Lockruf des Südens

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Marius

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Ich bewundere Heiko zum Beispiel auch für die vielen Details, die er sich merkt.
Heiko, schreibst du die Berichte eigentlich eh im Urlaub jeden Abend und stellst sie nur im Winter hier ein, um uns zu erfreuen, oder machst du dir Notizen während deiner Touren?
Du erzählst ja in allen Details, als sei es gestern gewesen, und zwar jeden einzelnen Tag, sogar inklusive aller Kapellen-, Kirchen- Restaurant-, Dorf- und Strandnamen oder was du wo gegessen und getrunken hast.
Das kann sich doch kein normaler Mensch über Monate hinweg merken! :)
 

Sporting 505

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Ich finde es auch bemerkenswert / bewundernswert wie alles geplant ist und fast bis ins Detail aufgeht. Heiko lebt jeden Tag dort so intensiv dass er sich das lange und gut merken kann. Er zehrt dann zuhause noch davon und kann sich an viele Kleinigkeiten noch lange erinnern. Mir geht es manchmal so. Leider gelingt es mir nicht so oft. Ich denke das ist ganz bewusstes Leben und Erleben. Liege ich falsch ,Heiko?
Deine Berichte sind der Hammer. Ich glaube das hab ich dir schon mal irgendwo gesagt.
 

Heiko705

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Ja, so bin ich...

Die meisten Konobas suche ich mir schon im Vorfeld aus. Ich will ja die guten und beliebten Konobas besuchen und auch nicht jeden Abend das Gleiche essen. Einfach in irgendeine hinein, wohin es mich verschlägt, ist nicht so mein Ding. Da kann dann ja auch die eine oder andere schlechte mit dabei sein. Oder vielleicht haben sie gar nicht das, was ich gern essen möchte.

Deswegen kann ich dann auch ruhig einige Tische schon kurz vorm Urlaub reservieren.

Am Abend des jeweiligen Tages schreibe ich mir lediglich die Namen der Orte auf, an denen ich war. Wenn Du sie nachher in der richtigen Reihenfolge vor dem geistigen Auge Revue passieren lässt und noch dazu Deine Fotos anschaust, fällt Dir vieles wieder ein.

P. S.: Dass ich mal den einen oder anderen Namen einer Kapelle nachschlagen muss, versteht sich ja von selbst...
 

Heiko705

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Kapitel 22:

16. Tag – Auf weiter Fahrt
Sonntag, der 16.09.2018:

Ich war früh auf den Beinen, belud das Auto mit den Koffern, ließ die Schlüssel von innen stecken und fuhr endgültig zum letzten Mal der Straße neben „meiner Bucht“ entlang. Nun war ich fort. Ein letztes Mal reihte ich mich im Fährhafen Dominče in die Reihe ein, nun mit einem Koffer auf dem Kofferraum-Gepäckträger. Auf Wiedersehen, Korčula. Buhuuuu! Ein letzter Blick von der Fähre auf den Berg, der nun mir gehört. In Orebić bog ich Richtung Westen ab, 18 Kilometer zur Bucht am Zipfel der Halbinsel, Richtung Lovište.

Als ich den Ort am Ende Pelješac' erreichte, stellte ich das Auto sofort ab und begab mich in Richtung des Hafens. Es war noch recht früh, kurz nach halb acht, so dass noch nicht alle auf den Beinen waren. Einige Herren saßen jedoch im Café Bolero schon bei Kaffee und Zeitung zusammen. Hey, hier waren schöne Natursteinhäuser! Schnuckelige Boote, hübsche Palmen! Ein einsamer Fischer war mit seinen Netzen beschäftigt. Die Promenade windet sich rund um die Bucht. Molen und Fischernetze glänzten im Lichte der Morgensonne. Ein Junge verkaufte einige Souvenirs. In der Mitte des kleinen Orts gibt es sogar einen Studenac-Einkaufsmarkt und eine kleine Kirche. Lovište ist nicht unsympathisch, kann aber mit solchen Küstenorten wie Trstenik oder Žuljana nicht ganz mithalten.

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Am Hafen in Lovište

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Lovište

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Boot in der Morgensonne

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Alte Häuser in Lovište

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Haus am Hafen

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Allerlei Boote

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Der Putz ist ab!

