Hallo Freunde!
Wäre ich nicht zu faul, suchte ich hier im Thread meine etwa vor zwei, drei Jahren zurück geschriebenen Beiträge heraus. Ich war, hier für Etliche ganz unkorrekt, aus sehr guten Gründen immer skeptisch was die EU-phorie in (betone: in) Kroatien angeht. Diese wurde von der vorangegangenen Regierung und auch der derzeitigen - damals Opposition - als Wundermittel zur Heilung der bestehendsen internen wirtschaftlichen und strukturellen Probleme hoch gejubelt.
Ich war ja nicht allein, der vor allem die stark wachsende (betone: wachsende) Auslandsverschuldung sehr problematisch fand und findet die nicht vorwiegend durch Sachinvestitionen zwecks Verbesserung der Produktivität und Exportfähigkeit benutzt bzw. verursacht wurde, sondern in den Finanz- und Handelssektor und im Wege der Staatsverschuldung zur Finanzierung des Staatshaushaltes floss.
Natürlich waren alle Regierungen und sind sie heute noch stärker mit einem unproduktiven Staatsapparat von den Gemeinden über die Regionen bis in die Zentralverwaltungen belastet, der verdammt anfällig für politische Klientelwirtschaft bis zu blanker Korruption ist.
Was nun die so genannten "Privatisierungen" betrifft: Tatsächlich war man hier in Kroatien durchaus aufgeschlossener als etwa im "Musterland" Slowenien. Nur erfolgte dies, mit Ausnahme im Tourismus - siehe etwa den ganzen Valamar-Komplex! - teilweise auf eine sehr intransparente Art. Dass, wie im Vorjahr geschehen, Jahre später aus politischen Motiven eine "Neuinterpretation" dessen erfolgte, welche Grundstücke mit den Hotel- und Campingkomplexen an die neuen Investoren verkauft wurden schafft nicht sonderliches Vertrauen. Im übrigen war schon die Privatisierung des Baues der istrianischen Y-Autobahn ein durchaus mutiger Schritt. Private Investoren sind auch weniger anfällig für politische Klientelwünsche und eine "soziale", sprich:unwirtschaftliche, Preisgestaltung als parteipolitisch dominierte "öffentliche" Betriebe. Wo die Verluste in den immer mehr durch Verschuldung aufgeblöhten Staatshaushalten zu versickern pflegen. Bis eben...
In der industriellen Produktion, die als Träger vor allem für den Export wichtig ist und wäre gab und gibt es eben das Produktivitätsproblem bis hin zu den schwer defizitären Werften - Ausnahme Uljanik Pula; dazu noch zusätzlich sehr militante Gewerkschaften, die nochmals ein Investments uninteressant machen sowie häufig windige Projektemacher anziehen.
Mir ist kein Produkt oder Standort präsent, wo Kroatien nicht im Standort-Wettbewerb mit so gut wie allen heutigen EU-Ländern läge. Beispiel: Jüngst las ich, dass nunmehr das einst große Rohrwerk in Sisak dicht gemacht wurde bzw. wird. Technisch schon veraltet und daher am ("bösen") Markt nicht mehr konkurrenzfähig. (Ich war vor drei Jahrzehnten dort zu einer Betriebsbesichtigung).
Die kroatische Regierungen, gleich welcher politischen Zusammensetzung, sind wirklich nicht um ihren Job zu beneiden - umso mehr, als sich auch in der Bevölkerung nach dem Beitritt zur EU eine enorme Ernüchterung breit machen wird. Weil nicht soziale Milch und Honig und unbeschwert Euro-Milliarden fließen werden um das Versäumte in der Wirtschaft fortgesetzt zu finanzieren. Nachsatz: Es wird Zeit, dass endlich der weit überzogene Kuna-Kurs zum Euro den realen Verhältnissen angepasst wird.