Zagreb verfügt über alles, was eine Metropole ausmacht

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JoJo40

Guest
Ein Bericht über Zagreb ...
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Zagreb (ddp). Hufeisen bringen Glück, heißt es. Und so sitzen die Liebespaare auf dem Grünen Hufeisen, wie der in U-Form angeordnete Gürtel aus sieben Plätzen mit Parks, Brunnen und Grünanlagen Zagrebs genannt wird. Die kroatische Hauptstadt präsentiert sich aber nicht nur grün vor einer Kulisse kaisergelber Paläste und Residenzen aus der Zeit, als Kroatien Teil der österreichisch-ungarischen Monarchie war, sondern auch westlich modern.
Wenngleich es die meisten Touristen an die begehrte kroatische Küste zieht, hat ein City-Break seinen eigenen Reiz. Zagreb verfügt über alles, was eine Metropole ausmacht: Geschichte, Sehenswürdigkeiten, Charme, Kunstsammlungen, Museen, Theater, Einkaufsstraßen mit Designermode, Discos und Kaffeehäusern, ja einer ganzen Kaffeemeile, und nicht zu vergessen das viele Grün.
Dabei ist Zagreb auch blau. Es sei die Farbe der Stadt, erklärt Dora Fila. Und wie auf Bestellung rumpelt eine blaue Straßenbahn um die Ecke. Selbst die Hydranten leuchten blau. Der Stolz auf die im Land gefertigte Straßenbahn, die Exportschlager werden soll, ist der jungen Kroatin anzumerken. Zur Zeit werde sie in Helsinki getestet. Für uns Besucher ist dagegen die Information viel interessanter, dass in der Nähe des Hauptplatzes zwei Stationen kostenlos gefahren werden dürfen. Das habe der Bürgermeister eingeführt, sagt Dora. Bald seien Wahlen, fügt sie hinzu.
Der Stadtname Zagreb ließe sich mit "hinter dem Berg" wiedergeben. Er könnte auch "Befestigungswall" bedeuten. Aber die Legende, die sich um den Quellbrunnen des einstigen Markt- und heutigen Hauptplatzes Ban Josip Jelacic rankt, ist romantischer. Danach habe ein durstiger Ban - etwa einem Markgrafen vergleichbar - ein an der Quelle stehendes Mädchen aufgefordert, ihm Wasser zu schöpfen. Schöpfen heißt "zagrabi".
Als um 1850 der Hauptplatz in der Unterstadt des historischen Stadtkerns entstand, wuchsen zwei rivalisierende mittelalterliche Siedlungen zusammen. Sie thronten jeweils auf einem Hügel vor den bewaldeten Hängen des Medvednica-Gebirges und machen heute die Oberstadt aus. Nur Straßennamen wie "Blutige Brücke" erinnern noch an den Grenzbach Medvescak, der zahlreiche Mühlen speiste. Eine 1888 errichtete Zahnradbahn, in blauer Farbe natürlich, verbindet den Stadtberg mit der Unterstadt in einer knappen Minute. Mit rund 60 Metern ist sie die kürzeste der Welt.
Die Bischofsstadt Kaptol auf dem Osthügel wurde 1094 vom ungarischen König Ladislaus gegründet. Ihr Dom mit den beiden weithin sichtbaren Türmen gilt als Wahrzeichen Zagrebs. Kirchenbesuche sind ein Teil der kroatischen Identität, meint Dora. Wiederum ein ungarischer König, Bela IV., erklärte 1242 das weltliche Gradec zur freien königlichen Reichsstadt. Er hatte hier vor den Horden Dschingis Khans Zuflucht gefunden. Ein Kanonenschuss, der seit 100 Jahren täglich um 12.00 Uhr vom Lotrscak-Turm die Stadt erschüttert, erinnert an diesen Tag. Bis dahin kündigte dort, wo der Blick auf Zagreb und Umgebung lohnt, die "Glocke der Diebe" an, dass die Stadttore geschlossen wurden. Erhalten blieb nur das Steinerne Tor. An seinem Madonnen-Altar suchen Gläubige Trost. Bei einem Stadtbrand war hier nur eine Madonnenfigur unversehrt geblieben. Am Abend begegnet man in der Oberstadt noch heute dem Laternenanzünder. Er ist gut zweieinhalb Stunden unterwegs, um in den 217 über drei Kilometer verstreuten Gaslaternen Licht zu entfachen.
Im Großraum von Zagreb leben eine knappe Million Menschen. Die meisten wohnen auf der anderen Seite der Save, im Neubauviertel, wo die Mieten erschwinglich sind. Alles scheint irgendwie entspannt, nicht so hektisch wie in anderen europäischen Hauptstädten. "Langsam, langsam. In Kroatien rennt man nicht", ruft Dora, als wir unseren Schritt beschleunigen, um zur Gruppe aufzuschließen, die am Hotel angekommen ist.
Das Regent Esplanade Hotel ist das wohl beste Haus in diesem "Klein-Wien" genannten, im 19. Jahrhundert angelegten Stadtteil. Es wurde einst für die Passagiere des Orient-Expresses gebaut. Der Zug hält schon lange nicht mehr auf dem benachbarten Bahnhof, der damals das südlichste Gebäude der Stadt war. Aber das Hotel erwartet nach wie vor und seit 2004 modernisiert und verschönt seine Gäste. Wer möchte nicht einmal wohnen wie Asta Nielsen, Josephine Baker, Orson Welles, Maria Callas, Leonid Breschnew oder Helmut Kohl, um nur einige der Persönlichkeiten aus Kultur und Politik zu nennen, die hier nächtigten? Vom Flughafen sind es nur 30 Minuten bis ins Herz Zagrebs, das seinen Besuchern einen herzlichen Empfang bereitet.
Und mit dem Herzen haben es die Kroaten. Einst von Klöstern als Lebkuchen gebacken, verlor es später seinen religiösen Charakter. Geblieben ist seine Symbolkraft für Zuneigung. Inzwischen sind die Herzen zwar nicht zu Stein, aber zu Holz "erstarrt" und finden sich in allen Souvenirständen: als Schlüsselanhänger und Kette oder zum Aufkleben, sogar verziert mit Spiegelchen. Wann und warum sie sich zum Markenzeichen entwickelten, weiß keiner so recht. Genervte Stadtführerinnen erfinden schnell mal eine Geschichte, wenn die Fragen nicht aufhören wollen. Nur eines ist sicher: Sie sind ein Stück der Herzlichkeit des kroatischen Volkes zum Mitnehmen - wie die dort erfundene Krawatte oder der Füllfederhalter.

HIER der LINK zur SEITE des Berichtes (freie Presse)
 
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perovuk

Guest
AW: Zagreb verfügt über alles, was eine Metropole ausmacht

Ein sehr schöner und umfassender Bericht. Ich war schon des öfteren in Zagreb, das besondere Flair dieser Stadt bezaubert immer wieder aufs neue, im steinernen Tor habe ich schon Kerzen angezündet und auch Mittags den Kanonenschuss gehört, bin mit der Straßenbahn gefahren und habe am Ban Jelačić Kaffee getrunken. Für mich hängen an dieser Stadt viele Erinnerungen, das letzte gemeinsame Foto mit meiner verstorbenen Frau enstand 2007 am Ban Jelačić Platz.
Grüße - Peter
 
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