8. Tag - Von Uskoken und der nie geahnten Farbenpracht von Wasser
Samstag, der 25.08.2012:
Nach einer kleinen Meinungsverschiedenheit, da Marco plötzlich nicht mehr wollte und konnte, ging’s irgendwann schließlich los. Ich war ja schon um 5.30 Uhr aufgestanden, hatte geduscht - und noch einmal sei angemerkt, wie toll und sauber das Badezimmer war; ich habe mich immer sehr erholt gefühlt, nachdem ich hier geduscht habe - und die restlichen Sachen gepackt. Unsere Vermieterin stellte uns jedem eine große Flasche ihres eigenen Žlahtina-Weines vor die Tür. Die Frau ist der Hammer. Wahrscheinlich dachte sie, uns auch noch was geben zu müssen bei dem üppigen Trinkgeld. Eine andere Flasche Žlahtina (Žlatna Žlahtina; Qualitätswein) habe ich auch in Vrbnik in einem kleinen Laden erstanden. Wir luden die Sachen ins Auto. Die Schlüssel gaben wir ab. Die Vermieterin schaute in die Wohnung und war zufrieden. Und dann war‘s soweit. Wir fuhren los. In einer bestimmten Kurve am Eingang von Vrbnik kann man ein wenig über die Stadt schauen und sieht den Glockenturm schön in der Mitte liegen. Hier schaute ich noch mal zurück. Und dann waren wir raus.
Es war schon ein komisches Gefühl. Wir fuhren über uns gut bekannte Straßen auf der Insel zurück Richtung Krk-Brücke. Die Brücken-Maut wurde bezahlt und Krk verlassen. Auf dem Festland mussten wir nach "rechts" in Richtung Südosten an der Küste entlang. Zuerst kamen wir durch die "Bucht von Bakar". Dort sieht man noch einige Tuneren, schräg zum Meer angebrachte und ausgerichtete Leiter-Hochsitze, die in früheren Zeiten zum Thunfischfang dienten. Von ihnen aus konnte man beobachten, wenn sich ein Thunfischschwarm näherte, der dann mittels Netzen am Austritt aus der Bucht gehindert wurde. Ich als Fan der Kinderserie "Die rote Zora" kenne diese Aussichtspunkte auch daher. Dort wurde eine solche Tunera auch Vedette genannt. Bis in die 1980er Jahre wurden sie genutzt. Die Bucht erwies sich als ganz schön groß, und auch sonst "zog" sich der Weg ganz schön lange der Küste hinab.
Heute hatte ich beschlossen, meinen Strohhut zu tragen. Desweiteren eine weiße Hose und ein gelbes T-Shirt. Ich konnte es gar nicht abwarten, dass wir endlich in Richtung Senj kamen, worauf ich mich wegen der roten Zora sehr freute. Die Serie wurde in Senj gedreht, und obschon mir klar war, dass sich seit 1979 einiges dort verändert hat, hoffte ich doch, etwas wiederzuerkennen. In der naheliegenden Festung Nehaj wurde ebenfalls ein Teil gedreht, da die Bande in der Serie dort wohnte. Nach einer Zeit konnte man Vrbnik auf der gegenüberliegenden Seite auf Krk sehen, und wir kamen nach Crikvenica, was wir ja schon so oft von Krk aus gesehen hatten. Hier machten wir erst einmal Rast, damit wir Vrbnik noch einmal betrachten konnten. Dann fuhren wir zum nächsten Plodine-Markt und kauften erst mal was zum "Frühstück": Coffee-to-go, Brötchen, Bockwürtschen und Hähnchenbeinchen. Zum Teil verdrückten wir das gleich auf dem Plodine-Parkplatz, während eine Einheimische beim Einparken mit ihrem Auto rückwärts gegen einen Laternenmast fuhr, was einen ganz schönen Schlag gab.
Wir fuhren an Selce vorbei. Hier gab es einen Campingplatz nahe am Wasser. Muss aber sehr klein sein, der Ort. Dann kamen wir durch Novi Vinodolski und Vrbnik auf der anderen Seite war schon ein ganzes Stück in die Ferne gerückt. Ich hätte langsam mal pinkeln müssen, jedoch hielt Marco nirgendwo mehr an, obwohl es hier und dort durchaus eine Möglichkeit gegeben hätte. Ich achtete genau auf jedes Schild. Wie viele Kilometer sind es denn jetzt noch bis Senj?
