Diejenigen, die den Ort kennen werden sagen, daß er häßlich ist und es sich nicht lohnt, dort hin zu fahren. Ich bin da etwas anderer Meinung. Obrovac spiegelt die jüngere Geschichte wider. Deshalb möchte ich euch ein paar Bilder von Obrovac zeigen. Sicherlich waren zwei Faktoren aus jüngster Vergangenheit für das heutige Aussehen von Obrovac verantwortlich.
Da ist zum einen die Entscheidung der Tito-Diktatur Ende der 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts, in der Region Bauxit abzubauen und Obrovac dafür umzugestalten. Hunderte Arbeiter wurden aus allen Teilen des damaligen Jugoslawien für neue Jobs in der Bergbauindustrie angeworben. Dazu wurden eilig ein paar Dutzend Wohnblocks in Obrovac hochgezogen, die teilweise heute noch von den Neubürgern bewohnt sind. 1970 wurde mit dem Bau des Industriekomplexes begonnen. 1978 begann die Förderung von Bauxit. Bereits 1981 war das Unternehmen Jadral pleite. Die Gutachten über die Werthaltigkeit des Erzes waren viel zu optimistisch. Vermutlich haben sich damals ein paar "Fachleute" eine goldene Nase zu Lasten der Bundesrepublik Jugoslawien verdient. Der Spaß kostete den Steuerzahler, aber wer hat damals schon Steuern bezahlt?, mehr als 100 Millionen DM.
Der zweite Faktor, der für das Ortsbild mit heute noch existierenden Ruinen verantwortlich ist, liegt im Bürgerkrieg Anfang der 90er Jahre begründet. Obrovac war damals zu zwei Dritteln von Serben bewohnt und geriet für ein paar Jahre unter die Kontrolle der Serbischen Republik Krajina. Die Serben vertrieben die Kroaten und zerstörten deren Wohnhäuser. Heute setzt sich die Bevölkerung zu zwei Dittteln aus Kroaten und einem Drittel aus Serben zusammen. Die Einwohnerzahl ist auf gut 4300 zurück gegangen.
Das Rathaus ist jedenfalls hervorragend instand gesetzt worden.
Davor erkennt man die Bronzestatue eines Kirchenmannes. Es handelt sich um diesen Kardinal, der zu Lebzeiten, aber auch nach seinem Tod nicht unumstritten war.
https://de.wikipedia.org/wiki/Alojzije_Stepinac
Auch gibt es heute noch eine orthodoxe Kirche im Ort. Die habe ich leider nicht ablichten können.
Aber schauen wir uns erst mal etwas in der Stadt selbst um.
Zu viele Häuser für zu wenige Einwohner.
Mitten drin auch immer wieder Ruinen.
Der Hauptplatz ist eigentlich recht nett. Parkplätze gibt es überall genug. Im Cafe links war der Cappucino gut wie fast überall im Lande. Dort und im Imbiß schräg gegenüber wo wir später etwas gegessen haben, sah man förmlich die Freude der Betreiber über uns Auswärtige als Kunden. Es hat mich dann selbst gefreut, daß unser Besuch und die paar Kuna, die wir dagelassen haben, ein wenig dazu beitrugen, daß der Ort überlebt.
Diese Treppe ist etwas Besonderes. Sie führt nach oben zu einer Sackgasse. Dort stehen rechts vor Jahrzehnten gebaute Wohnblocks für die neu zugezogenen Industriearbeiter.
Dieser Baum mitten in der Treppe ist für mich das Besondere. Wie alt der wohl ist?
Natürlich bin ich diese Treppe nach oben gegangen. Mein Ziel war die Ruine der Festung auf dem Hügel, wie man sie von unten erkennen kann.
Von dort oben hat man sicherlich einen guten Überblick über das Städtchen. Zuvor jedoch der Blick auf das andere Ufer von der Zufahrtsstraße nach Obrovac vom Novigradsko More her kommend.
Wer auf die Ruine steigen möchte, muß sich selbst einen Zugang suchen. Einen Weg oder Wegmarkierungen gibt es nicht. Einfach aufpassen, wohin man tritt und dann geht es schon. Der Ausblick lohnt sich in jedem Fall.
Wir schauen flußaufwärts. Ein Stück kann man tatsächlich noch mit dem Boot in diese Richtung fahren bevor Kaskaden die Weiterfahrt unmöglich machen.
Dann lenken wir den Blick auf die nördliche Flußseite. Es war wohl eng im Tal, so daß es sich anbot, die klassischen Plattenbauten mit möglichst vielen Geschossen auch hier zu errichten. So hatten die Menschen jedenfalls kurze Wege innerhalb der Stadt.
