Na, dann machen wir hier doch mal weiter.
Folgendes hat sich am Silvester-Vorabend 2016 in Zagreb zugetragen, aber nicht bei mir sondern ähm bei einem Kumpel von mir.
Er hat mir aber alles sehr genau berichtet, daher kann ich euch jetzt alle Details erzählen, quasi so, als wäre ich höchstselbst dabei gewesen!
Nun, mein Kumpel, auch Österreicher, ist ja hin und wieder mal in Zagreb, diesmal wegen eines Dates, also eigentlich meistens wegen eines Dates.
Ganz Gentleman - wie immer - führte er die Dame zuerst zum Abendessen in ein feines Restaurant aus, danach auf ein Gläschen Wein in einer Vinothek, die nur Insidern bekannt ist, und dann noch auf einen Sprung in einen angesagten Club. Grundsätzlich - vorausgesetzt man betreibt das Spiel ordentlich, und das tut mein Kumpel immer - sollte man die Lokalitäten für ein solches Date sorgfältig auswählen.
Es schadet nämlich nie, wenn der Ober in einem guten Restaurant sichtlich erfreut über den Besuch ist, oder wenn der Eigentümer der Vinothek sich danach erkundigt, ob denn der Wein, den man letztens ausgesucht hatte, gemundet hätte, oder wenn der Kellner im Club einem den besten Platz im Lokal organisiert, obwohl dieser ja "eigentlich" reserviert ist. Das zeigt nämlich der potentiellen Sexualpartnerin, dass sie es mit jemandem zu tun hat, der erstens einfache Dinge erledigen kann und zweitens andere Menschen mit seiner Ankunft nicht zur sofortigen Flucht treibt.
Nun, es verlief soweit alles nach Plan und nachdem mein Kumpel die Dame den ganzen Abend vorzüglich unterhalten hatte, ganz so wie es seine ihm angeborene Art war, humorvoll, geistreich, aufmerksam, großzügig und manchmal auch ein bisschen neckisch, sexy und cool, und trotzdem immer als vollkommener Gentleman, musste er auch daran denken, dass er am folgenden Tag noch einen Anwaltstermin zu erledigen hatte und so war es Zeit geworden, diese wandelnde, Verlockung nach Hause zu bringen.
Nach erfolgter Vereinbarung, wann man sich denn unbedingt wieder sehen wolle, und einem innigen Gute-Nacht-Kuss verabschiedete sich mein Kumpel von dieser wunderschönen Frau und fuhr somit um etwa 03:00 Uhr morgens quer durch die Innenstadt in Richtung seines Hotels. Es dauerte nicht lange, bis er das unverkennbare Blinken eines Blaulichtes im Rückspiegel und auf den umliegenden Häuserreihen sah. Er hatte bestimmt nichts falsch gemacht, den Weg kannte er auswendig und er hatte es auch nicht eilig gehabt. Nachdem er vorschriftsmäßig an einer dafür geeigneten Stelle angehalten hatte und aus dem Wagen gestiegen war, entwickelte sich folgendes Gespräch:
- Guten Abend!
- Guten Abend!
- Woher kommen Sie denn?
- Ich war Abendessen und jetzt fahre ich ins Hotel.
- Kann ich Ihre Papiere haben, bitte?
- Natürlich.
- Haben Sie getrunken?
- Ja, zwei Gläser Wein.
- Dann können wir ja blasen?
- Ja, ähm, klar.
(Polizistin, junge Kollegin holt den Alkometer)
- So, bitte schön... Schön lange reinpusten, bitte!
- Pffffffffffffffffffff - huh
- Ok, danke. Hm. Hm. Gucken Sie mal!
- 0,76 ?
- Ja. Sagten Sie zwei Gläser Wein?
- Ja, genau, und ähm zwei Gin-Tonic auch, ja.
- Sie sind Österreicher?
- Ja.
- Wie ist das in Österreich? Darf man dort betrunken Auto fahren?
- Nein, natürlich nicht. Hören Sie, ich bin heute nur auf Besuch hier und muss morgen wieder weiter fahren nach Österreich. Wissen Sie, wenn ich in Österreich ausgehe, fahre ich ausschließlich mit dem Taxi herum, ich lasse immer, immer, immer das Auto direkt schon zu Hause stehen, das ist wirklich wahr!
