Teil 08:
Tag 05 – Am Fuße der Učka
Mittwoch, der 23.09.2020:
Beim Frühstücken wunderten wir uns, dass die Markise noch immer fast vollständig ausgefahren war. Was hatte Ivanka am Vorabend nur gemeint? Wenn sie wirklich Angst um ihre Markise gehabt hatte, dann war es doch völlig unlogisch, dass sie sie dann doch nicht hinein gekurbelt hatte. Warum sollten wir den Balkon verlassen, aber ansonsten ließ sie alles so, wie es war? War es nicht unsere freie Entscheidung, dass wir es trotz des Wetters vorzogen, draußen zu sitzen? Vielleicht würden wir es später noch erfahren. Wegen der Markise fühlte ich mich natürlich etwas schuldig, aber Ivanka hatte ja trotz ihres Einschreitens nichts daran geändert.
Zuerst einmal fuhren wir zum Supermarkt und kauften einige zur Neige gegangene Vorräte nach. Die Stimme der Navigationsansagen in Google Maps nervte mal wieder. In der Nähe unserer Ferienwohnung befanden sich die Straßen Braće Pesel und Braće Božić. Diese Namen wurden englisch ausgesprochen und es klang wie „Brace Piesel“ und Brace Bottles“. Kopfschüttelnd fuhren wir an die Ostküste. Das Wetter versprach nicht unbedingt eine Besserung, aber selbstverständlich würden wir das Beste daraus machen.
Erst mal wird eingekauft
Das Učka-Gebirge erhebt sich beeindruckend am östlichen Rand Istriens in die Höhe. Kommt man von Westen, thront es über der Landschaft in der Ferne und wirkt fast so beeindruckend wie das Biokovo-Gebirge in Dalmatien. Das hätte ich ihm nicht zugetraut. Aber es ist ja eine „sie“ – die Učka. Vor dem Učka-Tunnel befindet sich der Parkplatz Vela Draga, und genau dort wollten wir hin. Man muss einfach nur an der letzten Ausfahrt „Vranja“ vorm Gebirge abfahren und landet hier ganz automatisch – jedenfalls theoretisch, denn wir haben irgendwo den falschen Weg erwischt, obwohl wir doch einfach nur auf der Europastraße E751 hätten bleiben müssen. Aber egal; viele Wege führen nach Rom. Am Parkplatz campierte ein junges Pärchen, und in Ermangelung eines Wohnmobils zogen sie einfach mit ihrem Kombi durchs Land. Ob das allerdings sehr bequem oder komfortabel war, sei mal dahingestellt. Der wahre Camper braucht eben keinen Luxus.
Der Parkplatz
Der Pfad beginnt
Wir begaben uns also auf unsere Mini-Wanderung in die Schlucht Vela Draga. Atmosphärische Prozesse haben über Millionen von Jahren dieses hübsche Kleinod erschaffen, was beweist, dass der beste Architekt noch immer die Natur ist. In dieser Schlucht nisten der Turmfalke, die Felsentaube, der Uhu und auch die Blaumerle, was immer das auch für ein Vogel ist. Aber auch Wanderfalken, Schlangenadler und sogar Steinadler sollen dieses Gebiet regelmäßig überfliegen, wenn sie auch wegen des karstigen Felsens hier nicht nisten können. Man sieht also, es ist auch für Ornithologen ein nicht uninteressantes Gebiet. Wir freuten uns auf die Felswände und die großen Kalksäulen. Im Jahre 1964 wurde der Karl May – Film „Unter Geiern“ in der Schlucht gedreht, und im Jahr 2015 die Winnetou-Neuverfilmung, die ich mir wahrscheinlich niemals ansehen werde. Ein hübscher Pfad führt durch recht waldiges und grünes Gebiet vom Parkplatz in Richtung der Schlucht. Es ist ein karstiger Wanderpfad über Stock und Stein, wie man ihn von Kroatien kennt, doch ist man bereits nach 15 Minuten am Ziel. Die imposante Schlucht breitete sich vor uns aus.
