Kapitel 22
Gegen 15.00 Uhr verließen wir dann den wunderbaren Ort und fuhren Richtung Sućuraj. Das Ende kam näher. Wir parkten am idyllischen Hafen, der mir sofort sehr gefiel. Die älteren Einwohner des Städtchens leben auf der östlichen Halbinsel, im Teil Gornja Banda. Donja Banda ist im Südwesten. Zuerst führte unser Weg auf der Put Polja nach Osten zum Leuchtturm am Kap. Offenbar kann man den Turm auch als Ferienwohnung nutzen, wie ich sah. Ein anderes deutsches Pärchen machte mit ihrem Hund hier hinten auch einen Spaziergang. Eine Fähre kam von Sućuraj und fuhr um das Kap. Bald würden auch wir dort mitfahren. Natürlich ist einem das Herz am Ende immer ein wenig schwer, aber versuche ich stets, es im Rahmen zu halten, was mir auch - zumindest ein wenig - gelingt, denn wir kommen ja wieder in dieses herrliche Land. Auf dem Rückweg machte ich Fotos von der ehemaligen Festung, und nicht weit dahinter (wie der Name vermuten lässt) kommt die Konoba Fortica. Hier wollte ich essen. Wir bestellten hausgemachte Würstchen und Bratkartoffeln als Vorspeise. Sie entpuppten sich als herkömmliche, kleine Bratwürstchen (in Hessen kann man die als "Nürnberger" so auch im Supermarkt kaufen). Ich musste sie allein essen, da Christine lediglich ihre Spaghetti Bolognese essen wollte. Unser Kellner konnte sehr gut Deutsch. Und ich; nun, ich wollte schon immer einmal dieses dalmatinische Brodet probieren, diesen Fischeintopf, doch bisher hatte ich es nie gewagt. Jetzt wagte ich es.
Der idyllische Hafen von Sućuraj 1
Der idyllische Hafen von Sućuraj 2
Auf dem Weg zum Leuchtturm 1
Auf dem Weg zum Leuchtturm 2
Leuchtturm am Kap mit Festland im Hintergrund links und Pelješac rechts
Leuchtturm mit Festland im Hintergrund
Leuchtturm mit Pelješac und Fähre im Hintergrund
Der idyllische Hafen von Sućuraj 3
Nördliche Hafenseite 1
Der idyllische Hafen von Sućuraj 4
Vom Ergebnis war ich dann "nicht außergewöhnlich beeindruckt". Ich hatte Reis, Polenta und Fischstückchen mit ein wenig Flüssigkeit auf dem Teller bekommen. Ich kann nicht sagen, dass das nicht schmeckte, doch hätte ich mir Brodet doch etwas anders vorgestellt. Ich dachte, Brodet wäre ein richtiger Eintopf, also eine dicke Suppe mit Fischstückchen darin. Ich erwartete einen Topf. Ich glaube noch immer, dass das auch so etwas ist. Vielleicht wurde es hier nur auf eine andere Weise gemacht. Vielleicht hatte man auch genau so etwas in der Küche und hat mir einen Löffel daraus gegeben, und Reis und Polenta waren zusätzliche Beilagen, das glaube ich aber nicht. Man hatte doch keinen großen Topf in der Küche, aus dem man den Kunden jeweils einen Löffel gab! Die Konoba kam mir nämlich nicht so vor, als hätte sie soo viele Kunden. Wie auch immer - ich werde es noch einmal in einer anderen Konoba in Dalmatien probieren, um mir wirklich ein Urteil bilden zu können.
Die alte Festung an der Nordseite des Hafens
Nördliche Hafenseite 2
"Nürnberger" Würstchen
Hauptspeise 1
Hauptspeise 2
Dann begaben wir uns an der Kirche Sv. Jure und an einem hübschen Palmenpark mit Skulpturen im Norden des Hafens vorbei auf die andere Hafenseite. Auch hier machte es Spaß, die Gassen und alten Häuser zu erkunden. Sućuraj ist meiner Ansicht nach der fünftschönste Ort auf Hvar, nach Hvar, Stari Grad, Vrboska und Jelsa. Wir statteten dann der Kirche Sv. Antun einen Besuch ab und liefen am Ende bis hinab zum Fähranleger und der bekannten Statue des hl. Nikolaus, der seine Hand zum Gruße an die Schiffsleute zum Meer hinaus streckt.
Kirche Sv. Jure
Der idyllische Hafen von Sućuraj 5
Kirche Sv. Antun
Statue des hl. Nikolaus 1
Statue des hl. Nikolaus 2
Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich nicht daran gedacht habe, dass wir die Überfahrt mit der Fähre ja auch noch in Kuna bezahlen mussten; und das geschieht mir, der ansonsten doch immer an alles denkt.
