schließlich auf den zentralen Platz der kroatischen Hauptstadt gebracht, wo ihnen Veteranenvereinigungen einen Empfang bereitet hatten.

Zehntausende Menschen hatten sich dort im Laufe des Nachmittags bereits versammelt.

Quelle. ORF Volksgruppen
 

claus-juergen

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hallo,

urteile von legitimen gerichten müssen akzeptiert werden. der internationale gerichtshof ist bewusst mit mitgliedern verschiedener nationen besetzt worden, daß ja nicht der verdacht auf parteilichkeit aufkommt. mich wundert nur, daß erstinstanzlich sehr hohe freiheitsstrafen verhängt und nun glatte freisprüche verkündet wurden. rechtlich geht das urteil wohl in ordnung.

allerdings ist es natürlich ein weiteres mosaiksteinchen für die argumentation der serbischen nationalisten, egal ob in serbien, kroatien oder bih. das trauma von der verlorenen schlacht auf dem amselfeld im heutigen kosovo gelegen vor vielen hundert jahren und die damit verbundene angebliche schmach und benachteiligung der serbischen nation wird also weitergehen. keine guten vorzeichen für ein friedliches zusammenleben...

grüsse

jürgen
 
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AlterNeuer

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mich wundert nur, daß erstinstanzlich sehr hohe freiheitsstrafen verhängt und nun glatte freisprüche verkündet wurden. rechtlich geht das urteil wohl in ordnung.

allerdings ist es natürlich ein weiteres mosaiksteinchen für die argumentation der serbischen nationalisten, egal ob in serbien, kroatien oder bih. das trauma von der verlorenen schlacht auf dem amselfeld im heutigen kosovo gelegen vor vielen hundert jahren und die damit verbundene angebliche schmach und benachteiligung der serbischen nation wird also weitergehen. keine guten vorzeichen für ein friedliches zusammenleben...
ntv schliesst sich an:

"Schlag ins Gesicht Europas

Mit der Aufhebung des Urteils gegen zwei frühere kroatische Generäle setzt sich der Internationale Gerichtshof in Den Haag dem Verdacht aus, auf einem Auge blind zu sein. In Serbien wie in Kroatien schlagen erneut die Welle des Nationalismus hoch. Der europäischen Einigung ist damit nicht gedient. Im Gegenteil.

http://www.n-tv.de/sport/kommentare/Schlag-ins-Gesicht-Europas-article7778511.html

Gruss AlterNeuer
 
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Franto

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Ich finde dieses Berufungs-Gerichtsurteil als gerecht und hatte es erwartet. Es ist eine Revision der hysterischen Erbschaft einer fanatisch-bornierten Carla de Ponte die nach dem Grundatz: Alle sind gleich schuld - Aggressor wie Befreier und jahrelang immer wissen wollte, wo die gesuchten Kroegsverbrecher in Kroaten verborgen wären. Zur Erinnerung: Die kroatische Operation Olujn im August 1995 fand statt, nachdem die Serben und die mit ihnen verbündete jugoslawische Volksarmee mehr als ein Drittel des seit Jänner 1992 - international anerkannten - Staatsgebietes besetzt gehalten und "ethnisch" von mehr als 100.000 Kroaten "gesäubert" und vertrieben hatten. Ich erinnere mich noch lebhaft an die mit vertriebenen Kroaten an der adriatischen Küste jahrelang in Hotels und Appartementblöcken usw. einquartierten Menschen - und dass die, besonders in Istrien, schnell zu einem "Ärgernis" wurden. Da Istrien vom Konflikt weiter südlich nicht betroffen war hielt sich dort auch das Verständnis für diese einquartierten Vertriebenen und Flüchtlinge in Grenzen....
 
