Eisenbahner
aktives Mitglied
Hallo Freunde und Liebhaber des gepflegten Reisens und Kroatien-Urlauber,
bitte fertigmachen zum Stadtbummel durch Prag!
Im ersten Teil unseres Reiseberichts waren wir von Westfalen über Berlin und Dresden nach Prag gefahren. Unser Hotel liegt gegenüber dem Hauptbahnhof (Praha hlavní nádraží). Dieser ist nett anzusehen, weist einige Jugendstilelemente auf und hat eine interessante Namensgeschichte: Hieß er anfänglich Kaiser-Franz-Joseph-Bahnhof, trug er von 1918-1939 den Namen Wilson-Bahnhof (Wilsonovo nádraží). Der damalige amerikanische Präsident Wilson setzte sich für eine unabhängige Tschechoslowakei ein und wurde daher mit diesem Bahnhof und dessen Namensgebung geehrt. Das Wilson-Denkmal vor dem Bahnhof ließen die NS-Deutschen im Zuge der Besetzung 1939 entfernen, heute steht es wieder.
Hier also der Bahnhof:
Das Hotelzimmer ist in Ordnung, hier kann man es für eine Nacht und auch länger gut aushalten, aber am nächsten Morgen wartet der Schlafwagen nach Kroatien auf uns:
Ein letztes Mal im stationären Bett schlafen, bevor es auf die große Schlafwagenreise geht: Hotelzimmer in Prag.
Für mich ist das Bad immer Visitenkarte der Unterkunft. Sauberkeit ist hier immer absolute Pflicht. Hier ist alles ok.
Auf dem Weg in die Stadt passieren wir nun am Wenzelsplatz das Grand Hotel Europa, das – wie schon der Hauptbahnhof – mit Elementen des Jugendstils ausgestattet ist:
Eher zufällig kommt es dann zu einer Begegnung mit der Straßenbahn in Prag. Hier fahren noch in nennenswerter Anzahl Bahnen des – ehemaligen – Herstellers Tatra, diese Bahnen genießen in den entsprechenden Fachkreisen einen gewissen Kultstatus. Sie unterscheiden sich deutlich von den modernen Niederflurwagen und sind Zeugen einer eigentlich vergangenen Epoche, aber gerade deswegen interessant und haben – wie ich finde – in der Tat eine besondere Ästhetik. Aufgrund des Abendlichtes und der entsprechenden Belichtungszeit weisen die Straba-Fotos Bewegungsunschärfe auf:
Der Weg durch die Stadt führt uns an der Teynkirche vorbei. Deren Türme tragen die Namen Adam und Eva, und weil Eva bei Sonne im Schatten Adams steht, wurde sie in früheren Zeiten während der warmen Jahreszeit als Lebensmittellager genutzt:
Im letzten Licht des Tages zeigt sich dann von der Karlsbrücke aus die Prager Burg mit dem Veitsdom:
Während die Moldau dahinfließt, erzeugt dieser Künstler auf der Brücke erstaunlich virtuose, echte Musik auf mit Wasser gefüllten Gläsern, wobei der unterschiedliche Füllungsstand verantwortlich ist für die jeweilige Tonhöhe des Glases:
Die Moldau heißt in der Landessprache Vltava und fließt unbeeindruckt von allem Tagesgeschehen durch Prag, und auch der Veitsdom lässt sich durch nichts aus der Ruhe bringen:
Obwohl der Abend nun schon weiter fortgeschritten ist und das Licht immer weniger wird, sieht der Brückenturm viele Touristen, die den lauen Abend zur Stadterkundung nutzen:
Beim Bummel durch die Stadt passieren wir ein weiteres Jugendstil-Gebäude, nämlich das Gemeindehaus, das eine Konzerthalle beherbergt:
Der nächste Tag beginnt mit einem Frühstück in den Gewölben unseres Hotels, bevor es zum Bahnhof geht: Heute soll der Abschnitt Prag-Split bewältigt bzw. angegangen werden:
Tschüß Hotel Chopin! Obwohl Du am Bahnhof stehst, bist Du gut, seriös und vorzeigbar:
Während der Wartezeit auf dem Prager Bahnsteig werden zunächst einige Züge abgelichtet unter der schönen Eisenkonstruktion der Bahnhofshalle:
City Elefant
Neben dem doppelstöckigen City Elefant gefällt auch der etwas elegantere IC-Triebwagen, der so auch von der slowenischen Eisenbahn auf der Strecke Koper-Maribor eingesetzt wird:
Die Regio-Jet-Wagen wurden teilweise aus Beständen der österreichischen ÖBB gekauft:
Schließlich wird unser Zug, der Slovan, nach Budapest Keleti angezeigt. Der Slovan führt als Kurswagen einen Schlafwagen durchgehend nach Split mit. Auf der entsprechenden Internetseite war zu sehen, dass von der tschechischen Eisenbahn hierfür ein Waggon älterer (DDR-)Bauart vorgesehen war, der nicht mit Klimaanlage ausgestattet ist, sondern mit zu öffnenden Fenstern. Das wünscht sich der Bahnfan, denn so kann man die Fahrten voll auskosten. Allerdings tauchten vor der Reise Sichtungsmeldungen auf, die abweichend auch modernere, klimatisierte Waggons im Einsatz zeigten. Würden wir die Fenster öffnen können? Dann wird der Zug bereitgestellt, und --- Volltreffer! Wir erwischen einen Wagen der guten alten Bauart mit Übersetzfenstern zum Öffnen. Es kann losgehen!
