hallo,
was die Jagd auf Singvögel anbelangt, habe ich vor zweieinhalb Jahren diesbezüglich Erfahrungen auf der italienischen Insel Ischia sammeln können.
Ein "Hobby" der Einheimischen möchte ich euch hier vorstellen von dem sicherlich viele zwar wissen sich jedoch nicht näher damit befasst haben. Es beginnt mit mehr oder weniger lautem krachen vor der Morgendämmerung und dauert etwa zwei Stunden an. Am frühen Abend dann wieder das gleiche bis etwa eine Stunde nach Einbruch der Dunkelheit. Am Wochenende vervielfacht sich diese Knallerei. Es geht um die Jagd auf Vögel die fast jeder ischitaner mit Hilfe der hauseigenen Schrotflinte zelebriert. Die ist zwar mittlerweile reglementiert aber was bedeutet, daß schon die Flinte im Haushalt von einer Generation auf die nächste übergeht.
Auch sind logischerweise bestimmte Vogelarten geschützt. Mit einer Schrotflinte trifft auch jeder noch so ungeübte Schütze. Erstaunlich wie gut die Einheimischen diese Vogelarten bei Dunkelheit erkennen können und nur auf erlaubte Vögel zielen. Die erlegten "Broiler" landen dann in der Pfanne und sollen von den Einheimischen auch recht schmackhaft zubereitet werden. Das ganze hat Nebenerscheinungen die mir erst nach ein paar Tagen Aufenthalt aufgefallen sind. Bei meiner mehrstündigen Wanderung auf den höchsten Berg der Insel, den Epomeo habe ich weder einen Vogel gehört noch einen zu Gesicht bekommen. Selbst in den ausgedehnten Maroni Wäldern war kein Piepmatz zu hören.
Anders jagdbares Wild wie Wildschweine oder Kaninchen gibt es schon seit Jahrhunderten nicht mehr auf der Insel. Dafür liegen überall Patronenhülsen rum die jedoch weniger stören als mancherorts achtlos vor länger Zeit weggeworfener Müll. Ich will dies nicht anprangern, gehört dieses "Brauchtum" doch zur Insel wie der Stierkampf zu Spanien oder das "fensterln" zu Bayern. Andere Länder - andere Sitten!
Es ist scheinbar so, dass das Verspeisen der Vögel eine Art Statussymbol wie das Essen von Austern oder Kaviar ist. Ich glaube, dass es auch um das Schiessen an sich geht. Vielleicht ist es eine Art von Freiheit, so wie bei den Amis, die auf dem eigenen Grundstück und auf freier Flur schießen wie sie wollen.
In Frankreich ist die Jagd ja auch seit der Revolution ein Jedermannsrecht welches keine Regierung reglementieren will auch wenn beispielsweise bei der Wildschwein Jagd auf Korsika in jedem Jahr Opfer zu beklagen sind. Man stelle sich das ein mal bei uns vor. Undenkbar auch vor dem Hintergrund, dass ein Schießeisen meiner Meinung nach eh nur in die Hände von wenigen mit einem echten Bedürfnis gehört wie es unsere Waffengesetze sicherlich ganz gut regeln.
Auf den Speisekarten der regionalen Gaststätten in Süditalien konnte ich im übrigen bisher das Gericht "Piepmatz oder Hansi" noch nicht finden. Gegessen wird die Beute wohl im Familienkreis. Die jüngeren haben ja auch bessere Augen als wir und können so die Knöchelchen aussortieren oder dank besserer Zähne auch zermahlen. Meines ist es jedenfalls nicht.
In Norditalien ist mir bisher die Vogeljagd nicht aufgefallen. Scheinbar ist das schon eher ein Hobby der Süditaliener. Istrien ist da zwar meiner Meinung nach nicht der nächste Weg, aber was tut man nicht alles für sein Hobby.
grüsse
jürgen