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vn15biker

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Jede Geschichte hat drei Seiten : Meine, Deine, und die Wahrheit.....
 

jadran

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so wie in den zeitungen beschrieben wird, wurden neue unterlagen dem gericht vorgelegt, die beim ersten urteil nicht vorhanden waren.
damit konnten alle anklage punkte wiederlegt werden, und ein freispruch erfolgen.

Jadran
 

Outdoordreams

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Für einen objektiven Blick auf die Geschichte der gesamten Region, kann ich das Buch 'Minenfeld Balkan' von Ihlau/ Mayer empfehlen.

Darin werden auch die Zerfallskriege der 90er Jahre in einen Gesamtkontext über die Jahrhunderte hinein gestellt. Fand ich persönlich sehr interessant.

Ansonsten hoffe ich, dass der Nationalismus in Kroatien durch dieses Urteil keine Renaissance erfährt.

Grüsse Kate
 
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Franto

Guest
Schande UNO und Europa, ist das der Preis um die letzten EU Kritiker in Kroatien verstummen zu lassen, vor was hat Brüssel Angst? Zahlen wir nicht schon genug für GR, E, P und I?
Wer braucht ein Land in der EU das Kriegsverbrecher als Helden huldigt?

Geht es noch verquerer? :-( Faktum ist, dass die Befreiungs bzw. Rückeroberung des von den Aggressoren besetzten Drittels des kroatischen Staatsgebietes wohl kaum ein Kriegsverbrechen gewesen sein konnte. Kroatien wurde einerseits durch eine Volksabstimmung unabhängig von der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien und deshalb war fort an auch die jugoslawische Volksarmee eine Besatzung im Lande. Nach den Erklärungen des damaligen serbischen Generalstabchefs, Blagojevic (sp?) dürfe ein unabhängiges Kroatien nur so groß sein, wie man von der Kathetrale in Agram weit sehen kann...
 
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AlterNeuer

Guest
Geht es noch verquerer? :-( Faktum ist, dass die Befreiungs bzw. Rückeroberung des von den Aggressoren besetzten Drittels des kroatischen Staatsgebietes wohl kaum ein Kriegsverbrechen gewesen sein konnte. ...

Darum geht es aber gar nicht.
Mit Sicherheit wurden von allen Kriegspartein, wie in allen anderen Kriegen auch, Verbrechen begangen.
Zitat Wiki:
"Der Exodus der Serben der Republik Serbische Krajina im Jahr 1995 wurde durch den Vormarsch kroatischer Truppen verursacht. Die Anklageschriften am Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien sprechen auch von erzwungener Flucht.

Es wurden ca. 200.000 Serben vertrieben oder flüchteten nach Serbien und in die Republika Srpska. Nach einem Bericht des kroatischen Helsinki-Komitees kamen während und nach der Offensive insgesamt 400 bis 800 Serben durch marodierende kroatische Truppen ums Leben. Bis 2002 waren nach Angaben des Hohen Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen rund 100.000 kroatische Serben zurückgekehrt.[22]"

Nichts ist für einen Gefangenen schlimmer, als zu unrecht verurteilt und bestraft zu werden. Die Schuldfrage im konkreten Fall hat ein Gericht, wie auch immer geklärt.
Dass das von einer Seite begangene Unrecht nicht das von der andern Seite begangene entschuldigt, dürfte auch klar sein.

Gruss
AlterNeuer
 

Wildhase

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Für einen objektiven Blick auf die Geschichte der gesamten Region, kann ich das Buch 'Minenfeld Balkan' von Ihlau/ Mayer empfehlen.

Darin werden auch die Zerfallskriege der 90er Jahre in einen Gesamtkontext über die Jahrhunderte hinein gestellt. Fand ich persönlich sehr interessant.

Ansonsten hoffe ich, dass der Nationalismus in Kroatien durch dieses Urteil keine Renaissance erfährt.

Grüsse Kate

Besten Dank für den Tip,

habe dieses Buch bestellt und in ein paar Tagen werde ich bestimmt etwas schlauer.

Ob objektiv werde ich sehen.
 