Unser Schlafwagen Prag-Split der CD, zunächst im "Slovan", dann im "Adria" (ab Budapest)
Ein Einbettabteil – zwei davon haben wir gebucht – ist nun für die nächsten 24 Stunden unser Zuhause. Hier haben wir ein wenig „Privacy“ im Zug, unter dem Tischchen befindet sich ein Waschbecken. In Plastiktüten führen wir den in Prag vorsichtshalber gekauften Proviant mit, was sich aber als unnötig erweisen soll.
In Westeuropa eher unbekannt: Massiver Schutz gegen nächtliche Einbrecher und Diebe am Waggonende:
Blick in den Gang unseres Schlafwagens der CD
Die sanitären Einrichtungen des mehrere Jahrzehnte alten Schlafwagens kann man natürlich nicht mit denen der aktuellen Generation vergleichen, allerdings: Die Nostalgie fährt mit, und es funktioniert alles, Wasser ist vorhanden.
Das kenne ich auch noch anders, als ich in den 80er Jahren mit dem Zug bis Ploce gefahren bin. Schmutzige Waggons und v.a. chronisch leere Wassertanks im Zug, d.h. auch „WC“ ohne Wasser, waren die Regel (trotzdem Abenteuer und interessant!), und reiste man aus Richtung Ljubljana zurück über Österreich nach Deutschland, war man irgendwie doch froh, wenn der Zug am ersten Bahnhof in Österreich, Villach, hielt. Hier wurde der Zug wieder mit Wasser versorgt, und man hatte in dieser Hinsicht das Gefühl, „wieder in der Zivilisation“ angekommen zu sein, auch wenn die Tage in Jugoslawien trotzdem immer schön waren.
Geringfügig modernisierter DDR-Standard auf dem WC
Unterdessen verlässt der Slovan Prag, und wir genießen nun die Aussicht – natürlich am offenen Fenster:
Im Moment hängt unser Wagen am Schluss des Zuges, also haben wir auch einen Ausblick auf die Strecke:
Zunächst wechseln sich nun Mais- und Getreidefelder in der Landschaft ab:
Das Laufschild unseres Wagens für die Rückfahrt. Die aktuelle Hinfahrt ist auf der Außenseite zu sehen und umgekehrt zu denken: Prag-Budapest und Budapest-Split, letzteres im Zug Adria:
Zwischendurch mal hinlegen …:
… und dann wieder, jetzt in waldreicher Gegend, aus dem Fenster schauen: So lasse ich mir die Fahrt gefallen, und Meter für Meter kommen wir - mit den anderen Fahrgästen - Süddalmatien näher, welch ein Gefühl, nun schon mitten im Jahresurlaub zu sein!:
Dann öffnet sich die Landschaft wieder:
Der warme Fahrtwind lässt die Gardinen an den offenen Fenstern flattern. Schön, dass es so etwas noch gibt:
Jetzt wäre es eigentlich an der Zeit, etwas zu essen, allerdings ist der Zug ziemlich lang und der Speisewagen am ganz anderen Ende. Die Lösung liegt nahe: Unser Schlafwagenschaffner hält auch ein kleines Angebot bereit, und so gibt es also Gulaschsuppe mit Brot und Gambrinus-Saft:
So, nun haben wir uns einen kleinen Mittagsschlaf verdient, und aufwachen werden wir im nächsten Teil in Bratislava. Bis dahin!
