Meiner Angelika und mir ist es seit einigen Jahren vergönnt, mehrere Male im Jahr den Urlaub in Istrien zu verbringen. Im Allgemeinen nehme ich die Autobahn über Udine nach Triest und zurück. Im nördlichen Bereich führt diese durch das sogenannte Kanaltal.
Im August dieses Jahres war es wieder mal so weit. Mittlerweile mit einem modernen Navi-Gerät ausgestattet, welches mir auch evtl. Wartezeiten auf der Strecke anzeigt, waren wir auf dem Rückweg unseres Urlaubs. Da ich immer auf der Suche nach Neuem neben der Autobahn bin, war es eine gute Gelegenheit, als dieses Wunderwerk der Technik mir eine Verzögerung von 10 Minuten, vermutlich an der Mautstation bei Tarvisio anzeigte, die Autobahn bei Pontebba zu verlassen. Sicherlich würden wir eine kleine Bar für den Genuß einer Tasse Cappucino finden.
So kamen wir auf einer gut ausgebauten Straße nach wenigen Kilometern nach Malborghetto Valbruna. Auch ich kannte den Ort bisher nicht, kann aber jetzt schon sagen, dass sich dieser Abstecher gelohnt hat. Die Gegend gehörte bis zum Ersten Weltkrieg zu Österreich und musste danach an Italien abgetreten werden. Zuvor hieß der Ort Malborgheth-Wolfsbach. Die Italiener unter der Herrschaft des Duce vertrieben im Laufe der zwanziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts die deutsch und slowenisch sprechende Bevölkerung und siedelten vorwiegend Bewohner aus Süditalien hier an. Die letzten Reste der deutschsprachigen Bevölkerung wurden dann ab 1941 wie auch viele Südtiroler von einem gewissen Herrn Hitler ins Generalgouvernement gelockt, wo sie statt der dort vertriebenen Polen angesiedelt werden sollten. Nach Ende des Zweiten Weltkrieg wurden diese Menschen erneut vertrieben. Damit verliert sich die Spur der ehemaligen Bewohner von Malborgheth-Wolfsbach.
Den Zweck dieser Säule konnte ich leider bisher nicht herausfinden. Vielleicht war sie eine Art Pranger, eine Gerichtssäule, ein öffentlicher Platz für eine Waage?
Trotzdem ist die österreichische Vergangenheit dieses pittoresken Ortes noch allgegenwärtig. Die Via Dolorosa erinnert mit den leider etwas heruntergekommenen Kreuzwegstationen an den Leidensweg Jesu Christi. Nur die Kapelle am Ende des Kreuzweges wurde renoviert, was auch „ihre kaiserliche Hoheit“ zu schätzen wusste.
Ein herrlicher Blick auf die gotische Pfarrkirche zur Heiligen Maria und die umliegenden Berge ergibt sich vom Kreuzweg aus.
In der Kirche selbst sind die deutschsprachigen Inschriften der vergangenen Jahrhunderte noch gut lesbar. Bemerkenswert ist, dass auf der dem Berg zugewandten Seite des Kirchturms keine Uhr vorhanden ist. Die brauchte es ja auch nicht, weil da niemand wohnte.
Für einen Ort mit nicht einmal 1000 Einwohnern mit allen Ortsteilen ist das Rathaus schon eine imposante Erscheinung.
Immerhin hat man schon seit dem Mittelalter sein Geld mit dem Abbau von Eisenerz und der Holzwirtschaft in dieser Gegend verdient. Damit war es jedoch im 19. Jahrhundert vorbei. Kleinbauern, die aufgrund des steilen Geländeprofils gerade so über die Runden kamen und Kleinhandwerker prägten das Leben im Ort. Über dieses alte Gemäuer, welches derzeit saniert wird, konnte ich leider keine Infos finden.
Hier sehen wir ein altes venezianisches Palais aus dem 17. Jahrhundert. Reiche Venezianer flüchteten vor allem im Sommer von der schwülen Insel ins Hinterland und liessen dort zahlreiche Villen errichten. Heute befindet sich in den Räumen das Ethnographische Museum.
Auch diese Wandinschriften mit Bildern konnte ich nicht entziffern. Vielleicht hat ja jemand von Euch eine Idee was das bedeuten soll.
Hingegen ist das Denkmal für Friedrich Hensel http://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Hensel_(Hauptmann)
gut erhalten. Schließlich hat er unter Einsatz seines Lebens die österreichische Heimat gegen Napoleon verteidigt und wurde viele Jahre später vom Kaiser mit diesem Denkmal geehrt.
„Vom 14. bis 17. Mai 1809 verteidigte eine österreichische Einheit unter Hauptmann Friedrich Hensel die Festung vier Tage lang gegen 15.000 französische Soldaten unter Eugène de Beauharnais bis zum Fall am 17. Mai. Von den 390 Österreichern wurden 350 getötet.[2] Durch den Zeitverlust konnte das französische Korps nicht mehr in die Schlacht bei Aspern eingreifen, was zum Sieg Erzherzog Karls beitrug.“ (aus Wikipedia)
Unseren Cappuchino konnten wir dann doch noch in der Gastwirtschaft geniessen. Solltet Ihr mal meinen Spuren folgen wollen, empfehle ich Euch, die alten Fotos in den Gasträumen zu betrachten. Sie zeigen den Ort, wie er früher einmal ausgesehen hat und auch nach einem verheerenden Hochwasser.
Neben Ruhe und Beschaulichkeit tut sich seit einigen Jahren was in der Region. Der Wegfall der Grenzen ist förderlich für den Tourismus. Vor allem Menschen, die gerne in der Einsamkeit der Julischen Alpen wandern oder radeln ist der Ort Ausgangsbasis für Touren. Es gibt einige Übernachtungsmöglichkeiten und drei oder vier Gaststätten.