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Franto

Guest
@Alter Neuer.
Auch die Wiki vermeidet natürlich einige sehr wichtige Details, die erst ein objektiveres Bild ergeben: 1995 war eben der Rollback der serbischen bzw. serbokroatischen Gewaltmaßnahmen und Vertreibung der kroatischen Bevölkerung zwischen 1991 und 1995 aus jenem Drittel des Staatsgebietes von Kroatien, das sie "erobert" und besetzt gehalten hatten. Verschwiegen wird gerne bei den "Schuldzuweisungen", dass die Führung der serbischen Kroaten, Babic & Co im August 1995 nach dem Beginn der Operation Oluj aufriefen, nach Serbien bzw. dem "serbischen" Bosnien zu flüchen. Weil mit Hilfe der "unbesiegbaren" Jugoslawischen Volksarmee würde bald das Gebiet der Krajina wieder (zurück) erobert werden. Im Fernsehen, auch in DE und AT konnte man die langen Kolonnen von diesen serbischen Flüchtlingen sehen, die mit Lastkraftwagen, Personenwagen und Traktorgespannen durch kroatisches Gebiet, etwa Sisak ist mir in Erinnerung, unbehelligt südwärts zogen.

Dass es während und kurz nach der Rückeroberung der "serbischen" Krajina auch zu Verbrechen gegen verbliebene serbische Bewohner und Vandalenakte gekommen war, ist unstreitig. Aber das waren individuelle Einzelfälle und keine angeordneten "Säuberungen" und Massaker. In den seit 1994 neu aufgestellten kroatischen Verbänden waren milizartige Einheiten mit den nach 1991 Vertriebenen eingegliedert - schon aus Gründen der Ortskunde! Wer sich mit "Krieg" beschäftigt hatte vermag sich vorzustellen, wie diese Leute reagiert haben, wenn sie in ihre von den "serbischen Nachbarn" gespengten Häuser, geplünderten Werkstätten zurück kamen. Disziplinarische Gewalt der Führung her oder hin: Bürgerkriege allen Ortens zeichnen sich stets durch besondere individuelle Gewaltakte aus und nicht Lektüre der Haager Landkriegsordnung von 1907.
 

Christl

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Protest in Serbien gegen Freispruch
Aus Wut über den Freispruch für die kroatischen Ex-Generäle Ante Gotovina und Mladen Markac vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal haben serbische Nationalisten in Belgrad eine Kroatien-Flagge verbrannt.

Mehrere hundert Menschen folgten gestern dem Aufruf der ultranationalistischen Serbischen Radikalen Partei zu einer Protestkundgebung vor dem Präsidentenpalast in der serbischen Hauptstadt.

Rücknahme des Aufnahmeantrages gefordert
Sie forderten die Regierung auf, den Aufnahmeantrag an die Europäische Union zurückzunehmen und die Zusammenarbeit mit dem UN-Tribunal für Ex-Jugoslawien in Den Haag vollkommen einzustellen.

Zum Abschluss der knapp einstündigen Demonstration verbrannten einige Teilnehmer eine kroatische Flagge. Vor der EU-Vertretung in Belgrad versammelten sich zudem etwa hundert Anhänger der nationalistischen Bewegung Dveri. "Verdammt seien die, die immer noch für die EU sind", stand auf Transparenten der Demonstranten zu lesen.

Kooperation mit Den Haag reduzieren
Der serbische Staatschef Tomislav Nikolić nannte das Urteil eine "skandalöse politische Entscheidung". Der für die Zusammenarbeit mit dem UN-Kriegsverbrechertribunal zuständige serbische Minister Rasim Ljajić kündigte an, seine Regierung werde die Zusammenarbeit mit dem Gericht "auf ein technisches Niveau reduzieren". Von dem Tribunal angeforderte Dokumente würden damit nicht mehr bereitgestellt

Quelle: ORF Volksgruppen
 
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