Novi Vinodolski
Senj:
Und dann sah man den Hügel. Den Hügel hinter Senj. Und die Burg. Der Hammer. Der Hügel war überhaupt nicht sehr hoch. Wirklich nur eine Anhöhe. So langsam fuhren wir an den ersten Häusern vorbei. Und da waren Badende. Ich war froh. Wir fuhren in Richtung Hafen und parkten dort. Ich starrte unentwegt auf die Stadt, um mir über den Anblick einen Überblick zu verschaffen. Vom Hafen aus war die Burg nicht zu sehen. Und da waren diese zwei kleinen halb-eckigen Türmchen am Hafen. Cool. Die kannte ich noch aus der Fernsehserie. Der Hafen war toll. Die Stadt selbst sieht eher industriell-modern aus. Flachbauten, Wohnhäuser. Man sieht eigentlich keine mittelalterlichen Altbauten. Keine kunstvoll gestalteten Gebäude. So weit geht das Städtchen auch gar nicht die Berge hoch. Eine Straße führt hinter den Burghügel ins Landesinnere. Hier liegt noch ein anderer Teil von Senj hinter dem Hügel. Also, so klein ist es jetzt auch nicht. 6.000 Einwohner eben und 7,5 Kilometer Küste.
Hafen in Senj
Zuerst sahen wir einen kleinen Kiosk, wo wir erst mal neues „Cedevita“ kaufen mussten. Dann liefen wir zum Hafen. An der Seite des Hafens war ein Strand, an dem viele Senjer Einwohner Erfrischung im kühlen Nass suchten. Eine Mauer lief zum linken der beiden kleinen Türmchen. Ich musste unbedingt auf ihr bis zum Ende am Turm laufen. Auf der Mauer hat Marco ein besonders „lässiges“ Foto von mir gemacht. Nachdem ich einen guten Eindruck von allem gewonnen hatte, sagten wir uns: Jetzt gehen wir zur Burg.
Ich und meine Flasche Cedevita
Nehaj:
Zuerst fragte ich an einem Parkplatz den Bediensteten des Zahlhäuschens. Er wies uns die Richtung, in die wir laufen müssen und sagte, hochfahren könne man nicht. Gut, dann laufen wir. Marco und ich hatten unsere Cedevita-Getränke schon geleert. Da oben war die Burg. Allzu weit ist es doch eigentlich nicht. Aber schon wieder wurde ich an unseren 4. Tag auf Cres erinnert. Schon wieder in der Hitze weit laufen. Gerade Christine strotzte nicht gerade vor Kraft. Dann konnte ich endlich in irgendwelchen Büschen pinkeln. Als auch Christine dies tat und ich ihre Cedevita-Flasche halten musste, nutzte ich die Chance und nahm einen Schluck. Sandwege liefen zwischen kleinen Büschen hindurch hinauf zur Burg. Hier wusste ich nun wirklich nicht, wo die Brombeerhecken gewesen sein könnten, in denen Zora und ihre Bande sich immer versteckt hatten. So weit war es nicht, die Burg kam doch schnell näher, und dann standen wir davor.
Festung Nehaj
Andere Touristen saßen vor dem Eingang auf der Treppe. Ich lief erst mal um die doch sehr stattliche Burg herum, um sie von allen Seiten zu betrachten. Nehaj bedeutet „Fürchte nicht!“. Die Uskoken (Piraten, aber vielleicht überfielen sie von ihrer Burg aus auch nur türkische Schiffe) haben sie im Mittelalter errichtet, um sich dort niederzulassen und sich von dort aus an ihren Feinden zu rächen. Ich glaube aber, diese Ära dauerte nur etwa 80 Jahre. Die Uskoken waren im 16. Jahrhundert von Osmanen vertriebene Kroaten. Es waren über 1.000 waffenfähige Männer, die nach Senj kamen. Burghauptmann war Ivan Lenković. Wir stiegen die Treppe hinauf und bezahlten den Eintritt. Und dann - das hätte ich nicht gedacht, man kann in der Burg essen. Da ist doch wirklich in einer Etage ein Restaurant raus entstanden. Man durfte an der Kasse auch nur kaufen, was man vor Ort verzehrte. Zu trinken konnte ich also später nichts mitnehmen. In der Burg hat sich natürlich einiges getan seit den Dreharbeiten im Jahre 1979. Es sah alles schon sehr schön restauriert aus. Einen Saal konnte man für Festlichkeiten oder Meetings mieten. Der Rest der Festung war ein Museum. Viele Uskoken-Utensilien waren ausgestellt: Messer, Schlüssel, Rüstungen und vieles mehr. Auch ein Relief des ehemaligen Burghauptmanns war ausgestellt. Durch richtig enge Treppenaufgänge konnte man mehrere Etagen aufsteigen bis ganz nach oben.