Marco geht voran
Über Stock und Stein
Der Weg ist nicht weit
Wir sind da
Dann sahen wir das, was diese Schlucht vor allem zu einem genialen Drehort für Wild-West-Streifen macht, die alte Eisenbahnstrecke auf dem hoch aufgeschütteten Geröllhang, die am gegenüberliegenden Hang in einem kleinen Tunnel verschwindet. Das sieht in der Tat aus wie im Wilden Westen. Vor nicht allzu langer Zeit stand unten vorm Tunnel noch ein Planwagen, ein Requisit der letzten Dreharbeiten, doch nun war er fort. Doch die hohen Kalksäulen sind Sehenswürdigkeit genug – ein beeindruckender Anblick. In den oberen Hängen sieht man die Straße durch den Učka-Tunnel an zwei Stellen im Fels verschwinden. Wenn man ganz wagemutig ist und auch eine Menge Zeit mitbringt, kann man unterhalb der Aussichtspunkte noch weiter hinabsteigen. Hier führt sogar ein offizieller „Wanderweg“ hinab. Man kommt dann letztendlich sogar bis in den Eisenbahntunnel, aber nur Gott weiß, wie lange der aufwendige Abstieg dauert. Nein, wir waren zufrieden – zum Glück – weil danach wieder der Regen einsetzte und wir lieber zusahen, wieder zum Auto zu kommen.
Heiko sucht sich einen optimalen Platz zum Fotografieren
Die imposante Schlucht
Kalksäule
Am Aussichtspunkt
Da ist sie
Die alte Bahnstrecke
Die Schlucht in ihrer ganzen Pracht
Sitzmöglichkeiten
Nun freuten wir uns auf Lovran und begaben uns also rein rechtlich in die Kvarner Bucht, jedenfalls in die Gespanschaft Primorje-Gorski kotar, die ja bereits direkt über Brestova beginnt, wenn ich auch gelesen habe, dass hier in dieser strukturreichen Küstenlandschaft eine genaue Abgrenzung eher unüblich ist. Irgendwie isses ja trotzdem noch Istrien. Vor allem der letzte Rest der Strecke führt in extremen Serpentinen hinab zur Küste. Die Straßen waren feucht, aber der Regen hatte vorerst aufgehört. Die Boote schaukelten unruhig auf dem Wasser. Die heute 4.000 Einwohner zählende Stadt war bis in die 30’er Jahre des letzten Jahrhunderts per Straßenbahn mit Opatija verbunden. Die 12 Kilometer lange Strandpromenade bis nach Opatija, der Lungomare, wurde 1884 eröffnet. Im Winter ist Lovran durch die Učka vor kaltem Wind geschützt, im Sommer mildert die vom Gebirge kommende Brise die hohe Temperatur.
Gebäude mit Leuchtturm
Alte Villen
Die Küste
Lovranski mul
Kleiner Park
Hier befindet sich die kleine Kirche...
...Sv. Trojstva
Auch durch die Villen an der Hauptstraße hat es ein wenig vom Flair Opatijas, wie Marco und ich fanden. Zuerst warfen wir einen Blick auf den Yachthafen, den Lovranski mul. Nur wenige Autos standen hier. Über ihm befinden sich ein kleiner Park und die Kirche Sv. Trojstva. Das Ganze liegt auf einer kleinen Halbinsel. Besonders süß fand ich den kleinen Hafen hinter der Halbinsel. Dicht an dicht lagen unzählige Boote auf engstem Raum zusammengequetscht. An einem verwaisten Stand von Anbietern der Bootsausflüge schlüpfte Marco in die Rolle eines solchen Anbieters und wollte mir einen Bootsausflug andrehen, auf der ich absolut sicher Delfine sehen würde. Ich lachte mich halbtot. Vom gebrochen gesprochenen Deutsch wechselte er ins Englische und zählte enthusiastisch die Vorzüge diese Ausflugs auf. Ich bin sicher, er könnte einen solchen Job erfolgreich ausüben. Ich war erstaunt, dass Lovran sogar einen kleinen, alten Kern aufweist. Das hätte ich gar nicht erwartet. Einst soll er sogar befestigt gewesen sein.
