O
Olifan
Guest
Am Bakalar scheiden sich die Geister. Die einen können der Stockfisch-Paste nichts abgewinnen. Die anderen schätzen den feinen Fischgeschmack dieser blass-weißlich, festen Krem, beträufeln sie mit Olivenöl und genießen die Delikatesse mit frischem Weißbrot.
Wir haben sie zum ersten Mal als einen Bestandteil der gemischten Vorspeise vom Fisch (Tris) probiert. Und auch bei uns war die Begeisterung zweigeteilt: Beim einen löste sie genüssliche Verzückung aus. Der andere kam nach der Erstverkostung zu der Erkenntnis, dass es wohl nicht eine seiner Lieblingsspeisen werden wird.
Im kleinen Ort Bacva nahe Visnjan befindet sich neben dem Gelände der Konoba Milena die „Bakalarnica Milena“ eine Produktionsstätte für Bakalar.
http://www.milena.hr/11/DE
Die Tatsache, dass der ehemals kleine Familienbetrieb der Familie Stefanov ein neues Produktionsgebäude zur Herstellung von Stockfisch errichtet und im September des Jahres eingeweiht hat, ermutigte uns mal genauer nachzufragen, um über dieses außergewöhnliche Produkt mehr zu erfahren. Daher haben wir den Betriebsleiter und Inhaber Aleksandar Stefanov um ein Interview gebeten:
Wie lange produziert ihr schon Bakalar in der Familie und gab es einen Anlass, warum ihr Stockfisch-Paste herstellt?
Meine Mutter hat zu Weihnachten immer Bakalar für die Familie selbst gemacht und es auch an Verwandte und Freunde verschenkt. Die waren so begeistert von Milenas Bakalar und wollten es immer wieder von ihr hergestellt haben. So kam es zu dieser Geschäftsidee. Schließlich verkauften wir es und sind dann 1996 offiziell in Produktion gegangen.
Aus welchem Fisch wird Bakalar hergestellt und was zeichnet diesen Fisch aus?
Wir verwenden die Sorte Gadus Morhua. Sie ist eine Fischart aus der Familie der Dorsche.
Der bis zu 1,50 m groß werdende und an die 95 Kilo schwere atlantische Stockfisch (lat. Baculum = Stock) ist ein robustes Tier, wenig empfindlich gegen Kälte und Krankheit. Er frisst nahezu alles, was ihm ins Maul gerät. Außerdem lässt sich der in Schwärmen lebende Fisch leicht fangen.
Anmerkung: In Deutschland ist Kabeljau die offizielle Handelsbezeichnung für den Dorsch (biologische Bezeichnung).
Die Stockfisch-Paste vom Dorsch ist besonders beliebt bei den Bewohnern des Mittelmeerraums. Dabei schwimmt der Fisch doch gar nicht im Mittelmeer. Wie fand er den Weg hierhin und woher kommt diese Vorliebe?
Die Vorliebe erklärt sich durch seine positiven Eigenschaften. Der in getrockneter Form, praktischerweise nahezu unbegrenzt haltbare Dorsch mit seinem hohen Eiweiß- und Mineralstoffgehalt beugte während ertragsarmer Perioden nicht nur Mangelerscheinungen vor. (Tierisches Eiweiß hat eine hohe biologische Wertigkeit, weil es die unentbehrlichen Aminosäuren enthält und somit die Aufrechterhaltung der Körperfunktionen sichert.) Der Stockfisch spielte auch als Nahrungsreserve bei der Vorratshaltung eine wichtige Rolle. So konnte man in Notzeiten Nahrungsknappheit entgegen steuern.
Er fand bereits im Zeitalter der Völkerwanderung der Germanischen Stämme ( 400 – 599) den Weg in die Regionen des Mittelmeers. Auch im Mittelalter erkannten die Menschen die Vorzüge der „Fischkonserve“ Stockfisch. So wurde er neben dem Sauerkraut zu einem der am meisten verbreiteten Lebensmittel der damaligen Zeit. Er war eine beliebte Fastenspeise und diente überdies der Ernährung von Schiffsmannschaften und Soldatenheeren.
Es gibt noch weitere geschichtliche Hinweise für den Handel und die Versorgung mit diesen konservierten Fischen. So kam er den alten Wikingern als Handelsware und unverderblicher Proviant während der langen Seefahrten zu gute. Sie kauten solange auf dem steinharten Trockenfisch herum, bis dieser weich genug war, um ihn zu verspeisen. Man geht davon aus, dass im Jahre 1000 der Nordmann Leif Eriksson der als erster Europäer nordamerikanischen Boden betrat dieses Lebensmittel sogar über den Atlantik in die “Neue Welt“ brachte.
