"54, 74, 90, 2006"
Die Sportfreunde Stiller haben das Lied geschrieben, das jetzt überall in Berlin gesungen wird
"Lattenkracher", "Kopfballtore" und "Hackentricks" - davon singen die Sportfreunde Stiller in ihrem aktuellen Album "You have to win Zweikampf". Auf der Fanmeile mußten sie gestern nicht lange kämpfen, bis die Fußball-Fans am Brandenburger Tor jeden Refrain mitsangen und ihre schwarz-rot-goldenen Fahnen in der heißen Berliner Luft schwenkten. Zwei Stunden bevor die Klinsmann-Elf gegen Ecuador um den Gruppensieg spielte, hallten Bässe und verzerrter Gitarrensound der Rockgruppe von der Bühne in Richtung Olympiastadion. Für die Fußball-Fans war das 30minütige Konzert mehr als ein rockiges Warm-up in Dur und Moll.
Seit sechs Wochen sind die Sportfreunde mit ihrem Fußball-Hit "54, 74, 90, 2006" in den Charts. Nur Herbert Grönemeyer liegt mit seinem WM-Song "Zeit, daß sich was dreht" davor. Immer mehr Fans kaufen zu Trikot, Tröte und Kartoffelchips die passenden Rhythmen für ihr Fußball-Fest. Love Generation. Football's coming home. Schwarz und weiß. So heißen die Hits, die Jana Bussewitz während der WM Woche für Woche in die leergefegten Regale schiebt. Seit fünf Jahren arbeitet sie beim Media Markt in Charlottenburg. Über den Regalen flimmern die Spiele auf Bildschirmen live mit. Aus den Lautsprechern dröhnen die WM-Hits. Der Verkauf boomt. Am Montag kam eine Lieferung von Grönemeyers Single auf den Ladentresen. Am Mittwoch mußte Bussewitz schon wieder neue CDs nachbestellen. Auch Thomas Müller ist begeistert: "Hier ist eine Stimmung wie an Weihnachten", sagt der Bereichsleiter der Filiale. "Ob Rentner oder Schüler, alle kaufen die CDs."
Am Ende des Konzerts grölten auch alle auf der Fanmeile den Hit der Sportfreunde mit. "54, 74, 90, 2006".
Zwei Stunden nach ihrem Auftritt war die Band beim Sieg der Nationalelf live im Stadion dabei. Und vielleicht behalten sie ja recht: Nach den Jahren 1954, 1974, und 1990 könnte der Weltmeister erneut Deutschland heißen. Dann singen wir alle mit.
Aus der Berliner Morgenpost vom 21. Juni 2006