hallo Bruce,
da das Thema ganz allgemein mit "Altenpflege" überschrieben ist, können wir auch allgemein, nicht nur kroatien-spezifisch darüber diskutieren.
Du hast recht mit der Aussage, daß grundsätzlich jeder zum Pflegefall werden kann. Mit zunehmendem Alter ist diese Wahrscheinlichkeit auch höher. Diejenigen, die, vereinfacht ausgedrückt, im Leben "geraucht und gesoffen und gekifft" haben (bitte dies nur als grobe Verallgemeinerung verstehen!), die sterben halt früher oder sind dann nur einen kürzeren Zeitraum ein Pflegefall bis zum Exitus.
Kommen wir zum Thema Bezahlbarkeit. Da wir in den entwickelten Ländern immer älter werden gibt es auch eine immer höhere Zahl an Pflegebedürftigen. Nun haben wir erst vor gut 10 Jahren die Zwangs-Pflegeversicherung eingeführt und deren Beiträge reichen bereits heute nicht mehr aus, die Pflegeleistungen zu finanzieren. Ob die Rürup- oder Riester-Rente als zusätzliche Privat- oder eigentlich doch halbstaatliche Rente einmal so viel abwerfen wird, um einen Pflegefall der Pflegestufe III über einen längeren Zeitraum zu finanzieren, bezweifle ich stark.
Wir kommen gar nicht umhin, Pflegekräfte zu "importieren" bzw die Leistungen zu differenzieren. Die Zwei-Klassen-Medizin haben wir heute schon, im Bereich der Pflege wird dies auch kommen bzw sind bereits Ansätze vorhanden. Der "Export" von Pflegebedürftigen Menschen in Länder mit niedrigeren Pflegekosten wie Kroatien, Serbien oder auch Thailand ist da eine weitere Möglichkeit. Das wird heute schon gemacht.
Wenn einzelne in unserer Gesellschaft "Schwache und Fremde zu Südenböcken stempeln" wie du ansprichst, so ist dies nun mal ein Kennzeichen für eine offene Gesellschaft mit freier Meinungsäußerung. Das müssen wir akzeptieren genauso wie die Spinner, die als Salafisten und "Märtyrer" (für mich sind die geisteskrank) in die Bürgerkriegsregionen des Nahen Ostens reisen oder diejenigen, die rechts- oder linksextreme Parteien wählen. Wichtig ist, daß sich alle im Bereich unser freiheitlich demokratischen Grundordnung bewegen. Wenn Straftaten begangen werden, dann sind diese zu ahnden.
Es gilt tatsächlich "wach zu bleiben" wie du sagst. Nur ist es derzeit noch weit hergeholt, wenn man schon wieder glaubt, ein Nachfolger des Verrückten Österreichers stehe schon in den Startlöchern.
Zum Thema Pflege habe ich hier ganz allgemein die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Faktoren dargelegt. Es ist leider so, daß nicht mehr der Mensch als solcher, sondern nur noch als Kunde oder Konsument zählt. Das gilt für den "fürsorglichen Staat'" genauso wie für das Krankenhaus, das Altenheim oder die Krankenversicherung.
Ganz nebenbei möchte ich ein persönliches Erlebnis aus dem engsten Verwandtenkreis von vor fünf Jahren erwähnen. Der "alte Mensch" war unheilbar krebskrank und die letzten Monate auf der Palliativstation einen regionalen Krankenhauses. Die Pflegebedürftigkeit wurden etwa ein halbes Jahr nach dem Tod anerkannt! Da gab es dann eine kleine Nachzahlung an die Witwe. Während der letzten Lebensmonate fielen Kosten in Höhe für ca. 3000 Euro für den Patienten an, die trotz bester Privatversicherung die Ehefrau zu tragen hatte. Wer nun dieses Geld nicht zur Verfügung hat, verschlimmert die Situation eines Sterbenden.
Es geht also wie überall nur ums Geld.
grüsse
jürgen