Im Vordergrund erkennt man am Turm die katholische Kirche in der Altstadt.
Die Berge im Hintergrund gehören zum Velebit.
Eine Brücke verbindet die beiden Ufer. Links davon sieht man einen Rohbau aus Beton. Das hätte mal ein Einkaufszentrum werden sollen. Aber was alles hätte hier nicht entstehen können, wenn der Bauxitabbau floriert hätte...
Schauen wir flußabwärts. Im Hintergrund sehen wir eine Abraumhalde vom Bauxitbergbau.
Die ebene Grasfläche rechts der Flußbiegung ist der örtliche Fußballplatz.
Bei den Schachtelhäusern links im Bild endet die Treppe und auch die Fahrstraße. Von dort aus muß man sich einen Zugang suchen, wenn man in die Ruine steigen möchte.
Es verkehren Ausflugsboote vom Novigradsko More aus bis Obrovac. Aber auch mit dem eigenen Boot dieser Größe ist die Fahrt hierher kein Problem.
Hier noch mal die Schachtelhäuser vor der Ruine der Festung des Fürsten Kurijakovic. Wer das war, entzieht sich meiner Kenntnis.
Es stellt sich die Frage ob Obrovac eine Zukunft hat? Ich meine ja. Dies deshalb, weil die Zrmanja für Naturfreunde immer weiter erschlossen wird. Obrovac ist das städtische Zentrum mit Tankstelle, Polizei, Post, kleinen Geschäften, Cafes und zumindest einem Imbiß. Verkehrstechnisch ist die Stadt schnell von der Adria, Zadar oder der Autobahn aus erreichbar. Gerade Rafting, Kanusport, Wandern oder Radfahren in der Region sind Dinge, die Individualtouristen hier schätzen.
Diese Einrichtung befindet sich nur wenige Kilometer flußaufwärts. Sie wird nach und nach ausgebaut und zieht immer mehr Touristen an.
https://www.adriaforum.com/kroatien/threads/ferien-am-oberlauf-der-zrmanja-inmitten-der-natur.83524/
Rund um die Kudin Most sind ein paar wunderschöne Wanderwege vorhanden.
https://www.adriaforum.com/kroatien/threads/die-kudin-most-an-der-krupa-in-norddalmatien.83900/
Sicherlich ist der Ausflugsverkehr mit Schiffen durch die Zrmanja Schlucht flußabwärts noch ausbaubar. Aus diesen Gründen glaube ich, daß es in Obrovac wenn auch langsam aufwärts gehen wird.
jürgen
Da ist zum einen die Entscheidung der Tito-Diktatur Ende der 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts, in der Region Bauxit abzubauen und Obrovac dafür umzugestalten. Hunderte Arbeiter wurden aus allen Teilen des damaligen Jugoslawien für neue Jobs in der Bergbauindustrie angeworben. Dazu wurden eilig ein paar Dutzend Wohnblocks in Obrovac hochgezogen, die teilweise heute noch von den Neubürgern bewohnt sind. 1970 wurde mit dem Bau des Industriekomplexes begonnen. 1978 begann die Förderung von Bauxit. Bereits 1981 war das Unternehmen Jadral pleite. Die Gutachten über die Werthaltigkeit des Erzes waren viel zu optimistisch. Vermutlich haben sich damals ein paar "Fachleute" eine goldene Nase zu Lasten der Bundesrepublik Jugoslawien verdient. Der Spaß kostete den Steuerzahler, aber wer hat damals schon Steuern bezahlt?, mehr als 100 Millionen DM.
Der zweite Faktor, der für das Ortsbild mit heute noch existierenden Ruinen verantwortlich ist, liegt im Bürgerkrieg Anfang der 90er Jahre begründet. Obrovac war damals zu zwei Dritteln von Serben bewohnt und geriet für ein paar Jahre unter die Kontrolle der Serbischen Republik Krajina. Die Serben vertrieben die Kroaten und zerstörten deren Wohnhäuser. Heute setzt sich die Bevölkerung zu zwei Dittteln aus Kroaten und einem Drittel aus Serben zusammen. Die Einwohnerzahl ist auf gut 4300 zurück gegangen.
Das Rathaus ist jedenfalls hervorragend instand gesetzt worden.
Davor erkennt man die Bronzestatue eines Kirchenmannes. Es handelt sich um diesen Kardinal, der zu Lebzeiten, aber auch nach seinem Tod nicht unumstritten war.
https://de.wikipedia.org/wiki/Alojzije_Stepinac
Auch gibt es heute noch eine orthodoxe Kirche im Ort. Die habe ich leider nicht ablichten können.
