AW: Langzeit-Törn Kroatien, Adria + Ionisches Meer
Ach, ihr zwei Wetterauer!
Ihr habt uns so viel Freude bereitet. Ein spannender, mit lockerem Witz unterlegt, hervorragend bebilderter Bericht.
Allein die Sequenz vom Blitzeinschlag, pure Gänsehaut Geschichte , kurzweilig erzählt.
Ohne hier die lebensechte, besorgniserregende Geschichte zu wiederholen, uns traf es einmal vor zig Jahren auf der Insel Krk, bzw. der nur 6km entfernten Insel Plavnik.
Wir hatten ein (damals) jugoslawisches junges verliebtes Paar getroffen, die uns anboten, mit einem Boot vom Krk Hafen zur Insel Plavnik hinüber zu fahren.
Das Boot war eigentlich ein größeres Holzboot, wie ein Ruderboot mit einem Quirl (6 PS) hinten dran.
Frohgemut, bei strahlendem Sonnenschein, genossen wir tagsüber eine der zahlreichen Traumbuchten direkt gegenüber Cres. (genau westlich der Insel Plavnik).
Es wurden zubereitete Salate zum gegrillten Fisch (stilecht auf selbst gebauten Steingrill) verspeist. KLeidung null.
Das war Wetter war schon 2 Wochen lang stabil, nur pure Sonne .
Robinson ließ grüßen.
Kurz, ein wahr gewordener Traum für einen Tag vom ungezwungenen, alleinigen Inselleben.
Frisches Schulenglisch ließ auch noch weitgehende Kommunikation zu.
Plötzlich, es war 15 Uhr , weiß ich heute noch, ein spitzer Schrei aus Jela`s aufgerissenem Mund. Alles folgte ihrem starr nach Westen halb hoch gerichteten Finger.
Und dann sahen wir es. Drohend schob sich eine tiefschwarze Wand über Cres herüber.
Eiligst wurden alle Utensilien, die zum Baden (auch ein sperriger, aufgeblasener Sessel) einfach unkontrolliert ins Boot verfrachtet.
Zwischenzeitlich breitete sich die extrem schnell heranwachsende Wand direkt über uns aus.
Und es kamen die Vorboten eines nach 5 Minuten einsetzenden prasselnden Dauerregens. Vom Donnergrollen begleitet , vom ebenso plötzlich einsetzenden Sturm , der die Wellen jetzt vor sich her peitschte, wurde es jetzt eine echte Überlebensfrage.
Jela , schrie fast ein Mutter Gottes Gebet nach dem anderen vor sich hin,
wir anderen waren schlicht leichenblass, was man in kurzen Abständen im Licht der unaufhörlich herab zischenden Blitze vermeintlich sah.
Und wir waren mittendrin, nach hinten und vorne ca. 3 km.
Der Sessel war weg geflogen, Gedanken verschwanden wir daran nicht,
als Drago sich des Notrufes besann, aufstand , und alle Bootfahrer wissen es, mit den Händen seitlich die Arme auf und ab bewegte.
Wäre die Situation nicht ohnehin so angespannt gewesen, hätte es direkt zum Lachen gereizt. Da stand er nun, allein das in dem schaukelnden Boot schon einem Zirkusakt gleich, nackt , aufrecht und stetig winkend.
Bloß, wer sah das ? Die Sicht war null, alles dunkel und dann noch die auf stiebende Gischt.
Es war die Hölle, zumindest stellte ich mir das damals so vor.
Zuckende Blitze, krachender unmittelbar folgender Donnerhall, klatschnass mit allem was man hatte bei diesem grausamen Sturm ans Boot geklammert, Kleidung in der Gefrierbox als Regenschutz.
Zu diesem Zeitpunkt waren wir nach einer späteren Analyse eigentlich einhellig der Meinung, heil kommen wir da nicht mehr rüber, zumal es uns wegen dem Quirl am Hafen von Krk vorbeitrieb und so Richtung Halbinsel Prniba, große Felsbrocken (und Untiefen) auf uns warteten.
Aber, es gibt noch echte Helden, möchte man fast sagen, zumindest einen Zusammenhalt unter Bootsfahrern, (Pflicht und Wegschauen sind ja zweierlei Maß) , ein Hamburger mit einer großen stattlichen Motorjacht,
rauschte auf uns zu, und irgendwie schafften wir es, eine Schot ( die Drago immer dabei hatte)
ans Boot zu klemmen und so wurden wir in den Hafen von Punat gezogen.
Ein unvergleichliches, nicht mehr aus der Erinnerung zu streichendes Erlebnis, das bis in kleinste Details heute noch bei Abruf auflebt.
Deshalb euch ein Dankeschön für euere lebensnahen Berichte, die Erinnerungen aufkommen ließen.
euer
wallbergler