Wandern im Hinterland von Istrien
Geheimtip: Der Weg des Heiligen Simeon
Die Ferien-Region Istrien gilt vor allem wegen der Vorzüge ihrer 242,5 Kilometer langen Westküste als klassische Sommerdestination, besonders bei deutschen Urlaubern. Das grüne Hinterland der an Kultur- und Naturschätzen so reichen Adria - Halbinsel wartet dagegen noch weitgehend auf seine Entdeckung.
Der Spätherbst ist nahezu ideal, um das unbekannte Istrien (2.388 Sonnenstunden im Jahr) in einem angenehm milden Mittelmeerklima zu erwandern.
Absoluter Geheimtip für Wanderer (allein wegen der atemberaubenden Fernsicht) ist der rund 10 Kilometer lange "Weg des Heiligen Simeon". Er hat in der mittelalterlichen Stadt Gracisce, 7 Kilometer südöstlich von Pazin, seinen Ausgangs-und Endpunkt.
Bevor Sie sich jedoch auf den gut markierten Weg machen, sollten Sie zunächst einmal den malerischen Ort selbst erkunden. Er verfügt über eine selten schöne urbane Struktur und zahlreiche kulturgeschichtliche Attraktionen. Allein deshalb steht Gracisce vollständig unter Denkmalschutz. Besonders sehenswert- Die spätgotische Kirche der Muttergottes am Hauptplatz mit Säulenhalle aus dem 17. Jahrhundert. Traditionsgemäß haben die Frauen des Ortes früher nach glücklichen Geburten in die Steine der Kirche Pilgernägel eingeschlagen, die noch heute sichtbar sind. Vor der Halle - einst Mittelpunkt des kommunalen Lebens - steht ein Steinblock mit den Maßen der Feudalabgaben.
Gracisce war zur Blütezeit auch Sommerresidenz der Bischöfe von Pican (Zentralistrien). Davon zeugt eine Kapelle aus dem 13. Jahrhundert mit Durchgangstor. Der Rest der Residenz wurde 1570 niedergerissen, aus dem Baumaterial eine"Kasca" gebaut, ein Baron-Getreidehaus, in dem das von den Bauern eingenommene Zehntel aufbewahrt wurde. Gehen Sie bis zum alten Friedhof hinter der Kirche des heiligen Vitus. Von hier aus haben Sie einen sensationellen Panoramablick auf Inneristrien bis hin zum Ucka-Bergmassiv (1.394 Meter hoch), vor allem aber auf Ihr Wandergebiet, den Weg des Heiligen Simeon.
Der Einstieg beginnt unterhalb der großen (nicht zu übersehenden) Wandertafel vor dem Stadteingang. Der Weg führt zunächst zur Kirchen-Ruine des Heiligen Simeon (15 Minuten), die der Wanderstrecke den Namen gab. Danach geht es ungefähr eine halbe Stunde lang bergab durch ein Wildspargelgebiet zum Dorf Zlepcari. Hier befindet sich eine alte, baufällige Wassermühle und ein sehenswerter, uriger, istrischer Bauernhof. Weiter geht es durch ein Tal und an einem Bachlauf entlang (20 Minuten) zu einer alten Brücke und zum Wasserfall "Sopot", einem wenig bekannten Naturphänomen (die Gegend eignet sich gut für ein Picknick). Von der Brücke aus geht man sanft bergauf (10 Minuten) bis zum Dorf Runki. Anschließend erreichen Sie (in 30 Minuten) Lovrici. Auf dem Hof der Familie Bazon können Sie die Schlüssel für zwei nahegelegene sakrale Sehenswürdigkeiten bekommen: Die Kirche des Heiligen Stephan mit Glockenturm (10 Minuten) und/oder die Kirche der Heiligen Magdalena (25 Minuten).
Von letzterer führt der Wanderweg weiter zum Hügel Piscietak (20 Minuten), an dessen Fuß sich eine erfrischende Quelle befindet, von der die Ortsbewohner behaupten, daß sie nie versiegen würde. Nach weiteren 60 Minuten Wanderung durch das abwechslungsreiche Landschaftsschutzgebiet (mit hochinteressanten Errosionsformen und Reliefs) erreichen Sie wieder das kleine Städtchen Gracisce. Hier können Sie sich dann in der urig eingerichteten "Kusaonica-Kasca" von Bruno Balda (seine Konoba liegt versteckt direkt neben dem Haus mit der venezianischen Fassade) erholen und stärken. Natürlich mit typisch istrischen Spezialitäten wie Mistelschnaps, Schafskäse, Schinken (hängt neben dem Kamin an der Wirtshausdecke) und rotem Teran (Rotwein).