Zum 1.4.2015 fällt die EU-weite Milchquote weg

claus-juergen

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hallo Suncokret,

Danke erst mal für diesen Artikel. Die Daten sind zwar aus dem Sommer 2013, bestätigen jedoch die äußerst schlechte Lage der kroatischen Milcherzeuger. 6 Kühe pro Halter! Man stelle sich dies einmal vor. Die Molkereien produzieren fast nur weiße Ware, also Joghurt, Quark und Butter. Da benötigt man nicht viel technisches Know How dazu. Da verdient auch eine Molkerei nicht viel dran.

Die Bauern forderten 2013 ca. 50 Ct pro Liter. Heute liegen wir bei 25 - 30 Ct pro Liter, die die deutschen Molkereien an die hiesigen Bauern bezahlen. Der Preis wird weiter fallen weil das Angebot viel zu hoch ist. Damit wird der Export deutscher Molkereiprodukte nach Kroatien weiter zunehmen. Keine rosigen Aussichten für die kroatischen Milchbauern...

grüsse

jürgen
 

Suncokret

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Viele weitere kroatische MIlchbauern werden sich auf andere Produkte umstellen (oder aufgeben?) müssen. Hier (leider nur in Englisch) ein Auszug aus einer Broschüre des kroatischen Landwirtschaftsministeriums von 2009, der aber die Entwicklung zeigt:

"Milk production forms the basis of cattle farming and meat production leans on it. In 2003, milk production was the subject of business of some more than 77 thousand farms with sizes of approximately only three cows. In the last years, there occurred a significant restructuring as regards the number of pro-ducers who supply milk for processing to dairy plants along with a significant increase of supplied milk per farm, especially in the category of the largest farms. The number of cows remained unchanged, and out of the 52,483 registered dairy farms in 2008, almost 92 percent were farms with up to 10 cows whereat their average size was somewhat less than three cows. The remaining 4,411 farms were larger than 10 cows and their average size was 24.2 cows per farm. The dairy industry is concentrated in a similar manner, whereat out of 40 dairy producers, about 2/3 of the supplied and processed milk belong to the biggest two. Croatia is a net milk importer in spite of the continuous increase of pro-duction in the last decade because the production level of 20 years ago still has not been achieved. The greatest shift is however noticeable in the in-crease of quality of the purchased milk which is quickly getting close to the average EU quality. "

Der weiter oben verlinkte Artikel von AgrarMarkt Austria schreibt von 2013 noch rund 4500 Milcherzeugern in HR, von denen aber, wie claus-juergen vermutlich zu Recht annimmt, nur sehr wenige überhaupt am Markt "überleben" können. (NACHTRAG: die Zahl 4500 ist offensichtlich falsch, muss 45.000 heißen, siehe Post #31. Vielleicht eine Verwechslung mit den "remaining 4,411 farms ... larger than 10 cows".)

Wenn ich die Entwicklungen in Kroatien außerhalb der Tourismus-Zonen richtig mitbekomme (ich war im September kurz in Ostslawonien), nimmt dort die Armut zu. Die reine Selbstversorger-Landwirtschaft gewinnt wieder an Bedeutung. Die lässt sich natürlich auch mit vier Milchkühen machen, für die man nicht mal 'ne Melkmaschine braucht, geschweige denn teure Milchkühlanlagen. In Bosnien ist das schon länger zu sehen.
 
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nihil-est

Guest
Um belastbare Zahlen aus NRW einmal darzulegen: http://www.agrarheute.com/prognose-milchpreis-2015-ueber-30-cent-marke

50Cent/Kg ( berechnet wird halt das Kg ) sind eine nette Forderung. Unrealistisch waren diese in 2013 nicht minder wie in 2015.
Aus dem Artikel ein Passus: ...nachdem er 2014 in Nordrhein-Westfalen nach vorläufigen Schätzungen mit 37,50 Cent das zweithöchste Niveau seit 30 Jahren erreichte.

Man spricht zudem nicht umsonst von " Turbokühen ", also auf Milchleistung hochgezüchtete Rinder.

Das Kleinbauern auf Dauer nicht ohne Marktlücke überleben können wissen wir ja letztlich alle. Ohne Nebenwerb geht da nix mehr. Daher - freier Warenverkehr über die Grenzen - will es die EU ja auch so. Kroatische Milchkleinbauern werden weder so rentabel wie polnische, niederländische oder eben deutsche sein was den Trinkmilchpreis betrifft.

Die Mähr der Chinanachfrage, Export jenseitig der EU, ist übrigens noch eine Hausnummer. Da müssen EU-Bauern gegen den Rest der Welt ( preislich ) antreten, die sind noch viel billliger.

