Zunächst eine Frage: warum sehe ich diese Überschrift "Die beste Auswahl an Ferienwohnungen in Maut / Vignetten"? Ich wollte eigentlich nur über mein ENC-Abenteuer berichten, das hat aber nichts mit Ferienwohnungen zu tun. Also mein ENC-Abenteuer ist so verlaufen:
Ich hatte heuer im August an einem Donnerstag eine eher gemütliche Anreise zu einem Segeltörn, zwei Mitfahrerinnen im Auto und eine Zeitreserve. Schon einige Jahre hatte ich vorgehabt, mich mit ENC zu beschäftigen, weil es da einen Rabatt gibt, und bei einer Pause an der ersten Raststation in Kroatien bin ich zur Tat geschritten, obwohl ich keine Ahnung hatte, wie ENC geht. Ich habe angenommen, dass ich eine Plastikkarte kaufen kann mit einem Guthaben von 100,- € und mit der halt solange fahre, bis das weg ist. Also zur Kassa und eine ENC Karte verlangt.
Ob ich einen Bon will, hat die Kassierin gefragt. Naja, habe ich gedacht, wenn das mit Bon geht, von mir aus. Gab es in Kuna-Höhe, ich wählte 500 Kn. Und bekam einen Ausdruck auf Thermopapier, wie ein Kassazettel.
Was mache ich jetzt damit? habe ich gefragt. Das wüsste sie nicht, hat die Kassierin gemeint, aber sie vermutet, dass ich ein Gerät brauche, das in meinem Auto montiert wird. Ich witterte Unheil.
Zurückgeben geht aber nicht, sagte die nette Dame,
weil das wäre jetzt schon gebucht, und überhaupt wäre das eine ganz andere Autobahn, hier auf der Strecke Macelj-Zagreb gäbe es gar kein ENC und deshalb kennt sich auch Niemand damit aus. Punkt. Das war das erste Mal, dass ich mir um meinen Blutdruck Sorgen gemacht habe. Etwas lauter habe ich gefragt was ich denn jetzt machen soll? Am Ende der Mautstrecke, also bei der Mautstelle vor Zagreb, wäre auf der anderen Seite eine Holzhütte, dort würde Jemand von ENC sitzen, dort soll ich hingehen. Na gut, Weiterfahrt, Mautstelle vor Zagreb rechts angehalten, rübergelaufen, Tatsache, Holzhütte vorhanden.
Warum diese Holzhütte dort steht weiß ich bis heute nicht, aber wenigstens wurde mir dort erklärt:
Nein, den Bon kann ich nicht zurückgeben. Ja, ich brauche ein Gerät. Nein, das gibt es in dieser Hütte nicht, sondern bei der Mautstation Lucko nach Zagreb. Also gut, Weiterfahrt mit erhöhtem Tempo, Blutdruck und innerfahrzeuglicher Lautstärke. Bei der Mautstation Lucko gibt es rechts eine unauffällige Ausfahrt in ein Gelände mit einigen Betonbauten, Zufahrt nur auf einen Parkplatz, Einfahrt verboten. Die Damen im Auto beruhigt (
kann ja nicht lange dauern...) und bin zu Fuß den Betonblöcken zugestrebt. Erstes Büro,
ja, hier können Sie Bons kaufen. Nein, Ihren Bon können Sie nicht zurückgeben. Nein, das Gerät haben wir nicht, aber das gibt es im nächsten Büro. Na gut, nächstes Büro. Also, was ich vergessen habe: alles bisher besprochene ging nur auf kroatisch, weil englisch konnten die alle nicht. Und nachdem ich nur sehr wenig kroatisch spreche war ein hier wiedergegebener einfacher Satz oft gar nicht einfach zustande zu bringen oder zu verstehen, aber das nur nebenbei. Genervt also ins nächste Büro, dort hat es einmal
Bitte warten geheißen
. Ein frustrierter LKW-Fahrer hat sich auf kroatisch mit der Angestellten gestritten. Die Zeitreserve war längst aufgebraucht, als ich drangekommen bin,
ja, ich will ein Gerät kaufen. Zu den 500 Kuna für den Bon sind dafür 125 Kuna für das Gerät dazugekommen, das etwa so groß wie eine größere Zündholzschachtel ist. Und dann ist es mit den Fragen und Formularen losgegangen. Also ausfüllen hier und einsetzen da, vom Geburtsdatum über die Wohnadresse bis zur Passnummer, die habe ich erfunden, weil der Weg zum Auto und zurück wieder 20 Minuten verschlungen hätte. Endlich alles ausgefüllt, Gerät bezahlt, ein Haufen Zetteln gepackt und zum Auto gehirscht, wo meine Mitfahrerinnen zwischen Wut und Sorgen hin- und hergeschwankt sind.
