Teil 01:
Anreisetag
Freitag, der 18.09.2020:
Endlich sollten wir es schaffen, in diesem, von Coronavirus und anderen Turbulenzen gebeutelten Jahr, unseren Urlaub anzutreten, mein Freund Marco und ich. Bereits im Juni hatten wir unseren Urlaub geplant, doch mussten wir aufgrund gesundheitlicher Probleme davon Abschied nehmen. Von Manchen wurde man schief angeschaut: „Nach Kroatien wollt Ihr? Ja, das geht doch nicht! Das ist doch Risikogebiet!“ Und immer wieder folgte die mühsame Erklärung: „Nein! Nicht ganz Kroatien ist Risikogebiet, sondern nur einzelne Gespanschaften. Wir wollen nach Istrien, und da ist kein Risikogebiet!“ Die ungläubigen Blicke verschwanden jedoch nicht, und so ging man darin über, nicht jedem von seinen Urlaubsplänen zu erzählen, um sich die ermüdenden Diskussionen zu ersparen. Fast täglich wurde geschaut, in den Nachrichten, auf der Seite des Auswärtigen Amts und auch auf kroatischen Internetseiten, ob Istrien nun auch Gefahr läuft, als Risikogebiet eingestuft zu werden oder nicht. Doch die Zahlen der Neuinfektionen in Istrien und der angrenzenden Kvarner Bucht waren gut. Was wäre, wenn während unseres Aufenthalts doch noch eine Reisewarnung ausgesprochen werden würde? Wann müsste man sich eines Coronatests unterziehen oder gar in Quarantäne? So Manches musste abgeklärt und beobachtet werden. Nicht wenige Gesprächspartner waren sich darin einig, dass alles Böse auf dieser Welt aus Kroatien käme.
Das Gepäck steht bereit
So hatte ich also mein Hab und Gut gepackt und wartete auf Marco, der mich mit seinem VW Polo abholen wollte. Dann kam er angebraust und drehte auf dem Wendeplatz vorm Haus. Es war nicht leicht, alles im Auto zu verstauen, doch wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Eine letzte Zigarette wurde geraucht, und um Punkt 16:30 Uhr starteten wir. In Bayern hatte Marco sich eine günstige Tankstelle jenseits der Autobahn zum Volltanken auserkoren, da wir gedachten, gemäß der aktuellen Bestimmungen in Österreich, dort nicht zu halten; und nach und nach aß ich meine selbstbelegten Brötchen. Marco hatte uns im Vorfeld extra noch eine Ahle Worscht und Kaffee gekauft, um für das Frühstück in Kroatien schon einmal halbwegs gerüstet zu sein.
Marco beim Tanken
Für gewöhnlich brauchen wir aus Nordhessen 7 Stunden, um zur österreichischen Grenze zu kommen, denn man macht ja auch mal die eine oder andere Pause. So war es auch diesmal. An einer der letzten Rastplätze Deutschlands reichte mir Marco eine Bockwurst, und ich genoss sie in der herrlichen Kombination mit einer Dose Cola/Jack Daniels. In Österreich redete Marco dann über etwas, das angeblich „Section Control“ heißen sollte und ich grinste. Das war doch sicher Quatsch, dachte ich. Bei Marco kann man sich da oftmals nicht so sicher sein, will er einem doch öfter mal einen Bären aufbinden. Er wunderte sich, dass ich das auf meinen bisherigen Fahrten durch Österreich noch nie gesehen hatte. Es solle sich wohl um einen bestimmten Bereich handeln, in dem die Durchschnittsgeschwindigkeit ermittelt würde, und nur, wenn diese über dem Tempolimit liege, bekäme man einen Strafzettel. Vollkommen absurd, dachte ich. Sowas gibt’s doch nicht wirklich! Zu meinem Erstaunen musste ich jedoch feststellen, dass es so etwas in Österreich wirklich gibt. Bei meinen Recherchen stellte ich aber fest, dass es nur ganz wenige Bereiche in Österreich gibt, die über eine solche Anlage verfügen, weswegen es dann auch nicht mehr so erstaunlich ist, dass mir das in der Tat noch niemals aufgefallen war. Auf unserer Route bekamen wir meiner Meinung nach eine solche Sektion dann auch nicht zu Gesicht. Wenn man aber die östlichere Route von Wels nach Graz nimmt, über die wir für gewöhnlich fahren, wenn wir nach Dalmatien wollen, gibt es das dort wohl in der Tat. Sachen gibt’s…! Gut, dass ich nicht gewettet hatte.
