Die Informationen zu diesem ungewöhnlichen Campingplatz sind eher spärlich; daher hier meine Eindrücke vom Sommer 2009.
Unsere Reise hierher war eigentlich ein Wiedersehen. Ich WAR schon einmal auf diesem Platz gewesen - kein Zweifel möglich. Allerdings ist das schon "ein paar Minuten" her - müsste etwa 1980 oder -81 gewesen sein. Damals war dort noch kein wirklicher Campingplatz; nur ein, zwei, drei Fischer in den Häuschen vorderhalb der teilweise baumbestandenen Fläche in dieser wunderschönen, idyllischen Bucht. Wir haben einfach dort gefragt, ob wir hier für ein paar Tage campieren dürfen. - Wir durften; und wir bekamen sogar Wasser aus der Zisterne. - Dafür haben wir dem Fischer ab und zu was vom Einkaufen aus der Stadt Cresmitgebracht; da musste er nciht mit seinem Boot um die halbe Insel herumfahren. - Wir waren damals mit meinem damaligen Mini-Campingbus und drei Motorrädern nebst Zelten unterwegs; außer uns war nur eine surfenden Schweizer Lehrerin und ihr Lebensgefährte (mit einem weiteren Zelt) dort gewesen. - Es war ein Traum, ich bekomme verklärte Augen bei der Erinnerung.
Nun also sollte es wieder dorthin gehen; allerdings unter ganz anderen Voraussetzungen. Diesmal war ein ein Familienurlaub - mit zwei Familien, also insgesamt 7 Persönchen und Personen: Zweimal Elternpaar, zweimal Kindergartenkind (knapp fünf), einmal Kleinkind (1,5). Und mit zwei kleinen Gespannen: einem Van mit 500-kg-Kleinwohnanhänger dran; einem Allrad-Pkw mit gleichschwerem Zeltanhänger und kleinem Außenborder-Kunststoffboot auf dem Dach. Vorabinfo in verwertbarer Form gab es eigentlich nur in diesem Forum; aus dem erfuhr ich: Es gibt dort nun einen Campingplatz, er ist sehr einfach ausgestattet - und die Anfahrt ist halsbrecherisch. Aber keiner weiß etwas Genaues ...
Also nichts wie hin.
Die nächtliche Anfahrt war problemlos wie immer - eigentlich problemloser als je zuvor: Tauernautobahn, Karawanken, durch den blitzneuen Tunnel unter Ljubljana durch, an Postojna vorbei - und erst ab der Ausfahrt Kozina südwärts Richtung Rijeka. Etwas nervig war nur das letzte Stück vor der Fähre in Porozina - speziell der komplett mir Urlaubern verstopfte Abschnitt von Matulj bis Lovran, weil es inzwischen Tag war. Eine Stunde anstehen an der Fähre - na, das hat man eben davon, wenn man in der Hauptreisezeit herumgurkt. naja
Dafür schaffen die neuen großen Fährschiffe, die hier jetzt eingesetzt werden, ordentlich was weg. Die Straße vom Fährhafen hinauf ist ein bisschen kurvig; schade eigentlich, dass manche Urlauber keinen blassen Schimmer von den Abmessungen ihres Fahrzeugs haben und einem immer mitten auf der Straße entgegenkommen, so dass man selbst halb im Graben fahren muss.
Die Stichstraße vom Aussichtsparkplatz am höchsten Punkt der Nordinsel bis hinüber nach Beli ist asphaltiert und nur ein- bis anderthalbspurig; wenn Gegenverkehr kommt, muss man sich halt verständigen. Also langsam fahren - und vor unübersichtlichen Kurven kurz auf die Hupe: Das hat sich in den Alpen seit Jahrzehnten bewährt, kann also hier auch nicht falsch sein. Es kam aber aber kein Gegenverkehr ...
Dafür zwischendurch immer wieder fantastische Ausblicke auf die zerklüftete Küstenlinie hinunter; nicht so ratsam für den Fahrer - aber ein Genuss für den (halbwegs schwindelresistenten) Beifahrer.
Plötzlich taucht rechts das Dorf Beli auf; wie ein Adlerhorst hockt es auf einem hohen Felsen. Ja, so hatte ich das in Erinnerung gehabt!
Das Dorf ist eng und verwinkelt wie damals - ein Traum von der Atmosphäre her. Mit dem Auto kommt man nicht hinein.
Aber das wollen wir ja auch nicht, wir wollen zum Camp hinunter. Die Zufahrtsstraße ist in der Tat steil; aber die Betonpiste ist sehr griffig und es wurden offenbar seither kunstvoll mehrere Ausweichen angelegt, so dass ggf. auch ein Pkw und ein Gespann aneinander vorbeikommen (es sei denn, mindestens einer der beiden Fahrer kann halt nicht fahren).
