Flaschenpfand in Kroatien

claus-juergen

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hallo miteinander,

langjährige Urlauber im Land wissen, was es in Kroatien mit dem Flaschenpfand auf sich hat. Ähnlich wie bei uns sind Einweg-Flaschen und -Dosen mit einem Pfand von 50 Lipa belegt. Anders aber als in Deutschland sind hiervon auch Wein- und Schnapsflaschen betroffen. Teilweise gilt dies auch für Milch- oder Joghurt-Flaschen aus PET. Manche Urlauber geben dieses Leergut in den Supermärkten zurück und mache werfen die Behältnisse einfach in den Müll. Hier kommen dann Einheimische zum Zug, die diese Mülleimer ausleeren und die Flaschen und Dosen zu den Sammelstellen der Supermärkte zurückbringen.

Lediglich Kaufland hat einen Rücknahmeautomaten. Alle anderen Supermärkte, einschließlich Lidl sammeln und sortieren dieses Leergut händisch. Ein gewaltiger Aufwand wie ich meine.

So schaut beispielsweise die Rücknahmestation bei Plodine in Medulin aus.


Pfandflaschen_2.jpg


Alle Behältnisse werden getrennt nach Material in großen Plastiksäcke verpackt und gelagert. Alle paar Tage kommt dann ein Kleinlaster und lädt mehr als hundert Säcke auf. Wohin das Zeug kommt und ob es einfach verbrannt oder verbuddelt wird, kann ich euch nicht sagen. Fakt ist, daß im Falle der Anwesenheit des Lkw die Annahme für mindestens eine dreiviertel Stunde unterbrochen ist. Da ist dann schon Geduld angesagt. Wer von den Urlaubern hat die jedoch in seiner Freizeit schon? Die Einheimischen, meist mit Dutzenden Flaschen und Dosen wartend, freuen sich über das Material, welches die ungeduldigten Urlauber dann einfach stehen lassen.

Pfandflaschen.jpg


Ob dieses ganze Procedere ökologisch sinnvoll ist, wage ich persönlich zu bezweifeln. Fakt ist jedenfalls, daß hier Arbeitsplätze geschaffen werden, genauso übrigen wie der bewaffnete Wachtposten vor jedem Postamt oder jeder Bankfiliale.

grüsse

jürgen
 

Sporting 505

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Hallo Jürgen,das mit dem Pfand haben wir bis heute nicht verstanden.Einmal wollten sie den Einkaufszettel sehen,ein anderes Mal waren die Flaschen aus einen anderen Laden.Tja wie nun,schlußendlich sind sie bei uns auch im Müll geladet.Entgegen unserem ökologischen Denken.Wenn wir länger auf einem CP.standen haben wir auch schon mal Kisten gekauft und wieder in den selben Laden zurückgebracht.Was mir aber immer mehr auffällt,es gibt kaum Glasflaschen z.b.für Mineralwasser.
Gut wenn es einem Einheimischen dann noch zu Gute kommt ,die die Flaschen einsammeln.
 
N

nihil-est

Guest
Mojen @claus-juergen ,

ja, Bilder welche man kennt.
Wir haben nicht all zu viele Pfandflaschen so wir in Kroatien weilen. Haben auch nur primär eine Einkaufsquelle, einen kleinen Ribola-Markt. Leere Flascherl beim betreten in den Kasten und entsprechend volle mitnehmen.

Ich persönlich jedoch bezweifele das es diese Arbeitsplätze noch lange geben wird. Dieses aktuelle Pfandsystem wird sich, ähnlich Kaufland, überholen. Hier wird der dt. Entsorgungsweg sich bald durchsetzen da sich LIDL, Aldi, real &Co ein goldenes Näslein mit verdienen. Das wird man sich auch in Kroatien nicht entgehen lassen.
Einige Supermärkte bieten ja schon Aktionen an, Preisnachlass auf Artikel so man Pfand im Laden abgibt.
Das Pfand hat einen Handelswert da eine recht hohe homogene Masse erzielbar ist. Die Plastikflascherl wandern bekanntlich ja gen China und sind Rohstoff für billige Bekleidung. Die erzielbaren Profite sind hoch bei geringen Kosten. Die Nachfrage besteht.
Vielleicht werden im 1. Anlauf ausgemusterte ältere dt. Rücknahmeautomaten aufgestellt, zumindest so sich da überhaupt eine Umrüstung lohnen würde.


