Hallo,
Die Diskussion für und wider einen Kreuzfahrthafen in Pula hat mir keine Ruhe gelassen. Nachdem ich vor kurzem selbst eine längere Kreuzfahrt in die Karibik mit anschließender Überquerung des Atlantiks unternommen habe, gehöre ich nun scheinbar auch zu den älteren Semestern und vor allem kann ich etwas mitreden wie so eine Art der Urlaubsgestaltung abläuft.
In Marseille habe ich mir beim Anlegen nicht nur genau diesen Vorgang von einem der oberen Aussendecks aus angesehen, sondern auch die Einrichtungen des dortigen Kreuzfahrtterminals analysiert.
Kurz und gut kann ich die Ablehnung eines solchen geplanten Terminals in Pula durch manche Laien nicht nachvollziehen. Nun ist zwar Marseille nicht mit Pula zu vergleichen, weil die Stadt eine industriell geprägte Großstadt und nicht ein beliebtes Urlaubsziel wie Pula ist. Vergleichbar sind hingegen die Einrichtungen, die für ein solches reines Passagierterminal erforderlich sind.
Gleich vorab: den Bau eines solchen Terminals in Pula finde ich in jedem Fall sinnvoll. Zum einen werden Arbeitsplätze geschaffen. Man benötigt Personal für das An- und Ablegen der Schiffe, die Ladung von Proviant und sonstigen Gütern vom Klopapier bis zu den Waren der Bordshops, die Entsorgung von Abfällen und sonstigen Dingen, Fahrer von Dutzenden Ausflugsbussen, Verkaufspersonal für die im Terminal vorhandenen Läden und gastronomischen Einrichtungen oder Personal für die am Terminal sitzenden Autovermieter. Nicht zuletzt dürfte die Taxibranche diese Konjunkturspritze spüren.
Unser Schiff der Costa Gruppe, nein, es war nicht die Costa Concordia weil die derzeit im Hafen von Genua abgewrackt wird, fasst mehr als 3000 Passagiere. Fast alle steigen nach dem Anlegen in einem Hafen am Morgen aus und wollen etwas unternehmen. Auf Pula übertragen bedeutet das künftig, dass ein Teil in die Stadt möchte um auf eigene Faust was auch immer anzusehen. Dann gibt es die, die sich auf ein "gescheites Bier und anderes lokales Essen an Land" freuen. Manche mieten möglichst nahe am Schiff ein Auto um zu einem bestimmten Ziel zu fahren. Wir haben das beispielsweise in Teneriffa gemacht. Viele buchen an Bord Ausflüge um beispielsweise Rovinj, Porec, Motovun oder Opatija zu besichtigen. Dann sind reine Touren zum Verkosten und Einkauf von Olivenöl, Wein, Prsut oder Trüffel denkbar.
Daneben gibt es die Liebhaber des Meeres oder der Natur. Denkbar sind wie auch heute schon angeboten verschiedene Ausflüge in den Limfjord, um die Halbinsel Kamenjak oder zu den Brioni Inseln. Auch eintägige Wanderausflüge wie auf Teneriffa könnten angeboten werden.
Um es mal grob einzuschätzen bringt jedes Anlegen einer großen Kreuzfahrtschiffs zigtausend Euro für die Region! Pula hat noch dazu den Vorteil, dass die Passagiere vom geplanten Standort aus in ganz kurzer Zeit zu Fuß in die Stadt gehen können. Das ist beispielsweise in Dubrovnik nicht möglich.
Für mich zählt auch der Schnuppereffekt. Es gibt Urlauber, die machen eine Kreuzfahrt um z. b. im Mittelmeer bei Tagesausflügen bestimmte Orte kennenzulernen. Gefällt es dort, dann kommen die für längere Zeit mit einem anderen Verkehrsmittel wieder um mehr zu sehen. Die Nähe zum Topziel Venedig ist ein Standortvorteil für Pula!
Eines ist auch klar. Jeder Kreizfahrttourist der an Land geht, ist früher oder später in einer Kneipe. Auch wenn auf manchen Schiffen All Inclusive im Preis enthalten ist, will man einfach auf den Cappucino, das Glas Wein oder die halbe Bier oder auch ein lokales Essen am Zielort nicht verzichten. Bei den anderen Schiffen sind Getränke in der Regel aufgrund der Monopolstellung der Reederei extrem teuer. Eine halbe Paulaner Weizen aus dem Plastikglas, noch dazu meiner Meinung nach leicht säuerlich für 7,50€ oder 0,4 Liter Noname Dünnbier bei Costa für 6,50 € ist schon eine Menge Geld. Da bekomme ich in Pula ja überall drei Karlovacko oder Ozujsko mit der richtigen Temperatur im Glas in Pula serviert.
Fazit:
Die Verantwortlichen sollen die EU Mittel abgreifen und ein modernes Kreuzfahrtterminal in Pula bauen. Wer meint, dass man die Kreuzfahrttouristen nicht braucht, der hat keine Ahnung von der Branche. Wem es an solchen Tagen in Pula dann zu voll ist, der muss eben zu einer anderen Zeit die Stadt besuchen. Wir sind vor Jahren erst nach 17 Uhr nach Dubrovnik reingefahren, als die Touris von drei (!) Kreuzfahrtschiffen gerade die Stadt verlassen haben.
Den wirtschaftlichen Fortschritt und die Änderungen im Urlaubsverhalten können wir leider nicht aufhalten. Kroatien ist aufgrund einer fehlenden wettbewerbsfähigen Industrie dringend auf moderne Einrichtungen für den Tourismus angewiesen. Es wird jedoch sicherlich noch lange Zeit Küstenbereiche geben, die den Individualtouristen vorbehalten bleiben.
