Kapitel 03
02. Tag – Daheim bei Marco Polo
Sonntag, der 03.09.2017:
Ein neuer Tag. Die Sonne versuchte angestrengt, zwischen dem Grau des Himmels hervorzuschauen. Doch leider blieb es erst einmal bei dem Versuch. 20 ° sollte das Quecksilber heute nicht übersteigen, doch es war trocken. Pünktlich um 8.00 Uhr erschienen wir zum Frühstück. Alex und Daniel waren nicht da, schliefen offenbar noch ihren Rausch aus. Das Frühstück war tagtäglich dasselbe, aber angenehm. Es gab Weißbrot, Kaffee, Tee, Butter, Marmelade, Streichkäse, einen Teller mit Salami, Mortadella und Käse und einen weiteren mit Gurken- und Tomatenscheiben. Ja, so konnte man einen Tag beginnen. Den Essensraum fand ich sowieso außerordentlich idyllisch. Allerdings musste man sich bei dem Wurst- und Käseteller etwas ranhalten, denn er war ruckzuck leer. Nach dem Frühstück folgte die obligatorische Morgenzigarette auf dem Oberdeck. Dann folgte Tag für Tag erst einmal eine längere Fahrtphase, was bedeutete, sich alsbald einen Liegestuhl zu sichern und es sich am Oberdeck bequem zu machen. Also gemach, gemach. Noch war es windig und noch nicht allzu warm, doch trotzdem angenehm, dem Fahren auf dem Meer beizuwohnen. Ja, wo fuhren wir eigentlich lang? Ich rechnete damit, dass wir durch das Splitska vrata fuhren, zwischen Brač und Šolta hindurch, war doch das Ziel des Tages Hvar. In diesem „Tor“ ist immer viel los. Alle Schiffe, die nach Süden fahren, müssen hier durch. Doch nein, wir fuhren oberhalb von Brač der Festlandküste entlang. Zuerst herrschte unter uns Passagieren die einhellige Meinung, dass es wegen des Wetters eine sicherere Route sei, hier oben entlang zu fahren. Doch schon bald wurde ich stutzig. Überhaupt muss ich sagen, dass es für mich ultimativen Kroatien-Insel-Interessierten ein Genuss war, zwischen den Inseln entlang zu schippern, sie mal aus einem ganz anderen Blickwinkel oder gar zum ersten Mal zu erblicken. Sonst bekommt man so etwas schließlich nicht. Also musste ich zu Boris. Wohin fahren wir? Antwort: Korčula. Planänderung. Sofort tat ich mein neues Wissen auf dem Oberdeck kund. Erstaunte Blicke.
Der Kapitän in Aktion
In der Nacht hatte ich zur Verbesserung des Frischluftaustauschs in unserer Kajüte das kleine Bullauge geöffnet. Nun war die See unruhig und hohe Wassermassen schlugen gegen unser kleines Schiff. Als ich das nächste Mal in unsere Kemenate trat, tja, was soll ich sagen? Mein Bett und der darauf liegende Koffer waren nass. Oh nein. Ich mal wieder. Nee, nee. Ich hatte das Bullauge vergessen. Was sollte ich nur tun? Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass durch eine undichte Stelle in der Decke ebenfalls das Wasser tropfte. Also ab zu Boris. Das mit der Decke ist nicht meine Schuld, der Rest natürlich schon. Boris war ganz „happy“. Er kam hinunter und begutachtete das Desaster. Ich sagte, das es mir leid tue und es natürlich dumm war.“Ja, dumm“, sagte er. Auch der Matrose kam und bot uns bereits eine andere, noch leere Kajüte an. Boris erhob Einspruch. Das ginge nicht, weil die freie Kajüte später noch belegt werden sollte. Also bezog er unsere Betten neu. Das Tropfen aus der Decke wurde mittels Hinlegen von Handtüchern „behoben“. Später sah man auch im Kabinengang des Unterdecks, wie es aus der Decke tropfte. Es war eben etwas „rustikal“ hier an Bord. Später passierte dies nicht mehr. Man hatte wohl eine undichte Stelle auf dem Oberdeck ausmachen können und diese verschlossen. Dann kam noch hinzu, dass durch eine Holzfuge an der Decke unserer Kajüte hin und wieder ein Tropfen einer öligen Flüssigkeit tropfte. Genau auf mein Bett. Aber pro Tag eigentlich nur einer. Nun gut, da legte ich eben auch immer ein Handtuch hin, schließlich waren es nicht meine. Zur Verbesserung der Luft unter Deck musste man eben die Tür zu seiner Kabine offenlassen und lediglich den Vorhang zuziehen, damit die Klimaanlage im Flur auch für die eigene Kajüte etwas brachte. Natürlich gehörte dazu „ein wenig“ Vertrauen, vor allem, wenn man nicht wenig Geld in einem seiner Koffer hatte, doch alle taten das so. Einige Wäschestücke in unserem Koffer waren nun natürlich ein wenig feucht. Was soll’s?