Anfahren an den echten Steilstellen erfordert natürlich ein bisschen Fahrkönnen und Gefühl im Kupplungsfuß, wenn man viel Gewicht an Bord und einen Hänger am Haken hat. Doch selbst unsere Freunde mit ihrem randvoll gepackten, 250000 km alten Sharan und unserem kleinen Caravan hatten keine Probleme (wir selbst mit unserem Subaru sowieso nicht). - Wusste ich's doch: die Geschichten von den "Gestrandeten", die sich und ihr Campingfahrzeug wieder ins Dorf hinaufschleppen lassen mussten, sind nichts als Schauermärchen. Wer allerdings an ein schwach motorisiertes Frontantriebs-Auto den maximal erlaubten Caravan hängt, kann Probleme bekommen: Er wird die Steigung
vielleicht noch bewältigen, wenn er in einem durchfahren kann - anhalten und anfahren ist dann aber nicht mehr drin. Camper von VW-Bulli-Größe bis zum mittleren Ducato-Alkoven sind aber kein Problem - außer der Fahrer ist echt komplett unfähig.
Mit dem normalen Fahrrad schafft man den Berg nicht - mit einem MTB und ein bisschen Training ist er aber kein Problem. Wer abwärts fährt, sollte auf ordentlichen Zustand seiner Bremsen achten: sonst landet er im Abgrund oder im Hafenbecken.
Zu Fuß ist der Weg von durchschittlich Geh-Begabten gut zu bewältigen. Wir waren auch mehrmals im einzigen Lokal des Dorfes zum Abendessen - und sind dabei immer gemütlich hinauf gewandert. Das war auch für unsere Kinderchen kein Problem: die beiden Mädels (jeweils knapp 5) sind gelaufen, der kleine Sohn (1,5) unserer Freunde kam in der Kraxe oder dem Buggy mit. Untertags - in der Mittagshitze oder so - ist der Anstieg allerdings schweißtreibend.
Der Platz selbst ist - wie man ja schon erahnen und da und dort lesen konnte - recht klein und von der sehr rustikalen Sorte. Die sanitären Anlagen liegen im hinteren Platzteil; in Strandnähe stehen noch zwei Dixi-Klos herum - die in der Hitze kein olfaktorischer Genuss naja und zudem stark von Tagesgästen (dazu später) frequentiert sind.
- Die Wasserversorgung klappt gut, obwohl das Camp nur per Tankwagen versorgt wird: Jedenfalls war während unseres Aufenthalts kein Problem zu erkennen. Der Wasserdruck ist allerdings schwankend - ebenso die Wassertemperatur in den (insgesamt 2!) Warmduschen - die am Nachmittag zwischendurch rund zwei Stunden geschlossen sind. Es gibt Sitz-WCs (nach Männlein und Weiblein sortiert - je 2 Stück); dazu für die Männchen drei Pissoirs (die allerdings nicht gleichzeitig benutzt werden können, außer alle drei sind äußerst schlank); dazu zwei große Kabinen ohne Geschlechtskennzeichnung, die je ein französisches WC und ein Waschbecken enthalten. (Ich oute mich als Freund dieser hygienischen, weil hautkontaktfreien Toilettenbauart - befinde mich damit aber offenbar in der Minderheit, weshalb diese WCs stets viel weniger frequentiert und daher durchgehend sauber waren.) Toilettenpapier ist an sich vorhanden und wird mehrmals täglich nachgefüllt; aber weil leider viele Gäste das Zeug meterweise aus den Kabinen schleppen und als Papierhadtuch missbrauchen (an den Waschbecken gibt's keine), ist es immer rasch alle - und man muss daher immer damit rechnen, dass keines da sein kann. Es gibt je zwei einfache Wachbecken mit Spiegel und Ablage für Männlein und Weiblein in den Toilettenvorräumen; da fließt auch Warmwasser.
Im Freien gibt es noch eine Außendusche - nur Kaltwasser (das sich in der Sonne im auf dem Dach montierten Tank allerdings leicht erwärmt). Es gibt im Freien außerdem Geschirr- und Wäschewaschrinnen mit Kaltwasser; tja - das Warmwasser muss man sich halt in der Spülschüssel vom jeweiligen Waschbecken holen ...
Der gesamte Sanitärbau ist von sehr einfacher Bauart und sichtlich schon viele Jahre alt; es wird aber alles leidlich in Ordnung und recht gut saubergehalten. (Nun - aber Sauberkeit ist halt immer eine Frage der Gäste: wer hinter einem "Schwein" aufs Klo geht, hat halt "Pech".)