Ivan Lenković
Ich wollte unbedingt von einem Burgfenster aus nach Senj hinabschauen. Ich war wirklich froh, als ich das konnte. Sogar einen Sportplatz habe ich in Senj entdeckt von da oben. Und man hätte doch hier hoch fahren können. Von der Rückseite aus. Was für ein Depp da unten am Parkplatzhäuschen in Senj. Ich war wirklich froh, Senj und die Burg „mitnehmen“ zu können, wo ich doch schon einmal in der Nähe war. Und schön kühl war es in dem alten Gemäuer auch. Dann habe ich auf dem Rückweg hinunter zum Hafen noch einen Stadtgraben von Senj entdeckt. Hier haben die beiden Gendarmen Begović und Đorđević immer die Zora und die Bande hinuntergejagt.
Von Senj aus ging es nun nach Norden. Leider kamen wir nicht durch Brinje, was mir ebenfalls durch die alte Serie ein Begriff war. Wir fuhren knapp daran vorbei. Und in was für Wälder und Berge wir dann gekommen sind. So ähnlich wie das Kvarner Hochland über Rijeka, das wir auf unserer Hinfahrt ja erleben durften. Dieses ganze Gebirge hängt aber auch zusammen. In einigen Kurven wurde Käse oder Honig verkauft. Die Käseräder lagen einfach unverpackt auf Holztischen vor ihren geduldigen Verkäufern. Aber bei der Häufigkeit dieser Verkäufer war ich mir nicht sicher, ob sie überhaupt viel verkauften. Aber diese Natur hier oben war einfach fantastisch.
Auch kamen wir später an einem Waldstück vorbei - wir waren hier in relativ flachem Land - aus dem es qualmte. Wir hatten bereits was von Waldbränden in der Gegend gehört. Aber ob es sich um so etwas handelte, konnten wir nicht abschließend klären. In einem Dorf hielten wir einfach mal an, um den Rauch von weitem zu beobachten und von einem Baum neben einem Bauernhof Pflaumen zu essen.
Plitvička jezera:
Nach einer mehr oder weniger langen Fahrt kamen wir in den „Nationalpark Plitvicer Seen“, der gleichzeitig das letzte Ziel unseres Urlaubs darstellte. Ich zog meine Sandalen aus und festes Schuhwerk an, da wir ja doch viel marschieren würden. Mit genügend Getränken sollte das machbar sein. Der Parkplatz des Parks war auf der gegenüberliegenden Seite, so dass wir über eine gebogene Holzbrücke die Straße überqueren mussten. Am Eingangsbereich waren mehrere Holzhäuschen. Wir entschieden uns auch dazu, eine Karte des Parks zu kaufen, damit wir den Überblick behalten würden und die wichtigsten Routen nicht verpassen. Der Nationalpark ist ein riesiges Gebiet, das aus 16 einzelnen Seen besteht, die sich entweder ineinander ergießen oder durch Flüsschen voneinander getrennt sind. Im Park fährt auch eine Touristenbahn, damit man, wenn man das will, bestimmte Gebiete auch gezielt anfahren kann. Mehrere Routen führen durch den Park, die verschiedene Gebiete bzw. Sehenswürdigkeiten beinhalten. Durch Schilder im Park sieht man immer, wohin die Route, für die man sich entschieden hat, abzweigt.