Ohne Worte
Nun bogen wir hinter Brač ab und legten eine Pause in Sumartin ein. Diesen Ort kannten Christine und ich bereits sehr gut, hatten wir 2015 doch das eher zweifelhafte Vergnügen, als erstes Fahrzeug nicht mehr auf die mickrige Fähre nach Makarska zu passen. Folglich hatten wir damals genug Zeit, den kleinen Ort intensiv zu begutachten. Aber okay, ich mag Sumartin. Sofort liefen wir hinüber zur süßesten Bootswerft, die ich kenne. Auch hier ist es sehr „rustikal“, man sieht, wie man vor 50 Jahren in einer solchen Werft gearbeitet hat. Und hier wird noch immer auf diese Art und Weise gearbeitet. Aber nicht heute, denn heute war Sonntag. Die Eingangstür war nur angelehnt, also konnte ich es mir nicht recht verkneifen, mir Zugang zu verschaffen. Überall sieht man marode Boote, morsche Bretter, auf denen die alten Boote aufgebockt waren und altes, altes Holz, auf denen das eine oder andere Boot zu Wasser gelassen wurde. Richtig historisch. Die Werft liegt ganz am südöstlichen Ende der Bucht. Ein herrlicher Ort. Danach ging’s hoch zur Sankt-Martins-Kirche. Doch auch dieses Mal war sie leider wieder verschlossen.
Die Schiffswerft 1
Die Schiffswerft 2
Die Schiffswerft 3
Die Schiffswerft 4
Die Schiffswerft 5
Ich spürte schon, dass Regen in der Luft lag. Vielleicht war es eine gute Idee, uns unten am Hafen unweit unseres Schiffes in eine Konoba zu setzen und ein Glas Wein zu trinken, um das Mittagessen an Bord abzuwarten. Schon auf dem Weg dorthin begann der Regen, und das nicht zu knapp. Also trank ich ein Glas Graševina und dann noch ein Glas Pošip. Christine verzichtete auf ihre sonst so heißgeliebte Cola und trank Wasser. Sie musste ja abnehmen, da sie mit ihren 65 Kilo natürlich eindeutig zu fett war. Aber ohne Eis, gaanz wichtig. Das muss ich natürlich immer dazusagen: „Without ice, not cooled, please.“
Der kleine Hafen in Sumartin 1
Der kleine Hafen in Sumartin 2
Der kleine Hafen in Sumartin 3
Der kleine Hafen in Sumartin 4
Dann war Essenszeit. Ich muss sagen, dass das Essen an Bord immer sehr gut war, nichts Gehobenes, aber sehr lecker. Da kann man nicht meckern. Aber Manche können. Eine Mitreisende hatte sich an einem der Tage beschwert. Das Essen sei wirklich nur schwer genießbar gewesen. Nun, manche sind eben immer am Meckern. Heute gab es Putenmedaillons mit Pilz-Reis und frittierten Zucchinischeiben. Lediglich der Nachtisch begeisterte mich meist wenig. Eine Schale mit Obst. Boris mahnte, an das Schließen der Bullaugen zu denken, damit die Betten nicht nass wurden. "Es gab bereits einen solchen Fall", sagte er. "Wer würde denn so etwas machen?", sagte ich, und Anna musste lachen, der ich von meinem Malheur erzählt hatte.