Jürgen
Im August dieses Jahres war es wieder mal so weit. Mittlerweile mit einem modernen Navi-Gerät ausgestattet, welches mir auch evtl. Wartezeiten auf der Strecke anzeigt, waren wir auf dem Rückweg unseres Urlaubs. Da ich immer auf der Suche nach Neuem neben der Autobahn bin, war es eine gute Gelegenheit, als dieses Wunderwerk der Technik mir eine Verzögerung von 10 Minuten, vermutlich an der Mautstation bei Tarvisio anzeigte, die Autobahn bei Pontebba zu verlassen. Sicherlich würden wir eine kleine Bar für den Genuß einer Tasse Cappucino finden.
So kamen wir auf einer gut ausgebauten Straße nach wenigen Kilometern nach Malborghetto Valbruna. Auch ich kannte den Ort bisher nicht, kann aber jetzt schon sagen, dass sich dieser Abstecher gelohnt hat. Die Gegend gehörte bis zum Ersten Weltkrieg zu Österreich und musste danach an Italien abgetreten werden. Zuvor hieß der Ort Malborgheth-Wolfsbach. Die Italiener unter der Herrschaft des Duce vertrieben im Laufe der zwanziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts die deutsch und slowenisch sprechende Bevölkerung und siedelten vorwiegend Bewohner aus Süditalien hier an. Die letzten Reste der deutschsprachigen Bevölkerung wurden dann ab 1941 wie auch viele Südtiroler von einem gewissen Herrn Hitler ins Generalgouvernement gelockt, wo sie statt der dort vertriebenen Polen angesiedelt werden sollten. Nach Ende des Zweiten Weltkrieg wurden diese Menschen erneut vertrieben. Damit verliert sich die Spur der ehemaligen Bewohner von Malborgheth-Wolfsbach.
Den Zweck dieser Säule konnte ich leider bisher nicht herausfinden. Vielleicht war sie eine Art Pranger, eine Gerichtssäule, ein öffentlicher Platz für eine Waage?
Trotzdem ist die österreichische Vergangenheit dieses pittoresken Ortes noch allgegenwärtig. Die Via Dolorosa erinnert mit den leider etwas heruntergekommenen Kreuzwegstationen an den Leidensweg Jesu Christi. Nur die Kapelle am Ende des Kreuzweges wurde renoviert, was auch „ihre kaiserliche Hoheit“ zu schätzen wusste.
Ein herrlicher Blick auf die gotische Pfarrkirche zur Heiligen Maria und die umliegenden Berge ergibt sich vom Kreuzweg aus.
In der Kirche selbst sind die deutschsprachigen Inschriften der vergangenen Jahrhunderte noch gut lesbar. Bemerkenswert ist, dass auf der dem Berg zugewandten Seite des Kirchturms keine Uhr vorhanden ist. Die brauchte es ja auch nicht, weil da niemand wohnte.
Für einen Ort mit nicht einmal 1000 Einwohnern mit allen Ortsteilen ist das Rathaus schon eine imposante Erscheinung.
Immerhin hat man schon seit dem Mittelalter sein Geld mit dem Abbau von Eisenerz und der Holzwirtschaft in dieser Gegend verdient. Damit war es jedoch im 19. Jahrhundert vorbei. Kleinbauern, die aufgrund des steilen Geländeprofils gerade so über die Runden kamen und Kleinhandwerker prägten das Leben im Ort. Über dieses alte Gemäuer, welches derzeit saniert wird, konnte ich leider keine Infos finden.
Hier sehen wir ein altes venezianisches Palais aus dem 17. Jahrhundert. Reiche Venezianer flüchteten vor allem im Sommer von der schwülen Insel ins Hinterland und liessen dort zahlreiche Villen errichten. Heute befindet sich in den Räumen das Ethnographische Museum.
Auch diese Wandinschriften mit Bildern konnte ich nicht entziffern. Vielleicht hat ja jemand von Euch eine Idee was das bedeuten soll.
Hingegen ist das Denkmal für Friedrich Hensel http://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Hensel_(Hauptmann)
gut erhalten. Schließlich hat er unter Einsatz seines Lebens die österreichische Heimat gegen Napoleon verteidigt und wurde viele Jahre später vom Kaiser mit diesem Denkmal geehrt.
„Vom 14. bis 17. Mai 1809 verteidigte eine österreichische Einheit unter Hauptmann Friedrich Hensel die Festung vier Tage lang gegen 15.000 französische Soldaten unter Eugène de Beauharnais bis zum Fall am 17. Mai. Von den 390 Österreichern wurden 350 getötet.[2] Durch den Zeitverlust konnte das französische Korps nicht mehr in die Schlacht bei Aspern eingreifen, was zum Sieg Erzherzog Karls beitrug.“ (aus Wikipedia)
Unseren Cappuchino konnten wir dann doch noch in der Gastwirtschaft geniessen. Solltet Ihr mal meinen Spuren folgen wollen, empfehle ich Euch, die alten Fotos in den Gasträumen zu betrachten. Sie zeigen den Ort, wie er früher einmal ausgesehen hat und auch nach einem verheerenden Hochwasser.
Neben Ruhe und Beschaulichkeit tut sich seit einigen Jahren was in der Region. Der Wegfall der Grenzen ist förderlich für den Tourismus. Vor allem Menschen, die gerne in der Einsamkeit der Julischen Alpen wandern oder radeln ist der Ort Ausgangsbasis für Touren. Es gibt einige Übernachtungsmöglichkeiten und drei oder vier Gaststätten.
Jürgen