18.05.2019, Samstag
Die Unterkunft in Trogir verließen wir relativ zeitig. Es war noch keiner da, also einfach den Schlüssel stecken lassen und gut. Die Marina in Kaštela wirkt groß, trotzdem fanden wir den Liegeplatz auf Anhieb. Der Rest der Crew war ebenfalls schon wach und mit allerlei Dingen beschäftigt. Ich ließ Diana samt unserem Gepäck am Boot.
Ich fuhr mit Silvia und Brandy bei strahlenden Sonnenschein und knapp 20 Grad zuerst den Mietwagen abgeben und dann die Einkäufe für die Bordküche erledigen. Während dessen konnte Diana die Kneiselsche Kajüte häuslich einrichten.
Verstauen der Einkäufe
Als am Mittag alle Arbeit getan und die Vorbereitungen abgeschlossen waren, zogen pünktlich dunkle Wolken heran und der Wind frischte auf. Jugo!
Unser Kapitän war hin und hergerissen und war sich gar nicht mehr so sicher, ob bei diesen Verhältnissen der Törn starten sollte. Nach Beratung mit der Crew, also 6 verrückten-null-Ahnung-Seglern, entschieden wir, das Wagnis einzugehen und befanden uns sodann mittendrin im ersten Abenteuer. Christ erklärte das Vorgehen und teilte jedem eine Position für das Ablegemanöver zu. Moorig, Heckleinen, Fender... Er steuerte das Boot aus der Enge des Hafens und wir fuhren unser erstes gemeinsames Wegstück aus der Marina mit grinsenden und gleichzeitig gespannten Gesichtern. Die Stimmung war gut, der Kapitän angespannt und das Wetter scheiße.
Nun sollte sich zeigen wie seetauglich unsere Crew war...
Chris übergab mir das Steuerrad und wies mir einen Kurs, den ich möglichst halten sollte. Gar nicht so schwierig... So fuhren wir eine Weile mit Motorfahrt, Backbord zog das Rat Marjan (die Spitze des Marjan-Parks) vorbei, Steuerbord voraus lag das Rat Čiovo. Dort wollten wir herum, Richtung Maslinica auf der Insel Šolta.
Rat Marjan mit dem Ozeaneum.
Während der nächsten schwankenden und schaukelnden Seemeilen versuchten wir gemeinsam, die wichtigsten Knoten zu lernen, um unseren Skipper beim festmachen der Leinen zeigen zu können wie lernfähig wir sind. Wir lernten einen Achterknoten, der an den Leinenenden zum Einsatz kommt. Wir mühten uns mit dem Webeleinstek für das Anbringen der Fender an der Reeling sowie dem sicheren Belegen der Klampen.
Zum Schluss setzte Chris eine ernste Skippermiene auf und erklärte uns den extra wichtigen, besonders schweren Knoten...wir waren gespannt. Die langsam gezogene Acht!! Hmmmm, ratlos sahen wir dem Käpten dabei zu, wie er einen Achterknoten am Seil über den Tisch zog. Es traute sich niemand zu sagen, was er denkt.... Weil keiner was sagte, zog Chris den Knoten nochmals langsam über den Tisch und brach in schallendes Gelächter aus und wir registrierten... -
...verarscht, ok, 1:0 für den Kapitän und dazu eine laut lachende Crew.
Achterknoten
Silvie
Andy
Sonja
Andy
Silvie
Wir kamen um das Cup Čiovo herum. Hier setzten wir unter Christians Anleitung zum ersten Mal das Vorsegel und das meiste meiner Erinnerung setzt hier aus. Als hätte jemand einen Schalter umgelegt, wurde mir plötzlich schlecht. Die Wellen schaukelten uns in wilden Bewegungen über das Wasser. Ich übergab das Steuer mit den Worten „bitte JETZT“ an Bernd. Die Mienen der Besatzung wurden banger und die lustigen Gespräche stellten sich langsam ein. Verdächtige Geräusche an der hinteren Reeling kündigten Unwohlsein an. Nebst mir probte ein weiteres Crewmitglied das übergeben von Bord und wir fühlten uns gar nicht wohl. Die anderen schwankten zwischen Mitleid und froh sein, nicht derart leiden zu müssen.
Da wir eine gut bestückte Reiseapotheke dabei hatten, sollte dies der einzige quälende Tag für uns beide Seekranken gewesen sein. In dem Moment hätte ich das aber nicht geglaubt.
Nachdem wir nun einen kleinen Vorgeschmack auf die rauhe Adria bekommen hatten und schon mit dem Vorsegel auf Fahrt waren, liefen wir, nun wieder mit Motorfahrt, in den sicheren Hafen von Maslinica auf der Insel Šolta ein. Wir hatten einen super Liegeplatz und die Marina ist sehr sehenswert. Wir machten das Boot unter Chris’ Kommandos fest und begaben uns zu Fuß in Richtung Hafengebäude. Der Skipper nannte das liebevoll Hygienegang. Wie es im Leben so spielt, erwischte uns nun auch noch ein riesiger Platzregen und wir waren alle einmal komplett durchnässt.
Regen in Maslinica.
Pünktlich zum Abend an Land verzogen sich die Wolken und die Sonne zeigte sich froh gestimmt genau wie die Crew. Zu unserem Glück fehlte es nur noch an einer gemütlichen Konoba. Gedacht getan... wir männlichen Crewmitglieder besorgten alsdann Speisekarten und Informationen zu den möglichen Lokalitäten in der näheren Umgebung. Ich lief dabei sogar Gefahr, von einer jungen Frau direkt in einen bereitstehenden Transporter verfrachtet zu werden, der parat stand um Gäste der Marina direkt zu einem noblen Restaurant zu bringen. Glücklicherweise konnte ich der netten Dame mit ein paar Worten auf Kroatisch und einem Augenzwinkern gerade so entkommen.
Wir gingen statt dessen zum gemütlichen Abendessen in einer Konoba auf der anderen Seite des Hafens.
An dieser Stelle sei erwähnt, dass unsere Silvia die Hüterin der Bordkasse war und wir sowohl die Vorräte auf dem Boot, das Essen an Land sowie die gesamten Hafenliegegebühren aus dieser bestritten.
Zurück auf der Rasotica haben wir den Abend gemütlich bei einem Bier und Wein von der Insel Hvar ausklingen lassen und begaben uns müde und guter Dinge in unsere Kajüten.
In den Kojen liegend erinnerten wir uns sehr bald an den Satz „Das Boot ist ein Resonanzkörper.“
Es knarzte, rieb und plätscherte an allen Ecken und Enden. Irgendwann aber schaukelten wir uns alle mit den gleichmäßigen Bewegungen und den Geräuschen in den Schlaf.
Ein paar Bilder aus der Marina Maslinica, das Wetter wurde am Abend doch noch ganz brauchbar.