Bildungssystem Berufsausbildung
Damit ihr euch nicht weiter streitet und für Toni sicher noch eine gute Information.
Der Aufbau des kroatischen Bildungssystems
Das Erziehungs- und Bildungssystem in Kroatien umfasst:
vorschulische Förderung,
Grundschulerziehung,
Bildung an weiterführenden Schulen (Gymnasium, Fachmittelschulen, Berufsschulen),
höhere und Hochschulen.
Der Kindergarten und die Vorschule
Die vorschulische Erziehung ist vom ersten Lebensjahr bis zum schulpflichtigen Alter in Kindergärten und der Vorschule ("mala skola") möglich. Die Kindergärten stehen unter staatlicher Aufsicht. Seit kurzem besteht die Möglichkeit zur Gründung privater Kindergärten.
Der Kindergartenbesuch ist nicht obligatorisch, wird den Eltern aber empfohlen. Insbesondere in der Vorschule werden die Kinder auf den Schulbesuch vorbereitet. Die Förderung in Kindergarten und Vorschule orientiert sich stärker als in der Bundesrepublik am kognitiven Potenzial der Kinder, auch die musische Erziehung spielt eine größere Rolle. In Gebieten mit kompakten Minderheitensiedlungen gibt es Minoritätenkindergärten, so etwa einen deutschsprachigen in Westslawonien. (Adresse bei Bedarf bitte im Kultusministerium erfragen).
Die Grundschule
Die Grundschulen in der Republik Kroatien gehören zu den staatlichen Institutionen.
Der Grundschulzyklus dauert acht Jahre, die normalerweise zwischen dem vollendeten 6. und dem 15. Lebensjahr absolviert werden. Der Besuch der Grundschule ist für alle Kinder einheitlich, kostenlos und obligatorisch.
Die Grundschule besteht aus zwei Phasen: In den ersten vier Klassen hat jede Klasse einen Lehrer, der den Kindern allgemeine Grundkenntnisse vermittelt. In den weiteren vier Klassen unterrichtet ein Lehrer jeweils ein bestimmtes Fach, für das er ein entsprechendes Universitätsdiplom besitzt. Um in den ersten vier Klassen zu unterrichten, muss man die "pädagogische Akademie" (=2-3-jährige Höhere Schule) beendet haben.
Der Beginn der Schulpflicht hängt vom Alter ab (Stichtag: 30. April) - und setzt normalerweise zwischen 5,5 und 7 Jahren ein. Schulpsychologen prüfen die Schulreife der Kinder.
Im ersten Halbjahr erhalten die Schüler noch keine Noten, sondern eine Leistungs- und Verhaltensbewertung in Form eines Berichtes.
Der Religionsunterricht wurde wieder eingeführt - als Pflichtwahlfach, dessen Note in den Gesamtnotendurchschnitt eingeht. Der durchschnittliche Erfolg im Fach Religion wird auch als Kriterium für die Zulassung zu bestimmten Mittelschulen herangezogen, was insbesondere für Angehörige religiöser Minderheiten ein Problem darstellt, da nur der katholische Religionsunterricht gesetzlich geregelt und flächendeckend eingeführt wurde.
Nach dem erfolgreichen Abschluss der Grundschule besteht die Möglichkeit, ebenfalls kostenfrei, eine weiterführende Schule des Sekundarzyklus zu besuchen oder an eine Privatschule zu wechseln.
Die Schüler der Grundschulen werden von den Lehrern bei ihrer Entscheidung über den weiteren Lebensweg individuell unterstützt. Die Lehrer geben Informationen über Berufsbilder und Sekundärschulen, die den Neigungen und Fähigkeiten der Jugendlichen entsprechen, und helfen ihnen bei der Erweiterung ihrer Möglichkeiten durch zusätzliche Lernangebote. Aufgrund der finanziellen Situation der Schulen konnte das früher vorbildliche System aus fakultativen Fächern, freien Aktivitäten und Neigungsgruppen jedoch in den letzten Jahren nur noch teilweise umgesetzt werden.
Die Sekundärschulen: Gymnasien (1.), Fachmittel- (2.) und Kunstschulen (3.).