Aber schauen wir uns erst mal etwas in der Stadt selbst um.
Zu viele Häuser für zu wenige Einwohner.
Mitten drin auch immer wieder Ruinen.
Der Hauptplatz ist eigentlich recht nett. Parkplätze gibt es überall genug. Im Cafe links war der Cappucino gut wie fast überall im Lande. Dort und im Imbiß schräg gegenüber wo wir später etwas gegessen haben, sah man förmlich die Freude der Betreiber über uns Auswärtige als Kunden. Es hat mich dann selbst gefreut, daß unser Besuch und die paar Kuna, die wir dagelassen haben, ein wenig dazu beitrugen, daß der Ort überlebt.
Diese Treppe ist etwas Besonderes. Sie führt nach oben zu einer Sackgasse. Dort stehen rechts vor Jahrzehnten gebaute Wohnblocks für die neu zugezogenen Industriearbeiter.
Dieser Baum mitten in der Treppe ist für mich das Besondere. Wie alt der wohl ist?
Natürlich bin ich diese Treppe nach oben gegangen. Mein Ziel war die Ruine der Festung auf dem Hügel, wie man sie von unten erkennen kann.
Von dort oben hat man sicherlich einen guten Überblick über das Städtchen. Zuvor jedoch der Blick auf das andere Ufer von der Zufahrtsstraße nach Obrovac vom Novigradsko More her kommend.
Wer auf die Ruine steigen möchte, muß sich selbst einen Zugang suchen. Einen Weg oder Wegmarkierungen gibt es nicht. Einfach aufpassen, wohin man tritt und dann geht es schon. Der Ausblick lohnt sich in jedem Fall.
Wir schauen flußaufwärts. Ein Stück kann man tatsächlich noch mit dem Boot in diese Richtung fahren bevor Kaskaden die Weiterfahrt unmöglich machen.
Dann lenken wir den Blick auf die nördliche Flußseite. Es war wohl eng im Tal, so daß es sich anbot, die klassischen Plattenbauten mit möglichst vielen Geschossen auch hier zu errichten. So hatten die Menschen jedenfalls kurze Wege innerhalb der Stadt.
Im Vordergrund erkennt man am Turm die katholische Kirche in der Altstadt.
Die Berge im Hintergrund gehören zum Velebit.
Eine Brücke verbindet die beiden Ufer. Links davon sieht man einen Rohbau aus Beton. Das hätte mal ein Einkaufszentrum werden sollen. Aber was alles hätte hier nicht entstehen können, wenn der Bauxitabbau floriert hätte...
Schauen wir flußabwärts. Im Hintergrund sehen wir eine Abraumhalde vom Bauxitbergbau.
Die ebene Grasfläche rechts der Flußbiegung ist der örtliche Fußballplatz.
Bei den Schachtelhäusern links im Bild endet die Treppe und auch die Fahrstraße. Von dort aus muß man sich einen Zugang suchen, wenn man in die Ruine steigen möchte.
Es verkehren Ausflugsboote vom Novigradsko More aus bis Obrovac. Aber auch mit dem eigenen Boot dieser Größe ist die Fahrt hierher kein Problem.
Hier noch mal die Schachtelhäuser vor der Ruine der Festung des Fürsten Kurijakovic. Wer das war, entzieht sich meiner Kenntnis.
Es stellt sich die Frage ob Obrovac eine Zukunft hat? Ich meine ja. Dies deshalb, weil die Zrmanja für Naturfreunde immer weiter erschlossen wird. Obrovac ist das städtische Zentrum mit Tankstelle, Polizei, Post, kleinen Geschäften, Cafes und zumindest einem Imbiß. Verkehrstechnisch ist die Stadt schnell von der Adria, Zadar oder der Autobahn aus erreichbar. Gerade Rafting, Kanusport, Wandern oder Radfahren in der Region sind Dinge, die Individualtouristen hier schätzen.
Diese Einrichtung befindet sich nur wenige Kilometer flußaufwärts. Sie wird nach und nach ausgebaut und zieht immer mehr Touristen an.
https://www.adriaforum.com/kroatien/threads/ferien-am-oberlauf-der-zrmanja-inmitten-der-natur.83524/
Rund um die Kudin Most sind ein paar wunderschöne Wanderwege vorhanden.
https://www.adriaforum.com/kroatien/threads/die-kudin-most-an-der-krupa-in-norddalmatien.83900/
Sicherlich ist der Ausflugsverkehr mit Schiffen durch die Zrmanja Schlucht flußabwärts noch ausbaubar. Aus diesen Gründen glaube ich, daß es in Obrovac wenn auch langsam aufwärts gehen wird.
jürgen
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