Woher kommt er genau und in welchem Zustand bezieht ihr ihn?
Er kommt aus dem Nordost-Atlantik von den Lofoten in Norwegen und wird bereits getrocknet importiert.
Die Fische werden nachdem sie geköpft, ausgeweidet und der Länge nach halbiert wurden, zur Konservierung zwei bis drei Monate auf Holzgestellen biologisch natürlich Luft getrocknet. Das erfordert besondere klimatische Bedingungen, die in Skandinavien gewährleistet sind, nämlich niedrige Luftfeuchtigkeit, niedrige Temperaturen von +2 bis +12 Grad Celsius und starke Luftbewegung. Der ungesalzene Dörrfisch verliert dabei 70 % seines Gewichtes aber keine Nährstoffe und kaum Vitamine.
Anmerkung: Auf gleiche Art konservierte, jedoch zum Entwässern gesalzene Fische heißen Klippfisch.
Bekommt ihr es zu spüren, dass der Kabeljau (Dorsch) durch Überfischung und schlechte Laichbedingungen vom Aussterben bedroht ist? Gibt es eventuell sogar Lieferengpässe?
Bisher gab es noch keine Lieferschwierigkeiten, allerdings ist er durch den starken Rückgang der Bestände in den letzten Jahrzehnten von Jahr zu Jahr teurer geworden und hat somit seinen Ruf als Arme-Leute-Essen weitgehend verloren.
Könnte er eventuell später mal aus teuren Zuchtfarmen kommen?
Eine Aquakultur halte ich bei diesem Fisch für unmöglich.
Wie groß ist Eure neue Produktionshalle?
Das Gebäude umfasst 300 qm, früher haben wir auf 18 qm gearbeitet. Im 1. Stock der Halle befinden sich die Personal- und Verwaltungsräume. Darunter findet die eigentliche Produktion statt. Für jeden Produktionsschritt gibt es einen eigenen Raum. Sowie für die Anlieferung und Auslieferung separate Ein- und Ausgänge.
Wir konnten uns die Halle errichten da wir EU-Subventionen erhalten haben.
Kannst du uns was über die Produktionsschritte bei der Herstellung erzählen?
Der getrocknete Stockfisch wird zum Quellen 24 Stunden in kaltes Wasser eingelegt. Dabei nimmt er erheblich an Volumen zu.
Dann wird er 2 – 3 Stunden gekocht, bis er nicht zu weich ist. Hierfür haben wir drei unterschiedlich große Kochgeräte und einen speziellen Sugo-Kocher
.
Nun werden von Hand die schwarze Haut und sorgfältig restliche Gräten entfernt.
Raum zur Säuberung von gekochtem Bakalar
Danach wird er maschinell zerpflückt und so lange durchgerührt, bis er die gewünschte Konsistenz hat.
Man gibt Gewürze wie Salz, Pfeffer und gehackten Knoblauch dazu. Zuletzt wird nach und nach Sonnenblumenöl eingerührt, bis eine geschmeidige, feste Masse entsteht. Der Oliven-Paste wird auch Olivenöl zugesetzt. Danach kommen nach Sorte die jeweiligen Zutaten wie Oliven, Trüffel oder Peperoni dazu.
Dann wird die Paste abgefüllt und kommt in ein Vakuumierungsgerät. Der Vakuumierprozess entzieht die Luft und ersetzt sie durch ein Schutzgas.
Während des gesamten Herstellungsprozesses herrscht in allen Produktionsräumen eine Temperatur von 10 bis maximal 15 Grad Celsius. Die fertige Paste wird bis zur Auslieferung bei 4 bis 6 Grad in einem Kühlraum gelagert.
Vor Auslieferung werden die Gefäße noch etikettiert.
Wie viele Leute sind beschäftigt?
5 Personen. Vor den Feiertagen, besonders vor Weihnachten brauchen wir schon mal 10 Leute, denn allein für die Weihnachtszeit stellen wir 30 % der gesamten Jahresproduktion her.
Wie viel Kilogramm Trockenfisch braucht man um ein Kilo Paste herzustellen und wie viel produziert ihr im Jahr?
Aus einem Kilo Trockenfisch stellen wir drei Kilo Paste her. Wir produzieren ca. 20.000 Kilo pro Jahr.
Wie viele unterschiedliche Sorten stellt ihr her?