- Jaaaa, das kann schon sein. Was bezahlt man denn in Österreich für alkoholisiertes Fahren?
- Also, keine Ahnung, ich schätze so 1.000 bis 1.500 Euro
- Und wie lange ist dann der Schein weg?
- Ich weiß nicht, 4 Wochen? 2 Monate? Je nachdem, wie weit man drüber ist...
- Bei uns kosten 0,76 Promille 3.000 bist 7.000 Kuna und mindestens 4 Wochen Führerscheinabnahme, das entscheidet aber erst der Richter.
- Also, nix für ungut, bitte entschuldigen Sie, ich möchte keinesfalls belehrend erscheinen, aber ich besitze einen öst. Führerschein, da können Sie mir eigentlich nur ein Fahrverbot für Kroatien geben. (grinst sich innerlich eins)
- Hm. Grundsätzlich ja, aber wir behalten den Führerschein erstmal ein und Sie organisieren sich jemanden, der Ihr Fahrzeug abholt. Nachdem Sie die Strafe bezahlt haben, schicken wir Ihren Führerschein per Post an die ausstellende Behörde in Österreich. Je nach Schwere des Vergehens kann diese ein allgemein gültiges Fehrverbot für Sie aussprechen. In keinem Fall werden Sie aber Kroatien mit dem Führerschein in der Tasche verlassen.
- Oh. Ja, ok, ich dachte nur... (grinst sich innerlich keins mehr)
Pause: Polizist wendet sich nun dem Wagen meines Kumpels zu und geht einmal herum um fort zu setzen:
- Was machen wir denn nun?
- Ja, also...
- Was mache ich denn nun mit Ihnen?
- Naja, also ... Sie müssen doch wissen .... also ... Sie müssen doch sagen, was jetzt zu tun ist.
- Haben Sie denn überhaupt ausreichend Mittel, um die Strafe von 3.000 Kuna in bar zu begleichen?
- Nein, es tut mir leid, ich habe noch 70 Kuna und 200 Euro.
- In Kroatien ist die Kuna Landeswährung, da können Sie keine Strafe mit Euro begleichen. Und haben Sie eh weniger als die Mindeststrafe.
- Ok, aber ich habe Karten, haben wir einen Bankomaten in der Nähe?
- Hm, wo schlafen Sie?
- Palace Hotel.
- Gut, wir bringen Sie hin und dann erledigen wir die Formalitäten.
- Super, ok. (Kumpel öffnet die hintere Tür des Polizeiautos)
- Nein, nein, Sie fahren!
- Wie, ich soll fahren? Mit meinem Auto?
- Ja, wir fahren Ihnen nach, damit sie nicht von jemand anderem aufgehalten werden.
- Ok, dann fahre ich.
Mein Kumpel fährt also mit der Polizei im Schlepptau - immerhin nunmehr mit endlich ausgeschaltetem Blaulicht - ein schönes Stück durch die Zagreber Innenstadt, parkt sein Auto vor dem Hotel ein und setzt sich in das wartende Polizeifahrzeug, das ihn um zwei Ecken herum zu einem Bankomaten fährt. Er behebt dort exakt 3.000 Kuna, setzt sich wieder in den Polizeiwagen und übergibt vom Rücksitz aus das Geld der jungen Polizistin am Beifahrersitz mit der Bemerkung:
- Ich gehe davon aus, für diese Strafe gibt's keine Quittung?
- Nein, Quittung gibt's keine. Wollen Sie etwa eine?
- Nein, nein, alles gut! Ich danke Ihnen.
- Fahren Sie ab jetzt auch hier mit dem Taxi, wenn Sie trinken wollen!
- Ja, es tut mir leid, das werde ich machen, versprochen!
- Ok, schlafen Sie sich aus und gute Heimreise morgen!
- Danke, gute Nacht.
- Gute Nacht!
Er stand dann noch ein wenig verdattert vor dem Hoteleingang und rauchte noch eine, ehe er müde ins Bett fiel und von einer Frau träumte, die er nie mehr wieder sehen sollte, aber das ist eine andere Geschichte.