Gruss


Gerd
 
N

nihil-est

Guest
Ok, vielleicht een bisserl vom Thema weg.
Trevira als Textil kennen doch bestimmt recht viele. Sportdress oder Jacken macht man draus.
Das ist nix anderes als PET vom Pfandflascherl letztlich.

Die aus den Pfandautomaten eingesammelte Ware geht vor Chinaverschiffung an eine Sortierfirma. Een paar Kilometer von mir beispielsweise. Hier een Artikel darüber, zwar uralt aber geändert hat sich nicht viel seitdem: http://www.ksta.de/region/neue-kleider-aus-alten-flaschen,15189102,13574984.html

Moderne Pfandautomaten sortieren übrigens wunderbar die Materialien. Glas, Metall und Plastik. Plastik übrigens wird unterdessen immer auch vorgepresst. Metall oft ebenso.
Durch Pressfunktion erzielt man natürlich ein geringeres Volumen ( Jürgen´s Laster könnte das 10fache so an Ladung transportieren zur Verdeutlichung )


Gruss in die Runde
 

claus-juergen

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hallo Gerd,

im großen und ganzen hast du recht. Im Gegensatz zum Inhalt des Gelben Sacks wo uns ja auch eine ökologisch sinnvolle Verwertung vorgegaukelt wird, obwohl ein nicht unerheblicher Teil thermisch verwertet also verbrannt wird, schaut die Sache tatsächlich bei den Pfandautomaten anders aus. Vorwiegend bestehen die Plastikflaschen in Kroatien wie auch in Deutschland aus PET bzw. PE, weil an die Flaschenverschlüsse andere Anforderungen als an die Flaschen selbst gestellt werden. Wenn diese beiden Kunststoffe sortenrein getrennt sind was der Automat sekundenschnell macht, wird aus dem kostenträchtigen Abfall ein Wertstoff, der sich für unterschiedliche neue Produkte verwenden lässt. China machts tatsächlich möglich.

Wer genau aufpasst, wird feststellen, daß bei den Rücknahmestellen in Kroatien auch tatsächlich die Verschlüsse abgeschraubt werden.

Ich bin auch deiner Meinung, daß die händische Entgegennahme des Leerguts sicherlich schon in wenigen Jahren auch in Kroatien der Vergangenheit angehört. Die alte Automatengeneration werden Lidl und Co dann zu einem neuen Leben in Kroatien erwecken und dann ist das Land entgültig in den weltweiten Kreislauf der Rohstoffe auch auf diesem Gebiet eingebunden.

Gut finde ich persönlich an diesem kroatischen System die Pfandpflicht für Wein- oder Schnapsflaschen. Unsere Glascontainer in Deutschland sind voll von diesen Flaschen. Wenn wir beispielsweise beim Discounter einen Billigwein oder die neumodischen Mischgetränke aus Industriealkohol, Farbe und Aromastoffen, die so tolle Namen wie Hugo, Prosecco, Aperol Spritz oder sonstige exotische Drinks in Glasflaschen kaufen, dann ist der Wert der Flasche meist höher als der des Inhalts. Glas herzustellen und zu recyclen ist enorm energieaufwändig. Sicherlich wandert das meiste in Deutschland in die Container, in Kroatien hingegen in den allgemeinen Müll.

Im übrigen ist es meines Erachtens fast eine Zumutung für die in den Rücknahmestellen Beschäftigten, diese Arbeit im Hochsommer auszuüben. Da stinkt es teilweise bestialisch. Fliegen, Wespen und sonstiges Ungeziefer setzt den Arbeitern außerdem noch zu. Nur was machen diese Menschen wenn auch deren Arbeitsplätze wegrationalisiert werden...

grüsse

jürgen
 
D

diavolo rosso

Guest
Ich habe mit Erstaunen gesehen, wieviele Urlauber sich da in der Hochsaison mit ein paar Flaschen in die Warteschlange eingereiht haben. Und nachher beim Einkauf wieder....

Ich persönlich habe meine Flaschen gerne denen gegeben, die damit Ihren Lebensunterhalt ein klein wenig aufbessern konnten. Die Flaschen sackweise per Fahrrad eingesammelt hatten und dann mit "Riesengepäck" zu den Discounter-Sammelstellen geradelt sind.