„Was ist los mit Dir?“, dachte der alte Mann. "Du willst über das Meer und vergisst doch die Hälfte?"
Und so kam es, dass ich wirklich noch einmal Geld wechseln musste - gleich in der Nähe des Fähranlegers. Gern hätte ich nur noch das getauscht, was ich für die Fähre brauchen würde, aber es ist nicht möglich, wenn man nur einen 50 € - Schein hat, einen Teil in Euro und einen Teil in Kuna zu bekommen. So wechselte ich die 50 € zu einem Kurs von 7,28. Und dann kam, was kommen musste - schnief - wir fuhren zum Fähranleger und stellten unser Gefährt in die Reihe. Wir waren ca. Sechste oder Siebte, also recht früh; die Fähre würde in 45 Minuten um 19.30 Uhr abfahren. Wir bezahlten die Tickets, holten etwas zu trinken und schauten uns noch ein wenig um.
Am zentralen Platz 1
Fischeridylle 1
Der idyllische Hafen von Sućuraj 6
Südöstliche Hafenseite
Fischeridylle 2
Am Fähranleger
Statue des hl. Nikolaus 3
Am zentralen Platz 2
Der idyllische Hafen von Sućuraj 7
Dann kehrten wir zurück, und ich setzte mich schwermütig auf eine Mauer neben dem Wasser - nicht weit von Christine und dem Auto - und trank zum Abschied eine Flasche Pan. Eine Weile dauerte es noch, bis unsere Fähre ankam. Die Schlange wurde länger und länger. Dann wurde es Zeit. Wir fuhren hinauf und ließen uns den Platz für's Auto zeigen. Nach dem Ablegen drehten wir im Hafen, und dann ging's Richtung Drvenik am Festland.
Reihe vor dem Fähranleger
Ich war etwas geistig umnachtet, als ich mich nach dem Drehen freute, dass wir ja nun ganz vorn waren und als eine der Ersten hinausfahren würden können. Wir waren nämlich an die Seite ganz nach hinten gestellt worden. Doch natürlich drehten wir bei der Ankunft in Drvenik wieder, und alles war beim Alten.
Was passierte dann? Ich fuhr der Fähre hinab und – raaatsch – das Auto setze mit einem lauten Geräusch auf, und manche in der Nähe schauten. Mann, mann, mann.
Die Rückfahrt begann. Ich hatte geplant, dass wir uns irgendwo in der Nacht hinstellten und etwas im Auto schliefen, weil ich es sonst nicht schaffen würde. Man weiß, wie's ist. Irgendwann fallen einem dann doch die Augen zu. Wozu solch ein unnötiges Risiko eingehen? Ohne Beulen gefällt mir mein Mazda besser. Um dennoch schon einmal ein weites Stück zu schaffen, hörte ich laute Musik. Christine schlief trotzdem bald ein. Und mir half es. Als wir gegen Mitternacht in der Nähe von Zagreb waren, spürte ich allerdings, dass ich etwas müde wurde. Es würde nicht mehr lange dauern, und die Augen würden beginnen zuzufallen. Das war für mich das Zeichen. Schluss jetzt. Ich parkte auf dem nächsten Parkplatz. Und da ich mitgedacht hatte, hatte ich eine Schlaftablette für mich dabei. Ich kenne es so: Du bist hundemüde, Dir fallen schon die Augen zu, und wenn Du dann versuchst, im Auto zu schlafen, geht es nicht. Oder jedenfalls kaum. Aber diesmal nicht. Nicht mit mir, hehe. Bald schon war ich im Reich der Träume.
Abreisetag
Donnerstag, der 14.09.2017:
Es hatte sich gelohnt. Gegen 05.00 Uhr wachte ich auf. Christine schlief noch. Das hatte gut funktioniert. Nun war ich wieder voll da. Natürlich kann der eine oder andere Kaffee an einer Tankstelle nicht schaden.
