Kapitel 18
Unser Ziel war nun, Jelsa kennenlernen. Aber noch immer regnete es stark. Und wir hatten nun viel Zeit. Wir entschieden, erst einmal nach Hause zu fahren und die nasse Kleidung zu wechseln. Unsere Ferienwohnung lag am Berg oberhalb von Hvar. Wir fuhren also die Inselhauptstraße entlang und mussten gleich zu Beginn des Ortes links in eine Seitenstraße fahren. Die Straße stand unter Wasser, und das nicht zu knapp. Was nun? Ich fuhr bis ans Wasser und stoppte. Konnte ich da mit meinem tiefen Auto durchfahren? Ich sah ein Brett und hielt es mitten in das Wasser. Na ja, vielleicht sollte es gehen. Zwei Einheimische sahen mich und nickten mir zu. Okay. Ich fuhr. Gerade, als wir uns unserer nassen Kleidung entledigt hatten, klopfte es, und Petar wollte unsere unverhoffte Anwesenheit zum Wechseln des Müllbeutels nutzen. Ganz toll. Schnell was anziehen!
Im Anschluss ging es dann trockenen Fußes nach Jelsa, doch das Wetter war noch immer alles andere als trocken. Da die anderen Schuhe trocknen sollten und ich die schweren Wanderschuhe nicht tragen wollte, hatte ich jedoch lediglich meine Sandalen angezogen. Würde schon reichen. In der Nähe des Hafens wurde geparkt. Wir versuchten, uns weitestgehend durch einen kleinen Regenschirm zu schützen und auch die Kamera trocken zu halten, dort zu laufen, wo der Weg überdacht war. Zum Anschauen des Ortes war es zu nass. Über die Strossmayerovo šetalište kamen wir an die Riva. Zwei Urlauber aus Deutschland hatten unter der Markise eines Eiscafés einen trockenen Platz zum Unterstellen gefunden. Da wegen des Wetters kaum Kundschaft da war, störte man sich nicht daran, dass man dort keinen Tisch hinstellen konnte, wo sie standen. Das war der ideale Platz auch für uns. Die beiden lachten und machten etwas Platz. Nun würden wir hier einfach warten, bis der Regen aufhörte. Egal, wie lange es dauerte. Wir hatten ja Zeit. Auf Jelsa wollte ich nicht verzichten. Mir machte es nicht so viel aus. Christine war - glaube ich - ungeduldiger und wollte aufgeben. Aufgeben? Ein bisschen Geduld erforderte es, das stimmt. Man konnte einigen kuriosen Persönlichkeiten beim Überqueren des Platzes zuschauen. Da war z. B. ein beleibterer Mann, der oben ohne auf dem Fahrrad durch den Regen fuhr. Alles im Rahmen, wenn nicht noch sein Hintern meilenweit aus seiner Hose geschaut hätte. Es dauerte bestimmt eine Stunde, bis der Regen endlich nachließ. Mittlerweile waren unsere "deutschen Kollegen" längst fort, doch wir waren noch immer da. In der Zwischenzeit hatte ich uns Stühle zurechtgerückt und geschaut, ob es den Inhaber wirklich nicht störte, dass wir hier saßen, obwohl wir nichts konsumierten. Aber er kam sogar und kurbelte für uns Nicht-Kunden sogar noch die Markise etwas weiter raus, damit wir nicht nass wurden. Wirklich nett. Einmal war ich kurz weggegangen, um eine Wechselstube zu finden, hatte aber keinen Erfolg. Nun hatte der Regen fast aufgehört, und endlich konnten wir unsere Jelsa-Tour starten. Der Inhaber bedeutete uns, dass er unseren Platz nun gern für Gäste herrichten würde. Nema Problema.
Unsere Unterstellmöglichkeit beim Eiscafé Riva
Zentraler Platz am Hafen
Festungskirche Uznesenja Marijina
In den Gassen Jelsas 1
Die Riva
Zuerst begutachteten wir den nördlichen Teil, vom Hafen aus gesehen. Der Hafen ist geradezu malerisch, der südliche Teil heißt Vela Banda und der nördliche Mala Banda. Wir liefen an der Spitze des Hafens vorbei. Leere Verkaufsstände warteten wohl auf einen besseren Tag. Hier liegt der Park Perivoj mit der Statue des Kapitäns Nico Duboković. Durch den kleinen Park fließt sogar ein Fluss. Da der schönere Teil der Süden ist, drehten wir bald um und erkundeten die kleinen, dunklen Gassen hinter der Hafenpromenade. Mehrmals fragte ich nach einer Wechselstube. Unabhängig voneinander erklärten mir Einheimische den Weg in eine bestimmte Gasse, wo ich an der rechten Seite eine finden würde. Aber - so blöd kann ich doch nicht sein - da war definitiv keine.