Eine erste Pause
Die Vignetten sind drauf
Tag 01 – Ankunft an der slowenischen Küste (Was „Ja ja“ wirklich bedeutet)
Samstag, der 19.09.2020:
Wie immer, wenn’s in den nördlichen Teil von Kroatiens Küste gehen soll, nutzten wir die Strecke durch Tauern-, Katschberg- und Karawankentunnel, da wir in der Nebensaison und nachts dort hindurchfahren, was noch immer vollkommen problemlos funktionierte, auch wenn manche der Meinung sind, man solle diese Strecke meiden. Nach zweieinhalb Stunden standen wir vor der slowenischen Grenze und standen im Stau – eine schreckliche Minute lang. Marco kam die fantastische Idee, wir sagen einfach zu dem slowenischen Grenzbeamten, falls er keine Maske trägt: „Don’t talk to us. You don’t wear a mask!“ Doch in weiser Voraussicht nahmen wir davon Abstand. Er nahm kurz unsere Ausweise und fragte: “Croatia?” Wir nickten. Dann konnten wir fahren.
An der slowenischen Grenze
In der Regel sind wir Dalmatien- oder Kvarner Bucht-Reisende, doch hatten uns diesmal den Besuch Istriens vorgenommen. Marco war vor ein paar Jahren schon mal für eine Woche da, doch ich kannte bislang nur Rovinj und Novigrad, und schließlich muss auch Istrien mal erkundet werden. Und obwohl es diesmal „nur“ nach Istrien gehen sollte, war unsere Vorfreude so groß wie immer. Ca. 60 Kilometer vor Koper suchten wir uns einen halbwegs brauchbaren Parkplatz und versuchten, gegen 3 Uhr in der Früh ein wenig zu nächtigen, was natürlich im vollgepackten Auto, ohne die Möglichkeit, den Sitz runterzukurbeln ein wenig erschwert ist. Und – hey – entgegen unserer Erwartungen schafften wir es beide, ca. 1,5 Stunden zu schlafen. In endlosen Umpositionierungen wurde versucht, die perfekte Schlafhaltung zu finden, eventuell einen Rucksack als Schlafkissen zu nutzen, was sich aber als unbrauchbar erwies, eine Jacke über den Kopf gezogen, und irgendwann stellte sich ganz unverhofft der Erfolg ein. Immerhin!
Gegen 7 Uhr machten wir uns wieder startklar und rollten die letzten Kilometer bis nach Koper hinunter. Immer wieder ist es herrlich, zum ersten Mal das Meer zu sehen; das wird sich niemals ändern. Wir parkten unweit des Wassers im Osten der Altstadt am eher unscheinbaren Franziskanerkloster und freuten uns. Wir hatten es geschafft, und nun ging’s los. Die Parkuhr war verschlossen, und wir waren ratlos, wie wir bezahlen sollten. Eine Einheimische war der Ansicht, samstags müsse man nicht zahlen. Und just in diesem Augenblick kam der zuständige Herr, schloss die Uhr auf, klappte die Klappe hoch, und wir konnten die erforderlichen Münzen einwerfen.
Wir sind da
Koper ist die einzige Stadt Sloweniens, die von Seeschiffen angelaufen werden kann und neben Piran, Izola und Portorož wohl eine der beliebtesten Städte an der nur 47 km langen slowenischen Riviera. Zu italienischen Zeiten nannte man die Stadt Capodistria.
Nachdem im Franziskanerkloster wohl irgendeine Art Schule untergebracht ist und man nicht so ohne weiteres hineindarf, konnten wir aber in die zugehörige kleine Kirche Sv. Ana und auch einen Blick in den Kreuzgang werfen. Dann führte uns unser Weg zuerst einmal gen Westen in die Altstadt. Die Cankarjeva Ulica ist der beste und sehenswerteste Weg in das Zentrum. Vorbei am alten Palast de Belli und am Rundturm Sv. Elija kamen wir auf den Trg Brolo, ein erster sehenswerter Platz mit allerlei interessanten Gebäuden ringsherum, der Glockenturm der Kathedrale, ein kleiner Park, der Vissich-Nardi-Palast, die kleine Kirche Sv. Jakoba und der alte Getreidespeicher Fontico.