Hallo Ute Sporting:
wenn man eine Leergut-Kiste zurückgeben will, benötigt man den Einkaufszettel der entsprechenden Verkaufsstelle.

liebe Grüße
vom Roten Teufel
 
N

nihil-est

Guest
Mojen Jürgen,

Du fragst nach den Job´s. Tja, die wird es nicht mehr geben. Solange wir über Marktwirtschaft reden kann es eben nicht viele Jobs geben wo ich 3 Währungseinheiten reinstecken muss um 1 Währungseinheit zu erwirtschaften. ( In D ist just die 200 Jahre alte Firma Steinbach mit 120 Leut´s wegen Mindestlohn insolvent, grosser Nussknackerhersteller ).
Bei den grossen Firmen ist es marktwirtschaftlich ja noch anders - da erwartet man pro reingesteckte Währungseinheit über 10 derer zurück oder schliesst/verkauft den Teilbereich.

Lange Rede - kurzer Sinn - die Job´s sind dahin

In der kroatischen Entsorgungsbranche wird es weitergehen. Kroatienurlauber kennen ja nicht minder folgendes Entsorgungssystem
Müll.jpg
Als an sich überstudierte Mülltrennerweltmeister schüttelt man ja doch den Kopf bei dem Anblick. ( Photo extra nach Leerung )

Auch hier wird, Pardon und muss, sich in Kroatien etwas ändern. Zeigt jedoch auch es kann besser werden mit sogar weniger Jobs.

Es wird sich immer um´s liebe Geld drehen. Klar, aktuell ist dies in Kroatien nicht unbedingt durchsetzbar. Kaum ein normaler Haushalt könnte für einen 30L-Mülleimer weit über 200€ ( wie hier ) zahlen um ein sinnvolles Entsorgungssystem auch aufrecht zu halten.

Egal ob nun Pfandflaschenentsorgung oder Müllentsorgung, es wird wenige verbleibende Jobs geben. Diese aber besser bezahlt wie auch in besserem Arbeitsumfeld stattfindend.

--
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Noch kurz een kleener Abstecher zu den Pfandflascherl am Container von Krista.
Klar, machen wir an sich ja auch. Betrifft aber letztlich nur den Überhang am Abreisetag.

Pfandflascherl werden nicht nur in Kroatien gesammelt - auch hier in D. Pfandringe beispielsweise etablieren sich langsam. Also ein Ring mit Stellfläche welcher um Laternen etc gebunden wird. Auch in D gibt es Pfandflaschensammler welche sich een paar Euro nebenher verdienen müssen.


Gruss in die Runde
 

Suncokret

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Diese Pfandringgeschichte hab' ich auch mal gelesen. Ist 'ne interessante Idee, aber:
"Vogel hat sich auch mit Leuten vom Sozialdienst zusammengesetzt, die jeden Tag mit Flaschensammlern zu tun haben. "Die sind gar nicht so begeistert von der Idee", sagt er. "Die fürchten sich vor neuer Konkurrenz." Der Wettbewerb unter den Sammlern habe in der Vergangenheit ohnehin zugenommen, so sei sein Eindruck.

Wenn die Flaschen nun nicht mehr im Mülleimer landen würden, dann fühlten sich plötzlich ganz andere Gruppen angesprochen, solche, die es nicht nötig haben, aber schnell ein paar Cent mitnehmen wollen. "Der Mülleimer hat für viele Sammler auch eine Schutzfunktion", sagt Vogel. Und die Würde?"
mehr: http://www.sueddeutsche.de/leben/pfandring-an-muelleimern-ein-ring-dreht-kreise-1.2357206
 

claus-juergen

Globaler Moderator
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Landkreis Augsburg und Liznjan/Istrien
...Es wird sich immer um´s liebe Geld drehen. Klar, aktuell ist dies in Kroatien nicht unbedingt durchsetzbar. Kaum ein normaler Haushalt könnte für einen 30L-Mülleimer weit über 200€ ( wie hier ) zahlen um ein sinnvolles Entsorgungssystem auch aufrecht zu halten.

Egal ob nun Pfandflaschenentsorgung oder Müllentsorgung, es wird wenige verbleibende Jobs geben. Diese aber besser bezahlt wie auch in besserem Arbeitsumfeld stattfindend...

hallo Gerd,

Du hast recht. Das Pfandflaschensystem darf nicht unabhängig vom Müllproblem an sich gesehen werden. Mittlerweile gibt es ja einen europaweiten Mülltourismus. Nach wie vor karren die Italiener vom Hausmüll bis zum Sondermüll im Jahr so viel nach Deutschland zur Verwertung oder Deponie, daß wir daraus zwischen einer und zwei Milliarden Euro (!) erlösen. Dies einfach deshalb, weil dort die Müllverbrennungsanlagen und Deponien fehlen oder wegen Verstößen gegen Umweltauflagen geschlossen wurden.