Grüße
Jürgen
Die Diskussion für und wider einen Kreuzfahrthafen in Pula hat mir keine Ruhe gelassen. Nachdem ich vor kurzem selbst eine längere Kreuzfahrt in die Karibik mit anschließender Überquerung des Atlantiks unternommen habe, gehöre ich nun scheinbar auch zu den älteren Semestern und vor allem kann ich etwas mitreden wie so eine Art der Urlaubsgestaltung abläuft.
In Marseille habe ich mir beim Anlegen nicht nur genau diesen Vorgang von einem der oberen Aussendecks aus angesehen, sondern auch die Einrichtungen des dortigen Kreuzfahrtterminals analysiert.
Kurz und gut kann ich die Ablehnung eines solchen geplanten Terminals in Pula durch manche Laien nicht nachvollziehen. Nun ist zwar Marseille nicht mit Pula zu vergleichen, weil die Stadt eine industriell geprägte Großstadt und nicht ein beliebtes Urlaubsziel wie Pula ist. Vergleichbar sind hingegen die Einrichtungen, die für ein solches reines Passagierterminal erforderlich sind.
Gleich vorab: den Bau eines solchen Terminals in Pula finde ich in jedem Fall sinnvoll. Zum einen werden Arbeitsplätze geschaffen. Man benötigt Personal für das An- und Ablegen der Schiffe, die Ladung von Proviant und sonstigen Gütern vom Klopapier bis zu den Waren der Bordshops, die Entsorgung von Abfällen und sonstigen Dingen, Fahrer von Dutzenden Ausflugsbussen, Verkaufspersonal für die im Terminal vorhandenen Läden und gastronomischen Einrichtungen oder Personal für die am Terminal sitzenden Autovermieter. Nicht zuletzt dürfte die Taxibranche diese Konjunkturspritze spüren.
Unser Schiff der Costa Gruppe, nein, es war nicht die Costa Concordia weil die derzeit im Hafen von Genua abgewrackt wird, fasst mehr als 3000 Passagiere. Fast alle steigen nach dem Anlegen in einem Hafen am Morgen aus und wollen etwas unternehmen. Auf Pula übertragen bedeutet das künftig, dass ein Teil in die Stadt möchte um auf eigene Faust was auch immer anzusehen. Dann gibt es die, die sich auf ein "gescheites Bier und anderes lokales Essen an Land" freuen. Manche mieten möglichst nahe am Schiff ein Auto um zu einem bestimmten Ziel zu fahren. Wir haben das beispielsweise in Teneriffa gemacht. Viele buchen an Bord Ausflüge um beispielsweise Rovinj, Porec, Motovun oder Opatija zu besichtigen. Dann sind reine Touren zum Verkosten und Einkauf von Olivenöl, Wein, Prsut oder Trüffel denkbar.
Daneben gibt es die Liebhaber des Meeres oder der Natur. Denkbar sind wie auch heute schon angeboten verschiedene Ausflüge in den Limfjord, um die Halbinsel Kamenjak oder zu den Brioni Inseln. Auch eintägige Wanderausflüge wie auf Teneriffa könnten angeboten werden.
Um es mal grob einzuschätzen bringt jedes Anlegen einer großen Kreuzfahrtschiffs zigtausend Euro für die Region! Pula hat noch dazu den Vorteil, dass die Passagiere vom geplanten Standort aus in ganz kurzer Zeit zu Fuß in die Stadt gehen können. Das ist beispielsweise in Dubrovnik nicht möglich.
Für mich zählt auch der Schnuppereffekt. Es gibt Urlauber, die machen eine Kreuzfahrt um z. b. im Mittelmeer bei Tagesausflügen bestimmte Orte kennenzulernen. Gefällt es dort, dann kommen die für längere Zeit mit einem anderen Verkehrsmittel wieder um mehr zu sehen. Die Nähe zum Topziel Venedig ist ein Standortvorteil für Pula!
Eines ist auch klar. Jeder Kreizfahrttourist der an Land geht, ist früher oder später in einer Kneipe. Auch wenn auf manchen Schiffen All Inclusive im Preis enthalten ist, will man einfach auf den Cappucino, das Glas Wein oder die halbe Bier oder auch ein lokales Essen am Zielort nicht verzichten. Bei den anderen Schiffen sind Getränke in der Regel aufgrund der Monopolstellung der Reederei extrem teuer. Eine halbe Paulaner Weizen aus dem Plastikglas, noch dazu meiner Meinung nach leicht säuerlich für 7,50€ oder 0,4 Liter Noname Dünnbier bei Costa für 6,50 € ist schon eine Menge Geld. Da bekomme ich in Pula ja überall drei Karlovacko oder Ozujsko mit der richtigen Temperatur im Glas in Pula serviert.
Fazit:
Die Verantwortlichen sollen die EU Mittel abgreifen und ein modernes Kreuzfahrtterminal in Pula bauen. Wer meint, dass man die Kreuzfahrttouristen nicht braucht, der hat keine Ahnung von der Branche. Wem es an solchen Tagen in Pula dann zu voll ist, der muss eben zu einer anderen Zeit die Stadt besuchen. Wir sind vor Jahren erst nach 17 Uhr nach Dubrovnik reingefahren, als die Touris von drei (!) Kreuzfahrtschiffen gerade die Stadt verlassen haben.
Den wirtschaftlichen Fortschritt und die Änderungen im Urlaubsverhalten können wir leider nicht aufhalten. Kroatien ist aufgrund einer fehlenden wettbewerbsfähigen Industrie dringend auf moderne Einrichtungen für den Tourismus angewiesen. Es wird jedoch sicherlich noch lange Zeit Küstenbereiche geben, die den Individualtouristen vorbehalten bleiben.
Grüße
Jürgen