Wahl: Kroatische Pressestimmen
Kommentatoren erwarten von der bei der Parlamentswahl am gestrigen Sonntag siegreichen linksgerichteten Oppositionskoalition "Kukuriku" in Kroatien Reformen.
"Večernji list" (Zagreb): "Die Bürger Kroatiens haben gestern die erste Regierung gewählt, die in den ersten 100 Tagen keine Schonfrist haben wird, in der sie sich konsolidieren kann und beginnen kann, Entscheidungen zu treffen."
Večernji list: schnelle Entscheidungen
"Sie wird sie gleich treffen müssen, nachdem sich das Parlament konstituiert hat und die Regierung bestätigt wird.
Die Bürger erwarten schnelle Entscheidungen, die Kroatien vor einer wirtschaftlichen Katastrophe bewahren sollen, durch die einige Länder im Umfeld schon gehen.
Sie erwarten Reformen und Änderungen, die die verschiedenen Regierungsgarnituren versprochen, aber nie eingelöst hatten."
Jutarnji list: Linke an der Macht - Ausnahme
"Nachdem die "Kukuriku"-Koalition bei den Parlamentswahlen überzeugend gewonnen hat, ist Kroatien mit Norwegen, Dänemark und höchstwahrscheinlich Slowenien einer der wenigen Staaten in Europa, in der die Linke an der Macht ist.
Während rechte, konservative Parteien an der Macht sind, bevorzugen sie reichere und höhere Gesellschaftsschichten, sie sichern ihnen diverse steuerliche, fiskale und geschäftliche Vorteile, die Last dafür aber wälzen sie auf den Rücken der Arbeiter, die mittleren und unteren Gesellschaftsschichten ab.
"HDZ hat finanzielle Steppe hinterlassen"
Das Ergebnis einer solchen Politik ist ungerecht und nicht regelmäßig verteiltes nationales Reichtum, was gesellschaftliche Spaltungen, Spannungen und Konflikte auslöst.
Die HDZ (Kroatische demokratische Gemeinschaft) hat nie so eine für Rechte charakteristische Politik geführt. HDZ hat hinter sich eine finanzielle und wirtschaftliche Steppe hinterlassen und die SDP vor eine politische und wirtschaftlich unmögliche Situation gestellt."
Vjesnik: Bürger erwarten Aufschwung
"Kroatien beginnt ab Montag einen neuen Abschnitt, mit neuen Herausforderungen, von deren Entscheidungen die kommenden Generationen abhängen. Die Bürger, müde von der langen Rezession, dem wirtschaftlichem Rückschritt und der Krise, erwarten einen neuen Aufschwung, Optimismus, Energie, die einen Ruck zum Besseren hin sichern sollen.
Kroatien wird ab Montag nicht nach links abbiegen, noch wird das rechte Kroatien bedroht sein. Die neue kroatische Regierung erwartet, mehr als irgendwelche ideologischen Aufteilungen nach links oder rechts, die Schaffung einer neuen Energie, die so dringend notwendig ist für ein aufrechtes Kroatien."
Poslovni dnevnik: Keine Schonfrist
"Die neue Regierung ist sich hoffentlich dessen bewusst, dass sie nicht den Luxus einer Schonfrist von 100 Tagen hat und dass die Wirtschaftskrise so tief ist, dass sie sofort die ersten Handlungen setzen muss. Die internationalen Finanzmärkte haben ihre Entscheidungen über die Verschlechterung des kroatischen Kreditratings schon vorbereitet.
Die neue, linke, Regierungskoalition angeführt von der SDP wird in kürzester Zeit ausländische Investoren von dem tatsächlichen Machtwechsel und Änderung des Verhaltens in Kroatien überzeugen müssen. Es ist Zeit, dass Kroatien aufhört, mehr auszugeben als es verdienen kann, es ist Zeit, dass der öffentliche Apparat in den Rahmen gebracht wird, den sich Kroatien auch leisten kann, aber was noch wichtiger ist, ist, dass sich Kroatien wirtschaftlich bewegt."
Novi list: Seele nicht an Monopole verkaufen
"Kukuriku erwartet ein langer, mühsamer Weg, voller Versuchungen. Probleme gibt es viele, die Erwartungen der Bürger sind groß, und die Arbeit für die neue Regierung zu anspruchsvoll, dass sie mit dem Vertrauen, das sie bekommen haben, spielen könnten. Das ist ein Wahlsieg, der verbindlich ist. Zoran Milanović und sein Team wird keine 100 Tage Schonfrist haben. Sie müssen sofort zeigen, was sie drauf haben.
Zweitens, da wir in Zeiten leben, in der alle Konzerne, in- und ausländische, mehr oder weniger mächtig, einen Willen zeigen, die Politik zu kontrollieren, legt Kukuriku noch eine Prüfung ab. Wenn die Zeit der Entscheidungen kommt, wenn Gesetze entschieden werden, würden die Bürger gerne glauben, dass die neue Regierung sich an den "Vertrag mit den Wählern/Bürgern" halten wird, den kleinen Leuten und Unternehmern, die noch immer an einen freien Markt glauben, und (Kukuriku) ihre Seele nicht an Monopole und Kartelle verkaufen wird."
Quelle ORF news