Bakalar na bijelo (weiß und pur - ohne Beimischung von speziellen Zutaten)
Bakalar oliveto mit der Zutat Oliven
Bakalar tartufino mit der Zutat Trüffel
Bakalar pikantino mit der Zutat Peperoni
Oben, die große Hotel- und Gastropackung
Unser neuestes Produkt ist Bakalar-Sugo, eine Art Fisch-Gulasch, welches nur noch kurz aufgekocht werden muss.
In welchen Größen wird abgepackt und wie lange ist Bakalar haltbar?
Wir haben vakuumierte Plastikbehälter von 150, 250 und 1000 Gramm sowie 250 Gramm-Becher Sugo die 25 Tage bei einer Kühlschranktemperatur von 5 bis 8 Grad Celsius haltbar sind.
Seit kurzem füllen wir auch in Gläser ab, mit 100 und 300 Gramm Bakalar und 300 Gramm Sugo. Diese sind dann gut 2 Monate gekühlt haltbar.
Wen beliefert ihr und kann man direkt bei euch kaufen?
Wir beliefern Istrien- und Kroatienweit hauptsächlich Geschäfte und Handelsketten, wie Metro, Getro, Kaufland und Plodine, außerdem Hotels und Gaststätten.
Selbstverständlich kann man die Paste während der Öffnungszeiten der Konoba erwerben. Wir planen für später aber auch eine Art Fabrikverkauf. Dazu haben wir schon eine Probierstube in Form eines Kazun errichtet in dem unsere Produkte verkostet werden können.
Versendet ihr auch ins Ausland?
Bisher noch nicht. Wenn Kroatien 2013 in die EU kommt, werden wir wahrscheinlich auch nach Italien und Slowenien verkaufen.
Untersteht ihr einer Lebensmittel-Kontrollbehörde?
Wir arbeiten nach den hygienischen Richtlinien für Lebensmittelproduzenten der Lebensmittelüberwachung HACCP.
Gibt es noch andere Produzenten in Istrien?
Es gibt noch einen Hersteller in Baderna und einen kleineren in Vodnjan. Zusammen mit dem in Baderna sind wir die Hauptlieferanten für Istrien.
Glaubst du, stellen viele Kroaten ihr Bakalar noch selber her?
Nein, das machen nur noch sehr wenige, denn ohne Maschinen ist es zu zeitintensiv und die jungen Kroaten machen das schon gar nicht.
Wann wird Bakalar bei den Kroaten gegessen?
Wie schon erwähnt ist Bakalar eine Spezialität mit jahrhunderte alter Tradition. In vielen kroatischen Haushalten kommt er seit Generationen an Fest- und Feiertagen insbesondere an Weihnachten auf den Tisch. Bei den meisten Katholiken dient der Stockfisch als Fastenspeise und freut sich großer Beliebtheit in der fleischlosen Zeit.
Selbst in der Musik taucht Bakalar auf. In dem aus Triest stammenden alten Volkslied „La mula de Parenzo“ von der aus Istrien stammenden Interpretin Lidija Percan heißt es in einer Strophe: „...oh, mamma che tociade polenta e baccala“.
Wer reinhören möchte: http://www.youtube.com/watch?v=pAUKZPkx12g
oder eine neuere Version vom Stadtfest in Tar: http://www.youtube.com/watch?v=AZ7vRSx0hJw&feature=related
Gibt es auch andere Verwendungsmöglichkeiten außer Bakalar als Vorspeise mit Weißbrot zu genießen?
Bei den Kroaten ist es eher üblich Bakalar als eigenes Gericht zu essen, es mit typischen Nudeln wie Pasutice und Fuzi oder mit Polenta (Maisgrieß) zu servieren. Dabei wird die Paste nur erhitzt und wird so zur fertigen Soße.
Bakalar auf Dalmatinische Art wird mit Kartoffeln zubereitet, dadurch ist der Fischgeschmack milder.
Aleksandar du bist täglich mit der Produktion beschäftigt, die sehr geruchsintensiv ist. Stört dich der Geruch, isst du selber noch Bakalar und welche eurer Sorten isst du am liebsten?
Den Geruch bemerke ich gar nicht mehr, im Gegensatz zu meiner Familie die schon mal die Nase rümpft. Ich liebe mein Bakalar und mir schmecken alle Sorten gleich gut.
Wir bedanken uns für das Gespräch, bei dem wir so viel Interessantes erfahren durften und dafür dass du uns die Produktionshalle gezeigt hast. – Leider außerhalb der Arbeitszeit, denn wir hätten dich nur zu gerne in deiner weißen Arbeitskleidung fotografiert.
