Hier übrigens ein recht interessanter Link:
Das sagt das LKA Brandenburg zum Thema.
Schon eine Frechheit, was die so behaupten, hmm?
Quelle
Zitat von Reisemobil international Mai 2004
Beweise fehlen
Überfälle mit Narkosegas auf Urlauber erhitzen die Gemüter. Aber: Gibt es sie überhaupt? Schnell sind Reisemobilisten beim Thema: den Horrorgeschichten über ausgeraubte/ mit Narkosegas betäubte Urlauber. Bundesweit jedoch kommen die Landeskriminalämter (LKA) zu einem überraschenden Schluss: Bisher sei noch nie mit letzter Sicherheit nachgewiesen worden, dass bei einem Überfall auf ein Freizeitfahrzeug Betäubungsgas zum Einsatz gekommen ist. Pressesprecher Fredereck Holtkamp vom LKA Nordrhein-Westfalen bestätigt: „Gasüberfälle sind kein Thema. Dank starker Polizeipräsenz sind Überfälle auf Reisemobile und Caravans generell stark zurückgegangen." Udo Bühler von der hessischen Fraktion zählt 27 Überfälle auf Reisemobile und Wohnwagen im Jahr 2002, doch „in keinem der Fälle war ein Narkosegas nachzuweisen". Narkosegas nur vermutet.
Nachdem es in Bayern zwischen März und Juli 2002 insgesamt 41 solcher Überfälle gegeben hatte, bildete das Bayerische LKA die Sonderkommission „Zugvogel". Die subjektiven Aussagen der befragten Opfer ließen zwar die Vermutung zu, dass die Täter in zwölf Fällen bei ihrem Raub mit narkotisierenden Mitteln gearbeitet hatten. Doch bei elf Geschädigten gab es außer dem selbst geäußerten subjektiven Empfinden keinen konkreten Beweis über den Einsatz eines Betäubungsmittels. Weder im Fahrzeug noch am Aufbau fanden sich verwertbare Spuren, ebenso wenig in der näheren oder weiteren Umgebung des Tatorts. Kriminalhauptkommissar Alexander Wolf, Leiter der Soko Zugvogel, weiß: „Bei den Überfällen auf Freizeitfahrzeuge ist es uns bisher nicht gelungen, zweifelsfrei den Einsatz eines Narkosemittels nachzuweisen. Auch das von uns eingeschaltete Institut für Rechtsmedizin in München zeigte sich sehr skeptisch."
Rätselhaft bleibt der Fund sehr geringer Spuren von Chloräthan im Organismus eines ausgeraubten Ehepaares. Dieser Stoff befindet sich etwa in Kältesprays, eingesetzt bei Verstauchungen und Prellungen. Das überfallene Ehepaar versicherte jedoch, kein solches oder ähnliches Spray verwendet zu haben. Letztlich bleibt ungeklärt, wie oder wodurch das Chloräthan in den Organismus der Betroffenen gelangte.
Opfer Uwe W. aus dem Ruhrgebiet berichtet/ dass er mit seinem Gespann fast ohne Pause etwa 800 Kilometer weit bis Lyon gefahren sei. Aus Sicherheitsgründen habe er auf einer großen, belebten Raststätte in der Nähe der gut beleuchteten Tanksäulen geparkt: „Ich habe zwei Stunden geschlafen, war aber erst nach sechs Stunden richtig da." Er klagte über Kopfschmerzen, ein Gefühl der Benommenheit und trockenen Hals. Das Türschloss seines Caravans war geknackt, Handy, Geld, Papiere und andere Wertgegenstände fehlten. Übermüdung als Ursache Uwe W. ist sicher: „Ich wette, da war Schlafgas im Spiel." Gedanken über eingeatmete Benzindämpfe oder Übermüdung macht er sich nicht. Auch seine Kinder Julia, 5, und Daniel, 7, hatten von dem Einbruch nichts gemerkt. Sie schliefen im Caravan auf derselben Ebene wie ihr Vater. Schiebetüren gab es nicht. Dennoch litten sie weder an Kopf- noch Halsschmerzen oder sonstigen Beschwerden. Julia und Daniel fühlten sich topfit. Wenn ein Betäubungsgas einen kerngesunden, 80 Kilogramm schweren Mann in Tiefschlaf versetzt, müsste es seine nur einem Drittel so schweren Kind viel härter treffen.
Dazu sagt ein Professor: Vergiftungen mit Folgeschäden, lang andauernde Bewusstlosigkeit, Verwirrtheitszustände oder zumindest lang anhaltende Benommenheit müssten feststellbar sein. Mit Narkosegas kann man jeden Menschen betäuben."