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Netz und Boote

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Fischer bei der Arbeit

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Kleine Kirche im Hafenbereich

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Die Promenade

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Konoba am Wasser

Auch den Ortsteil Mirce wollte ich kennenlernen und fuhr mit dem Auto ein Stück nach Norden. Hier nutzten zwei Herren die Morgenstunde bereits zu einem kühlen Bad. Ein großer Hund streifte durch die Straßen, der sich für mich aber nicht zu interessieren schien. Es ist sehr ruhig hier. Die kleine Konoba Mirce hatte noch geschlossen, sonst hätte ich vielleicht mein Frühstück nachholen können. Um Viertel nach neun war ich mit meinem Rundgang am Ende. Diese Ruhe am Morgen war herrlich.

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Straße in Mirce

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Kiesstrand in Mirce

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Im Hintergrund befindet sich die kleine Konoba Mirce

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Mirce besteht überwiegend aus Ferienhäuser und ist sehr ruhig

Mein letztes Ziel an diesem wieder mal sehr sonnigen Vormittag war Trpanj. Der Ort ist umgeben von sieben mit Zypressen bewachsenen Hügeln mit zahlreichen Kapellen und Ruinen. Um 11.30 Uhr sollte die Fähre nach Ploče zum Festland fahren. Da hatte ich also noch Gelegenheit, den Ort kennenzulernen. Der Hafen und die Hauptstraße im Hafenbereich machten bereits einen hervorragenden Eindruck auf mich. Die zum Hafen führende Hauptstraße ist breit und gerade. Auf beiden Seiten laden Konobas und andere Geschäfte zum Eintreten ein. Ich sah sofort, dass Trpanj mir sehr gefallen würde. Als Erster parkte ich hinter der Kette im Wartebereich der Fähre.

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Hauptstraße im Hafenbereich von Trpanj

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Impressionen vom Hafen

Da ich mein Frühstück noch nachholen wollte, nahm ich direkt an der Hauptstraße in einem Café Platz. Ich hatte Hunger, und so bestellte ich einen Hot Dog und einen Cheeseburger. Ich muss gestehen, noch nie eine Cockta getrunken zu haben, also holte ich dies nun nach. Im Anschluss lief ich hinüber zum gezackten Felsen nahe der Hafeneinfahrt. Hier befindet sich die Meeresmadonna. Über eine kleine Brücke gelangt man zu ihr. Der Spaziergang entlang der Kaimauer war toll. Die Promenade ist wundervoll; ich lief sie von oben bis unten ab. Die großen Steinhäuser und teilweise auch bunten Häuser der Stadt funkelten im Sonnenlicht. Ganz im Westen befindet sich noch ein Kiesstrand direkt vor einem Hotel. Hier beginnt eine lange, gebogene Hafenmole.

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Cockta

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Brücke zur Meeresmadonna

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Alte Boote in Trpanj

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Über die Brücke

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Blick auf Trpanj

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Die Meeresmadonna

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Bunte Häuser am Hafen

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Auf der Mole

Entlang der Hauptstraße spazierte ich ins Talinnere, denn natürlich wollte ich auch den alten Teil Trpanjs kennenlernen. Und es überraschte mich, wie viele alte und idyllische Gassen und Plätze ich vorfand. Man muss eben nur den Hafenbereich verlassen und nach Süden wandern. Ich empfand Trpanj als Schmuckstück. Die große Kirche Sv. Petar i Pavao überragt den hinteren Ortsteil. Gern wäre ich noch zur Festung Gradina auf einem Hügel oberhalb des Ortes gewandert, doch sind die Entfernungen zwischen den Hügeln dermaßen weit, dass das schier unmöglich war – und dann noch bei diesen Temperaturen! Will man alle Hügel und Kapellen anschauen, sollte man durchaus mehr als einen halben Tag einplanen.

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Kirche Sv. Petar i Pavao

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In den Gassen von Trpanj

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Eingangstüren

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Mitten in Trpanj

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Gassengewirr

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Weitere Gasse

Da ich noch etwas Zeit hatte, bis die Fähre kam, gönnte ich mir noch einen Eisbecher ein paar Meter neben meinem Auto. Dann fuhr die Fähre in den Hafen ein. Als wir Trpanj verließen, konnte ich die sieben Hügel um den Ort sehr gut erkennen. Im Ort selbst sieht man das ja nicht. Mit schwerem Herz und in praller Sonne verließ ich Pelješac und schaute auf dem Deck zurück zu dieser tollen Halbinsel, ein Ožujsko Grejp in der Hand. Mljet und Pelješac begeisterten mich im Urlaub am Meisten. Die Fahrt zum Festland dauert 60 Minuten.

