Dort wo sich heute in Istrien das Cepicko Polje befindet, war bis zum 11.12.1932, genau 13 Uhr ein See mit einer Gesamtfläche von 8,6 Quadratkilometern.
Ein Adeliger namens Giuseppe Lazzarini aus Labin war es, der Benito Mussolini davon überzeugte, den See abzulassen um eine große neue landwirtschaftliche Nutzfläche zu gewinnen.
Bekanntlich fiel Istrien nach dem Ersten Weltkrieg an Italien. Bereits in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts wurden die vorhandenen Kohlezechen unter italienischer Führung enorm ausgebaut. Tausende Einwanderer vor allem aus dem armen Süden Italiens fanden in den Bergwerken und deren Zulieferbetrieben Arbeit. Auch der Ort Rasa wurde in zwei Jahren aus dem Boden gestampft. Der Duce besuchte den Ort und die Gegend am 7.8.1936.
http://www.adriaforum.com/kroatien/threads/istrien-der-kohlebergbau-in-rasa.77488/
Da bot es sich an, neue Felder zu erschließen. Bekanntlich sind die meisten Böden der Halbinsel Istrien überwiegend karg und wenig ertragreich.
Nicht nur im Mirnatal und im Rasatal erschlossen die Italiener durch Trockenlegung hunderte Hektar neues Kulturland, sondern auch der See war ein Hindernis für eine große landwirtschaftliche Nutzfläche.
http://www.adriaforum.com/kroatien/...erland-haben-die-italiener.81941/#post-859867
Zwei Jahre lang haben bis zu 260 Arbeiter einen 4550 Meter langen Tunnel gegraben um das Wasser in den Kanal von Plomin abfließen zu lassen. Zuvor hatte der See zwar viele Zuflüsse durch Bäche, aber keinen Abfluß zum Meer.
Wie so etwas funtioniert? Ganz einfach. Dort wo am Rande des Sees das Wasser abfliessen sollte, hat man einen Damm gebaut und diesen gesprengt, als der Kanal fertig war. Nach 26 Minuten floß das erste Wasser aus dem Tunnel in die Adria. Nach etwa zwei Tagen wurde das abfliessende Wasser weniger. Insgesamt waren sage und schreibe schätzungsweise 16 Millionen Kubikmeter Wasser aus dem See abgeflossen.
Auf dem Bild sieht man gut, daß Schienen für eine Schmalspurbahn im Tunnel verlegt wurden. So konnte das aus dem Felsen gesprengte Gestein schnell und effektiv abtransportiert werden.
Nachdem das Wasser weg war, ging die Arbeit erst los. Es mußten auf dem schlammigen Boden Entwässerungskanäle und Wirtschaftswege angelegt werden. Acht Monate nach dem Ablassen des Wassers konnten erstmals Fahrzeuge über den nun trockenen Seegrund fahren.
Erst im Sommer 1934 konnte der erste Mais angebaut werden. Nun ergab sich jedoch ein neues Problem. Die Ebene war dem manchmal sehr heftigen Wind ausgesetzt. Um diesen zumindest etwas zu verringern, wurden lange Alleen mit Pappeln gepflanzt. Die Italiener hatten damit ja schon jahrhundertelange Erfahrung bei der Entwässerung und Urbarmachung der Poebene.
Das Bild zeigt den Hauptentwässerungskanal zum Tunnel im September. Viel Wasser fließt anscheinend im Sommer nicht durch das neue Agrarland. Anhand der Dämme erkennt man jedoch, daß dies anscheinend nicht immer so ist.
Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges blieben die Italiener und bauten verschiedene Feldfrüchte auf den insgesamt 860 Hektar Neuland an. Ferner wurde Viehzucht betrieben. Nach dem Krieg vertrieben Titos Kommunisten die Italiener.
Nach der Unabhängigkeit Kroatiens wurde die Bio Adria d.o.o., ein Betrieb der Milch und Rindfleisch produziert, gegründet. Die 300 bis 400 Rinder dieses Betriebes benötigen eine Menge Futter. Dieses Unternehmen bewirtschaftet heute den Großteil der 860 Hektar. Teile des heute Cepicko Polje genannten Kulturlandes sind noch im Besitz von kleineren landwirtschaftlichen Betrieben.