Früher fragte man sich: Wie viele Einwohner kann ein Bauer versorgen?
Heute fragt man sich: Wie viele Einwohner brauche ich um einen Bauern zu versorgen?



Gruss in die Runde
 
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nihil-est

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Schliessen möchte ich nunmehr mit einer exemplarischen, jedoch topaktuellen, Aufstellung der AMA ( A ). Ich übersetze auch sofort: Mit Konsummilch ist primär Trinkmilch gemeint.

Charts ( = Seiten ) 6 ( kroatische Importe aus A ) sowie auch 15 ( Wertschöpfung/Erlöse ) sprechen hier Bände. Die restlichen Informationen sind durchaus lesewürdig.

Volltext: http://www.fruchtportal.de/media/files/Pdf diversen/ama export Charts_GrueneWoche2015_final.pdf

Im Pfadname verbirgt sich übrigens die " Grüne Woche ". Natürlich gibt es dortig auch kroatische Stände!
Da die " Grüne Woche " eine Leitmesse ist, also global, sollten Interessierte ( hier Strangthema Milchkleinbauern aus Kroatien ) doch einmal dortig rumstöbern.



Gruss in die Runde
 

Suncokret

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Danke für's "neuhochdeutsch". So verstehe ich schon etwas besser, was du ausdrücken willst ; -)
 
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nihil-est

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....tjajaaaa, " häät ich keen engelisch in de Schuul gejahbt - ich wüscht jo jar nicht watt det Jürgen mit Know-how meent ":cool::cool::cool::cool::cool::cool::cool:
Nicht minder " Weiße Ware " darunger verston ich Waschmaschinsche un uuch den Kühlschrank....luur hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Haushaltsgerät Auszug: Im Einzelhandel wird das Küchengeräte-Sortiment als weiße Ware bezeichnet. ( #21, gerne mehr )

" Überdeutsch " kann ich auch. Währen wir bei der Leitkulturdebatte....oder BW....wir können alles...Ausser Hochdeutsch. Klasse!
bw-wir-koennen-alles-ausser-hochdeutsch.jpg



Können wir also nunmehr diese unseelige Diskussion beenden?
Datt Jürgen iss uuch nicht schlecher als ich et bin!
Neuhochdeutsch: Hier wimmelt es von >Anglozismen, fremdsprachigen Texten und ein paar " Oberlehrer " die selber in Fremdsprache ( = weder dt. noch kroatisch ) schreiben erdreisten sich.

Naja, bin ja nicht so. Rundumschlag:
HBF.jpg
So S21


Und auch
Bayern.jpg


Statt weiter eben auch Berlin
imagekampagne_berlin.jpg


Wer tatsächlich " Alles " kann.............





Gruss
 

Suncokret

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Der weiter oben verlinkte Artikel von AgrarMarkt Austria schreibt von 2013 noch rund 4500 Milcherzeugern in HR, von denen aber, wie claus-juergen vermutlich zu Recht annimmt, nur sehr wenige überhaupt am Markt "überleben" können.

Es ist doch immer wieder lohnend, Originalquellen zu suchen. Hier http://www.ama.at/Portal.Node/ama/p...tid=10008.124719&Beitritt_Kroatien_010713.pdf ist von 45.000 die Rede. Tut mir leid, dass ich selbst auf die falschen Zahlen reingefallen bin.
 
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nihil-est

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@claus-juergen ,

Nöööööö, sind wir sicherlich nicht mehr wirklich.

Ich geb das hier zu!!!!!!!!.......---------> Im Gegenzug kannste ja gerne die Abrechnungsmodalität Milch in Kg zugeben......schon sind wir beede ( nein, beide ) Pari :):):):):)



Gruss......da ist es mir halt durchgegangen
 

jadran

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Leute ihr hab es wieder geschafft.

Christl besser schließe das

Jadran
 
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Marius

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Sehr sachlicher Strang, und zumindest mich interessiert's, andere offenbar auch, ich kann halt bei dem Thema nicht viel beitragen. Den Schliessungswunsch kann ich nicht nachvollziehen.
Und Hochdeutsch ist halt nicht jedermanns Sache, ja mei, ein bisschen kann man sich aber trotzdem am Riemen reissen und das hat der Gert ja getan, das muss man anerkennen, das ist schön und lobenswert, also ist doch alles ok, nicht wahr.
 