Der Platz ist nicht parzelliert, aber durch Olivenbäume und andere Anpflanzungen gegliedert.
Ein Teil der Stellplätze ist von offensichtlichen Dauercampern belegt.
Die Olivenbäume spenden teils angenehmen Schatten; allerdings passen hohe Wohnwagen oder -mobile naturgemäß nicht drunter (Ein Ölbaum ist halt keine Zypresse.) Für Zelte oder kleinere Vorzelte reichts aber allemal, sofern man einen Platz unter Bäumen ergattert; und für einen schattigen Sitzplatz auch.
Zwischen Campinggelände und dem Strand ist ein Parkplatz für Tagesgäste - ca 30 Autos passen da hin, je nach Wochentag quetschen sich aber auch 40 oder mehr hinein.
Am Durchgang vom Parkplatz zum Strand kann man Andenken und Eis kaufen – und öffentlich telefonieren; das tut aber niemand - denn man hat (wie fast überall in Kroatien) tadellosen Mobilfunkempfang.
Der Hafen ist hübsch, bietet aber kaum Platz für zusätzliche Boote von Urlaubern.
Es gibt, an der Außenseite der Hafenmole, leider einen Anleger für Ausflüglerboote: Die sind wirklich äußerst lästig; hier werden sozusagen "busweise" Ausflügler herangeschippert, die den Strand bevölkern und sich im Strandrestaurant den Wanst füllen und die Kante geben. - Das Strandrestaurant ist von sehr einfacher Qualität - eher ein Imbiss. Aber man bekommt Eis, Softdrinks und Bier - und recht guten Kaffee italienischer Machart (also Espresso und Co.). Die Bedienungen sind überwiegend nett - aber oft leicht bis mittelschwer überfordert ...
Abends (bisweilen bis nach Mitternacht) trifft sich hier offenbar nicht nur die Dorfjugend; neben den fröhlichen Gesängen und lebhaften Diskussionen,
, die mit zunehmendem C2H5OH-Pegel an Lautstärke gewinnen, stört bisweilen auch die sehr expressive Motorbenutzung an den tiefergelegten Audis und 3er BMWs: man fühlt sich teils an eine niederbayerische Provinzdisko erinnert. (Während unseres Aufenthalts entschlossen sich glücklicherweise zwei der Radaubrüder, ihre Tuningkisten (mittels Zusammenprall auf der Verbindungsstraße) zu zertrümmern und damit außer Betrieb zu nehmen
- was keiner der Campinggäste wirklich bedauerte.
)
Wer einen leichten Schlaf hat, wird frühmorgens gelegentlich von Schafen geweckt, die über den Platz streifen, um die da und dort aus dem Kies sprießenden Grashälmchen zu verzehren. Im Gegenzug düngen sie den Boden.
Der Strand ist breit und besteht überwiegend aus groben Kies und großen runden Steinen; es ist für Empfindliche nicht angenehm, ohne Schuhe ins Wasser zu gehen. Im Wasser, das relativ rasch schwimmtief wird, gibt es teilweise Feinkies.
Bedingt durch die vielen Tages-Badegäste und Ausflugsboot-Abgekippten ist der Strand, der für die Camper und die Gäste in den kleinen, mietbaren, ehemaligen Fischerhütten mehr als großzügig bemessen wäre, sehr gut besucht. Wem es hier zu laut und lebhaft ist, der wandert um die felsige Landzunge herum südwärts zu einer der nächsten Buchten (ab 15 min).
Es gibt einen kleinen Supermarkt, der nur das Notwendigste hat: Brot, eine kleine Auswahl an Obst, Getränke, einige wenige Konserven ... Zum "richtig" Einkaufen fährt man am besten die ca. 22 km nach Cres rein, etwa zum "konzum".
Die Preise sind an sich nicht überzogen - allerdings in Anbetracht des objektiv niedrigen Standards nur mit der außergewöhnlichen Atmosphäre dieses Platzes zu rechtfertigen. - Das Publikum ist überwiegend jung; neben Kroaten gibt es vor allem Deutsche und Österreicher, wenig Slowenen und Italiener. Durch die Einfachheit der Ausstattung und die abschreckende Zufahrtssituation fehlen glücklicherweise Gäste mit Blockwartmentalität, die mit der Platzordnung unterm Arm jeden auf seine Fehler hinweisen, fast vollständig. Wenn sich ein Exemplar dieser Spezies mal auf diesen Platz verirrt, reist es spätestens nach zwei Tagen bestürzt wieder ab.
Fazit: Ein sehr ungewöhnlicher Platz, der nicht für Jeden geeignet ist. Wir werden sicher inrgendwann mal wieder hierher kommen - es muss aber nicht gleich nächstes Jahr sein ...
Gruß
Tommy