Kapitel 02:
Nun war ich ja bereits am Hafen. Das musste ich nutzen. Es waren 29 °, die sich wie 33 anfühlten, und ich hatte noch meine lange Hose aus Deutschland an, was mich doch sehr ins Schwitzen brachte. Am Hafen befindet sich auch ein Stand der Agentur Vis Spezial, den ich auch nach einigen Fragen an Einheimische fand. Hier war erst noch etwas zu klären. Ich hatte für den nächsten und auch den übernächsten Tag Bootsausflüge gebucht. Trotz meiner Ungeduld vor dem Urlaub verstand ich natürlich, als man mir sagte, dass das Stattfinden extrem vom Wetter auf See abhinge und man mir daher erst 2 Tage vorher sagen könne, ob man starten würde. Doch nun sollte der erste Ausflug ja bereits am nächsten Morgen stattfinden, und ich hatte noch immer nichts gehört. Das hatte ich mir schon gedacht. Hier nimmt man alles eben nicht so genau. Wenn man eine E-Mail nach Kroatien sendet, so wird auch in den allerseltensten Fällen darauf geantwortet.
Die Fähre verabschiedet sich...
Eine hübsche, junge Dame nahm sich meines Problems an und führte nun einige Telefongespräche. Alles sei kein Problem, denn schließlich hätte ich ja auch noch nichts gezahlt! Als wenn es mir darum gegangen wäre! Ich wollte den Ausflug machen! Schlussendlich erklärte sie mir, dass die See momentan ziemlich unruhig wäre und man daher erst morgen früh um 08.00 Uhr wisse, ob man denn um 09.30 Uhr starten würde. Auch das traf ja noch auf mein Verständnis, warum man den Kunden allerdings komplett in der Luft hängen ließ, ohne ihm überhaupt irgendwas mitzuteilen, allerdings nicht. Der Ausflug sollte von Komiža starten. Umständlich erklärte mir die Dame nun, dass ich morgen früh noch einmal anrufen müsse. Ich entgegnete, dass ich morgen früh sowieso in Komiža wäre, daher könne ich einfach am Treffpunkt erscheinen, und wenn man dann eben nicht fahren würde, dann wäre das eben so. Tja, was man nicht alles noch zu erledigen hat, bevor man sich ins kühle Nass stürzen darf!
So, nun hatte ich mir sogleich ein Highlight für mich vorgenommen. Das Ziel war die Bucht Stiniva an der Südseite der Insel. Wenn man von Vis nach Podselje fährt, kommt man auf eine so enge Straße, wie es sie nur auf Vis gibt. Sicher, Inselstraßen sind oftmals eng und schmal, aber solche wie hier habe ich noch nie gesehen. Da passt ja gerade mal ein Auto drauf. Wenn dann was entgegen kommt, muss man ewig zurückfahren, bis man eine Stelle findet, an der man vorbeipasst. Und das dann alles noch ohne irgendeine Form von Befestigung an der Seite außer kleinen Steinpfosten, bevor es am Abhang dann steil bergab den Hang hinunter geht. Hier musste ich aber am heutigen Tag noch nicht lang.
Die kleine Straße nach Podselje
Blick auf Vis
Über Plisko Polje und Marinje Zemlje geht es auf zum Glück noch geteerten Wegen bis fast zum Parkplatz oberhalb der Bucht. Mann, war das ‘ne Hitze! Wie konnten das denn nur 29 ° sein? Der Abstieg sollte nicht leicht sein, aber ohne Fleiß schließlich kein Preis, ne? Also zog ich alles aus bis auf die Badehose, Rucksack auf und los. Plötzlich war ich mitten im Urlaub bei einer kleinen Wanderung in übler Hitze. Am Anfang ist der Abstieg noch relativ leicht, und schon bald darf man den ersten Blick auf die Traumbucht werfen. Wow! Es ist schon ein Unterschied, ob man alles immer nur auf Bildern vorm Urlaub sieht oder nun wirklich hier ist. Schon von hier sah man, dass die Bucht noch recht gut besucht war. Wir hatten nun gegen 14.00 Uhr. Je tiefer man hinab gelangt, umso mehr kommt man an Passagen, an denen sehr tiefe Schritte nötig sind, um weiterzukommen. Festes Schuhwerk ist hier unbedingt vonnöten. Und immer näher kommt man diesem herrlichen Strand. Im Großen und Ganzen hatte ich es mir aber noch schwerer vorgestellt.