Liebe Grüsse
Albert + Gabi
Wir haben sie zum ersten Mal als einen Bestandteil der gemischten Vorspeise vom Fisch (Tris) probiert. Und auch bei uns war die Begeisterung zweigeteilt: Beim einen löste sie genüssliche Verzückung aus. Der andere kam nach der Erstverkostung zu der Erkenntnis, dass es wohl nicht eine seiner Lieblingsspeisen werden wird.
Im kleinen Ort Bacva nahe Visnjan befindet sich neben dem Gelände der Konoba Milena die „Bakalarnica Milena“ eine Produktionsstätte für Bakalar.
http://www.milena.hr/11/DE
Die Tatsache, dass der ehemals kleine Familienbetrieb der Familie Stefanov ein neues Produktionsgebäude zur Herstellung von Stockfisch errichtet und im September des Jahres eingeweiht hat, ermutigte uns mal genauer nachzufragen, um über dieses außergewöhnliche Produkt mehr zu erfahren. Daher haben wir den Betriebsleiter und Inhaber Aleksandar Stefanov um ein Interview gebeten:
Wie lange produziert ihr schon Bakalar in der Familie und gab es einen Anlass, warum ihr Stockfisch-Paste herstellt?
Meine Mutter hat zu Weihnachten immer Bakalar für die Familie selbst gemacht und es auch an Verwandte und Freunde verschenkt. Die waren so begeistert von Milenas Bakalar und wollten es immer wieder von ihr hergestellt haben. So kam es zu dieser Geschäftsidee. Schließlich verkauften wir es und sind dann 1996 offiziell in Produktion gegangen.
Aus welchem Fisch wird Bakalar hergestellt und was zeichnet diesen Fisch aus?
Wir verwenden die Sorte Gadus Morhua. Sie ist eine Fischart aus der Familie der Dorsche.
Der bis zu 1,50 m groß werdende und an die 95 Kilo schwere atlantische Stockfisch (lat. Baculum = Stock) ist ein robustes Tier, wenig empfindlich gegen Kälte und Krankheit. Er frisst nahezu alles, was ihm ins Maul gerät. Außerdem lässt sich der in Schwärmen lebende Fisch leicht fangen.
Anmerkung: In Deutschland ist Kabeljau die offizielle Handelsbezeichnung für den Dorsch (biologische Bezeichnung).
Die Stockfisch-Paste vom Dorsch ist besonders beliebt bei den Bewohnern des Mittelmeerraums. Dabei schwimmt der Fisch doch gar nicht im Mittelmeer. Wie fand er den Weg hierhin und woher kommt diese Vorliebe?
Die Vorliebe erklärt sich durch seine positiven Eigenschaften. Der in getrockneter Form, praktischerweise nahezu unbegrenzt haltbare Dorsch mit seinem hohen Eiweiß- und Mineralstoffgehalt beugte während ertragsarmer Perioden nicht nur Mangelerscheinungen vor. (Tierisches Eiweiß hat eine hohe biologische Wertigkeit, weil es die unentbehrlichen Aminosäuren enthält und somit die Aufrechterhaltung der Körperfunktionen sichert.) Der Stockfisch spielte auch als Nahrungsreserve bei der Vorratshaltung eine wichtige Rolle. So konnte man in Notzeiten Nahrungsknappheit entgegen steuern.
Er fand bereits im Zeitalter der Völkerwanderung der Germanischen Stämme ( 400 – 599) den Weg in die Regionen des Mittelmeers. Auch im Mittelalter erkannten die Menschen die Vorzüge der „Fischkonserve“ Stockfisch. So wurde er neben dem Sauerkraut zu einem der am meisten verbreiteten Lebensmittel der damaligen Zeit. Er war eine beliebte Fastenspeise und diente überdies der Ernährung von Schiffsmannschaften und Soldatenheeren.
Es gibt noch weitere geschichtliche Hinweise für den Handel und die Versorgung mit diesen konservierten Fischen. So kam er den alten Wikingern als Handelsware und unverderblicher Proviant während der langen Seefahrten zu gute. Sie kauten solange auf dem steinharten Trockenfisch herum, bis dieser weich genug war, um ihn zu verspeisen. Man geht davon aus, dass im Jahre 1000 der Nordmann Leif Eriksson der als erster Europäer nordamerikanischen Boden betrat dieses Lebensmittel sogar über den Atlantik in die “Neue Welt“ brachte.