Dazu jedoch bedarf es umfassender Kenntnisse der Anästhesie, der Wirkung des verwendeten Gases, seiner Konzentration in der Atemluft sowie der körperlichen Verfassung und Konstitution des Opfers. Es soll möglichst schnell sein Bewusstsein verlieren, tief und lange schlafen. Aufbau und Grundrisse von Reisemobilen sind sehr unterschiedlich. In einigen schlafen alle Reisenden auf der- selben Ebene, in Modellen mit Stockbetten und/oder Alkoven übereinander. Die Schlafebenen liegen also meist unterschiedlich hoch. Strömt Gas durch Lüftungsschächte oder Fenster ins Innere ein, sinkt es zunächst auf den Boden und breitet sich dort aus: Gas ist schwerer als Luft. Um nicht nur die schlafenden Personen im Untergeschoss, sondern auch die im höher gelegenen Bereich zu betäuben, wäre eine sehr große Menge Gas nötig. Der Innenraum müsste praktisch bis zur Decke gefüllt werden. Die Schläfer im Parterre würden deshalb erheblich mehr Gas einatmen als jene, die die weiter oben übernachten. Die verschiedenen Gasarten, die bislang als Tatwaffe diskutiert wurden, konnten noch nie im Körper von Überfallopfern nachgewiesen werden. Die Tiefschlafphasen des Menschen verlaufen zyklisch. Kurz nach dem Einschlafen erfolgt die intensivste Phase. Hier merken Menschen selten, was um sie herum geschieht. Wer übermüdet Ins Bett fällt, ist dann ein leichtes Opfer. Demnach müsste es zu einem unterschiedlichen Grad der Beeinträchtigungen und Vergiftungen kommen, je nachdem, wer und mit welcher körperlichen und gesundheitlichen Konstitution wo im Reisemobil geschlafen hat. Das Einleiten von Gas - Äther oder Chloroform - mit einer Spritze würde nicht ausreichen, um die gesamte Besatzung eines Reisemobils zu betäuben. Ganz abgesehen davon bestände bei entsprechender Konzentration oder Vermischung mit Luft eine sehr hohe Explosionsgefahr, der sich ein Einbrecher kaum aussetzen würde. Um von außen den Innenraum eines Caravans mit Gas zu befüllen, wäre der Inhalt einer großen Gasflasche erforderlich. Dies führte zu größeren Problemen technischer Art: Die Täter müssten bei ihrem Vorhaben eine große und schwere Gasflasche mitführen. Das Narkosegas einzuleiten, wäre mit einer nicht unerheblichen Geräuschentwicklung verbunden. Auch ist es wenig wahrscheinlich, dass die Täter nach erfolgtem Raub auf ihrem schnellen Rückzug eine schwere Gasflasche mit sich schleppten. „Wir haben weder am Tatort noch im näheren oder weiteren Umfeld Hilfswerkzeuge entdeckt, die sich zum Einleiten betäubender Substanzen in ein Reisemobil geeignet hätten." Das bestätigen die Ermittler des bayerischen LKA. Auch der Versuch, bei den Opfern selbst Spuren von verabreichten Betäubungsstoffen zu finden, war negativ.
Bärbel Cotte-Weiß vom LKA Brandenburg sagt: „Der Einsatz von Narkosemitteln lässt sich nur sehr schwer nachweisen, weil nach einer Blutprobe das Blut eines Geschädigten beim Trans- port immer unter 20 Grad gehalten werden muss. Bei einem Streifenwagen ist dies in der Regel nicht gewährleistet." In Bayern waren die Ermittler der Soko nach einem Überfall sofort vor Ort. Per Kurier wurde die Blutprobe zur Untersuchung gebracht. Die Analyse erbrachte keine Spuren von Stoffen, die auf ein wie immer auch geartetes Gas hinwiesen. „Ich persönlich halte es für ausgeschlossen, dass von außen Gas in die Freizeitmobile eingeleitet wurde", mutmaßt Alexander Wolf, Leiter der Soko, „das ist auch die Mehrheitsmeinung unserer Mitarbeiter." Falls überhaupt ein Betäubungsgas verwendet worden sei, dann erst im Fahrzeug. Die Schlösser an den Türen von Freizeitfahrzeugen sind meist relativ schnell und geräuschlos zu überwinden. Wie bei Wohnungseinbrüchen kommt es dem Täter auf schnelles Arbeiten im Sekundenbereich an. Wertgegenstände auf Ablagen oder offen abgelegt im Wohnbereich wechseln blitzschnell den Besitzer. Laut Hauptkommissar Wolf wird die Situation dann kritisch, wenn das Opfer im Schlaf unruhig wird oder sich der Täter entschließt, das Fahrzeug näher zu durchsuchen. Dann - so die Theorie - könnte sich ein Täter möglicherweise entschließen, ein Narkosemittel einzusetzen. Aber welches Gas? Auch hier bleibt nur Spekulation: Skeptisch äußern sich Toxikologen wie Gerichtsmediziner. Kältesprays oder Startpilot bringen nicht die Wirkung. Die Spraydose, die auf Knopfdruck ein Opfer in Sekundenschnelle bewusstlos macht, ist noch nicht erfunden. Herkömmliche Narkosemittel wirken nicht so schnell, als dass sie sich für einen Überfall im Inneren eines Reisemobils eigneten. Gäbe es solche Substanzen, würden sie nicht nur bei Überfällen auf Freizeitfahrzeuge eingesetzt, sondern auch bei anderen Überfällen. Ihr Einsatz ist bisher jedoch noch nie dokumentiert worden.
Gab es bisher also gar keine Überfälle mit Narkosegas auf Reisemobilisten? Außer den Schilderungen der Geschädigten fehlen Beweise. Kritisch betrachtet sind Überfälle, wie von Reisemobilisten kolportiert, eher unwahrscheinlich. Dennoch bleibt Vorsicht geboten. Der Autor Professor Dr. Kurt Mesle aus Ladenburg kennt seit über 30 Jahren die Camperszene aus eigener Erfahrung. Er ist studierter Kriminalsoziologe und war Fachbereichsleiter an der Berufsakademie , Baden-Württemberg im j4 Bereich Sozialwesen.
16 REISEMOBIL INTERNATIONAL 5/2004