Wir sind zwar heute spät nachmittags in Liznjan angekommen. Aber nicht auf dem Weg, den wir uns vorgenommen hatten. Bereits im Hotel erfuhren wir, dass der Lanzenpass zwar offen sei, der Ausganspunkt Paularo jedoch nicht über Paluzza, sondern nur über Cedarchis erreichbar sein soll. Auch kein Problem, so dachten wir. Fahren wir halt einen Umweg.
Paularo erreichten wir auch problemlos. Und dann ging es hinauf...
Lanzenpass gesperrt sagt uns das Schild. Das war zu erwarten weil der italienische Staat für keine Schäden haftet. Da können wir doch trotzdem fahren, oder?
30 Kilometer auf einer schmalen schlecht gewarteten Straße sollten doch machbar sein, oder?
Das schaut doch ganz gut aus, oder?
Der Baggerfahrer dreht die Kanzel zur Seite, so dass wir gefahrlos passieren können.
Alles für uns erfahrene Biker machbar, oder?
Naja, die Straße ist zwar fast durchgehend asphaltiert. Aber den Schlaglöchern, Zweigen, dem Sand, Laub und den Steinen kann man ja ausweichen wenn man langsam fährt und aufpasst, oder?
Es geht eigentlich nur im ersten und im zweiten Gang nach oben. Die Kehren sind extrem eng. Aber wir schaffen das, oder?
Der Schnee am Straßenrand wird langsam mehr. Auf den sonnigen Wiesen blühen die Krokusse.
Praktisch kein Gegenverkehr. Langsam geht es voran. Eine Landschaft zum Träumen.
Wir sind doch nicht alleine. Noch ein Biker vor uns.
Die Landschaft ist ein Traum. Immer wieder halten wir an nur um zu schauen und die Ruhe und die Berge zu genießen. Hierher kommt kaum jemand, oder?
Halt! Sehe ich da nicht vier Motorräder stehen. Meines und das von Roli ist auch dabei.
Wieso die da stehen ist schnell erklärt. Nun ist die Fahrbahn komplett mit Schnee bedeckt und das war es dann. Da gibt es kein Durchkommen mehr, weder für die GS noch andere Bikes. Schnee bedeutet Rutschen und ein Sturz wäre die wahrscheinliche Folge. Ein schweres Motorrad kann man in diesem Fall nicht mehr halten.
Somit sind wir 18 Kilometer umsonst hier hinauf gefahren, oder?
Nein, nicht umsonst. Wir haben eine traumhafte einsame Landschaft gesehen, zwei Biker getroffen die vor dem selben Problem wie wir standen und mit vereinten Kräften konnten wir auf der abschüssigen Strecke die Motorräder drehen, starten und zurück fahren.
Wie es weiter ging erzähle ich euch morgen. Liznjan haben wir erreicht, mit dem Clan gemeinsam zu Abend gegessen und den Tag schön ausklingen lassen.
Gute Nacht sagt
Jürgen