der U-Boot Tunnel bei Sibenik

claus-juergen

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Sibenik in Dalmatien ist vom Meer aus nur durch einen schmalen Kanal namens Sv. Ante erreichbar. Am Eingang dieses Kanals steht seit venezianischer Zeit eine Festung namens Sv. Nikola von wo aus der Zugang zur Stadt, aber auch zur Krka kontrolliert werden konnte.

Auf der Südseite des Kanals verläuft ein sehr schöner Wanderweg. Kurz vor dem Aussichtspunkt an der höchsten Stelle kann man auf einer Treppe hinunter zum Meer laufen.

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Hier gibt es keinen Wegweiser der dem Wanderer anzeigt, was sich hier unten Seltsames verbirgt.



Ein befestigtes Ufer mit zwei Tafeln, die auf eine alte Höhlenkapelle weiter oben hindeuten ist alles, wäre da nicht das Loch da hinten im Felsen.



Natürlich war mir bekannt wohin dieser Tunnel führt.



Am Ausgang des aus dem Fels gehauenen Stollens befindet sich ein viel größerer betonierter Tunnel, im Volksmund "Auge Hitlers" genannt. Mit dem Dikator hat dieser Tunnel nur indirekt zu tun. Während der italienischen Besatzungszeit im Zweiten Weltkrieg haben die Italiener diesen Tunnel in den Jahren 1941 und 1942 gebaut. Angeblich sollten hier U-Boote vor feindlichen Luftangriffen geschützt auf den nächsten Einsatz warten.



Der massive Vorhang aus Metall soll verhindern, daß wagemutige Bootsfahrer in den Tunnel einfahren und dort zu Schaden kommen.



Durch ihn blickt man auf die andere Seite des Kanals Sv. Ante.



Diesen U-Boot Tunnel muß ich mir genauer ansehen. Rechts und links verläuft ein schmaler Weg entlang dem Wassergraben.

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Ich entdecke die Reste einer Beleuchtung.

53564-u-boot-tunnel-sv-ante


Auf beiden Seiten befindet sich eine Art Handlauf aus Metall und wenige kleine Nischen.



Also zu Fuß nichts wie rein in diesen Tunnel. Mehr als ins Wasser fallen kann doch eigentlich nicht passieren.



Der Handlauf ist nichts anderes als die Schiene einer Schmalspur- oder Feldeisenbahn.

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Und doch dürfte er hier nie zu etwas anderem als dem Festhalten gedient haben.

53569-u-boot-tunnel-sv-ante


Seltsam sind auch diese Nischen in der Wand. Da können sich gerade mal zwei Personen unterstellen. Vielleicht um "Gegenverkehr" auszuweichen?

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Gelegentlich findet sich so ein verrostetes Türchen in der Wand. Ich habe es nicht aufbekommen. Möglicherweise befinden sich dahinter elektrische Schaltungen.

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Der Tunnel ist gebogen. Im Dunkeln kann man sich jedenfalls am stabilen Handlauf festhalten. Irgendwann erscheint Tageslicht am Ende des Tunnels.



Da steigt die Freude auf Licht und Wärme in mir auf.



Auch hier am "Hintereingang" eine metallener Vorhang.



Es bleiben eine Menge Fragen rund um diesen angeblichen U-Boot Tunnel.

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Am Hang liegt draußen noch diese schwere Türe aus Metall. Ich fand im Tunnel jedoch keinen passenden Rahmen und folglich weiß ich nicht, welchen Raum die mal versperrte.

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U-Boote konnte man dort drinnen sicherlich weder warten noch versorgen. Vielleicht diente der Tunnel nur dazu, die Boote vor feindlichen Luftangriffen zu schützen. Wahrscheinlich ist auch, daß der schmale Eingang des Kanals durch Seeminen gesichert war, weil die Italiener und ab dem Sommer 1943 die Deutschen Angst vor Angriffen vom Meer hatten.

Der Tunnel bot sicherlich den U-Booten nur kurze Zeit Schutz. Vielleicht war er aber auch dazu da, daß die U-Boote, die im Hafen von Sibenik ausgerüstet wurden durch ihn ins offene Meer zur Feindfahrt ausfahren konnten.

Sicher ist jedenfalls, daß es aufgrund der Krümmung des Tunnels eng war, mit einem U-Boot hier zu navigieren. Möglicherweise diente der Tunnel nicht nur U-Booten, sondern auch Schnellbooten zur Aus- und Einfahrt in den verminten Kanal.

Ob und wie das jugoslawische Militär diesen Tunnel nach dem Krieg nutzte ist mir auch nicht bekannt. Der Tunnel gehörte jahrzehntelang zu einem Militärgelände und war somit für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.