claus-juergen

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bruce

Guest
Wenn ich diese Bilder sehe, dann wundert's mich nicht woran unsere Agrarpolitik/Politik krankt.
Massenproduktion wohin man schaut, computergesteuerte Tierindustrien.
Das sind keine Kühe mehr sondern mit Medikamenten und Kraftfutter vollgepumpte ständig schwangere, von Menschhand erzeugte, gedopte Monsterturbokühe.
Keine Lebewesen bestenfalls Ware am laufenden Fließband.
Vor diesem "gedopten Euterwahn" wurde eine glücke Kuh beinahe 30 Jahre alt, nun ist nach nicht einmal fünf Jahren ein "Wrack" und zum "Ausschlachten" verdammt.
Bei uns hat so ein ehrbarer Großbauer (150 Milchkuhmaschinen mit Kälberghettos n Plastikcontainern) auf seinem Stall folgenden Spruch stehen; "Wer den Tieren gut begegnet, wird von Gott gesegnet!"
Runderherum sterben die Kleinbauern, weil auch in diesem Segment eine selbstzerstörerische Verteilungspolitik ihre Blüten treibt...
Ach ja so ganz nebenbei hatten diese Kühe schon des öfteren eine Eiweißvergiftung, Misthaufen gibt es keine mehr weil es nur noch "Flüßigscheisse" in Hochgüllebehältern gibt und diese wird pro Saison bis zu 6mal mit riesigen Schläuchen auf die Felder gepumpt. Der Boden verdickt und die Stuktur wird für Kleinstlebewesen zum Massegrab; Reinhard Mey könnte ein neues Lied schreiben, es gibt keine Maulwürfe und Regenwürmer mehr...sag mir wo die Wiesenblumen sind, wo sind sie geblieben!
Das musste ich noch schnell anbringen bevor hier die Zensur zuschlägt.
Von wegen "Rinderwahn" !
:mad:
 

claus-juergen

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hallo Bruce,

...und was können wir oder was kannst du dagegen tun? Die Größe machts auch in der Landwirtschaft.

Mal ganz ehrlich. Als Nichtlandwirt kann man leicht gegen die Massenproduktion wettern. Wer will und kann denn schon ein oder zwei mal zu Fuß oder mit dem Radl zu den 10 Bauern seines Vertrauens in der Nähe fahren und dort direkt die verschiedenen Lebensmittel kaufen, die er für seine Familie benötigt? Nicht zu vergessen, den Metzger, den Bäcker, die Mühle und die Molkerei und den Käser seines Vertrauens, die möglicherweise auch nicht gerade um die Ecke wohnen.

Den Begriff "Kälberghettos in Plastikcontainern" solltest du hier vielleicht erläutern. Vor nicht allzu langer Zeit wurde das Kalb nach der Geburt mit dem sogenannten Kälberstrick an der Stallwand für mehrere Monate angebunden. Das Kalb hatte Sichtkontakt zur Mutter, während die nachts im Stall an Ketten angebunden war. Tagsüber wurde ausgetrieben. Heute hat jedes Kalb dieses kleine Plastikhaus mit einer kleinen Auslaufmöglichkeit davor. Alle Kälberboxen stehen nebeneinander. Die Kälber haben untereinander Kontaktmöglichkeiten.

Die Kühe werden nicht mehr ausgetrieben. Dafür können sie sich frei im Stall bewegen. Ich meine, unabhängig davon, daß hier Milch- und Fleischvieh hochgezüchtet wurde, daß diese EU-Normen nicht unbedingt schlechter als die frühere Art der Milchviehhaltung sind.

Ich bin im übrigen kein Bauer, kenne jedoch einige, da ich auf einem Dorf wohne. Nur sehe ich vielleicht manches vor Ort realistisch, weil ich mit den Sorgen und Nöten, aber auch mit den positiven Dingen der Landwirtschaft im Bekanntenkreis direkt konfrontiert bin.

grüsse

jürgen
 
B

bruce

Guest
Hallo Jürgen,
ja genau die Größe macht's auch in der Landwirtschaft, aber ich meine eine andere, wo der Bauer sich nicht so zum "Metzger" führen läßt....
Ich habe das Glück auch andere Formen von "Bauerntum" zu kennen, lebe ja auch in einem "Kuhdorf" und ich sehe die Entwicklung von Massentierhaltung sehr kritisch.
Genau die Kühe werden nicht mehr ausgetrieben, weil sie sich ja fast nicht mehr bewegen können, aber wenn man sieht wie Kühe sich gerne bewegen und Kälber natürlich noch mehr dann......
Ich sehe alles ein bisschen anderes als du und Gott sei Dank manch ein Bauer auch, jede Medaille hat eben zwei Seiten wie man so schön sagt...
Aber es darf ja auch die konventionelle Landwirtschaft geben, so wie es auch eine andere Form von Landwirtschaft gibt, ja und genau da kann ich meinen Beitrag leisten, was ich, wo, wieviel und bei wem kaufe...

Habe die Ehre und nichts für ungut
Richard;)



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