Hier sehen wir den Abflußkanal, wo auch heute noch alles Wasser, welches in das Cepicko Polje fließt durch den Tunnel ins Meer geleitet wird.
andere Blickrichtung
Theoretisch könnte man hier viereinhalb Kilometer durch den Tunnel gehen und käme dann etwas oberhalb des Kohlekraftwerks in Plomin Luka heraus. Der befestigte Weg durch den Tunnel ist dazu da, daß auch heute noch der Tunnel gesäubert werden kann. Immer wieder kommt es vor, daß beispielsweise entwurzelte Bäume oder Sträucher in den Tunnel geschwemmt werden und dort hängen bleiben. Dann muß irgendjemand rein und den Stau auflösen...
In den Tunnel habe ich mich dann doch nicht hineingetraut. Oder sagen wir besser in Ermangelung einer guten Taschenlampe konnte ich nicht rein in den Tunnel.
Auf jeden Fall kommt aus dem Tunnel ein kalter Luftzug. Das habe ich gespürt, weil ich eine Treppe ganz nach unten zum Eingang laufen konnte. Man muß zwar das Gestrüpp etwas zur Seite biegen, aber man kann bis runter zum Kanal steigen.
Nicht weit entfernt vom Tunneleingang befindet sich dieses Haus wo ein Beauftragter von Hrvatske Vode wohnt und nach dem Rechten sieht.
Dieses Wehr ist unmittelbar daneben
Es ist kaum zu glauben, daß diese vielen Schotten gelegentlich geschlossen werden müssen um die Durchflußmenge durch den Tunnel zu regulieren. Ich nehme an, das Wassereinzugsgebiet ist ziemlich groß, so daß nicht nur das Wasser des im Frühjahr schmelzenden Schnees vom Ucka sondern auch bei ausgiebigen Regenfällen große Wassermengen durch das Polje fließen.
Der von mir eingezeichnete diagonale weiße Strich zeigt den ungefähren Verlauf des Tunnels unter einem Felsenhügel. Oben ist das südwestliche Ende des Cepicko Polje, benannt nach der kleinen Ortschaft Cepic zu erkennen. Unter sieht man das Kraftwerk und den natürlichen Plominkanal.
Ende von Teil 1 - Teil 2 des Berichts folgt im Anschluß.
jürgen
Ein Adeliger namens Giuseppe Lazzarini aus Labin war es, der Benito Mussolini davon überzeugte, den See abzulassen um eine große neue landwirtschaftliche Nutzfläche zu gewinnen.
Bekanntlich fiel Istrien nach dem Ersten Weltkrieg an Italien. Bereits in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts wurden die vorhandenen Kohlezechen unter italienischer Führung enorm ausgebaut. Tausende Einwanderer vor allem aus dem armen Süden Italiens fanden in den Bergwerken und deren Zulieferbetrieben Arbeit. Auch der Ort Rasa wurde in zwei Jahren aus dem Boden gestampft. Der Duce besuchte den Ort und die Gegend am 7.8.1936.
http://www.adriaforum.com/kroatien/threads/istrien-der-kohlebergbau-in-rasa.77488/
Da bot es sich an, neue Felder zu erschließen. Bekanntlich sind die meisten Böden der Halbinsel Istrien überwiegend karg und wenig ertragreich.
Nicht nur im Mirnatal und im Rasatal erschlossen die Italiener durch Trockenlegung hunderte Hektar neues Kulturland, sondern auch der See war ein Hindernis für eine große landwirtschaftliche Nutzfläche.
http://www.adriaforum.com/kroatien/...erland-haben-die-italiener.81941/#post-859867
Zwei Jahre lang haben bis zu 260 Arbeiter einen 4550 Meter langen Tunnel gegraben um das Wasser in den Kanal von Plomin abfließen zu lassen. Zuvor hatte der See zwar viele Zuflüsse durch Bäche, aber keinen Abfluß zum Meer.
Wie so etwas funtioniert? Ganz einfach. Dort wo am Rande des Sees das Wasser abfliessen sollte, hat man einen Damm gebaut und diesen gesprengt, als der Kanal fertig war. Nach 26 Minuten floß das erste Wasser aus dem Tunnel in die Adria. Nach etwa zwei Tagen wurde das abfliessende Wasser weniger. Insgesamt waren sage und schreibe schätzungsweise 16 Millionen Kubikmeter Wasser aus dem See abgeflossen.