Zum Abschluß meines Berichts habe ich euch noch ein Video, wie jemand mit dem Kajak durch diesen Tunnel fährt. Es gibt auch Videos von Schwimmern durch diesen Tunnel. Das jedoch muß man mögen.
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jürgen
 

SuuSii

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Jürgen, danke für diesen tollen Hintergrundbericht. Ich habe diesen Eingang zum Tunnel selbst erst kürzlich bei einer Schiffsfahrt durch den Ante-Kanal erblicken können. Aber das man sich da rein traut :eek:...huh, ich wäre in Ohnmacht gefallen!!!
 

McFive05

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...versuchen wir es mal mit Ergänzungen bzw. Richtigstellung soweit überhaupt möglich ;)

Ich bin immer wieder überrascht wie hartnäckig sich falsche Bezeichnungen von Objekten halten, der Morski Tunnel war mit Sicherheit kein U-Boot Bunker ...dagegen sprechen Abmaße und die Krümmung, auch waren in Šibenik während der langen Periode als Seekriegshafen nie U-Boote stationiert.
Schnellboote und eine Torpedoboot Flottille waren dort während der Weltkriege stationiert
Auch über die "Bauherrn" gibt es widersprüchliche Angaben, die einen sagen die Italiener andere Quellen sprechen von den Deutschen :oops:
Gesichert ist der Spitzname "Hitlerove Oči" ...Hitlers Augen

full


Ich habe dazu herausgefunden, das der Tunnel als sogenannte Deckung für Schnell bzw. Torpedoboote diente, nach dem Ende des 2. Weltkrieges wurde der Unterstand von der Jugoslawischen Marine genutzt bzw. sogar noch weiter ausgebaut, aber dann aufgrund neuer Bootstypen aufgegeben

Morski tunel | Tvrđava Sv. Nikole (kanal-svetog-ante.com)

@claus-juergen die Panzertür gehört zu der Kapelle bzw. deren Räumlichkeiten etwas oberhalb des Tunnels
 
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jadran

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Juergen mit Freude lese ich immer Deine Berichte.

Mir sind die Tunnel, von unseren Bootsfahrten nach Dalmatien gut bekannt.

Es gibt mehrere viele ? keine Ahnung.

Von mir wurde aber immer zu jedem Tunnel ein Abstand von ca. 10-20 Meter eingehalten.

jadran
 

claus-juergen

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hallo Uwe,

danke für deine Ergänzungen zum Thema. Hast du Kenntnis, ob während des Krieges der Kanal tatsächlich vermint war?

Von der Kapelle weiter oben habe ich natürlich auch ein paar Bilder. Die zeige ich euch bei Gelegenheit. Insgesamt macht diese Felsenkapelle einen ziemlich verwahrlosten Eindruck,

grüsse

jürgen
 

McFive05

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hallo Uwe,

danke für deine Ergänzungen zum Thema. Hast du Kenntnis, ob während des Krieges der Kanal tatsächlich vermint war?

Von der Kapelle weiter oben habe ich natürlich auch ein paar Bilder. Die zeige ich euch bei Gelegenheit. Insgesamt macht diese Felsenkapelle einen ziemlich verwahrlosten Eindruck,

grüsse

jürgen

da ist mir nix bekannt, aber militärisch würde es wenig Sinn ergeben, Minenfelder werden immer so angelegt, das es Passagen für die eigenen Schiffe gibt (Minenlagepläne sind genau aus diesem Grund extrem wichtig) und bei dem engen Kanal wäre es ziemlich schwierig ne Durchfahrt zu ermöglichen... den Hafen schützt man da eher durch befestigte Küstenbatterien
 

claus-juergen

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Hallo Sven,

praktisch als eine Art Fleißarbeit archiviere ich seit Jahren alle Reiseberichte die im Laufe eines Kalenderjahres zusammenkommen. Derzeit sind es knappe 70 für 2021. Im Januar erstelle ich traditionell einen eigenen Thread mit einer Liste aller Reiseberichte. Im Winter hat man meist Zeit, die so nach und nach durchzulesen. Und tatsächlich sind es wahre Schätze, die in unserem sehr informativen Forum schlummern. Für mich selbst kann ich jedenfalls behaupten, dass diese Reiseberichte mir Kroatien näher gebracht haben. Dazu dienen die mir seit Jahren als Anregung für eigene Ausflüge oder Besichtigungen.

Für mich persönlich ist Kroatien eben nicht nur Sonne und Meer sondern tatsächlich mehr als das. Vielleicht bin ich aber auch bloß viel neugieriger als andere. ;)

grüsse

jürgen
 

McFive05

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