Woher kommt er genau und in welchem Zustand bezieht ihr ihn?
Er kommt aus dem Nordost-Atlantik von den Lofoten in Norwegen und wird bereits getrocknet importiert.
Die Fische werden nachdem sie geköpft, ausgeweidet und der Länge nach halbiert wurden, zur Konservierung zwei bis drei Monate auf Holzgestellen biologisch natürlich Luft getrocknet. Das erfordert besondere klimatische Bedingungen, die in Skandinavien gewährleistet sind, nämlich niedrige Luftfeuchtigkeit, niedrige Temperaturen von +2 bis +12 Grad Celsius und starke Luftbewegung. Der ungesalzene Dörrfisch verliert dabei 70 % seines Gewichtes aber keine Nährstoffe und kaum Vitamine.
Anmerkung: Auf gleiche Art konservierte, jedoch zum Entwässern gesalzene Fische heißen Klippfisch.
Bekommt ihr es zu spüren, dass der Kabeljau (Dorsch) durch Überfischung und schlechte Laichbedingungen vom Aussterben bedroht ist? Gibt es eventuell sogar Lieferengpässe?
Bisher gab es noch keine Lieferschwierigkeiten, allerdings ist er durch den starken Rückgang der Bestände in den letzten Jahrzehnten von Jahr zu Jahr teurer geworden und hat somit seinen Ruf als Arme-Leute-Essen weitgehend verloren.
Könnte er eventuell später mal aus teuren Zuchtfarmen kommen?
Eine Aquakultur halte ich bei diesem Fisch für unmöglich.
Wie groß ist Eure neue Produktionshalle?
Das Gebäude umfasst 300 qm, früher haben wir auf 18 qm gearbeitet. Im 1. Stock der Halle befinden sich die Personal- und Verwaltungsräume. Darunter findet die eigentliche Produktion statt. Für jeden Produktionsschritt gibt es einen eigenen Raum. Sowie für die Anlieferung und Auslieferung separate Ein- und Ausgänge.
Wir konnten uns die Halle errichten da wir EU-Subventionen erhalten haben.
Kannst du uns was über die Produktionsschritte bei der Herstellung erzählen?
Der getrocknete Stockfisch wird zum Quellen 24 Stunden in kaltes Wasser eingelegt. Dabei nimmt er erheblich an Volumen zu.
Dann wird er 2 – 3 Stunden gekocht, bis er nicht zu weich ist. Hierfür haben wir drei unterschiedlich große Kochgeräte und einen speziellen Sugo-Kocher
.
Nun werden von Hand die schwarze Haut und sorgfältig restliche Gräten entfernt.
Raum zur Säuberung von gekochtem Bakalar
Danach wird er maschinell zerpflückt und so lange durchgerührt, bis er die gewünschte Konsistenz hat.
Man gibt Gewürze wie Salz, Pfeffer und gehackten Knoblauch dazu. Zuletzt wird nach und nach Sonnenblumenöl eingerührt, bis eine geschmeidige, feste Masse entsteht. Der Oliven-Paste wird auch Olivenöl zugesetzt. Danach kommen nach Sorte die jeweiligen Zutaten wie Oliven, Trüffel oder Peperoni dazu.
Dann wird die Paste abgefüllt und kommt in ein Vakuumierungsgerät. Der Vakuumierprozess entzieht die Luft und ersetzt sie durch ein Schutzgas.
Während des gesamten Herstellungsprozesses herrscht in allen Produktionsräumen eine Temperatur von 10 bis maximal 15 Grad Celsius. Die fertige Paste wird bis zur Auslieferung bei 4 bis 6 Grad in einem Kühlraum gelagert.
Vor Auslieferung werden die Gefäße noch etikettiert.
Wie viele Leute sind beschäftigt?
5 Personen. Vor den Feiertagen, besonders vor Weihnachten brauchen wir schon mal 10 Leute, denn allein für die Weihnachtszeit stellen wir 30 % der gesamten Jahresproduktion her.
Wie viel Kilogramm Trockenfisch braucht man um ein Kilo Paste herzustellen und wie viel produziert ihr im Jahr?
Aus einem Kilo Trockenfisch stellen wir drei Kilo Paste her. Wir produzieren ca. 20.000 Kilo pro Jahr.
Wie viele unterschiedliche Sorten stellt ihr her?