Der hübsche Hafen in Jelsa 1
Der hübsche Hafen in Jelsa 2
Der hübsche Hafen in Jelsa 3
Jelsaer Steinhaus
Es hatte zwar aufgehört zu regnen, aber die Gassen waren natürlich noch immer nass. Ich hatte ja nur meine Sandalen an. Irgendwann waren meine Socken so durchnässt; es fühlte sich so an, als läuft man in Gummistiefeln, in denen das Wasser steht. Es war irgendwann nicht mehr auszuhalten, so dass ich meine Socken auszog und barfuß in den Sandalen lief. Viel besser. Die Festungskirche Uznesenja Marijina ist ein Hingucker. In der Nähe kamen wir an einen sehr schönen Platz mit alten Gebäuden. Hier steht die achteckige Kirche Sv. Ivan. Die Gassen Jelsas sind super-idyllisch. Jelsa ist für mich der viertschönste Ort der Insel.
Kirche Sv. Ivan
Brunnen am zentralen Platz
Rathaus
In den Gassen Jelsas 2
In den Gassen Jelsas 3
Vor dem Abendessen wollte ich mir gern ein weiteres der hübschen Dörfer der Insel anschauen: Svirče. Svirče ist eines der Dörfer zwischen Jelsa und Vrboska im Norden und dem Berg Sv. Ante, durch den dieser abenteuerliche Tunnel führt. Außer Svirče liegen hier noch Vrbanj, Vrisnik und Pitve. Diese Dörfer sind durchgehend nicht zu unterschätzen, warten sie doch mit vielen hübschen Gassen, ländlicher Idylle und sehr vielen sehenswerten alten Gebäuden auf. Nun hatte ich aber noch immer kein Geld gewechselt. Deswegen entschied ich mich kurzerhand, noch mal einen kurzen Abstecher nach Stari Grad zu machen. Dort kannte ich mich ja mittlerweile aus, und hier gab es ja hundertprozentig einige Möglichkeiten, Geld zu wechseln.
Diesmal parkte ich kurz am Hafen, ohne ein Parkticket zu holen. Das war mir zu aufwändig. Ich würde doch in 10 Minuten wiederkommen, und das nötige Kleingeld hatte ich nicht. Doch was war hier los? Das Bild, welches ich hier vorfand, hatte ich nicht erwartet. Das Innere des Hafens, wo wir am Abend des 5. Tages saßen, um die Atmosphäre zu genießen, war komplett unter Wasser. Dort würde ich niemals hindurch fahren, doch manche taten auch dies. Gut, die hatten auch sicher höhere Wagen als ich. Man hat ja schon von solchen meteorologischen Mini-Tsunamis gehört, die regelmäßig solche Häfen wie Mali Lošinj oder Vrboska unter Wasser setzen. Aber dies hier hatte doch eine gänzlich andere Ursache. Wir hatten ein Unwetter, und ich konnte nicht verstehen, warum dann das Meerwasser steigt. An der Riva hatten sämtliche Läden Bretter vor der Eingangstür, mindestens einen halben Meter hoch. Auch die Wechselstube, in die ich stieg. Der Inhaber erklärte mir, dass das für ihn nichts Besonderes sei. Das hatten sie jeden Sommer. Er bot mir 7,16. Haha. Tja, was soll man machen? Nie wieder. Wie ich bereits sagte, demnächst nur noch am Automaten abheben. Ich nahm es. Negativ-Rekord. Wir fuhren.