Wir entschieden uns für eine Route, die die wichtigsten Gebiete enthielt und machten uns auf. Nach kurzer Zeit kam man bereits an eine Art Tal, in das man hinunterschauen konnte. Es war durchaus ein tiefes Tal, an dessen Boden bereits große blaue Seen lagen. Der Anblick war unbeschreiblich. Die Seen, die Vegetation, Wasserfälle, einfach alles sieht so beeindruckend aus, dass man Vergleichbares noch nie gesehen hat. Ein sehr, sehr schönes Fleckchen Erde. Wir hatten gehört, dass abends sogar Braunbären und Luchse hierher finden würden. Tagsüber werden sie wahrscheinlich dieses Gebiet wegen der vielen Menschen meiden. Wobei natürlich Luchse ja sowieso so scheue Tiere sind, dass man sie wahrscheinlich nie zu Gesicht bekommt. Ich weiß nicht recht, was ich zu der Farbe des Wassers hier an den Seen sagen soll. Gut, wir standen hier noch ganz am Anfang oberhalb des unteren Tals und schauten ja nur von hier oben hinab, doch sah man bereits hier, dass das Wasser so blau, so unglaublich blau, nein eher türkis aussieht. Natürlich war auch super Wetter, aber die Farbe war schon bereits hier beachtlich. Wir gingen hinab in das Tal. Auf schmalen Pfaden an den Seiten des Tals wand man sich gemeinsam mit den Wegen hinunter. Viele Menschen waren hier. Es war fast so, dass man sich anderen Gruppen anschloss, wenn man hier unterwegs war. Die Menschen „flossen“ fast auf den Wegen entlang. Es hat schon ungeheuren Spaß gemacht, allein nur hier diesen ersten gewundenen Weg hinab ins Tal zu laufen. Wir hatten unsere Rucksäcke dabei, so dass Getränke und was man sonst noch so brauchte, immer greifbar war. Unten angekommen musste man erst mal auf ein Schild schauen, damit wir auch unserer erwählten Route folgen konnten. Man lief vielerorts auf Holzstegen (ungefähr 30 -50 Zentimeter hoch), die sehr idyllisch waren, die man aber nach Möglichkeit nicht verlassen sollte. Es machte sogar Spaß, auf diesen Wegen durch das Gebiet geleitet zu werden. Und jetzt waren wir unten am Wasser. Auch später sah es überall immer wieder beeindruckend aus. Es hatte eine solche strahlende, blaue, helle, teilweise fast ins Grün übergehende Farbe. Das sah fast unnatürlich aus, so schön war es. Die Farbgebung soll mit dem Gehalt an Kalk oder auch anderen Mineralien im Gestein zusammenhängen, aber man muss es selbst gesehen haben. Wir überquerten das Tal auf den Holzstegen. Auf der anderen Seite war eine Stelle an einem Bach, an der sich sehr, sehr viele Fische tümmelten, da sie wohl gewohnt waren, von Menschen hier gefüttert zu werden. Es war teilweise wirklich interessant, zuzuschauen, was passierte, wenn jemand ein Stückchen Brot hineinwarf. Unglaublich, wie gnadenlos hier um diese Stückchen gekämpft wurde.
Größter Wasserfall Kroatiens
Christine vor dem Wasserfall
Und Marco
Bald kamen wir zum größten Wasserfall Kroatiens. Er ist 78 Meter hoch. Durchaus gewaltig. Hier wurden natürlich von allerlei Leuten Fotos gemacht. Jeder wollte hier ein schönes Foto von sich mit dem Wasserfall im Hintergrund. Wir taten natürlich das Gleiche. Ein kleines Holzgestänge stand hier, auf dem man für ein eventuelles Foto vor dem Wasserfall posieren konnte.
Dann kamen wir an eine Felswand, an der Treppenstufen hinaufführten. Oben waren Höhlen in der Wand, vor die einige Kinder sich gestellt hatten. Der Treppenaufgang führte in die Felswand hinein und führte durch ein Loch im Gestein hindurch. Das sah gigantisch aus. Diese sich nach oben, vertikal hinziehende Höhle kam oben mitten im Wald wieder heraus, also auf der Ebene über der Felswand. Und auf den Treppen konnte man in dieser „Höhle“ bis nach oben hinaufsteigen. Auch so etwas hatte ich noch nie gesehen. Da dieser Weg aber nicht unserer Route folgte, sind wir der Treppe nicht komplett gefolgt, sondern drehten irgendwann um und folgten weiter unserer Route.
Selbst der Wald war überall atemberaubend. Wir kamen an vielen kleinen treppenartigen Wasserfällen vorbei. Jeder See war schöner als der vorangegangene. Mit der Zeit gelangte man auf unserer Route immer höher, so dass man automatisch an immer höher gelegene Seen kam. Nach einiger Zeit gelangten wir an einen großen Platz. Hier befand sich ein riesiger See, den man mit einer Fähre überqueren würde. Am Platz befanden sich auch ein Restaurant, Toiletten und mehrere überdachte Sitzmöglichkeiten. Viele Menschen rasteten hier, bevor sie mit der Fähre weiterfuhren. Wir machten es Ihnen gleich. Zuerst saßen wir nur dort und tranken etwas und rauchten eine Zigarette. Im Park durfte man ansonsten nicht rauchen. Marco war auf dem Weg zur Toilette, als ich mich entschied, was zu essen zu holen. Das Restaurant war wie eine Kantine organisiert. An der einen Seite konnte man sich ein Tablett holen und dann vor der Küche durchgehen. Das Tablett konnte nun mit dem befüllt werden, was man wollte. Am Ende bezahlte man dann für das, was auf dem Tablett war. Ich hatte mich für einen großen Cheeseburger entschieden. Und der schmeckte genauso wie in Vrbvnik bei unserem Bommes-Typ. Also recht gut. Für Christine nahm ich noch eine Portion Pommes mit, von der ich aber auch etwas aß, da sie nicht zunehmen wollte. Es war schön, sich nach dem Marsch hier erst mal auszuruhen. Wir waren doch schon seit einiger Zeit im Park unterwegs. Als Marco zurück kam, holte er sich auch noch was.