Gruß und Wünsche für einen schönen Sonntag vom
Eisenbahner
bitte fertigmachen zum Stadtbummel durch Prag!
Im ersten Teil unseres Reiseberichts waren wir von Westfalen über Berlin und Dresden nach Prag gefahren. Unser Hotel liegt gegenüber dem Hauptbahnhof (Praha hlavní nádraží). Dieser ist nett anzusehen, weist einige Jugendstilelemente auf und hat eine interessante Namensgeschichte: Hieß er anfänglich Kaiser-Franz-Joseph-Bahnhof, trug er von 1918-1939 den Namen Wilson-Bahnhof (Wilsonovo nádraží). Der damalige amerikanische Präsident Wilson setzte sich für eine unabhängige Tschechoslowakei ein und wurde daher mit diesem Bahnhof und dessen Namensgebung geehrt. Das Wilson-Denkmal vor dem Bahnhof ließen die NS-Deutschen im Zuge der Besetzung 1939 entfernen, heute steht es wieder.
Hier also der Bahnhof:
Das Hotelzimmer ist in Ordnung, hier kann man es für eine Nacht und auch länger gut aushalten, aber am nächsten Morgen wartet der Schlafwagen nach Kroatien auf uns:
Ein letztes Mal im stationären Bett schlafen, bevor es auf die große Schlafwagenreise geht: Hotelzimmer in Prag.
Für mich ist das Bad immer Visitenkarte der Unterkunft. Sauberkeit ist hier immer absolute Pflicht. Hier ist alles ok.
Auf dem Weg in die Stadt passieren wir nun am Wenzelsplatz das Grand Hotel Europa, das – wie schon der Hauptbahnhof – mit Elementen des Jugendstils ausgestattet ist:
Eher zufällig kommt es dann zu einer Begegnung mit der Straßenbahn in Prag. Hier fahren noch in nennenswerter Anzahl Bahnen des – ehemaligen – Herstellers Tatra, diese Bahnen genießen in den entsprechenden Fachkreisen einen gewissen Kultstatus. Sie unterscheiden sich deutlich von den modernen Niederflurwagen und sind Zeugen einer eigentlich vergangenen Epoche, aber gerade deswegen interessant und haben – wie ich finde – in der Tat eine besondere Ästhetik. Aufgrund des Abendlichtes und der entsprechenden Belichtungszeit weisen die Straba-Fotos Bewegungsunschärfe auf:
Der Weg durch die Stadt führt uns an der Teynkirche vorbei. Deren Türme tragen die Namen Adam und Eva, und weil Eva bei Sonne im Schatten Adams steht, wurde sie in früheren Zeiten während der warmen Jahreszeit als Lebensmittellager genutzt:
Im letzten Licht des Tages zeigt sich dann von der Karlsbrücke aus die Prager Burg mit dem Veitsdom:
Während die Moldau dahinfließt, erzeugt dieser Künstler auf der Brücke erstaunlich virtuose, echte Musik auf mit Wasser gefüllten Gläsern, wobei der unterschiedliche Füllungsstand verantwortlich ist für die jeweilige Tonhöhe des Glases:
Die Moldau heißt in der Landessprache Vltava und fließt unbeeindruckt von allem Tagesgeschehen durch Prag, und auch der Veitsdom lässt sich durch nichts aus der Ruhe bringen:
Obwohl der Abend nun schon weiter fortgeschritten ist und das Licht immer weniger wird, sieht der Brückenturm viele Touristen, die den lauen Abend zur Stadterkundung nutzen:
Beim Bummel durch die Stadt passieren wir ein weiteres Jugendstil-Gebäude, nämlich das Gemeindehaus, das eine Konzerthalle beherbergt:
Der nächste Tag beginnt mit einem Frühstück in den Gewölben unseres Hotels, bevor es zum Bahnhof geht: Heute soll der Abschnitt Prag-Split bewältigt bzw. angegangen werden:
Tschüß Hotel Chopin! Obwohl Du am Bahnhof stehst, bist Du gut, seriös und vorzeigbar:
Während der Wartezeit auf dem Prager Bahnsteig werden zunächst einige Züge abgelichtet unter der schönen Eisenkonstruktion der Bahnhofshalle:
City Elefant
Neben dem doppelstöckigen City Elefant gefällt auch der etwas elegantere IC-Triebwagen, der so auch von der slowenischen Eisenbahn auf der Strecke Koper-Maribor eingesetzt wird:
Die Regio-Jet-Wagen wurden teilweise aus Beständen der österreichischen ÖBB gekauft:
Schließlich wird unser Zug, der Slovan, nach Budapest Keleti angezeigt. Der Slovan führt als Kurswagen einen Schlafwagen durchgehend nach Split mit. Auf der entsprechenden Internetseite war zu sehen, dass von der tschechischen Eisenbahn hierfür ein Waggon älterer (DDR-)Bauart vorgesehen war, der nicht mit Klimaanlage ausgestattet ist, sondern mit zu öffnenden Fenstern. Das wünscht sich der Bahnfan, denn so kann man die Fahrten voll auskosten. Allerdings tauchten vor der Reise Sichtungsmeldungen auf, die abweichend auch modernere, klimatisierte Waggons im Einsatz zeigten. Würden wir die Fenster öffnen können? Dann wird der Zug bereitgestellt, und --- Volltreffer! Wir erwischen einen Wagen der guten alten Bauart mit Übersetzfenstern zum Öffnen. Es kann losgehen!