Bakalar na bijelo (weiß und pur - ohne Beimischung von speziellen Zutaten)
Bakalar oliveto mit der Zutat Oliven
Bakalar tartufino mit der Zutat Trüffel
Bakalar pikantino mit der Zutat Peperoni
Oben, die große Hotel- und Gastropackung
Unser neuestes Produkt ist Bakalar-Sugo, eine Art Fisch-Gulasch, welches nur noch kurz aufgekocht werden muss.
In welchen Größen wird abgepackt und wie lange ist Bakalar haltbar?
Wir haben vakuumierte Plastikbehälter von 150, 250 und 1000 Gramm sowie 250 Gramm-Becher Sugo die 25 Tage bei einer Kühlschranktemperatur von 5 bis 8 Grad Celsius haltbar sind.
Seit kurzem füllen wir auch in Gläser ab, mit 100 und 300 Gramm Bakalar und 300 Gramm Sugo. Diese sind dann gut 2 Monate gekühlt haltbar.
Wen beliefert ihr und kann man direkt bei euch kaufen?
Wir beliefern Istrien- und Kroatienweit hauptsächlich Geschäfte und Handelsketten, wie Metro, Getro, Kaufland und Plodine, außerdem Hotels und Gaststätten.
Selbstverständlich kann man die Paste während der Öffnungszeiten der Konoba erwerben. Wir planen für später aber auch eine Art Fabrikverkauf. Dazu haben wir schon eine Probierstube in Form eines Kazun errichtet in dem unsere Produkte verkostet werden können.
Versendet ihr auch ins Ausland?
Bisher noch nicht. Wenn Kroatien 2013 in die EU kommt, werden wir wahrscheinlich auch nach Italien und Slowenien verkaufen.
Untersteht ihr einer Lebensmittel-Kontrollbehörde?
Wir arbeiten nach den hygienischen Richtlinien für Lebensmittelproduzenten der Lebensmittelüberwachung HACCP.
Gibt es noch andere Produzenten in Istrien?
Es gibt noch einen Hersteller in Baderna und einen kleineren in Vodnjan. Zusammen mit dem in Baderna sind wir die Hauptlieferanten für Istrien.
Glaubst du, stellen viele Kroaten ihr Bakalar noch selber her?
Nein, das machen nur noch sehr wenige, denn ohne Maschinen ist es zu zeitintensiv und die jungen Kroaten machen das schon gar nicht.
Wann wird Bakalar bei den Kroaten gegessen?
Wie schon erwähnt ist Bakalar eine Spezialität mit jahrhunderte alter Tradition. In vielen kroatischen Haushalten kommt er seit Generationen an Fest- und Feiertagen insbesondere an Weihnachten auf den Tisch. Bei den meisten Katholiken dient der Stockfisch als Fastenspeise und freut sich großer Beliebtheit in der fleischlosen Zeit.
Selbst in der Musik taucht Bakalar auf. In dem aus Triest stammenden alten Volkslied „La mula de Parenzo“ von der aus Istrien stammenden Interpretin Lidija Percan heißt es in einer Strophe: „...oh, mamma che tociade polenta e baccala“.
Wer reinhören möchte: http://www.youtube.com/watch?v=pAUKZPkx12g
oder eine neuere Version vom Stadtfest in Tar: http://www.youtube.com/watch?v=AZ7vRSx0hJw&feature=related
Gibt es auch andere Verwendungsmöglichkeiten außer Bakalar als Vorspeise mit Weißbrot zu genießen?
Bei den Kroaten ist es eher üblich Bakalar als eigenes Gericht zu essen, es mit typischen Nudeln wie Pasutice und Fuzi oder mit Polenta (Maisgrieß) zu servieren. Dabei wird die Paste nur erhitzt und wird so zur fertigen Soße.
Bakalar auf Dalmatinische Art wird mit Kartoffeln zubereitet, dadurch ist der Fischgeschmack milder.
Aleksandar du bist täglich mit der Produktion beschäftigt, die sehr geruchsintensiv ist. Stört dich der Geruch, isst du selber noch Bakalar und welche eurer Sorten isst du am liebsten?
Den Geruch bemerke ich gar nicht mehr, im Gegensatz zu meiner Familie die schon mal die Nase rümpft. Ich liebe mein Bakalar und mir schmecken alle Sorten gleich gut.
Wir bedanken uns für das Gespräch, bei dem wir so viel Interessantes erfahren durften und dafür dass du uns die Produktionshalle gezeigt hast. – Leider außerhalb der Arbeitszeit, denn wir hätten dich nur zu gerne in deiner weißen Arbeitskleidung fotografiert.
Liebe Grüsse
Albert + Gabi