Ein Grund, warum ich eine lange Hose trug, war auch, weil sich die gesamte Haut meines Wadenbeins dermaßen abschälte, wie ich es noch nie gesehen hatte. Es sah aus, als leide ich unter einer schlimmen, ansteckenden Krankheit. Nach einem kleinen Bierchen wollten wir nun die nächste Fähre nehmen. Wir schulterten unsere Rucksäcke und liefen rüber zum Anlegesteg, wo auch schon ein paar andere Urlauber warteten. Dann kam von hinten eine Fähre gefahren. Als sie angelegt hatte, suchten sich alle einen Platz. Es waren so viele geworden, dass die Fähre komplett voll wurde. Und Marco, Tine und ich saßen ganz vorn auf den ersten Plätzen. Keine Ahnung, warum dort niemand Platz genommen hatte.
So habe ich die langsame Fahrt über den großen See richtig genießen können. Wir hatten ja eine Top-Sicht von da vorn. In der Mitte des Sees befand sich eine kleine Insel. Jenseits der Mitte fuhr die Fähre dann einen kleinen Bogen nach links. Unsere Abfahrtsstelle konnte man jetzt nicht mehr sehen. Als wir an der anderen Seite wieder anlegten, waren bestimmt 20 Minuten vergangen. Dann ging's viele Treppen hinauf, was mir echt zu schaffen machte. Jetzt hatten wir fast die gesamte untere Hälfte des Nationalparks gesehen und kamen zur Haltestelle der Touristenbahn.
Mittlerweile waren wir sicher 4 Stunden hier. Da es noch recht früh war, entschieden wir uns, noch die höchstgelegene Ebene des Parks anzufahren. Dort sollte es einen Rundgang geben, für den man eine dreiviertel Stunde benötigt. Dann kam die Touristenbahn. So hatte ich sie mir nicht vorgestellt. Gut, ich hatte mir darüber jetzt auch noch nicht so sehr viele Gedanken gemacht, aber in meinem Kopf war immer eine kleine Eisenbahn. Die Bahn war eine Mischung aus diesen Unimogs mit einer starken Zugkraft und einem kleinen Zug, da sie drei "Waggons" hatte. Aber ansonsten war es wirklich eher ein Kleinlastkraftwagen mit Anhängern, der aber laut war. Die extra für diese Bahn angelegten schmalen Teerstraßen im Park waren teilweise steil, und wenn die Bahn voll besetzt ist, hat die Zugmaschine vorn schon einiges an Gewicht zu ziehen. Eigentlich wunderte ich mich, dass man so eine laute Bahn hier fahren lässt. Die Tiere in der Nähe müssen doch kilometerweit flüchten. Na gut, dafür wird die Natur geschont, weil man die Wege nicht verlässt.
Mit der Bahn, die gekommen war, konnten wir nicht mitfahren, da diese von oben gekommen war und man an unserer Station nicht drehen konnte. Das bedeutete, dass sie nur weiter hinab fahren konnte, und wir wollten ja nach oben. Also mussten wir weiter warten. Alsbald erschien dann von unten eine Bahn, die wir nehmen konnten. Die Fahrt bis ganz nach oben dauerte länger als gedacht.