Unser Schlafwagen Prag-Split der CD, zunächst im "Slovan", dann im "Adria" (ab Budapest)
Ein Einbettabteil – zwei davon haben wir gebucht – ist nun für die nächsten 24 Stunden unser Zuhause. Hier haben wir ein wenig „Privacy“ im Zug, unter dem Tischchen befindet sich ein Waschbecken. In Plastiktüten führen wir den in Prag vorsichtshalber gekauften Proviant mit, was sich aber als unnötig erweisen soll.
In Westeuropa eher unbekannt: Massiver Schutz gegen nächtliche Einbrecher und Diebe am Waggonende:
Blick in den Gang unseres Schlafwagens der CD
Die sanitären Einrichtungen des mehrere Jahrzehnte alten Schlafwagens kann man natürlich nicht mit denen der aktuellen Generation vergleichen, allerdings: Die Nostalgie fährt mit, und es funktioniert alles, Wasser ist vorhanden.
Das kenne ich auch noch anders, als ich in den 80er Jahren mit dem Zug bis Ploce gefahren bin. Schmutzige Waggons und v.a. chronisch leere Wassertanks im Zug, d.h. auch „WC“ ohne Wasser, waren die Regel (trotzdem Abenteuer und interessant!), und reiste man aus Richtung Ljubljana zurück über Österreich nach Deutschland, war man irgendwie doch froh, wenn der Zug am ersten Bahnhof in Österreich, Villach, hielt. Hier wurde der Zug wieder mit Wasser versorgt, und man hatte in dieser Hinsicht das Gefühl, „wieder in der Zivilisation“ angekommen zu sein, auch wenn die Tage in Jugoslawien trotzdem immer schön waren.
Geringfügig modernisierter DDR-Standard auf dem WC
Unterdessen verlässt der Slovan Prag, und wir genießen nun die Aussicht – natürlich am offenen Fenster:
Im Moment hängt unser Wagen am Schluss des Zuges, also haben wir auch einen Ausblick auf die Strecke:
Zunächst wechseln sich nun Mais- und Getreidefelder in der Landschaft ab:
Das Laufschild unseres Wagens für die Rückfahrt. Die aktuelle Hinfahrt ist auf der Außenseite zu sehen und umgekehrt zu denken: Prag-Budapest und Budapest-Split, letzteres im Zug Adria:
Zwischendurch mal hinlegen …:
… und dann wieder, jetzt in waldreicher Gegend, aus dem Fenster schauen: So lasse ich mir die Fahrt gefallen, und Meter für Meter kommen wir - mit den anderen Fahrgästen - Süddalmatien näher, welch ein Gefühl, nun schon mitten im Jahresurlaub zu sein!:
Dann öffnet sich die Landschaft wieder:
Der warme Fahrtwind lässt die Gardinen an den offenen Fenstern flattern. Schön, dass es so etwas noch gibt:
Jetzt wäre es eigentlich an der Zeit, etwas zu essen, allerdings ist der Zug ziemlich lang und der Speisewagen am ganz anderen Ende. Die Lösung liegt nahe: Unser Schlafwagenschaffner hält auch ein kleines Angebot bereit, und so gibt es also Gulaschsuppe mit Brot und Gambrinus-Saft:
So, nun haben wir uns einen kleinen Mittagsschlaf verdient, und aufwachen werden wir im nächsten Teil in Bratislava. Bis dahin!
Gruß und Wünsche für einen schönen Sonntag vom
Eisenbahner