Weil mir noch immer nicht klar gewesen ist wie das Ding funktioniert bin ich zur ENC-Durchfahrt, aber dort ausgestiegen und in das kleine Büro - ich wollte, dass mir ein Bediensteter der Autobahn das erklärt und für mich erledigt. Kaum war die Türe geschlossen ein unglaublich lauter durchdringender Sirenenton - hinter meinem Auto, das die Durchfahrt blockiert hat, war ein großer LKW dabei, meinen Wagen akustisch wegzublasen. Der Angestellte im Büro hat mich angewiesen, 20 Meter weiter rechts zu parken und wieder zu kommen, was ich getan habe, worauf er mich angeschrien hat das wären keine 20 Meter und ich solle noch weiter vorfahren, denn jetzt würde ich die rechte ENC-Spur blockieren.
Tief durchgeatmet, die Damen neuerlich beruhigt,
jetzt werden wir gleich weiterfahren können, und wieder in das kleine Büro.
Ob er mir den Bon auf das Gerät buchen kann, habe ich gefragt. Er war kooperativ und hat es fünf Minuten Lang versucht, aber es hat nicht funktioniert. Dann hat er gemeint, ich soll das doch bei der Ausfahrt von der Autobahn klären, mit den dortigen Beschäftigten. Und dabei hat er mir ein Ticket in die Hand gedrückt, das ich zwischen all die Zettel gesteckt habe und dann sind wir endlich weitergefahren. Lucko-Prgomet, was für eine erholsame Entspannung...der Blutdruck ist wieder gesunken, im Radio Klapa-Musik, na endlich. Der erste Meerblick und alle Unbillen waren vergessen.
Schließlich, kann ja nur eine Kleinigkeit sein, die ganzen Zetteln samt Gerät der Dame bei der Ausfahrt in die Hand gedrückt und sie soll doch bitte die Maut vom Gerät abbuchen.
Stirnrunzelnd hat sie sich alles durchgeschaut, ist aus ihrem Büro hinaus, hat die Türe abgeschlossen, und mich freundlich gebeten, den Wagen zurückzusetzen,
weil sie mir was erklären muss. Das alles auf Englisch , Gott sei Dank, sonst wäre ich wahrscheinlich explodiert. Dann alles auf der Motorhaube aufgebreitet, die Dame war offensichtlich nicht zum ersten Mal mit der Situation konfrontiert.
Also auf dem Bon ist ein Zahlencode. Der muss per sms an eine bestimmte Nummer geschickt werden. Dann muss ein sms zurückkommen mit der Nachricht, dass der Betrag aufgebucht worden ist. Gemeinsam gemacht, ich habe verstanden, ich war erlöst. Das sms ist zurück gekommen. Mit Bestätigung der erfolgreichen Aufbuchung. Was für ein Gefühl....
Meine Damen, es ist endlich gelungen, wir haben es geschafft, tut mir ja so leid, aber jetzt fahren wir wirklich ganz schnell weiter. Wenn Blicke töten könnten...die Damen haben offensichtlich den Zeitpunkt verflucht, an dem sie sich entschieden haben, in mein Auto zu steigen. Das Gerät hoch in die Luft gehalten (normal muss es neben den Rückspiegel geklebt sein) und forsch an den Schranken herangefahren, der Dame im Kabäuschen freundlich zugelächelt.
NICHTS. Der Schranken bleibt zu.
WAS IST JETZT SCHON WIEDER gebrüllt.
Wutentbrannt ausgestiegen, auf den Glaskobel zugestampft.
Nein, sie weiß nicht, warum das nicht funktioniert. Ja, sie kann das herausfinden. Ja, ich soll den Wagen zurücksetzen.
Die Dämmerung bricht an, die Dame im Glaskasten telefoniert.
Fortsetzung folgt.