Hallo,
also zuerst mal danke an alle, die sich Gedanken gemacht haben und versucht haben, Tipps zu geben!
Ich habe nichts gegen Rentner, ich werde selber mal einer, und meine Eltern sind schon welche. Ich habe aber etwas gegen konkret die Rentner, die auftreten, wie die Feldwebel, wenn kleine Kinder sich erdreisten, die wohlgeordnete, betuliche Altersheimatmosphäre durch Spiel, Spaß und Spannung etwas aufzulockern (zu stören). Der Vergleich mit dem KZ war vielleicht etwas krass, aber wenn man die rechtwinklige Ordnung auf den meisten CP heute mit der (funktionierenden) Anarchie vor 30 Jahren vergleicht, drängt sich einem der Gedanke, was die
Geordnetheit der Anlage betrifft, schon auf. Seis drum. Ist aber kein Grund, gleich persönlich zu werden.
Damit klar wird, was ich meine:
Ich habe einen Beitrag über Valalta zu dem CP dazu geschrieben, "Papi" hat mir geantwortet darauf. Der Admin hat mich gebeten, das von dort wegzukopieren, weil sich in WICHTIG keine Diskussionen entwickeln sollen.
Ich kopiere die Diskussion zwischen Papi und mir jetzt hier her, um den Thread wieder "einzufangen":
------------------------ Zitat Anfang ----------------------------------
hallo Sven,
auch wenn du die Dauercamper nicht magst und Papi ein eingefleischter ist, sprichst du mir aus der Seele.
Wir als DC liebten es. wenn wir endlich Urlaub hatten und nach mehr oder weniger anstrengender Fahrt in Koversada ankamen und unser Stellplatz von Zeltlern belagert war, und wir erstmal bitten mussten, uns wenigstens einen Durchgang zum WW Eingang zu lassen.
Was für ein Urlaubsanfang. Die Party ging damals gleich richtig los und dauerte meistens den ganzen Urlaub an. Super Freundschaften wurden geschlossen, auch wenn unsere bequemen Campingstühle oftmals von den Kreuzschmerz geplagten Zeltlern belegt waren. Unser Vorzelt stand und steht immer noch gerne für unsere Nachbarn offen.
Abenteuerlich war es auch wenn wir unsere Freunde auf Valalta mit dem Schlauchboot besuchten und nachts nach ausgiebigen Feiern wieder nach Koversada heimtuckerten. Lagerfeuer konnte man auch noch machen obwohl uns dabei die Kontolleure zusahen.
Man müsste ein Buch darüber schreiben, damit man nichts vergisst. Ich glaube auch unseren Kindern wird dieses freie Leben noch lange im Gedächtnis bleiben.
Durch die Parzellierung ist das leider alles vorbei. Wenn unsere Nachbarn nicht da sind sitzen wir wie die Muppetshow vor unserem WW und langweilen uns, wenn wir nicht beim Bootfahren oder beim Stadtbummel sind.
Ja so ist das leider jetzt. Wenn man die Ursprünglichkeit von früher erleben will, muss man woanders hinfahren
Schade! Gruß Papi
------------------------ Zitat Ende ----------------------------------
Grüß Dich Papi,
ja, so war das "damals" - genau
Da gabs noch keine Tauernautobahn und die Gespanne wurden mit Autos, deren Leistung heute jeder belächeln würde, über den Radstädter Tauernpass und den Katschberg gezogen, genauso wie über den Loibl - heute alles verboten, weil "zu steil für Gespanne", obwohl diese Paßstraßen heute doppelt so breit und nur noch halb so steil sind.
Irgendwie trafen sich auch immer die gleichen Familien? Leute, die diese strapaziöse Fahrt auf sich nehmen wollten in ein damals weit entferntes, fremdes und teilweise sogar bedrohliches Land? Vielleicht traf sich deshalb dort ein gewisser Schlag Leute...
