Rechnungen unbedingt aufheben

moli

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Bad Tölz
Hallo liebe Leute,
in Kroatien sind Inspektoren unterwegs die nur drauf warten ob jemand die Rechung nach dem Einkaufen mitgenommen hat. Egal ob es nur um die Bäckerei, Laden oder Restaurant handelt. Es muss nicht sein dass es auch die Toristen treffen kann, aber Vorsicht ist angeboten.

Wo wir in Juni unten waren, ich war geschockt wie sie mit Leute umgehen. In eine Zeitung kam ein riesen Artikel raus:
Eine Frau die wegen Arnut das Brot von Vortag kauft, hat die Rechung nicht mitgenommen. Der Inspektor hat draussen gewartet und hat sie mit 50 KN bestraft, wie Teuer war das Brot von Vortag?
 

Neptun

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Da wurde dieses Jahr schon mal gewarnt, so vor Pfingsten!
Diese Regelung gibts schon länger, aber bisher wurde sie nicht kontrolliert!
Anscheinend hängt das mit dem EU-Beitritt Kroatiens zusammen, sie wollen MwSt-Hinterzieher einfach das Wasser abgraben und fallen da von einem Extrem (nicht kontrollieren) ins andere. :sad:

Muss man halt aufpassen, wie in Italien auch!
Danke! :)
 
F

Franto

Guest
Das ist doch nicht überraschend, dass die Kroaten jetzt auch das strenger handhaben.

Schließlich hatte vor etwa 15 Jahren die italienische Steuerbehörde es genau so exerziert, um die Händler und Gewerbebetriebe, groß und klein dazu zu zwingen, steuerlich nachweisbare Rechnungen auszustellen - um der Steuerhinterziehung Einhalt zu gebieten. Binnen kurzer Zeit standen dann selbst in winzigsten Läden und Espressi Registrierkassen zum Ausdruck und Verbuchung von Rechnungen...
Die italienischen Finanzieri standen - ich schrieb es hier vor drei, vier Jahren - den Kroaten bei deren Vorbereitung auf den EU-Beitritt "hilfreich" zur Seite.:) ("Nach Griechenland", wo das Ausstellen einer Rechnung bei den großen wie kleinen Händlern, Freiberuflern, Hotels wie natürlich Privatvermietern von Fewos wie Häusern, Fährenbetreibern, Taxi und Landwirten unbekannt ist und mangels steuerlicher Erfassung ein Teil des Staatsverschuldungs-Problems darstellt, muss der EU-Neuling HR mit einem wachsamen Auge aus Brüssel diesbezüglich rechnen).

Man findet, im übrigen, seit 5 Jahren in kroatischen Geschäften und Lokalen nahe den Kassen usw. sichtbar die offiziellen Anschläge, dass man als Kunde die Rechnung zu verlangen und aufzubewahren hat. (Das mit dem "riesigen Artikel" und der armen Frau halte ich für eine absichtsvoll getürkte Geschichte, ehrlich! :-( )

Eigene Erfahrung in Grado vor etwa 10 Jahren: Als ich das Textilgeschäft nach dem Bezahlen ohne Rechnung verlassen wollte, eilte mir die Kassierin mit der Fattura nach! Ein anderes Mal: Nachdem ich bei einem bekannten Weingut in den Collio Goriziano nordwestlich von Görz den Kofferraum mit einigen Karton angereichert hatte :) kam ich auf der Strada del Vino einer Streife der Guardia di Finanza in die Quere. Kofferraum aufmachen - und schon wollten sie die Rechnung sehen. Auf der Küstenstraße zwischen Monfalcone und Triest stehen sie regelmäßig und halten bevorzugt geschlossene Kastenwagen auf. Martialisch häufig mit der Uzi beim seitlich sichernden dritten Mann. Italienkenner wissen, dass sich die italienische Finanzpolizei durch ausgeprägte Humorlosigkeit auszeichnet....;)
 

Matianga

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Und wie ist das dann an den privaten Obstständen? Da gibt es doch keine Quittung.
 
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Franto

Guest
Und wie ist das dann an den privaten Obstständen? Da gibt es doch keine Quittung.

Nun ja, das ist einmal eine sehr pragmatische wie auch, natürlich, sehr stark politische Angelegenheit. Pragmatisch ist dies eine Frage der Verhältnismäßigkeit von Aufwand (zur Kontrolle) und dem möglichen Steuerertrag; politisch natürlich weil es sich hier um eine weit verbreitete Klientel handelt und man keinen "Volksaufstand" mit den berühmten "kleinen Leuten" riskieren will.

OT: Wie es in Deutschland läuft weiß ich nicht; aber hier in Österreich ist die Landwirtschaft, wie einmal der sozialdemokratische Finanzminister Lacina grimmig bemerkte, "die bundesweite Steuerfreizone". Die berühmten Ab Hof-Verkäufe entgehen natürlich ebenso der Umsatz- wie im weiteren Gefolge der Einkommenbesteuerung wenn es sich nicht gerade um einen großen Gutsbetrieb mit Buchführungspflicht handelt. In Österreich unterliegen nur etwa 5 Prozent (!) der landwirtschaftlichen Betriebe überhaupt einer Buchführungspflicht! Der Rest wird "pauschal" nach einem irrealen "Einheitswert" nach Bodenbeschaffenheit (!), Lage usw. EK-besteuert. Für die MWSt werden gleich zwei Drittel (oder 70%?) als Vorsteuer-Abzug angenommen. Aber das ist schon weit OT.

In Kroatien haben sich nicht einmal die Kommunisten an die Bauern heran gewagt. (Nur die enteigneten Güter der vertriebenen deutschen Bauern und Gutsbesitzer wurden "sozialisiert" und teilweise in Staatsgüter verwandelt).

Ob es aber den "fliegenden" Straßenhändlern - ich denke da etwa die oben an der Straße zum Lim-Fjord - auch an den Fakturenkragen gehen wird ist von der Verwaltungskultur in der regionalen Finanzverwaltung abhängig ;-)
 

wallbergler

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Hallo Moli,

auf jeden Fall danke für den wertvollen Hinweis. Ich kenne das auch noch von Italien, mal sehen ob der Aufwand zum Erlös passt.

Franto hat das gut erklärt , auch danke.

Zumindest sollte jetzt keiner mehr überrascht sein, falls man betroffen ist.

Lieben Gruß und danke nochmal
wallbergler
 
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