Der Kreuzgang des Franziskanerklosters
Palast de Belli
Rundturm Sv. Elija
Am Trg Brolo
Fontico - der ehemalige Getreidespeicher
Doch dahinter offenbarte sich eine wahre Augenweide, der Tito-Platz. Der Prätorenpalast besticht mit hohen Zinnen und vielerlei Verzierungen. Der gesamte Platz hat eine unglaubliche Atmosphäre und lädt zur ruhigen Morgenstund‘ zum Verweilen ein. Einfach auf eine Mauer setzen, die Beine baumeln lassen und dem Treiben zuschauen. Genau das tat ich auch, während Marco Massen an Fotos machte. Einfach zuschauend, wie Einheimische ihr Brot nach Hause brachten, alte Mütterchen ihren Einkauf über den Platz trugen und sich erste Touristen einfanden, die ebenfalls die Schönheit des Platzes fotografisch festhalten wollten, ließ ich die Atmosphäre auf mich wirken. Sofort merkt man, wie schön Koper ist, und fühlt sich wohl. Einige kleine und sehr schöne Gassen zweigen von hier ab. Hier befinden sich das Rathaus und eine sehenswerte Loggia neben der Kathedrale, in der gerade ein Gottesdienst stattfand. Alsbald begab ich mich wieder hinaus, um ihn nicht zu stören. Die schönste Gasse, die Čevljarska Ulica, führt unter dem Prätorenpalast hindurch. Viele Einkehrmöglichkeiten oder auch Boutiquen finden sich in der urigen Gasse.
Der Prätorenpalast am Tito-Platz
Blick aus der Loggia
Tito-Platz
Die Loggia
Der Glockenturm
Hinein in die Čevljarska Ulica
Tor zum Tito-Platz
Geht man weiter nach Westen, vorbei am Rundturm des hl. Johannes, des Täufers, kommt man auf den Museumsplatz, der ebenfalls sehr idyllisch ist. Die vielen Tische zweier Gostilnas waren gut besetzt. Von hier führt eine Gasse, vorbei am Palast Totto Ex Gavardo und zwei kleinen Kirchen, direkt bis in den Hafen. Kein Wölkchen traute sich an den Himmel, und so langsam wurde es richtig warm.
Rundturm des hl. Johannes, des Täufers
Auf dem Weg zum Museumsplatz
Am Museumsplatz
In den Gassen
Zum Hafen
Wir kamen an den Carpacciov Trg an der Uferpromenade, und hier war die Hölle los. Am Platz befindet sich eine offene Halle mit großen Rundbögen, die Taverna. Eine Art schulische Veranstaltung war hier im Gange. Viele Tanzgruppen junger Schulmädchen standen in Kreisen zusammen, und in der Halle sang ein als Clown verkleideter Herr. Eine Weile schauten wir zu, gesellten uns zu den anderen, nicht wenigen Zuschauern, doch war das leider nicht ganz die Art von Musik, die wir mögen.
Die "Taverna" am Carpacciov Trg
Die Veranstaltung
Südlich der Altstadt gibt es den Da-Ponte-Brunnen, der der Rialto-Brücke in Venedig nachempfunden ist, doch leider liefen wir nicht in diese Richtung. Die Füße können einen nicht überall hintragen. Auch so waren wir von Koper sehr beeindruckt. Eine solche Atmosphäre und solch beeindruckende Gebäude hatten wir der Stadt nicht zugetraut. Und nun mussten wir endlich ans Wasser, endlich zur Marina. Im Süden liegt der Hlavatyjev-Park mit einem Brunnen und Büsten einiger wichtiger Persönlichkeiten.
Die Marina
Unzählige Boote
Ein deutscher Herr im Hafen
Noch ein deutscher Herr
Hlavatyjev-Park mit Brunnen
An einer Gostilna
Ein kleines Frühstück musste her – ein Kaffee, der wirklich hervorragend schmeckte – und dazu ein Cheeseburger. Im Anschluss schlenderten wir an einem Kieselstrand vorbei und über den etwas unschönen Industriehafen mit riesigen Kränen am nördlichen Ufer der Altstadt zurück. Wir wollten unbedingt noch einmal zum Titov Trg. Marco hoffte, dass das Licht zum Fotografieren nun noch besser war, die Sonne etwas günstiger stehen würde als am Morgen. Und so hatten wir den kompletten Vormittag im schönen Koper verbracht und waren zufrieden. Das war ein guter Start in den Urlaub.