Auf dem Bild sieht man gut, daß Schienen für eine Schmalspurbahn im Tunnel verlegt wurden. So konnte das aus dem Felsen gesprengte Gestein schnell und effektiv abtransportiert werden.
Nachdem das Wasser weg war, ging die Arbeit erst los. Es mußten auf dem schlammigen Boden Entwässerungskanäle und Wirtschaftswege angelegt werden. Acht Monate nach dem Ablassen des Wassers konnten erstmals Fahrzeuge über den nun trockenen Seegrund fahren.
Erst im Sommer 1934 konnte der erste Mais angebaut werden. Nun ergab sich jedoch ein neues Problem. Die Ebene war dem manchmal sehr heftigen Wind ausgesetzt. Um diesen zumindest etwas zu verringern, wurden lange Alleen mit Pappeln gepflanzt. Die Italiener hatten damit ja schon jahrhundertelange Erfahrung bei der Entwässerung und Urbarmachung der Poebene.
Das Bild zeigt den Hauptentwässerungskanal zum Tunnel im September. Viel Wasser fließt anscheinend im Sommer nicht durch das neue Agrarland. Anhand der Dämme erkennt man jedoch, daß dies anscheinend nicht immer so ist.
Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges blieben die Italiener und bauten verschiedene Feldfrüchte auf den insgesamt 860 Hektar Neuland an. Ferner wurde Viehzucht betrieben. Nach dem Krieg vertrieben Titos Kommunisten die Italiener.
Nach der Unabhängigkeit Kroatiens wurde die Bio Adria d.o.o., ein Betrieb der Milch und Rindfleisch produziert, gegründet. Die 300 bis 400 Rinder dieses Betriebes benötigen eine Menge Futter. Dieses Unternehmen bewirtschaftet heute den Großteil der 860 Hektar. Teile des heute Cepicko Polje genannten Kulturlandes sind noch im Besitz von kleineren landwirtschaftlichen Betrieben.
Hier sehen wir den Abflußkanal, wo auch heute noch alles Wasser, welches in das Cepicko Polje fließt durch den Tunnel ins Meer geleitet wird.
andere Blickrichtung
Theoretisch könnte man hier viereinhalb Kilometer durch den Tunnel gehen und käme dann etwas oberhalb des Kohlekraftwerks in Plomin Luka heraus. Der befestigte Weg durch den Tunnel ist dazu da, daß auch heute noch der Tunnel gesäubert werden kann. Immer wieder kommt es vor, daß beispielsweise entwurzelte Bäume oder Sträucher in den Tunnel geschwemmt werden und dort hängen bleiben. Dann muß irgendjemand rein und den Stau auflösen...
In den Tunnel habe ich mich dann doch nicht hineingetraut. Oder sagen wir besser in Ermangelung einer guten Taschenlampe konnte ich nicht rein in den Tunnel.
Auf jeden Fall kommt aus dem Tunnel ein kalter Luftzug. Das habe ich gespürt, weil ich eine Treppe ganz nach unten zum Eingang laufen konnte. Man muß zwar das Gestrüpp etwas zur Seite biegen, aber man kann bis runter zum Kanal steigen.
Nicht weit entfernt vom Tunneleingang befindet sich dieses Haus wo ein Beauftragter von Hrvatske Vode wohnt und nach dem Rechten sieht.
Dieses Wehr ist unmittelbar daneben
Es ist kaum zu glauben, daß diese vielen Schotten gelegentlich geschlossen werden müssen um die Durchflußmenge durch den Tunnel zu regulieren. Ich nehme an, das Wassereinzugsgebiet ist ziemlich groß, so daß nicht nur das Wasser des im Frühjahr schmelzenden Schnees vom Ucka sondern auch bei ausgiebigen Regenfällen große Wassermengen durch das Polje fließen.
Der von mir eingezeichnete diagonale weiße Strich zeigt den ungefähren Verlauf des Tunnels unter einem Felsenhügel. Oben ist das südwestliche Ende des Cepicko Polje, benannt nach der kleinen Ortschaft Cepic zu erkennen. Unter sieht man das Kraftwerk und den natürlichen Plominkanal.
Ende von Teil 1 - Teil 2 des Berichts folgt im Anschluß.
jürgen
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