Der Besuch von weiterführenden Schulen dauert je nach Schulart drei bis vier Jahre, eventuell ergänzt um ein 5., praktisches Anerkennungsjahr (wie etwa im Fall der vierjährigen medizinischen Mittelschulen). Das alte Schulsystem, in dem große Schulzentren alle oder sehr viele Fachrichtungen und Abschlüsse anboten, wird heutzutage so umgestaltet, dass kleinere spezialisierte Schulen mit einem einheitlichen Bildungsprogramm entstehen - wie z.B. Gymnasien, Mittelschulen, zahlreiche Berufsschulen (für Industrie, Technik, Gewerbe usw.). Darüber hinaus werden auch Schulen mit zwei oder mehreren Ausbildungsprogrammen (wieder) gegründet.
1. Das Gymnasium
Das Gymnasium wird weiter in das allgemeine, neusprachliche, altsprachliche und naturwissenschaftlich-mathematische Gymnasium unterteilt. Es vermittelt seinen Schülern vertiefte allgemeine Kenntnisse und bereitet sie für die weitere Bildung entweder an einer Höheren Schule oder an der Universität vor. Nach dem Abschluss der vierten (= 12.) Klasse des Gymnasiums legen die Schüler das Abitur ab.
2. Die Fachmittelschule (= 3- oder 4-jährige Mittelschule)
Die Fachmittelschule umfasst technische (2.1) und industriell-gewerbliche (2.2) Schulen.
2.1 Technische Schulen
(medizinische, ökonomische, kommerzielle, landwirtschaftliche usw.) dauern vier Jahre. Den Schülern wird dort in den beiden ersten Jahren allgemeine Bildung vermittelt, doch in etwas beschränkterem Maße als an den Gymnasien. Hinzu kommen in den beiden letzten Jahren theoretische und praktische Kenntnisse, die zur Ausübung eines bestimmten Berufes nötig sind.
Das Fachabitur (bestehend aus einem theoretischen und praktischen Teil sowie einer schriftlichen Facharbeit) ermöglicht den Übergang zu einer verwandten Fakultät.
Beispiel: Eine Absolventin der vierjährigen medizinischen Mittelschule kann mit ihrem medizinischen Fachabitur die zweijährige Höhere medizinische Schule besuchen, und sich damit zur Stationsleitung im Krankenhaus qualifizieren, sie kann aber auch an einer Universität - nach einer erfolgreich abgelegten Aufnahmeprüfung - ein Medizinstudium beginnen.
Es ist möglich, durch zusätzliche Prüfungen nach dem Fachabitur die Allgemeine Hochschulreife zu erlangen und die Ausbildung an einer beliebigen Fakultät oder Höheren Schule fortzusetzen.
2.2 Die industrielle und die Handwerksschule
bereitet den Schüler für eine Helfertätigkeit im Gesundheitswesen, in der Verwaltung, im Dienstleistungssektor und Tourismus vor und dauert drei Jahre. In dieser Zeit erhalten die Schüler Unterricht in allgemein bildenden Fächern, vor allem aber fachtheoretischen Unterricht und praktische Unterweisung, die seit 1997 auch in anerkannten privaten Ausbildungsbetrieben erfolgen kann.
Die Schulabschlussprüfung besteht aus einem theoretischen und einem praktischen Teil. Mit dem Zeugnis beginnen die Schüler ihr Arbeitsleben.
Die Handwerksschulen, die in der Regel ebenfalls drei Jahre dauern (eine Höherqualifizierung ist möglich), konkurrieren derzeit mit der Berufsausbildung im neu eingeführten dualen System.
3. Die vierjährigen Kunstschulen
bieten folgende Fachrichtungen an: Musik, Tanz, bildende Kunst und Design. Die Ballett-, Tanz oder Musikschule im Gymnasialbereich ist die Fortsetzung einer entsprechenden Grundschule. Nach dem Abschluss der Kunstschulen kann man seine Ausbildung an einer Akademie fortsetzen.
Universitäten
Mit dem Abschluss einer vierjährigen weiterführenden Schule kann die Ausbildung an einer Universität fortgesetzt werden.
In Kroatien gibt es fünf Universitäten, an denen das Fächerangebot die Fächergruppen Medizin, Naturwissenschaften, Ingenieurwissenschaften, Geisteswissenschaften, Rechtswissenschaften, Theologie, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Agrar- und Forstwissenschaften sowie Kunst umfasst: Zagreb, Rijeka (mit Außenstelle in Pula), Osijek, Zadar und Split (mit Außenstelle in Dubrovnik).
Der große Andrang an den Fakultäten hat zur Einführung von Zulassungsbeschränkungen (Numerus Clausus) geführt. Jede Fakultät entscheidet selbst, welche Kriterien für die Aufnahme erfüllt werden müssen. Häufig werden das Abitur sowie die Durchschnittsnoten aus bestimmten Fächern und die Ergebnisse der Aufnahmeprüfung herangezogen.