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Eisbecher

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Die Fähre kommt

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Die Hügel von Trpanj

Es hat mich wirklich überrascht, wie unansehnlich – um nicht zu sagen hässlich – Ploče ist. Industrie, Kräne, äußerst unschöne Hochhäuser. Nein, hier werde ich mich sicher nicht niederlassen. Nichts wie raus hier! Ich hatte plötzlich Probleme mit meinem Navi-Programm. Obwohl es offline läuft, sind GPS-Daten natürlich notwendig, und daran haperte es mehr und mehr. Egal, wo ich mich befand: Keine GPS-Daten verfügbar. Na toll! Da hätte ich auch gleich nach Karte fahren können. Mit denen kam ich stets bestens zurecht. Ich hatte mir zwar Kartenausschnitte ausgedruckt, doch wo man auf der Autobahn genau abfahren musste, war auf ihnen schwer erkennbar. Und laufend Google Maps wollte ich auch nicht benutzen, denn dann wäre das Datenvolumen bald aufgebraucht. Ich machte mich auf den weiten Weg nach Slowenien, genauer gesagt Postojna.

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Im "idyllischen" Hafen von Ploče

Auf der E71 fuhr ich weit nach Nordwesten. Mein Ziel war, vor Erreichen von Karlovac auf die E65 Richtung Kvarner Bucht abzubiegen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich genau die gewünschte Straße nahm, doch die Richtung war gut. Und dennoch war ich überrascht, als ich irgendwann direkt an Rijeka vorbeifuhr und das Schild mit der Aufschrift „Trsat“ am Straßenrand erblickte. Ich hatte gar nicht vergegenwärtigt, dass ich hier hindurch kommen würde. Ich mag Rijeka sehr, doch war es einfach ein merkwürdiges Gefühl, hier aufzuschlagen, wenn man sich zuvor in den tiefsten Tiefen Dalmatiens herumtrieb. Ich fragte mich schon, ob ich nicht zu weit gefahren war, stellte bei einem Blick ins Internet aber fest, dass das wirklich die beabsichtigte Route war.

Ein Blick auf’s Naviprogramm: Keine GPS-Daten verfügbar. Alles klar! Jetzt reichte es; ich stellte auf den Dauerbetrieb von Google Maps um. Bald fuhr ich über letzten Endes kleine, slowenische, hügelige Landstraßen meinem Ziel Postojna näher, was ich nach langen sieben Stunden – von Ploče aus – endlich erreichte. Ich war nun doch etwas erschöpft. Das Tageslicht machte sich rarer und rarer. Durch den Ortskern hindurch fuhr ich auf der Hauptstraße den Hügel hinauf und hatte meine Unterkunft erreicht – das Lemonwood House. Heute wollte ich nur noch Einchecken und was Essen.

Das Haus ist nicht das Schönste, aber für eine Nacht sollte es meinen Ansprüchen genügen. Ich wählte die Nummer meines Hausherrn, der kurz darauf aus dem Haus trat. Das Haus hatte ein Zahlenkombinations-Schloss, so dass man ohne die richtige Kombination keinen Zutritt erlangte. Irgendwie war der Vermieter ein ungewöhnlicher Typ. Um die 30 Jahre war er ganz locker und cool drauf. Kurzer Bart und sehr gutes Englisch. Besser als meins. Alles war gar kein Problem. Hinterm Haus konnte ich auf dem Parkplatz parken. Gemietet hatte ich zwar ein Zimmer mit Bad in einer oberen Etage, doch da nun auch ganz unten etwas frei war, konnte ich mich entscheiden, welches ich denn nahm. Das untere Zimmer war ein Familienzimmer mit einem großen Doppelbett und einer Holzleiter, die unter der Decke zu zwei Kinderbetten führte. Ich nahm es, denn so musste ich meine Sachen nicht bis nach oben schleppen. Die Einrichtung war recht karg. Lediglich vier Stühle, ein Kleiderständer und ein Tisch befanden sich noch im Zimmer. Man merkte jedoch, dass es erst vor kurzer Zeit renoviert wurde. Es war sehr sauber und mit viel Holz ausgekleidet. Und das roch wirklich nach Zitrone, ganz wie der Name des Hauses versprach. Auch das Bad war sauber und modern, doch sah ich an der Decke bereits Feuchtigkeitsspuren. Das Bad hatte ja auch keine Lüftung oder Fenster. Na, mir sollte es egal sein, wenn es hier irgendwann schimmelte. War ja nur für eine Nacht.