Dann stiegen wir oben aus und nahmen den Rundweg. Hier führten die Holzstege zuerst über Graslandschaft. Vor uns war eine spanische Kleinfamilie (Ehepaar mit Kind) unterwegs. Dann kamen wir an einen Wasserlauf, der sich einfach an einer Baumwurzel durch den Erdboden ergoss, anstatt, so wie es vorgesehen gewesen wäre, noch 10 Meter weiterzufließen und dann den Abhang herunterzuplätschern. Das Wasser hatte seinen Weg schon vorher gefunden. Der Weg führte ansonsten durch viele Farne und an sumpfähnlichen Gewässern vorbei. Insgesamt fand ich es im unteren Bereich des Parks doch etwas schöner. Nach den 45 Minuten kamen wir auch wirklich wieder an unseren Ausgangspunkt. Natürlich waren wir mittlerweile auch etwas erschöpft und warteten auf die Touristenbahn, die uns wieder nach unten bringen würde. Hier war wirklich der höchste Punkt des Parks, und hier konnte die Bahn auch drehen, da die Straße hier einen Kreis beschrieb. Die Fahrt hinab war schön. Sie dauerte richtig lang und man sah viel Natur. Wir hatten oben gelesen, dass die letzte Bahn um 20.00 Uhr fährt. Da hatten wir Glück, denn ich war davon ausgegangen, dass die Bahnen bis 23.00 Uhr fahren, solange bis der Park schließt. Da ist es bestimmt schon einigen so ergangen, dass sie keine Bahn mehr bekommen haben, und dann muss man im Dunklen sehen, wie man aus diesem großen Park zu Fuß herausfindet. Ich kann mir das alles nicht so genau vorstellen. Wie man das schaffen soll?
Es wurde langsam dunkel. Die Bahn brachte uns wirklich ganz nach unten im Park, aber der Parkplatz war ja etwas höher gelegen. Wir mussten ja am Anfang, als wir hier ankamen, erst einmal in das Tal hinablaufen, um bei den untersten Seen anzukommen. Also hatten wir noch ein gutes Stück des Weges zu laufen, das ging aber manch anderen genauso. Als wir endlich draußen waren, war es bestimmt schon fast 22.00 Uhr. Als wir noch etwas Wurst gegessen und was getrunken hatten, ging's jetzt also an die Heimfahrt.
Diesmal fuhren wir über Karlovać nach Norden. Natürlich eine viel östlichere Route als bei der Herfahrt. In Karlovać sahen wir doch - also, ich denke, Marco hat es auch gesehen - ein kleines, komplett nacktes Mädchen mitten in der Stadt am Straßenrand. Unglaublich. Also, wie die hier auf ihre Kinder aufpassen, ist wirklich steigerungsfähig.
Abreisetag
Sonntag, der 26.08.2012:
Ich denke, gegen Mitternacht passierten wir die kroatische Grenze. Den Grenzübergang hatte man ja noch gut in Erinnerung. Die Felsen, von denen er umringt war, waren auf diese merkwürdige Art und Weise begradigt und glatt betoniert. Vielleicht, damit von dort keine Felsbrocken nach unten stürzen? Oh, Du schönes Kroatien, das war's. Jetzt ging's über die gleichen Autobahnen wieder zurück, die wir noch von der Hinfahrt kannten. Zurück kommt einem alles immer irgendwie kürzer vor. Und so erging's mir auch hierbei. Aber es war nicht wirklich schneller. Noch war ich relativ fit, was bald aber sehr nachlassen sollte. In Slowenien (oder war's schon in Österreich?) machten wir eine zweieinhalb bis dreistündige Pause. Wir fuhren durch alle Tunnel wieder zurück, bezahlten wieder laufend Maut an irgendwelchen Mautstellen. Jetzt hätte ich mal die Gelegenheit gehabt, was von Österreich zu sehen, was anscheinend doch nicht immer dunkel ist, aber jetzt war ich zu müde. Irgendwann war ich so müde, dass ich laufend wegdöste und ins Schnarchen verfiel. Und es war einfach unlaublich: In Österreich war es schon merklich kühler. Wir hatten noch nicht einmal mehr 20 Grad. Als wir nach Deutschland kamen, begann es zu regnen. Ich habe mich abschließend schon gewundert, wie schnell wir wieder in der Nähe von Bad Hersfeld und Homberg/Efze waren. Gegen 13.00 Uhr am Sonntagmittag waren wir zu Hause. Ich habe mich erst einmal nur für 2 Stunden ins Bett gehauen und bin dann wieder aufgestanden. Wir hatten ja den nächsten Tag frei und konnten uns später noch ausruhen. Meine Wadenbeine und mein Rücken sollten sich noch viele Tage lang schälen. Wo ich mich am Wadenbein am Tischbein gestoßen habe, das sah besonders gut aus. Was war das nur für ein toller Urlaub? Vieles, wirklich vieles werde ich nie vergessen!