Die Lagerfeuer im "Steinbruch", der nur schwer zugänglich war... Wir waren ein Jahrzehnt lang regelmäßig zu Pfingsten eine ganze Horde Kinder und Jugendlicher, die da jede Nacht Lagerfeuer mit Gitarre und Party gemacht hat, ohne dass das dort jemanden gestört hätte. Dann wurde der Steinbruch Campingplatz und wir mussten Richtung Saline-Bucht ausweichen. Das Gebiet ist inzwischen auch schon seit drei oder vier Erweiterungen Stellfläche und wie man hört, geht ab nächstem Jahr der Platz bis fast zum Steinplateau um die Bucht herum, wo wir als 20jährige zuletzt unsere Lagerfeuer hatten. Kein Platz mehr für Parties, alles hübsch erschlossen, kontrolliert und für Kinder und Jugendliche unzumutbar langweilig und steril. Abgesehen davon, dass "tote Hose" ist, also die Kinder- und Jugendlichendichte auf dem riesigen Platz so gering ist, dass sich nix findet in der Nebensaison (vielleicht auch nicht mal in der Hauptsaison).
Pfingsten z.B., als es zu den Zeiten, von denen Dein Buch handeln würde, noch spannend war, möglichst schnell "unten" zu sein, um einen schönen Stellplatz vor all den anderen zu ergattern, war Valalta voll mit jungen Familien und die Anzahl der Dauercamper störte ja auch niemanden, zumal die Plätze ja auch genutzt wurden von anderen jungen Familien. Heute ist das genau umgekehrt.
Das ist nicht allein Schuld der Dauercamper - vielleicht sind sie gar keine Ursache, sondern ein Symptom, aber wenn man in den Foren stöbert, in denen sich die 16 bis 22jährigen über Camping unterhalten, ist nichts weniger angesagt als ein Platz mit "vielen Dauercampern und Wohnmobilrentnern" (und hohen Gebühren, versteht sich). Hier prallen Generationen und Kulturen aufeinander, die sich besser tolerieren und vermischen sollten. Die Partykids von heute sind die Familien- und vielleicht auch Dauercamper von morgen und die Wohnmobilrentner von übermorgen.
Abgesehen von der fantastischen Landschaft hat mich wie Dich vor allem das freie Leben auf Valalta so fasziniert. Pfingsten 2004 hab ich nicht mal mehr mein Segelbötchen mitgenommen (obwohl ich das Segeln mit diesem Boot in diesem Revier gelernt habe), weil es uninteressant ist, zum Bootfahren erst mal ein paar km zur Marina zu laufen und dort zur Strafe für diese Unbequemlichkeit und diesen Aufwand auch noch Liegebühren zahlen zu müssen. Als man seine Boje noch 30m vor seinem Zelt oder Wohnwagen setzen durfte, war das ein ganz anderes "Feeling" - da hatte jede Familie an Booten und Surfbrettern dabei, was der Dachgepäckträger aushielt.
Die Kultur des Platzes hat sich also völlig verändert. Vom Familienplatz mit Spaß und Party und Action mit Booten direkt am Stellplatz zu einer Einheitscampinganlage auf dem Weg zu möglichst vielen ADAC-Sternen. Ironie des Schicksals: Für den fünften Stern müssen dort jetzt auch noch die Dauercamper in der besten Zone weichen.
Die Leute, die sich den Urlaub dort dann noch leisten können (oder in meinem Fall: wollen), sind nicht mehr die, die wir beide kennen und mögen. Sondern Leute, die mal eben mit dem gemieteten Vollausstattungswohnmobil über die neuen Autobahnen herantoben und sich cool fühlen, weil sie es dann doch so weit geschafft haben. Oder, wie auch schon heftigst bemängelt und bejammert von denen, die die Familien und Jugendlichen abgelöst haben, anderweitige Lifestylejünger wie Swinger oder Ballermannsäufer.
Wo gibt es noch Campingplätze für Naturisten = Menschen, die die Natur und die Freiheit lieben (und sich dabei vielleicht sogar noch ausziehen)? Wo man noch Wassersport abseits von Liegeplatzzwängen machen kann? Wo meine Kinder auch mal abends ein Feuerchen schüren und Lieder singen dürfen, so, wie ich es auch durte? Kurz: Wo ist es so, wie es in Valalta mal war?
Schöne Grüße,
Sven