Ein Traum
Es ist herrlich, zu den großen Felsen zu schwimmen, die die kleine Bucht vom offenen Meer abschirmen. Und über Dir ragen hohen Felswände in die Höhe, die teilweise gar in Überhängen enden. Die Sonne knallte unglaublich in diese kleine Bucht hinein, und so wünschte ich mir, an der kleinen Strandbar, die sogar Cocktails anbot, ein Getränk zu mir zu nehmen. Ich Dussel hatte aber die Bar vergessen und das Geld im Auto gelassen. In Vis hatte ich am Automat Bargeld abgehoben, dachte jedoch nicht, es hier unten zu benötigen. Die Bucht ist unglaublich. Man erreicht sie einfacher per Boot, doch hatten meine Recherchen ergeben, dass es ein herkömmliches Taxiboot auf Vis nicht gibt. Was ich unter einem Taxiboot verstehe ist, dass man gegen Zahlung eines annehmbaren Preises zu einem Ziel seiner Wahl gebracht wird und zu einer vereinbarten Zeit wieder abgeholt wird. Zahlreiche Telefonate bestätigten mir aber, dass immer versucht wird, gleich einen ganzen Tagesausflug anzubieten für mindestens 400 Kuna. Was oftmals und gern angeboten wird, ist die Kombination Zelena Špilja auf Ravnik, die Insel Budikovac und der Strand Stiniva. So einen Ausflug wollte ich aber nicht. Nicht hierfür!
Wer glaubt schon, dass hier unten wirklich ein Apartment zu vermieten ist?
Am Strand Stiniva
Die Strandbar
Nach ausgiebigem Schwimmen überließ ich meinen Körper der Sonne und lauschte den lachenden Badenden und Besuchern der kleinen Strandbar. Auch ein paar rothäutige Engländer schienen inzwischen gekommen zu sein. An manchen Vorurteilen scheint wirklich etwas dran zu sein. Als ich später wieder den Hang hinaufkraxelte, kam ich doch wieder „ein wenig“ ins Schwitzen. Wenn man oben ist, ist man in exakt dem gleichen Zustand wie vor dem Baden. In der Hochsaison würde ich diese Angelegenheit von daher nicht uneingeschränkt empfehlen. Der Besuch hier bleibt allerdings unvergessen.
Strandgebäude
Als ich nun vom Parkplatz wieder zurückfuhr, fragten mich zwei Damen, on ich sie nicht mit zur Hauptstraße nehmen könne. Aber sie sahen doch, was ich für ein Auto hatte oder nicht? Es ist eben ein Zweisitzer und noch dazu mit überfülltem Beifahrersitz. Ich musste ablehnen.
Nun hieß es, die hübsche Inselhauptstadt kennenzulernen. Zu diesem Zwecke parkte ich direkt am Palmenpark am Hafen und zog ein Parkticket. Vis ist in drei Stadtteile unterteilt. Im Osten liegt der Stadtteil Kut. Hier sind die sehenswertesten und ältesten Gebäude. Der Stadtteil Luka in der Mitte, zu dem auch der Palmenpark gehört, gefällt mir aber ebenso gut. Hier steht der imposante Kula Perasti, und der Trubel am Hafen und auf der Promenade ist hier am Größten. Luka hat die schöneren Gassen. Im Westen bei der schönen Klosterhalbinsel ist der Stadtteil Mala Banda. Hier befindet sich die einzige Tankstelle der Insel. Aber man muss sich keine Sorgen machen. Hat man vorher in Split vollgetankt, geht einem das Benzin auf der Insel so schnell nicht aus. Mit einer Länge von 17 Kilometern ist Vis noch kürzer als die kleine Insel Šolta, mit 8 Kilometern Breite jedoch insgesamt größer als Šolta, die nur über 5 Kilometern an Breite verfügt. Jedenfalls muss man nie weit fahren. Eine tolle Sicht auf die Stadt hat man vom Berg oberhalb von der von Milna kommenden Straße.
Am Hafen
Kula Perasti
Ich entschied mich zuerst für den Weg nach Osten. Die Promenade Obala Sv. Jurja ist herrlich. Die Post befindet sich direkt hinter dem Gebäude des kroatischen Heims. Eigentlich wollte ich bereits einige Briefmarken für Postkarten kaufen, doch hatte ich Idiot natürlich nicht bedacht, dass wir ja Wochenende hatten. Ich denke ja bereits immer an alles – naja, fast alles. Auch am Trg Karolina stehen einige Palmen, wie auch an einigen anderen Plätzen. Die Atmosphäre ist toll. Dahinter kommt dann gleich die Fischhalle. Dann weicht die geteerte Straße etwas vom Wasser zurück und ich erreichte die schöne Kirche Gospe od Špilica.