Ein guter Kaffee
Kieselstrand am Hafen
Der Industriehafen
Anreisetag
Freitag, der 18.09.2020:
Endlich sollten wir es schaffen, in diesem, von Coronavirus und anderen Turbulenzen gebeutelten Jahr, unseren Urlaub anzutreten, mein Freund Marco und ich. Bereits im Juni hatten wir unseren Urlaub geplant, doch mussten wir aufgrund gesundheitlicher Probleme davon Abschied nehmen. Von Manchen wurde man schief angeschaut: „Nach Kroatien wollt Ihr? Ja, das geht doch nicht! Das ist doch Risikogebiet!“ Und immer wieder folgte die mühsame Erklärung: „Nein! Nicht ganz Kroatien ist Risikogebiet, sondern nur einzelne Gespanschaften. Wir wollen nach Istrien, und da ist kein Risikogebiet!“ Die ungläubigen Blicke verschwanden jedoch nicht, und so ging man darin über, nicht jedem von seinen Urlaubsplänen zu erzählen, um sich die ermüdenden Diskussionen zu ersparen. Fast täglich wurde geschaut, in den Nachrichten, auf der Seite des Auswärtigen Amts und auch auf kroatischen Internetseiten, ob Istrien nun auch Gefahr läuft, als Risikogebiet eingestuft zu werden oder nicht. Doch die Zahlen der Neuinfektionen in Istrien und der angrenzenden Kvarner Bucht waren gut. Was wäre, wenn während unseres Aufenthalts doch noch eine Reisewarnung ausgesprochen werden würde? Wann müsste man sich eines Coronatests unterziehen oder gar in Quarantäne? So Manches musste abgeklärt und beobachtet werden. Nicht wenige Gesprächspartner waren sich darin einig, dass alles Böse auf dieser Welt aus Kroatien käme.
Das Gepäck steht bereit
So hatte ich also mein Hab und Gut gepackt und wartete auf Marco, der mich mit seinem VW Polo abholen wollte. Dann kam er angebraust und drehte auf dem Wendeplatz vorm Haus. Es war nicht leicht, alles im Auto zu verstauen, doch wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Eine letzte Zigarette wurde geraucht, und um Punkt 16:30 Uhr starteten wir. In Bayern hatte Marco sich eine günstige Tankstelle jenseits der Autobahn zum Volltanken auserkoren, da wir gedachten, gemäß der aktuellen Bestimmungen in Österreich, dort nicht zu halten; und nach und nach aß ich meine selbstbelegten Brötchen. Marco hatte uns im Vorfeld extra noch eine Ahle Worscht und Kaffee gekauft, um für das Frühstück in Kroatien schon einmal halbwegs gerüstet zu sein.
Marco beim Tanken
Für gewöhnlich brauchen wir aus Nordhessen 7 Stunden, um zur österreichischen Grenze zu kommen, denn man macht ja auch mal die eine oder andere Pause. So war es auch diesmal. An einer der letzten Rastplätze Deutschlands reichte mir Marco eine Bockwurst, und ich genoss sie in der herrlichen Kombination mit einer Dose Cola/Jack Daniels. In Österreich redete Marco dann über etwas, das angeblich „Section Control“ heißen sollte und ich grinste. Das war doch sicher Quatsch, dachte ich. Bei Marco kann man sich da oftmals nicht so sicher sein, will er einem doch öfter mal einen Bären aufbinden. Er wunderte sich, dass ich das auf meinen bisherigen Fahrten durch Österreich noch nie gesehen hatte. Es solle sich wohl um einen bestimmten Bereich handeln, in dem die Durchschnittsgeschwindigkeit ermittelt würde, und nur, wenn diese über dem Tempolimit liege, bekäme man einen Strafzettel. Vollkommen absurd, dachte ich. Sowas gibt’s doch nicht wirklich! Zu meinem Erstaunen musste ich jedoch feststellen, dass es so etwas in Österreich wirklich gibt. Bei meinen Recherchen stellte ich aber fest, dass es nur ganz wenige Bereiche in Österreich gibt, die über eine solche Anlage verfügen, weswegen es dann auch nicht mehr so erstaunlich ist, dass mir das in der Tat noch niemals aufgefallen war. Auf unserer Route bekamen wir meiner Meinung nach eine solche Sektion dann auch nicht zu Gesicht. Wenn man aber die östlichere Route von Wels nach Graz nimmt, über die wir für gewöhnlich fahren, wenn wir nach Dalmatien wollen, gibt es das dort wohl in der Tat. Sachen gibt’s…! Gut, dass ich nicht gewettet hatte.