Was die Gebühren für Müll anbelangt, sind diese regional sehr unterschiedlich. In unserem Landkreis zahlen wir für die zweiwöchentliche Leerung der 80Liter-Tonne nur 89 € im Jahr. Zum Vergleich zahle ich in Liznjan zwar ein Stück weniger. Es gilt aber hier zu bedenken, daß ich keine Tonne für mein Haus habe, sondern den Müll unsortiert und in beliebigen Mengen in die überall herumstehenden Container werfen darf. Hinzu kommt, daß ich nur für das Sommerhalbjahr bezahlen muß.

In vielen kroatischen Kommunen gibt es auch seit wenigen Jahren Container für Papier, Glas und Plastikmüll. Wie sortenrein hier getrennt wird, steht auf einem anderen Papier. Da gibt es sicherlich noch Nachholbedarf.

Wenn wir viele Jahre zurückschauen, erinnert sich vielleicht der ein oder andere, daß bei uns das Pfandsystem vom damaligen Umweltminister Jürgen Trittin für Einwegflaschen und Dosen deshalb eingeführt wurde, um deren Anteil an den Getränkeverpackungen einzudämmen. Das funktionierte nur wenige Jahre. Heute ist deren Anteil größer als bei den Mehrweggebinden. Also ein klarer Schuß in den Ofen.

Kroatien hat dieses System kurz darauf von uns kopiert. Ich glaube, daß es in unserem Urlaubsland das selbe wie bei uns ist. Die Einwegverpackungen dominieren den Markt. Auch liegen seit Einführung des Pfandes deshalb auch nicht weniger Plastikflaschen in der Gegend herum.

Somit könnte das System dort wie auch bei uns eigentlich wieder abgeschafft werden. Nur ist es halt so: Wenn einmal irgendeine Neuerung eingeführt wird, dann bleibt die auch bis zum St.-Nimmerleinstag bestehen, egal ob sich das ganze überholt hat oder nicht.

Im übrigen gibt es so ein Pfandsystem auf Einweg-Getränkeverpackungen nur in Kroatien und Deutschland. Das sollte und vielleicht einmal zu denken geben...

grüsse


jürgen
 
N

nihil-est

Guest
Pardon Jürgen,

Deene Worte: Im übrigen gibt es so ein Pfandsystem auf Einweg-Getränkeverpackungen nur in Kroatien und Deutschland. Das sollte und vielleicht einmal zu denken geben...

Einweg-Getränkeverpackung mag man natürlich so oder auch so auslegen - aber in den Niederlanden gibt es das definitiv " Statie " genannt. Automaten stehen da überall.
Auch aus Dänemark kenne ich es.
Das es Trittin versemmelte ist hingegen durchaus richtig - hätte mal besser auf Töpfer gehört:):):) Auf dessen Grundlagen basierte es ja an sich.
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Pfand an sich zumindest finde ich richtig - um den Bogen zu @Suncokret zu bekommen - So´n grösseres Altbierflascherl hat tatsächlich 60€Cent Pfand. Das waren mal 1,20DM! Also ich zumindest frag mich immer noch wer so viel Geld wegschmeisst. Das die klassischen Pfandflaschensammler neue Mitbewerber haben wundert mich kaum, wir haben ja auch eine wachsende Anzahl derer die fern der Sonnenseite finanziell gestellt sind. Zudem: Ne kaputte Glasflasche bringt gar keen Pfand im Mülleimer - daher finde ich den Ring schon gar nicht so falsch. Sollte man auch in Kroatien einführen, da ( bei geringerem Pfandwert ) ja Glasflascherl im Container auch zu Bruch gehen.


Gruss
 

Melanie1979

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Hallo,

ich kenne nur einen Automaten, der war im großen Konzum in der Duga Mall in Crikvenica.
Im Konzum Innenstadt war so ein "Verschlag", wo man in der langen Schlange warten musste....

Auf dem CP in Rovinj kam früh der Flaschensammler, man hat eine Tüte hingelegt mit den Flaschen und er hat sie mitgenommen. Das haben wir dann gern gemacht.

Meistens haben wir es eh jemandem gegeben. Die können das Geld sicher auch gut brauchen.
 
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