Der Traum vom Boot

Mifle0371

Forum-Guide
Mitarbeiter
Registriert seit
9. Apr. 2008
Beiträge
2.604
Punkte
113
Ort
Chemnitz
Hallo Kroatienfans, :lol:

Seit 2003 bin ich in der Region Starigrad Paklenica im Urlaub. Was möchte man gern am Meer? Ein kleines Boot. Na klar.

2005 sollte es dann soweit sein. Der Sohn meiner Vermieterin, Zeljko, fuhr mit mir nach Starigrad und wir schauten uns ein Boot von vielleicht 4 m Länge an. Sah aus wie neu und gefiel uns gleich.
Ein kleiner Trailer war auch dabei, sodass wir das Boot die 100 Meter zum Strand hätten bugsieren können.
Der Preis von 2500 Kn war für uns auch in Ordnung.
Ein 4 PS Motor war schon vorhanden. Den hatte Zeljko mal gekauft.

In unserer Wohnung angekommen, erzählte Zeljko seiner Mutter ,Marija, von der Sache und die war ganz begeistert.

Am nächsten Tag kam Marija ganz aufgeregt zu uns und sagte, dass ihre Mutter in Slawonien gestorben sei. Ab nach Slawonien und erledigt hatte sich der Kauf des Bootes. :twisted:

Ich habe mir dann im Juni 2008 ein Schlauchboot gekauft mit kompletter Besegelung. Da musste natürlich der Bootsführerschein her. Im Dorf waren Bekannte und die haben dann die ganze Sache für mich organisiert.
Am 15.08 war der Lehrgang geplant.

Am Abend des 13.08. zogen dunkle Wolken auf und mein Bötchen schaukelte lustig auf den Wellen. Habe ich zumindest gedacht. Es war mit einer Leine an einem ca. 50 Kilo schweren Betonklotz, der im Meer lag, festgemacht und mit der zweiten Leine an der Leiter.
Der Wind blies immer mehr.

Auf einmal kam meine Tochter angerannt und rief, "Papa, Papa das Boot ... ".
Die Leine vom Betonklotz war ab und das Boot schlug gegen die Felsen.
Ach du Sch...
Ich runter, mit einem Arm an die Leiter geklammert und mit einem Bein das Boot weggedrückt.

Ein ordentliches Gewitter war auch noch im Anzug, aber das war noch weiter weg.
Mittlerweile waren die Wellen einen Meter hoch und der Nordwestwind
bließ kräftig...

Teil 2 folgt morgen

Tschüssi

Michael
 

eak

erfahrenes Mitglied
Registriert seit
3. Mai 2007
Beiträge
895
Punkte
18
Alter
66
Ort
Mecklenburg
Klingt wie "aus dem Leben gegriffen" :lol:

ich freue mich auf die Fortsetzung

eak
mit Schlauchboot aber ohne große "Abenteuer"
 

Mifle0371

Forum-Guide
Mitarbeiter
Registriert seit
9. Apr. 2008
Beiträge
2.604
Punkte
113
Ort
Chemnitz
Teil 2

Meine Tochter war auch unten an der Leiter und versuchte mir zu helfen. Dann kam meine Dame und die Sache wurde ganz verrückt. :oops:
Ich wollte ins Boot, um mich in die nahegelegene Bucht treiben zu lassen. Aber da hat sie zum Glück nicht mitgemacht. Ein Motor war ja auch dran, da hätte nichts schief gehen können. Habe ich zumindest in dem Moment gedacht. Leichtsinnig wäre es gewesen.

Da es laut zuging, kam noch Marija und fing auch noch an zu schimpfen. Sie wolle die Polizei holen und solche Sachen. Ich solle das Boot loslassen, mein Leben wäre wichtiger. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich meine Absicht aufgegeben, aber Ruhe kam nicht in die Sache. Ich hing immer noch an der Leiter. Irgendwie haben wir dann das Boot hochgezogen und festgebunden.

Am nächsten Morgen kam Marija gleich hoch und fing wieder an zu schimpfen.
Für mich war die Geschichte vorbei, aber für Marija nicht... :evil:

Am gleichen Tag haben wir das Boot in die Bucht gebracht und auch ordentlich festgemacht.

Abends rief Marija von unten, wo denn der Motor sei. Ich sagte ihr es.
Oh Mann und dann gings los.
Der Motor muss her, sie traue den Leuten nicht. Sie wolle niemand mehr als Gast hier haben. Nur noch ihre Ruhe wolle sie. Sie will auch kein Geld von uns, wir sollen fahren.

Wir haben uns dann beraten und sind am nächsten Tag abgereist. Marija war nicht da, sie hat sich wohl ein bisschen geschämt. Früh ist sie noch nie mit ihrem Auto weggefahren.