Blick von Osten in Richtung Hafen
Unser Schiff
Kirche Sv. Martin 1
Kirche Sv. Martin 2
Kirche Sv. Martin 3
Unterwegs
Hier wohnt wohl keiner mehr
Gasse in Sumartin
Nun ging’s weiter Richtung Korčula. Auf einen Badestopp wurde heute aufgrund des vorzüglichen Wetters verzichtet, was durchaus meine ungeteilte Zustimmung fand. Ein erstes Highlight war für mich das Passieren des Hvar-Zipfels. Hier liegt das niedliche Sućuraj mit seinem Leuchtturm. Nach dieser Kreuzfahrt würden wir später hier noch hinkommen, denn anschließend war ja noch ein 5-tägiger Hvar-Aufenthalt geplant. Das war also schon einmal ein kleiner Ausblick auf den späteren Verlauf unseres Urlaubs. Und wie der kleine Leuchtturm vor dem Biokovo-Gebirge am Festland thront, ist einfach schön.
Vorbei an Pelješac 1
Vorbei an Pelješac 2
Vorbei an Pelješac 3
Nun thronte das gigantische Pelješac vor uns, was wir umkurvten. Und dann kam, worauf ich mich schon lange freute. Das Einfahren und Vorbeifahren an der Altstadt von Korčula. Herrlich!!! Einer unserer Mitreisenden, Oliver, fragte doch tatsächlich, wie dieser Ort heißt. Ich konnte es nicht fassen. Bereiten sich denn manche auf den Urlaub gar nicht vor? Lieben die denn Kroatien gar nicht? Korčula war doch sowieso geplant, eben nur für den fünften Tag. Das war für die halt nur irgend so ein Urlaub. Wozu vorbereiten? Was ist denn Korčula? Ts, ts. Ich glaube, ich wusste mehr über dieses wunderbare Land, als alle anderen Passagiere an Bord zusammen. Wir fuhren an den Mauern der Altstadt vorbei und legten dahinter in einer kleinen Marina an; und zwar als sechstes!! Schiff an fünf anderen, die schon hier lagen. Das heißt, man musste fünf andere Schiffe überqueren, um Land zu betreten. Zuerst fand ich dies etwas befremdlich. Die Passagiere der anderen Schiffe sitzen da, essen, reden oder trinken und Du läufst mitten hindurch. Manche der Schiffe hatten einen direkten Durchgang, durch den man, wenn man unser Schiff verließ, geradeaus hindurch marschieren konnte; die meisten aber musste man umrunden, also an der einen Seite herunter und an der anderen wieder hinauf, um auf das nächste Schiff zu gelangen.
Übergang zum Nachbarschiff
Angelegt
In der Marina
Die Mehrheit unserer Mitreisenden stand eher unschlüssig da, ich scharrte jedoch bereits unruhig mit den Hufen, vollbepackt mit Rucksack und Kamera, nicht abwarten könnend, unser Schiff zu verlassen. Das einzige, was mich interessierte war, wann wir wieder an Bord sein mussten. Boris: “Morgen früh um sieben.“ Alles klar. Los. Ich glaube, wir liefen bereits an Land den Hügel hinauf, da waren alle anderen unserer Mitreisenden noch diskutierend an Bord unseres Schiffes.
Der alte Mann verließ sein Schiff. Und als er die bezaubernde Stadt zu seinen Füßen sah, dachte er bei sich: Hier möchte ich nicht mehr fort!