Hafenstraße unter Wasser
Schutzmaßnahmen vor den Eingangstüren
Am Ortseingang von Svirče stand die große Kirche Sv. Magdalena mit Kuppel und freistehendem Glockenturm. Hier vorn gedachte ich gleich an der Hauptstraße stehen zu bleiben und von hier aus zu laufen. Wir mussten drehen. Links von der Straße war eine schräge Hofeinfahrt eines tiefer gelegenen Grundstücks. Das passte doch gut. Ich fuhr vorwärts hinein und…raaaaatsch. Oh mein Gott. Nein. Das konnte doch nicht sein! Das war ein richtig langes, heftiges Kratzen, und wir standen noch immer am gleichen Fleck. Was war denn da? Da war doch gar nichts, oder? Ich stieg aus. Am Anfang dieser abschüssigen Einfahrt war ein hoher Huppel. Das hatte ich nicht gesehen. So eine Schei…. Konnte die Ölwanne oder was auch immer da auflag, das überstehen? Wir mussten da ja noch runterfahren. Tja, ich stieg ein und fuhr langsam hinaus. Krrrrk. Hervorragend. Wir waren wieder oben und ich parkte. Noch lief das Auto normal. Das war der heftigste Aufsetzer des Urlaubs. Hoffentlich würden wir nachher normal weiterfahren können.
Kirche Sv. Magdalena
In den Gassen von Svirče 1
Wohl unbewohnte Häuser 1
In den Gassen von Svirče 2
Wohnhaus
Svirče hat sehr alte Steinhäuser, wirklich alt. Oben im Dorf schienen mir die schönsten alten Häuser zu stehen, also liefen wir hinauf. Im Oberdorf ist ein fantastischer Platz. Hier steht eine weitere kleine Kirche mit einer alten Uhr. Dieser Platz war sowas von fotogen. Von Svirče aus sieht man ein tolles Dorf am nächsten Hügel vor dem Sv. Ante liegen. Es schmiegt sich idyllisch an den Hang – das ist Vrisnik. Durch herrliche Gassen ging’s hinunter in den unteren Bereich. Wäsche hing in den Gassen, die Einwohner gingen ihren Tätigkeiten nach. Im Tal wird Wein angebaut. Wir hatten einen schönen Rundgang gemacht. Von hier aus liefen wir zurück zum Auto. Es lief noch.
Hier hinten endet das Dorf Svirče
Weg ins Oberdorf 1
Weg ins Oberdorf 2
Wohl unbewohnte Häuser 2
Schöne Kirche im Oberdorf 1
Schöne Kirche im Oberdorf 2
In den Gassen von Svirče 3
So, jetzt hatten wir aber Hunger. Für heute hatte ich ein Abendessen in der Konoba Vidikovac Levanda bei Velo Grablje geplant, hauptsächlich weil es dort Spanferkel gibt – eine echte Seltenheit in ganz Dalmatien. Man muss keine uralten Straßen fahren, um anzukommen. Es reicht aus, an Velo Grablje vorbeizufahren.
Da es ein bissel kühl war, gingen wir in das Innere. Ein etwa fünfjähriges Mädchen machte sich in Ermangelung anderer Spielzeuge einen Spaß daraus, während unseres gesamten Aufenthaltes ihren Kinderstuhl durch die Konoba zu schieben. So etwas stört mich aber nicht. Ich hatte von vielen Urlaubern gelesen, die hier eingekehrt waren, und schwärmten, dass der Aufenthalt ein echtes Erlebnis gewesen war. Außen hatten wir leider nichts gesehen – es war bereits dunkel. Für gewöhnlich pflege ich, unser Abendessen nach den Sonnenuntergang zu legen. Ich will doch kein Tageslicht verschwenden. Tagsüber werden hier viele Lavendel-Artikel an Urlauber verkauft. Als Vorspeise hatten wir gesalzene Sardinen. Ich genoss einen roten Hauswein und bekam mein Spanferkel mit Kartoffeln serviert. Nudeln gab es nicht. Christine aß also Pašticada mit Gnocchis. Das sah sehr gut aus. Ein zweites Glas Wein kann man sich ruhig noch genehmigen, obwohl man fahren muss. Als Nachtisch sollte es noch Palačinke auf‘s Haus geben, doch das konnten wir nicht mehr schaffen. Ich muss ehrlich sein – so wahnsinnig ansprechend fand ich es hier nicht; was aber ansprechend war, war das Spanferkel, das war einsame Spitze.
Pašticada mit Gnocchis
Spanferkel
Zufrieden, da es ein sehr schöner Tag geworden war – trotz des Regens – lenkte ich unser Auto nach Hvar und genoss den restlichen Abend auf unserem herrlichen Balkon. Hvar ist eine ganz fantastische Insel. Bisher war meine Lieblingsinsel eigentlich Cres, aufgrund der herrlichen Natur, aber ich weiß nicht. Hvar ist ebenso schön.