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Nicht besonders groß, aber ausreichend für eine Nacht

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Doppelbett

Es gab lediglich einen Gemeinschaftskühlschrank im Flur des Hauses. Da war auch so gut wie nichts drin. Das war alles nicht besonders ideal, aber ich dachte mir: was soll’s? Im Keller des Hauses war ein Fitnessstudio für die Bewohner. Ich brachte die Koffer hinein. Der Vermieter erklärte mir feierlich, dass jeder, der bisher in diesem Bett geschlafen hatte, seine Bequemlichkeit lobte. Lang und ausgedehnt erklärte er mir, wo ich denn im Ort essen konnte oder vielleicht noch Bier kaufen konnte. Man schien nur bis 21.00 Uhr Alkohol kaufen zu können. Auch das war mir egal. Heute wollte ich das Auto nicht mehr bewegen. Ich hatte ein großes Bier. Das sollte mir genügen.

Dann begab ich mich in die Stadt hinunter. Ich hatte mir zuvor die Gostilna Storja Pod Stopnicami zum Essen ausgesucht. In Slowenien heißen alle Restaurants Gostilna anstatt Konoba wie in Kroatien. Doch diese Gostilna war leider geschlossen. Is‘ ja klar. Genau das, wo ich hin will, hat natürlich geschlossen. Ich suchte mir also die Pizzeria & Gostilna Minutko aus. Die Lokalität machte einen recht guten Eindruck und versprach weitaus mehr als nur Pizza. Am Nebentisch saß ein deutsches Ehepaar. Sie hatten Pizza gegessen und verabschiedeten sich alsbald. Das Englisch der Beiden war ausbaufähig.

Schließlich entschied ich mich für ein slowenisches Bier, Lammkeule, ein Glas Wein und Tintenfischcarpaccio als Vorspeise. Bereits in Croatia wollte ich eigentlich mal ein Tintenfischcarpaccio probieren, kam jedoch nicht dazu. Dass ich hier in Slowenien, fernab jedweden Wassers, noch die Chance dazu bekäme, hätte ich nicht gedacht. Ich wusste, wie es auszusehen hatte und war nicht wenig überrascht, als man mir die Vorspeise reichte. Auf einem blauen Teller war etwas Tintenfisch nebst Pistazien, gerösteten Brotstückchen, Erdbeerstückchen!! und etwas Öl. Nun ja, das war also eine etwas andere Idee eines Tintenfischcarpaccios. Man kann nicht sagen, dass es nicht schmeckte, doch ungewöhnlich war es allemal. Die Lammkeule kam lediglich mit einigen Linsen!! Merkwürdig, merkwürdig. Aber auch das Lamm schmeckte nicht übel. Letzten Endes verließ ich etwas zwiegespalten die Gostilna und machte mich auf den fußläufig doch etwas weiten Weg hinauf zu meiner Unterkunft.

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Tintenfischcarpaccio auf Slowenisch

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Lammkeule

Ich räumte den Tisch auf, platzierte das Notebook und die Kamera, öffnete mein Bier und kopierte meine Fotos. Dies sollte nun also die letzte Übernachtung meines Urlaubs sein. Ich muss zugeben, dass das Bett wirklich bequem war, obwohl man hier einfach zwei Einzelteile aneinander geschoben hatte. Ich schlief aber ausgesprochen gut.

(Besuchte Orte: Lovište, Trpanj)
 
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claus-juergen

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hallo Heiko,

nun also Loviste und Trpanj.

Als wir vor sechs Jahren eine Woche auf Peljesac weilten, hat es uns ebenfalls nach Loviste verschlagen. Sind dir in dem Ort nicht die vielen teilweise bepflanzten Steingefäße aufgefallen? Hier zeigst du uns zwei vor der Kapelle.

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Ich möchte dir zur Ergänzung noch ein paar zeigen, die mir seinerzeit ins Auge gestochen sind.










Entweder wohnt dort jemand, der ein geschickter Steinmetz ist oder die Bewohner haben eine günstige Quelle für diese Unikate aufgetan.

Nun ein paar Worte zu Trpanj. In diesem Hotel mit den knapp 100 Stufen bis zum Zimmer haben wir seinerzeit gewohnt.

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Angekommen sind wir im Mai bei etwa 30 Grad Celsius. Zwei Tage später trifft mich fast der Schlag, als ich die Balkontüre geöffnet habe. Schnee auf dem Biokovo Gebirge und eine Saukälte. Tatsächlich hat es ein paar Tage gedauert, bis der Schnee auf den Bergspitzen geschmolzen war und die Temperaturen wieder normales Niveau erreicht haben.