Eine erste Pause
Die Vignetten sind drauf
Tag 01 – Ankunft an der slowenischen Küste (Was „Ja ja“ wirklich bedeutet)
Samstag, der 19.09.2020:
Wie immer, wenn’s in den nördlichen Teil von Kroatiens Küste gehen soll, nutzten wir die Strecke durch Tauern-, Katschberg- und Karawankentunnel, da wir in der Nebensaison und nachts dort hindurchfahren, was noch immer vollkommen problemlos funktionierte, auch wenn manche der Meinung sind, man solle diese Strecke meiden. Nach zweieinhalb Stunden standen wir vor der slowenischen Grenze und standen im Stau – eine schreckliche Minute lang. Marco kam die fantastische Idee, wir sagen einfach zu dem slowenischen Grenzbeamten, falls er keine Maske trägt: „Don’t talk to us. You don’t wear a mask!“ Doch in weiser Voraussicht nahmen wir davon Abstand. Er nahm kurz unsere Ausweise und fragte: “Croatia?” Wir nickten. Dann konnten wir fahren.
An der slowenischen Grenze
In der Regel sind wir Dalmatien- oder Kvarner Bucht-Reisende, doch hatten uns diesmal den Besuch Istriens vorgenommen. Marco war vor ein paar Jahren schon mal für eine Woche da, doch ich kannte bislang nur Rovinj und Novigrad, und schließlich muss auch Istrien mal erkundet werden. Und obwohl es diesmal „nur“ nach Istrien gehen sollte, war unsere Vorfreude so groß wie immer. Ca. 60 Kilometer vor Koper suchten wir uns einen halbwegs brauchbaren Parkplatz und versuchten, gegen 3 Uhr in der Früh ein wenig zu nächtigen, was natürlich im vollgepackten Auto, ohne die Möglichkeit, den Sitz runterzukurbeln ein wenig erschwert ist. Und – hey – entgegen unserer Erwartungen schafften wir es beide, ca. 1,5 Stunden zu schlafen. In endlosen Umpositionierungen wurde versucht, die perfekte Schlafhaltung zu finden, eventuell einen Rucksack als Schlafkissen zu nutzen, was sich aber als unbrauchbar erwies, eine Jacke über den Kopf gezogen, und irgendwann stellte sich ganz unverhofft der Erfolg ein. Immerhin!
Gegen 7 Uhr machten wir uns wieder startklar und rollten die letzten Kilometer bis nach Koper hinunter. Immer wieder ist es herrlich, zum ersten Mal das Meer zu sehen; das wird sich niemals ändern. Wir parkten unweit des Wassers im Osten der Altstadt am eher unscheinbaren Franziskanerkloster und freuten uns. Wir hatten es geschafft, und nun ging’s los. Die Parkuhr war verschlossen, und wir waren ratlos, wie wir bezahlen sollten. Eine Einheimische war der Ansicht, samstags müsse man nicht zahlen. Und just in diesem Augenblick kam der zuständige Herr, schloss die Uhr auf, klappte die Klappe hoch, und wir konnten die erforderlichen Münzen einwerfen.
Wir sind da
Koper ist die einzige Stadt Sloweniens, die von Seeschiffen angelaufen werden kann und neben Piran, Izola und Portorož wohl eine der beliebtesten Städte an der nur 47 km langen slowenischen Riviera. Zu italienischen Zeiten nannte man die Stadt Capodistria.
Nachdem im Franziskanerkloster wohl irgendeine Art Schule untergebracht ist und man nicht so ohne weiteres hineindarf, konnten wir aber in die zugehörige kleine Kirche Sv. Ana und auch einen Blick in den Kreuzgang werfen. Dann führte uns unser Weg zuerst einmal gen Westen in die Altstadt. Die Cankarjeva Ulica ist der beste und sehenswerteste Weg in das Zentrum. Vorbei am alten Palast de Belli und am Rundturm Sv. Elija kamen wir auf den Trg Brolo, ein erster sehenswerter Platz mit allerlei interessanten Gebäuden ringsherum, der Glockenturm der Kathedrale, ein kleiner Park, der Vissich-Nardi-Palast, die kleine Kirche Sv. Jakoba und der alte Getreidespeicher Fontico.