Trg Karolina
Gassenidylle
Crkva Gospe od Špilica
Man kommt an der Festung Baterija vorbei. Kleine Kanonen stehen vor den Mauern. Hier – muss ich sagen – ärgere ich mich ein wenig, da ich nicht hinaufging und sie näher in Augenschein nahm. Man nimmt sie von der Promenade aus jedoch auch schlecht war, und kein Schild deutet darauf hin. 1866 fand die Seeschlacht von Lissa, wie man Vis damals nannte, statt. Die Italiener griffen die Bucht an und waren zahlenmäßig weit überlegen. Die Österreicher kamen jedoch den Truppen vor Ort zu Hilfe und konnten, trotz veralteten Materials, die Schlacht für sich entscheiden. Sie sollen ihre Schiffe mit Eisenplatten, Eisenbahnschienen und Ketten notdürftig verstärkt haben. Die Festung Baterija soll eine wichtige Rolle gespielt haben, wurde doch von ihr aus eines der wichtigsten italienischen Schiffe empfindlich getroffen, so dass es zum Heimhafen in Ancona zurückkehren musste. In der Festung befindet sich heute das archäologische Museum.
Vor der Baterija
Danach stand ich plötzlich vor der Villa Kaliopa. Hatte schon einiges drüber gelesen. Das Restaurant soll nicht günstig sein, liegt jedoch in einem eigenen, kleinen, sehenswerten Park. Einen ganz kurzen Blick hinein gönnte ich mir, ging dann aber wieder, bevor man mich aufforderte, dort auch zu essen. Dahinter eröffnete sich mir so etwas wie ein kleiner Dorfkern. Hier steht der Palast Prdvarić aus dem 16. Jahrhundert mit kleinem, verziertem Balkon. Nun war der Stadtteil Kut erreicht. Schon von weitem sieht man den Glockenturm der hier dominierenden Kirche Sv. Cipriana i Justine. Vor und neben der großen Kirche, hier hinten am Trg Eugena Kvaternika ist gefühlsmäßig noch ein weiteres, pulsierendes Zentrum neben dem der Promenade im Stadtteil Luka.
Palast Prdvarić
Kirche Sv. Cipriana i Justine
An einer Seite fand ich einen kleinen Souvenirladen, dessen Inneres recht einladend auf mich wirkte. Neben allerlei Kleinigkeiten gab es auch eine Auswahl an Weinen. Eigentlich wollte ich mir eine Flasche Vugava mitnehmen – DER Weißwein auf Vis – doch schreckte davor zurück, alles dauernd mit mir rumschleppen zu müssen. Also sagte ich zu der hübschen Verkäuferin, ich käme später wieder und kaufte erst einmal nur ein kleines Feigenbrot, das Hib, das ebenfalls eine Spezialität der Insel Vis ist. Schließlich wollte ich später sowieso noch einmal in die Gegend, da ich gedachte, den Tag mit einem Abendessen in der Konoba Kod Paveta ganz in der Nähe abzuschließen.
Der süße Souvenirladen
Hib
Sogar das Jakinovi Dvori, das Haus der Familie Jakša, habe ich automatisch gefunden. Es macht aber auch Spaß, sämtliche Gassen dieser herrlichen Stadt zu erkunden. Nahe der großen Kirche findet man noch die kleine Kapelle Sv. Vicka. Ich konnte sogar einen Blick in das Innere der großen Hauptkirche werfen, zeigen mir die Gotteshäuser Kroatiens doch meist die kalte Schulter. Vielleicht ein Wink, dass ich an meinem Glauben etwas arbeiten sollte. Hinter einem kleinen Torbogen fand ich den alten Kula Farolfi, doch vor dem alten Tor des Turms hatten es sich einige Katzen gemütlich gemacht, die ich nicht verschrecken wollte. So, genug Kultur. Nur das alte Haus Andreučić mit eigenem Wehrturm und Brunnen interessierte mich noch, weswegen ich sogar einige Einheimische fragte. Zuerst schauten sie etwas mürrisch. Sie richteten den Kirchenvorplatz für ein Fest her, und es schien ihnen nicht besonders genehm, dass ich durch die Gassen streifte. Als ich aber den mir gewiesenen Weg zurückkam und auf die Frage, ob ich es denn gefunden habe, mit „nein“ antworten musste, kam sogar einer mit mir mit und zeigte es mir. Also doch nett.