Am kleinen Hafen
Der Hafen
Der Bootsausflugverkäufer
Im Zentrum
Hier sitzt man also am Mittag
Blick in den kleinen, alten Kern
Tag 05 – Am Fuße der Učka
Mittwoch, der 23.09.2020:
Beim Frühstücken wunderten wir uns, dass die Markise noch immer fast vollständig ausgefahren war. Was hatte Ivanka am Vorabend nur gemeint? Wenn sie wirklich Angst um ihre Markise gehabt hatte, dann war es doch völlig unlogisch, dass sie sie dann doch nicht hinein gekurbelt hatte. Warum sollten wir den Balkon verlassen, aber ansonsten ließ sie alles so, wie es war? War es nicht unsere freie Entscheidung, dass wir es trotz des Wetters vorzogen, draußen zu sitzen? Vielleicht würden wir es später noch erfahren. Wegen der Markise fühlte ich mich natürlich etwas schuldig, aber Ivanka hatte ja trotz ihres Einschreitens nichts daran geändert.
Zuerst einmal fuhren wir zum Supermarkt und kauften einige zur Neige gegangene Vorräte nach. Die Stimme der Navigationsansagen in Google Maps nervte mal wieder. In der Nähe unserer Ferienwohnung befanden sich die Straßen Braće Pesel und Braće Božić. Diese Namen wurden englisch ausgesprochen und es klang wie „Brace Piesel“ und Brace Bottles“. Kopfschüttelnd fuhren wir an die Ostküste. Das Wetter versprach nicht unbedingt eine Besserung, aber selbstverständlich würden wir das Beste daraus machen.
Erst mal wird eingekauft
Das Učka-Gebirge erhebt sich beeindruckend am östlichen Rand Istriens in die Höhe. Kommt man von Westen, thront es über der Landschaft in der Ferne und wirkt fast so beeindruckend wie das Biokovo-Gebirge in Dalmatien. Das hätte ich ihm nicht zugetraut. Aber es ist ja eine „sie“ – die Učka. Vor dem Učka-Tunnel befindet sich der Parkplatz Vela Draga, und genau dort wollten wir hin. Man muss einfach nur an der letzten Ausfahrt „Vranja“ vorm Gebirge abfahren und landet hier ganz automatisch – jedenfalls theoretisch, denn wir haben irgendwo den falschen Weg erwischt, obwohl wir doch einfach nur auf der Europastraße E751 hätten bleiben müssen. Aber egal; viele Wege führen nach Rom. Am Parkplatz campierte ein junges Pärchen, und in Ermangelung eines Wohnmobils zogen sie einfach mit ihrem Kombi durchs Land. Ob das allerdings sehr bequem oder komfortabel war, sei mal dahingestellt. Der wahre Camper braucht eben keinen Luxus.
Der Parkplatz
Der Pfad beginnt
Wir begaben uns also auf unsere Mini-Wanderung in die Schlucht Vela Draga. Atmosphärische Prozesse haben über Millionen von Jahren dieses hübsche Kleinod erschaffen, was beweist, dass der beste Architekt noch immer die Natur ist. In dieser Schlucht nisten der Turmfalke, die Felsentaube, der Uhu und auch die Blaumerle, was immer das auch für ein Vogel ist. Aber auch Wanderfalken, Schlangenadler und sogar Steinadler sollen dieses Gebiet regelmäßig überfliegen, wenn sie auch wegen des karstigen Felsens hier nicht nisten können. Man sieht also, es ist auch für Ornithologen ein nicht uninteressantes Gebiet. Wir freuten uns auf die Felswände und die großen Kalksäulen. Im Jahre 1964 wurde der Karl May – Film „Unter Geiern“ in der Schlucht gedreht, und im Jahr 2015 die Winnetou-Neuverfilmung, die ich mir wahrscheinlich niemals ansehen werde. Ein hübscher Pfad führt durch recht waldiges und grünes Gebiet vom Parkplatz in Richtung der Schlucht. Es ist ein karstiger Wanderpfad über Stock und Stein, wie man ihn von Kroatien kennt, doch ist man bereits nach 15 Minuten am Ziel. Die imposante Schlucht breitete sich vor uns aus.