Die Studienzeit beträgt zwischen vier und sechs Jahren (je nach Fakultät).
Es ist auch möglich, ein zwei- bis dreijähriges Studium, die sogenannte höhere Schule, an den Fakultäten für Rechtswissenschaft, Ökonomie, Medizin und Maschinenbau zu absolvieren.
Auch die Ausbildung an Universitäten wurde in den vergangenen Jahren stärker an das europäische system angepasst. So können mittlerweile auch Studiengänge mit einem dem B.A. und MBA vergleichbaren Abschluss absolviert werden.
Modelle der beruflichen Bildung
Die Voraussetzung für die Ausbildung im dualen System ist, dass der Schüler über die Schule oder die Kammern mit einem Betrieb einen Vertrag über seine Lehre schließt. Hierzu benötigt der Betrieb eine Lizenz über die materielle und fachliche Befähigung, die die Kammern ausstellen. In dem Betrieb absolviert der Schüler den praktischen Teil des Unterrichts.
Die regionalen Kammern (Modul Kroatien 4) unterstützen die Jugendlichen bei der Suche nach einem geeigneten Ausbildungsbetrieb.
Das duale System wurde 1995 eingeführt. Seither ist der Vielfalt der Möglichkeiten stetig gewachsen. Zur Zeit können rund 55 Berufe im Rahmen des dualen Systems erlernt werden.
Wichtigste Unterschiede zwischen schulischer und dualer Berufsausbildung:
In der dualen Ausbildung sind 1.800 Praxisstunden vorgeschrieben, während in den beruflichen Schulen die 35-wöchige Unterrichtsperiode je hälftig aus schulischen und praktischen Anteilen besteht.
Die Absolventen der dualen Ausbildung legen direkt im Anschluss an das dritte Lehrjahr die Gesellenprüfung ab, während die Schulabgänger erst nach Absolvenz des praktischen 4. Jahres den vollwertigen Gesellentitel führen können.
Die Meisterausbildung:
Die Anforderungen an die künftigen Meister entsprechen in etwa den deutschen. Die Ausbildungsordnung für Meister ist veröffentlicht in den Narodne Novine Nr. 31, 1995. Bei Fragen können sich Rückkehrer an die Handwerkskammer wenden.
Probleme im Bereich der beruflichen Bildung
Das Hauptproblem des Ausbildungswesens besteht in fehlenden Nachholmöglichkeiten. Jugendliche sollten eine Berufsausbildung direkt im Anschluss an die Grundschule, nach Möglichkeit spätestens mit 16 Jahren, beginnen. Plätze für Nachrücker oder Spätauszubildende sind nicht vorgesehen.
Fazit: Im Moment ist die Situation im Bereich der beruflichen Bildung noch relativ unübersichtlich. Auf längere Sicht dürften jedoch Auszubildende zumindest in einem der Handwerksberufe, für die die Handwerkskammer Ausbildungsordnungen erlassen hat, keine Probleme mit der Anerkennung oder Fortsetzung ihrer Ausbildung haben.
Liste der Berufe, die im dualen System ausgebildet werden:
o Metzger/Fleischer
o Melker
o Konditor
o Bäcker
o Müller
o Flechter
o Schneider
o Kürschner
o Hutmacher
o Schuster
o Böttcher
o Schreiner/Tischler
o Holzschnitzer
o Fotograf
o Glaser
o Gießer
o Schlosser
o Kesselschmied
o Schmied
o Drechsler
o Werkzeugmacher
o Maschinenschlosser
o Büchsenmacher
o Elektromechaniker
o Heizungs- und Klimaanlageninstallateur
o Feinmechaniker
o Elektromechaniker
o Kraftfahrzeugelektriker
o Landmaschinenmechaniker
o Augenoptiker
o Stellmacher
o Tapezierer/Polsterer
o Goldschmied
o Maurer
o Musikinstrumentenbauer
o Zimmerer
o Dachdecker
o Kaminkehrer
o Elektroinstallateur
o Schiffsbauer
o Wasserinstallateur
o Gasinstallateur
o Maler und Lackierer
o Steinmetz
o Verkäufer
o Kraftfahrzeuglackierer
o Kraftfahrzeugmechaniker
o Spengler
o Kraftfahrzeugspengler
o Uhrmacher
o Koch
o Fachkraft für chemische Reinigung
o Friseur
o Fußpfleger
o Kosmetiker
o Schildermaler
(Quelle: Kroatische Handwerkskammer).