Auch auf der Rückfahrt plante ich, den Grenzübergang Macelj zu umgehen. Vielleicht hatte ich ja diesmal mehr Glück. Also fuhr ich bei Gornji Macelj von der Autobahn ab Richtung Tracosčan. Dann wollte ich meine restlichen Kuna noch vertanken, so dass wir das Geld optimal einsetzen würden. In der Nähe von Trakosčan biegt man zum Grenzübergang bei Cvetlin links ab. Dies tat ich nun nicht und fuhr weiter geradeaus. In der Nähe musste es doch eine Tankstelle geben. Wir fuhren an der Straße nach Cvetlin vorbei, und dann standen 2 Polizisten vor uns. Das konnte ich absolut nicht verstehen. Wenn sie Personen, die die Grenze passieren wollten oder passiert hatten, kontrollieren wollten, hätten sie sich doch nur direkt an die Straße nach Cvetlin stellen brauchen. Dort würde jeder vorbeifahren. So wie sie hier standen, erwischten sie aber nur diejenigen, die bei der Einfahrt nach Kroatien bei Tracosčan links abbiegen würden. Die Rechtsabbieger würden ihnen entgehen. Was sollte das? Oder diejenigen, die von Tracosčan auf der 508 nach Pleš fuhren, so wie wir, die gar nicht Richtung Grenze fuhren. Sehr merkwürdig. Ich hielt an. Was konnten sie uns schon? Ausweise, Fahrzeugschein und Führerschein wollten sie sehen. Damit sind sie dann für 2 Minuten in ihrem Wagen verschwunden. Dann kamen sie wieder hinaus und sagten, wir könnten fahren. War ja klar. Warum auch nicht? Bis nach Lepoglava musste ich fahren, um eine Tankstelle zu finden, doch nun hatten wir das Geld optimal genutzt. Eine halbe Stunde war vergangen, als wir wieder an den Polizisten vorbeikamen. Sie schauten kurz auf und ließen uns dann vorbeifahren. Wir bogen nach Cvetlin ab und überquerten den kleinen Grenzübergang. Niemand war vor uns, und den Kontrolleuren genügte ein relativ kurzer Blick auf die Ausweise. Der Übergang war wirklich klein. In engen, schmalen Kurven führte die Straße hinter dem Grenzübergang durch den Wald. Die Landschaft hier im Grenzbereich war sehr schön, und dazu zeigte sich die Sonne.
Slowenien war recht schnell durchquert. Genau wie auf dem Hinweg wollte ich wieder an den beiden österreichischen Tankstellen tanken. Als ich an der Tankstelle bei Graz ankam, wehte ein starker Wind. Ein Mitarbeiter mähte die Rasenstreifen und hatte ebenfalls mit den starken Windböen zu kämpfen. Leider war die A9 dann mittendrin gesperrt, so dass ich auf die S6 ausweichen musste, um jenseits der Autobahn die Fahrt nach Norden fortzusetzen und zu einem späteren Zeitpunkt wieder auf die A9 aufzufahren. Ich Intelligenzbolzen vertraute jedoch stur meinem Navigationsprogramm, welches natürlich nach wie vor auf die gleiche Strecke eingestellt war und auch von der Sperrung natürlich nichts "wusste". Deswegen kam ich zwei weitere Male an den Punkt, an dem ich von der A9 abfahren musste, bevor ich merkte, dass ich erst einmal ohne Navi-Programm fahren musste, um weiterzukommen. Es wird gegen Mittag gewesen sein, als wir auf der S6 dann im Stau standen und ca. 45 Minuten komplett stehen mussten. Irgendwo in Österreich musste ich an einer Tankstelle wieder meinen Koffer vom Gepäckträger schnallen und ihn mit dem verbliebenen Regencape umwickeln, da der Regen wieder eingesetzt hatte. Diesmal gelang es mir besser, so dass das Cape auf der Fahrt nicht so schlimm umherflatterte. Am späten Nachmittag erreichte ich meine Tankstelle in Wels, um den Benzinpreisvorteil zu gut wie möglich zu nutzen. Für die Verpflegung mussten verschiedene Snacks an Tankstellen wie belegte Brötchen, Sandwiches oder Bockwürstchen herhalten. Und dann gerieten wir zwischen Passau und Nürnberg in einen wirklichen Stau. Anderthalb Stunden lang bewegte sich gar nix. Man darf sich einfach nicht allzu sehr aufregen. Als der Abend begann, fing es an, fürchterlich zu regnen, und zwar derart, dass man kaum mehr was auf der Straße erkennen konnte. Das bremste mich sehr aus. Aber wir kamen näher. Gegen 20.00 Uhr standen wir dann auf der A7 im Stau, aber nach einer halben Stunde hatte es sich aufgelockert. Es ist dann immer ein merkwürdiges Gefühl, wieder heim zu kommen. Nach insgesamt 26,5 Stunden kamen wir gegen 22.45 Uhr in Kassel an. Ich hatte aber noch die Kraft, fast alles aus dem Auto in die Wohnung zu holen, bevor ich ins Bett fiel. Der Urlaub war sehr, sehr gut, wir haben sehr viel gesehen, darunter sehr viel Neues, viel erlebt und 2.800 Fotos gemacht.
Und so kehrte der alte Mann vom Meer wieder heim, zwar ohne einen gigantischen Marlin zu fangen, aber nicht ohne dem Meer hoch und heilig zu versprechen: Ich komme wieder.