Der Kreuzgang des Franziskanerklosters
Palast de Belli
Rundturm Sv. Elija
Am Trg Brolo
Fontico - der ehemalige Getreidespeicher
Doch dahinter offenbarte sich eine wahre Augenweide, der Tito-Platz. Der Prätorenpalast besticht mit hohen Zinnen und vielerlei Verzierungen. Der gesamte Platz hat eine unglaubliche Atmosphäre und lädt zur ruhigen Morgenstund‘ zum Verweilen ein. Einfach auf eine Mauer setzen, die Beine baumeln lassen und dem Treiben zuschauen. Genau das tat ich auch, während Marco Massen an Fotos machte. Einfach zuschauend, wie Einheimische ihr Brot nach Hause brachten, alte Mütterchen ihren Einkauf über den Platz trugen und sich erste Touristen einfanden, die ebenfalls die Schönheit des Platzes fotografisch festhalten wollten, ließ ich die Atmosphäre auf mich wirken. Sofort merkt man, wie schön Koper ist, und fühlt sich wohl. Einige kleine und sehr schöne Gassen zweigen von hier ab. Hier befinden sich das Rathaus und eine sehenswerte Loggia neben der Kathedrale, in der gerade ein Gottesdienst stattfand. Alsbald begab ich mich wieder hinaus, um ihn nicht zu stören. Die schönste Gasse, die Čevljarska Ulica, führt unter dem Prätorenpalast hindurch. Viele Einkehrmöglichkeiten oder auch Boutiquen finden sich in der urigen Gasse.
Der Prätorenpalast am Tito-Platz
Blick aus der Loggia
Tito-Platz
Die Loggia
Der Glockenturm
Hinein in die Čevljarska Ulica
Tor zum Tito-Platz
Geht man weiter nach Westen, vorbei am Rundturm des hl. Johannes, des Täufers, kommt man auf den Museumsplatz, der ebenfalls sehr idyllisch ist. Die vielen Tische zweier Gostilnas waren gut besetzt. Von hier führt eine Gasse, vorbei am Palast Totto Ex Gavardo und zwei kleinen Kirchen, direkt bis in den Hafen. Kein Wölkchen traute sich an den Himmel, und so langsam wurde es richtig warm.
Rundturm des hl. Johannes, des Täufers
Auf dem Weg zum Museumsplatz
Am Museumsplatz
In den Gassen
Zum Hafen
Wir kamen an den Carpacciov Trg an der Uferpromenade, und hier war die Hölle los. Am Platz befindet sich eine offene Halle mit großen Rundbögen, die Taverna. Eine Art schulische Veranstaltung war hier im Gange. Viele Tanzgruppen junger Schulmädchen standen in Kreisen zusammen, und in der Halle sang ein als Clown verkleideter Herr. Eine Weile schauten wir zu, gesellten uns zu den anderen, nicht wenigen Zuschauern, doch war das leider nicht ganz die Art von Musik, die wir mögen.
Die "Taverna" am Carpacciov Trg
Die Veranstaltung
Südlich der Altstadt gibt es den Da-Ponte-Brunnen, der der Rialto-Brücke in Venedig nachempfunden ist, doch leider liefen wir nicht in diese Richtung. Die Füße können einen nicht überall hintragen. Auch so waren wir von Koper sehr beeindruckt. Eine solche Atmosphäre und solch beeindruckende Gebäude hatten wir der Stadt nicht zugetraut. Und nun mussten wir endlich ans Wasser, endlich zur Marina. Im Süden liegt der Hlavatyjev-Park mit einem Brunnen und Büsten einiger wichtiger Persönlichkeiten.
Die Marina
Unzählige Boote
Ein deutscher Herr im Hafen
Noch ein deutscher Herr
Hlavatyjev-Park mit Brunnen
An einer Gostilna
Ein kleines Frühstück musste her – ein Kaffee, der wirklich hervorragend schmeckte – und dazu ein Cheeseburger. Im Anschluss schlenderten wir an einem Kieselstrand vorbei und über den etwas unschönen Industriehafen mit riesigen Kränen am nördlichen Ufer der Altstadt zurück. Wir wollten unbedingt noch einmal zum Titov Trg. Marco hoffte, dass das Licht zum Fotografieren nun noch besser war, die Sonne etwas günstiger stehen würde als am Morgen. Und so hatten wir den kompletten Vormittag im schönen Koper verbracht und waren zufrieden. Das war ein guter Start in den Urlaub.
Ein guter Kaffee
Kieselstrand am Hafen
Der Industriehafen