Die Gäste, die wir kennengelernt hatten, hat sie vorher schon regelrecht weggejagt. Unter anderem eine Ärztin aus Slawonien, die ihre Mutter die ganzen Jahre untersucht und versorgt hatte. Zeljko hat mal zu mir gesagt, das seine Mutter mit allen Leuten Probleme hat. Im Dorf hat sie zu niemandem Kontakt. Das war mir schon lange bekannt. Mit ihrer Schwiegermutter redet sie schon 14 Jahre nicht. Die wohnt auch im Dorf.

Es war also nur eine Frage der Zeit bis auch wir "dran" waren. Mit uns ist sie aber bis dahin immer normal umgegangen.

Einen Tag vor meinem Lehrgang sind wir dann gefahren. Das war Sonntag und am daraffolgenden Samstag wären wir eigentlich erst nach Hause. Meine Dame wollte nicht noch woanders hin. :cry:

Das war es also nach 6 Jahren bei Marija. 120 qm Wohnung, 40 qm Terasse, direkt am Meer und 28 € pro Tag für 3 Personen.

Das Boot habe ich dann in eine Garage bei unserem Restaurant gelegt und da liegt es heute noch. In der zweiten Oktoberhälfte hole ich es nach Hause.

Irgendjemand möchte nicht, das ich etwas mit Booten zu tun habe. Oder wie soll ich das anders deuten :?:

Tschüssi
Michael :lol:
 

eak

erfahrenes Mitglied
Registriert seit
3. Mai 2007
Beiträge
895
Punkte
18
Alter
66
Ort
Mecklenburg
Nicht jede Geschichte endet mit einen happy end :(
Es gibt aber genug freundliche Vermieter, so daß Ihr nicht auf diese hysterische Marija angewiesen seit :D
Ich habe aber nicht mitbekommen wo der Motor geblieben ist :?:

eak
 

Mifle0371

Forum-Guide
Mitarbeiter
Registriert seit
9. Apr. 2008
Beiträge
2.604
Punkte
113
Ort
Chemnitz
Hallo eak,

der Motor wurde abgebaut und Marija vor die Tür gestellt.

Nach so einer langen Zeit langts auch. Du musst Dir vorstellen das da niemand ist. Nebenan waren mal kurz Leute da und dann waren wir wieder allein. Dazu noch eine 17jährige Tochter...
Irgendwie wars genug. Ich habe das schon vor dem Drama gemerkt.

LG
Michael
 

tosca

erfahrenes Mitglied
Registriert seit
16. Juni 2006
Beiträge
5.876
Punkte
113
Ort
Südbaden
Hallo Michael,

gib nicht auf.... Es gibt (fast :wink: ) nichts Schöneres als mit dem Böötle die kroatische Küste entlangzuschippern - einfach ein Traum :p :p
Und du wirst auch sicher neue nette Vermieter finden - kannst ja Zlatko kontaktieren...

Wir hatten auch schon mal Pech mit unserem Schlauchi - bei Bora hat es das Boot unter den Steg gedrückt und an eine Kante geschlagen - Fazit: großes Loch in der Haut, Schrammen und Abschürfungen. Es war echt ein heftiger Sturm und wir standen am Steg und konnten so gar nichts tun, laufend wurde dann das kaputte Boot gegen den Steg geschlagen :cry: Zum Glück wurde Lenkrad und Schaltung nicht in Mitleidenschaft gezogen und wir hatten Flickzeug dabei, so daß der restliche Urlaub doch noch gerettet wurde :wink:

Das mit dem Motor hab ich allerdings auch nicht so recht verstanden???? Hast Du den von Marija ausgeborgt und die ist deswegen so ausgeflippt???
 

Mifle0371

Forum-Guide
Mitarbeiter
Registriert seit
9. Apr. 2008
Beiträge
2.604
Punkte
113
Ort
Chemnitz
Hallo Tosca,

hatte ich geschrieben. Der Motor gehört ihrem Sohn. Zeljko wohnt mit seinen 24 Jahren noch bei Marija und kann sich nicht durchsetzen gegen sie.
Klar, Zimmer gibt es genug. Aber sowas wie wirs bis jetzt hatten, muss man erstmal bekommen.
An dem Bootsführerschein bleibe ich dran, keine Frage.
Im übrigen hat Marija auch mal ein Boot mit Motor gehabt. Das hat der Bora mitgerissen und 500 Meter weiter ist es dann untergegangen. :x

Tschüssi
Michael :lol:
 
J

JoJo40

Guest
Ich denke, jeder, der öfter in Kroatien Boot fährt, hat solche oder ähnliche Situationen schon mal mitgemacht.

Ich habe mal mit Familie eine ganze Nacht bei Regen an der Küste gesessen, da wir wegen Sturm nicht mehr aufs Boot zurück kamen.

Wenn man dann sein Boot im Licht der Taschenlampe auf und ab schaukeln sieht und keinerlei Chance hat, etwas zu tun, wird einem schon anders.

In der gleichen Nacht sind in der Bucht ein österreichisches und italienisches Boot gesunken oder an Land zerschellt.