Marco geht voran
Über Stock und Stein
Der Weg ist nicht weit
Wir sind da
Dann sahen wir das, was diese Schlucht vor allem zu einem genialen Drehort für Wild-West-Streifen macht, die alte Eisenbahnstrecke auf dem hoch aufgeschütteten Geröllhang, die am gegenüberliegenden Hang in einem kleinen Tunnel verschwindet. Das sieht in der Tat aus wie im Wilden Westen. Vor nicht allzu langer Zeit stand unten vorm Tunnel noch ein Planwagen, ein Requisit der letzten Dreharbeiten, doch nun war er fort. Doch die hohen Kalksäulen sind Sehenswürdigkeit genug – ein beeindruckender Anblick. In den oberen Hängen sieht man die Straße durch den Učka-Tunnel an zwei Stellen im Fels verschwinden. Wenn man ganz wagemutig ist und auch eine Menge Zeit mitbringt, kann man unterhalb der Aussichtspunkte noch weiter hinabsteigen. Hier führt sogar ein offizieller „Wanderweg“ hinab. Man kommt dann letztendlich sogar bis in den Eisenbahntunnel, aber nur Gott weiß, wie lange der aufwendige Abstieg dauert. Nein, wir waren zufrieden – zum Glück – weil danach wieder der Regen einsetzte und wir lieber zusahen, wieder zum Auto zu kommen.
Heiko sucht sich einen optimalen Platz zum Fotografieren
Die imposante Schlucht
Kalksäule
Am Aussichtspunkt
Da ist sie
Die alte Bahnstrecke
Die Schlucht in ihrer ganzen Pracht
Sitzmöglichkeiten
Nun freuten wir uns auf Lovran und begaben uns also rein rechtlich in die Kvarner Bucht, jedenfalls in die Gespanschaft Primorje-Gorski kotar, die ja bereits direkt über Brestova beginnt, wenn ich auch gelesen habe, dass hier in dieser strukturreichen Küstenlandschaft eine genaue Abgrenzung eher unüblich ist. Irgendwie isses ja trotzdem noch Istrien. Vor allem der letzte Rest der Strecke führt in extremen Serpentinen hinab zur Küste. Die Straßen waren feucht, aber der Regen hatte vorerst aufgehört. Die Boote schaukelten unruhig auf dem Wasser. Die heute 4.000 Einwohner zählende Stadt war bis in die 30’er Jahre des letzten Jahrhunderts per Straßenbahn mit Opatija verbunden. Die 12 Kilometer lange Strandpromenade bis nach Opatija, der Lungomare, wurde 1884 eröffnet. Im Winter ist Lovran durch die Učka vor kaltem Wind geschützt, im Sommer mildert die vom Gebirge kommende Brise die hohe Temperatur.
Gebäude mit Leuchtturm
Alte Villen
Die Küste
Lovranski mul
Kleiner Park
Hier befindet sich die kleine Kirche...
...Sv. Trojstva
Auch durch die Villen an der Hauptstraße hat es ein wenig vom Flair Opatijas, wie Marco und ich fanden. Zuerst warfen wir einen Blick auf den Yachthafen, den Lovranski mul. Nur wenige Autos standen hier. Über ihm befinden sich ein kleiner Park und die Kirche Sv. Trojstva. Das Ganze liegt auf einer kleinen Halbinsel. Besonders süß fand ich den kleinen Hafen hinter der Halbinsel. Dicht an dicht lagen unzählige Boote auf engstem Raum zusammengequetscht. An einem verwaisten Stand von Anbietern der Bootsausflüge schlüpfte Marco in die Rolle eines solchen Anbieters und wollte mir einen Bootsausflug andrehen, auf der ich absolut sicher Delfine sehen würde. Ich lachte mich halbtot. Vom gebrochen gesprochenen Deutsch wechselte er ins Englische und zählte enthusiastisch die Vorzüge diese Ausflugs auf. Ich bin sicher, er könnte einen solchen Job erfolgreich ausüben. Ich war erstaunt, dass Lovran sogar einen kleinen, alten Kern aufweist. Das hätte ich gar nicht erwartet. Einst soll er sogar befestigt gewesen sein.
Am kleinen Hafen
Der Hafen
Der Bootsausflugverkäufer
Im Zentrum
Hier sitzt man also am Mittag
Blick in den kleinen, alten Kern