Palast Jakša
Stadtteil Kut
Ohne Worte...
Viser Kätzchen
Mehr Viser Kätzchen - hier vor dem Kula Farolfi
Haus Andreučić
Ich hatte nun noch viel Zeit bis um halb acht, weswegen ich es mir natürlich nicht nehmen ließ, noch einmal zum anderen Ende der Promenade bis zur Klosterhalbinsel zu gehen. Hinter dem Palmenpark, an dem mein Auto stand, findet man noch die Kirche Sv. Duha, an der zwei bunte VW-Käfer parkten. Die Überreste des antiken Issa, wie sich Vis einmal schimpfte, konnte ich lediglich von außerhalb des Tores betrachten. Am Franziskanerkloster auf der schönen Halbinsel musste ich leider feststellen, dass es im Privatbesitz ist und man es folglich nicht betreten darf.
Die Klosterhalbinsel - Kloster und Crkva Sv. Jere
Da meine Schuhsohlen mittlerweile qualmten, war ich froh, bereits um sieben zu meiner Vermieterin aufzubrechen. Die richtige Straße war dann aber schwerer zu finden, als ich dachte. Die Adresse hatte ich in mein Navi-Programm eingegeben, doch schickte mich es laufend durch irgendwelche kleinen Seitenstraßen unten in Vis, von denen aus es dann kein Weiterkommen mehr gab. Dann kam ich auf die Idee, ein Stück in südwestlicher Richtung aus dem Ort hinauszufahren und von dort aus mal den vermeintlich richtigen Hügel anzufahren. Plötzlich kam das Programm wieder in die Spur und zeigte einen neuen Weg. Und so fand ich es schließlich auf dem Hügel oberhalb der Klosterhalbinsel. Da ich die Bilder aus dem Internet samt Parkplatz noch gut in Erinnerung hatte, parkte ich gleich auf diesem. Hier oben sind nur schrecklich enge Straßen an steilen Hügeln, an denen das Auto sich sogar im ersten Gang schwer tut. Ich klingelte, und meine Vermieterin grinste mich an. Alles war also in Ordnung. Sie zeigte mir die Wohnung, und ich war sofort überzeugt. Alles war recht modern, sehr sauber, und der Ausblick auf den Hafen war – wow!! Nun erlebte ich erst einmal, was es für ein Genuss sein kann, nach diesen beiden Tagen endlich duschen zu können. Hach, gleich ein neuer Mensch!
Ich war in der recht glücklichen Lage, dass am Hafen direkt ein kleiner Konzum-Markt ist, der fußläufig – kennt man die richtigen Gassen – ca. 5 Minuten von der Ferienwohnung entfernt war. Also lief ich hinab. Die Gassen, aus denen man kam, wollen in so einer Situation immer gut gemerkt sein. Für ca. 600 Kuna habe ich einige Einkaufstaschen wieder nach oben geschleppt. Da hatte ich es wohl leicht übertrieben, aber da waren schon einmal einige Flaschen Wein dabei – darunter ein Ivan Dolac Barrique von Hvar, einer der besten Plavac Mali – Rotweine in meinen Augen – und eben was man sonst so alles braucht, andere Getränke, Frühstückszutaten, ein Päckchen Zigaretten und mehr.
Zum Abschluss des ereignisreichen Tages ging es zurück zur Konoba Kod Paveta. Zu späterer Stunde verirren sich jedoch nicht mehr ganz so viele Menschen soweit die Promenade hinunter, und so kam es, dass die Inhaber der Konoba sich entschieden zu schließen, als ich ankam. Ich entschied mich, lieber noch zu einem vernünftigen Abendessen zu kommen, als noch weiter zu laufen und der Dame in ihrem Souvenirshop noch einmal einen Besuch abzustatten, um eine Flasche Vugava zu erstehen.
So nahm ich an den Tischen der Konoba Pizzeria Nano nicht weit von „zuhause“ Platz und aß neben einem guten Oktopussalat, dessen Basis jedoch Balsamico war, was mir ehrlich gesagt ein wenig bitter ist, ein Thunfischsteak mit gegrilltem Gemüse nebst eines Glases Vugava, was den Tag auf schöne Weise beschloss. Auf dem heimischen Balkon genoss ich beim herrlichen Blick auf den Hafen noch ein weiteres Glas Wein (oder 2) und kopierte die Bilder des Tages auf das Notebook, damit am nächsten Tag auf Handy und Kamera wieder ordentlich Platz wäre.
Thunfischsteak mit gegrilltem Gemüse
(Besuchte Orte: Split, Vis)