Zusammen hatten wir eine nur 500m vom Strand entfernte Gaststätte besucht und nicht mitbekommen wie sich das Wetter plötzlich änderte. Erst der plötzlich einsetzende Regen hat uns aufmerksam gemacht ...

Noch heute bin ich froh, einen überdimensionierten Anker mit langer Kette benutzt zu haben.

Unser kleines Schlauchboot, welches wir an Land befestigt hatten, ist nie wieder aufgetaucht ...

Ich denke, manchmal ist so ein Schock nicht schlecht, man bekommt Respekt vor der Natur, und Festmacher sowie Wetterbericht und Wetterbeobachtung bekommen einen höheren Stellenwert,

Also Michael, nicht entmutigen lassen --- Boot fahren macht viel zu viel Spaß um es aufzugeben ...

Aber Vorsicht ... es macht auch süchtig ....
 

Mifle0371

Forum-Guide
Mitarbeiter
Registriert seit
9. Apr. 2008
Beiträge
2.604
Punkte
113
Ort
Chemnitz
Hallo Jürgen,

hast vollkommen recht. Respekt vor der Natur ist wichtig. Man sagt zwar immer, aus Fehlern lernt man, aber mit einem Boot möchte man keine größeren Fehler machen.
Ich habe auch immer milde gelächelt, wenn ich dicke Seile an kleineren Booten gesehen habe.

LG
Michael :lol:
 

Hartmut

Administrator
Mitarbeiter
Registriert seit
1. Apr. 2004
Beiträge
7.242
Punkte
48
Danke für Deine Bootserlebnisse.

Es ist auch wichtig, dass es mal Beiträge gibt, die nicht nur die Schönheiten des Landes aufzeigen, sondern dem Leser auch bewusst machen, welche Gefahren drohen können.

Mein Traum ist immer noch einmal für ein paar Tage durch die norddalmatinischen Inseln zu schippern. Dabei Zeit haben und meine Chips mit viel Bildmaterial zu füllen.
Bis jetzt weiß ich jedoch nicht, ob ich für so etwas überhaupt seetauglich bin. Fähren bereiten keine Probleme, aber bei jedem Wetter in einer Nussschale?
 
R

riwerndrei

Guest
Zitat von Hartmut:
Bis jetzt weiß ich jedoch nicht, ob ich für so etwas überhaupt seetauglich bin. Fähren bereiten keine Probleme, aber bei jedem Wetter in einer Nussschale?

Hallo Hartmut,

......"bei jedem Wetter" natürlich nicht :!: :!: Verlässliche Wetterberichte
gibt es überall, Marina, Internet, Radio, Kapetaneria, usw.
Zur Not genügt auch ein Blick gen Himmel :lol: :lol: aber nur wenn man
nur ganz kurze Törns vor hat.

Leichtsinn ist kein Mut !!!
 
W

Wolfram

Guest
AW: Der Traum vom Boot

Ich habe auch immer milde gelächelt, wenn ich dicke Seile an kleineren Booten gesehen habe.

Hallo ihr Bootsfahrer,

auch wir haben unsere Erfahrungen sammeln müssen und zwischenzeitlich hat es schon Situationen gegeben, bei denen wir unser Boot nicht nur mit dicken, sondern sogar mit 2 Leinen gesichert haben.

Unser "1. Abenteuer" erlebten wir 1995 mit einer 4,60 m großen Nussschale, einer Adria 460. Wir waren damals von Mali Losinj durch die Privlaka nach Veli Losinj in die Rovenska gefahren, um bei unserem Freund Boro zu essen. Bei unserer Ankunft sagte uns Boro sofort, wir sollen uns nicht so lange aufhalten, da es Bora geben würde. Das taten wir dann auch, aber erst nach dem Essen. Ein Fehler - wie sich bald herausstellen sollte. Kurz nachdem wir die Rovenska verlassen hatten, befanden wir uns inmitten einer ausgewachsenen Bora. Für die Rückfahrt, die normalerweise ca. 20 min dauert, benötigten wir ca. 1 Std., da wir immer wieder gegen die Wellen kreuzen mußten. Darüber hinaus benötigten wir mehrere Versuche, wieder heil durch die Privlaka nach Mali Losinj hinein zu kommen.


Unser-3tes-Boot-06.jpg


"Unsere" Adria 460 (Foto gescannt)

Das letzte "Abenteuer" mit einem Boot hatten wir im Herbst 2007 bei unserer Heimfahrt von Veli Losinj nach Sukosan.

Da wir unser Boot zurück geben mussten, blieb uns nichts anderes über, als bei Jugo die Rückfahrt anzutreten. Aus dem Windschatten von Ilovik heraus bis zur Insel Silba hatten wir mit mächtigen Wellen zu kämpfen.
Die Fahrt war mehr als ungemütlich. Im unten gezeigten Bild kann man einigermaßen erahnen, wie stürmisch es war.

Urlaub-2007_324.jpg


Gruß
 
Top Bottom