So, wir sind seit dem Wochenende wieder aus dem Griechenlandurlaub zurück und ich möchte zu der ganzen Preisdiskussion jetzt mal im Vergleich über unsere Erlebnisse dort berichten.
Vorab kann ich sagen: Nur die teurere Anreise dorthin (egal ob per Auto, Flug oder Auto + Fähre) verhindert, dass Griechenland Kroatien abhängt.
Essen:
Das Preis-/Leistungsverhältnis empfinde ich in GR deutlich besser als in HR. Und das, obwohl wir mit Korfu auf einer der "teuersten" Inseln in Griechenland waren. Während die Portionen in HR nach meinem Empfinden in den letzten Jahren immer kleiner und teurer werden, sind sie in Griechenland groß, qualitativ hervorragend (wir waren in vielen Tavernen und sind in keiner einzigen eingegangen) und preislich absolut im Rahmen, aber dabei nicht billig. Wir haben jedoch zu Dritt nie mehr als 25,- bis 30 Euro bezahlt. Und hatten immer mindestens zwei Vorspeisen, eine Kinderportion und zwei Erwachsenenportionen sowie vier Getränke (dreimal Gläser mit Wein, Bier, Eistee oder selbstgemachter Limonade + immer eine große Flasche Mineralwasser). Unser teuerstes Essen war etwas über 40 Euro. Eine Cola, einen Eistee, ein Liter Mineralwasser, zwei Gläser Wein, einen großen Tomaten-Gurken - Salat, Tzatziki mit Pita, gefüllte Weinblätter, Meeresfrüchtespaghetti, Fleischbällchen in Tomatensauce mit Pommes und Reis (Suzukakia) und einmal 6 Nuggets mit Pommes für den Sohnemann. Ich glaube kaum, dass es in Kroatien momentan möglich wäre, eine vergleichbare Menge für ca. 280 Kuna zu bekommen, da kannste locker nochmal 70 bis 100 Kuna draufschlagen. Was in GR auch super ist, dass es in jeder Taverne spezielle Kindergerichte gibt. Etwas, das es bis vor kurzem in HR noch gar nicht oder nur sehr selten gab. Man musste für die Kids fast immer die großen Portionen mit bestellen für großes Geld, die dann meist nicht geschafft wurden. Ich weiß, dass Kindergerichte mittlerweile in HR auch öfters angeboten werden, aber noch lange nicht in der Menge. Und das sind dann in GR nicht nur zwei oder drei, sondern dann gibt’s zur Auswahl Spaghetti Napoli und Bolognese, Fischstäbchen, Nuggets, kleine Pizzen (meist Margarita und Salami) und natürlich kleinere Gyros- und Suvlaki-Portionen. In Kroatien „entschuldigt“ man ja oft die höheren Preise in den Gaststätten mit der ebenso hohen MwSt. Das verfängt im Vergleich mit GR aber nicht, denn auch dort beträgt diese 24% bzw. 13% reduziert auf einige Waren.
Drumherum:
- Während man in Kroatien fast nirgends mehr parken kann, ohne dass man Gebühren hinlegen muss, findest du in GR an jedem Strand fast ausschließlich Parkplätze mit einem Schild „Free Parking“
- Während man in Kroatien für jede Liege und jeden Schirm am Strand zahlen muss, ist es in GR üblich, dass die Tavernen am Strand Liegen und Schirme bereitstellen die „kostenlos“ sind, wenn du dort etwas verköstigst. Und wenn es nur ein griechischer Kaffee für 2 Euro ist.
- Wassersport kann ich jetzt nicht viel zu sagen, haben wir nicht genutzt. Bis auf einmal Tretboot, da hat die Stunde 10 Euro gekostet. Das dürfte gleich sein.
- Ebenfalls ist es in GR auch in den Städten möglich, dir an den Tavernen in Ruhe die ausgehängten Speisekarten anzusehen, ohne dass dir der Kellner ein Ohr abkaut wie gut dass Essen ist und er versucht dich reinzuziehen. Gleiches gilt für die Geschäfte, wo du in Ruhe stöbern kannst, ohne dass dir dauernd der Verkäufer im Nacken hängt und dir, wenn du ein Teil in die Hand nimmst, gleich noch drei bis fünf andere in die Hand drückt, die seiner Meinung nach genau so toll oder noch besser sind.
- Über das Meer brauchen wir nicht reden, das ist dort genau so sensationell wie in HR.
- Dann etwas, das vielleicht etwas kleinlich von mir ist: In jeder Taverne bekommst du zum Abschluss einen Verdauungsschnaps. Egal, ob du dort schon mal warst oder Neukunde bist. Eine Sitte, die zumindest nach meiner Erfahrung in HR früher üblich war und immer weniger wurde. In den letzten drei Jahren ist mir das fast nirgendwo mehr untergekommen. Selbst nach höheren Rechnungsbeträgen. Das sagt meiner Meinung nach viel über die neue Einstellung aus, wie man in Kroatien den „Gast“ sieht.
- Ebenfalls kommt einem die Herzlichkeit der Angestellten in den Tavernen und allen anderen Dienstleistungssektoren deutlich ehrlicher vor als in HR. Vor allem dann, wenn sich – wie einmal geschehen - der Chef der Taverne am Abend, als dann weniger los war, sich mit einer Flasche Ouzo zu dir an den Tisch setzt, man zu dieser eingeladen wird (wie in der Werbung
) und man einfach miteinander plaudert.
Und damit zum letzten Punkt. In eben diesem oben genannten Gespräch, kamen wir natürlich auch darauf, dass wir über 25 Jahre überzeugte Kroatienurlauber sind und dort auch immer noch sehr gerne hin fahren. Aber wir eben auch die Erfahrung machen, dass dort die Preisschraube in den letzten Jahren extrem anzieht. Er selber konnte zu HR natürlich nichts sagen, aber das, was ich ihm erzählte, kam ihm sehr bekannt vor. Denn auch die Griechen dachten bis vor einigen Jahren, der Himmel sei die Grenze und man könne jedes Jahr die Preise erhöhen. Denn die Leute kämen ja sowieso. Tja, und irgendwann kamen sie dann doch nicht mehr. Das begann schleichend und wurde aber dann immer auffälliger. Dazu kam natürlich noch die generelle Krise, wo vor allem viele Deutsche wegblieben. Aber dadurch hat sich das alles wieder relativiert und auf ein Normalmaß eingependelt. Und lustiger weise passend dazu hatte der STERN (den ich mir auf dem Rückflug zum lesen noch am Flughafen gekauft habe) letzte Ausgabe die Titelgeschichte: „Griechenland – Nach der Krise: Ein Land erfindet sich neu“. Ein sehr lesenswerter Artikel, kann ich nur empfehlen.
Fazit: GR hat uns ganz, ganz sicher nicht zum letzten Mal gesehen und es ist wirklich sehr dicht dran, Kroatien als unser Lieblingsurlaubsland vom Thron zu stoßen. Was natürlich nicht heißt, dass wir nie mehr nach Kroatien fahren. Für nächstens Jahr sind wir schon wieder leicht am planen.