Seinerzeit konnten wir sogar eine Führung durch den Ort Trpanj mitmachen. Einige Bilder habe ich noch auf der Festplatte. Vielleicht finde ich mal Zeit, den Ort näher vorzustellen.

grüsse

jürgen
 

Julia 35

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Hallo Heiko,
ach du liebes Bisschen! Warst du in einem Sternerestaurant in Slowenien? So wenig haben wir noch nirgends bekommen! Carpaccio in Slowenien? Hab ich noch nie auf einer Karte gesehen! Lamm und Linsen auch noch nicht! Das ist nicht typisch slowenisch! Das war bestimmt ein Koch von einem Kreuzfahrtschiff oder ähnliches!
Naja, Gostilna heisst Gaststätte und da sollte man anders auftischen.
Dein dortiger Vermieter hat bestimmt noch nicht lange vermietet und das Bett war sicher neu und deshalb bequem!

Grüssle, Julia
 

Sporting 505

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Zitat von Claus - Jürgen :
Angekommen sind wir im Mai bei etwa 30 Grad Celsius. Zwei Tage später trifft mich fast der Schlag, als ich die Balkontüre geöffnet habe. Schnee auf dem Biokovo Gebirge und eine Saukälte. Tatsächlich hat es ein paar Tage gedauert, bis der Schnee auf den Bergspitzen geschmolzen war und die Temperaturen wieder normales Niveau erreicht haben.

Auch wir machten am 26.5.2017 diese Wettererfahrung .Weil es nachts im Wohnwagen sehr kalt wurde ,dazu ein heftiger Wind wehte,verließen wir tagsdrauf fluchtartig wieder die Insel. Ich könnte sagen das es nachts gegen Null ging von der Temperatur her. Morgens sah man auch etwas Raureif auf dem Auto. Ich muss hinzufügen wir nächtigten vorm Cp.Nevio der ja bei unserer späten Ankunft schon geschlossen hatte. Frühmorgens hatten wir den Platz noch in Augenschein genommen und festgestellt das erst sehr wenige Camper dort aufschlugen. Wohl doch wetterbedingt. Schade eigentlich wenn ich sehe was uns dort noch schönes erwartet hätte. Umso mehr freue ich mich über Heikos ausführliche Berichterstattung.
Vielleicht statten wir dieser Insel mal wieder zu einem späteren Zeitpunkt einen Besuch ab.
 

schneckerico

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Hallo Heiko,
schade, schade - jetzt ist dein Urlaub schon rum :bawling::bawling::bawling:

Was mich ja immer wieder fasziniert, ist das wahnsinnig klare Wasser der Adria.
Es scheint manchmal, als würden die Boote in der Luft schweben und nicht im Wasser liegen.

Deine Berichte haben mich und viele andere begeistert. Vielen Dank dafür!!!!!!!!!

Und jetzt müssen wir wieder ein Jahr warten :p
 

Heiko705

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Kapitel 23:

17. Tag – Raubritter Erasmus
Montag, der 17.09.2018:

Nach einer ausgiebigen Dusche verstaute ich wieder meine Habseligkeiten in den Koffern – ich hatte ja nicht mehr alles ausgepackt – und verlud sie im bzw. auf dem Auto, auf dem noch der Morgentau ruhte. Dies war also der letzte Tag, an dem ich aber noch Einiges vor mir hatte. Ich lenkte das Auto nach Predjama, was lediglich 10 Kilometer von Postojna entfernt ist. Süße, bergige Landsträßchen führten mich in den Ort und zu meinem ersten Ziel, der Höhlenburg Predjama. Als ich vor Ort war, musste ich natürlich staunen. Ich kannte die Burg von Bildern und wusste, dass sie sehr schön ist. Doch ist sie gar nicht schön. Sie ist der Hammer! Auf welche Art und Weise sie mitten im Fels thront, ist unglaublich. Da stellt sich einem die Frage, wie man das damals erbaut hat. Phänomenal. Zu meinem Verdruss wollte man allerdings erst um 09.00 Uhr öffnen und wegen mir unverschämter Weise auch keine Ausnahme machen. Ja, es war erst gegen 08.15 Uhr. Ich hatte noch nicht gefrühstückt. Also nutzte ich die Gunst der Stunde und begab mich in den kleinen Einkaufsmarkt Predjamas. Mit Händen und Füßen ergatterte ich schließlich etwas Brot, ein bissel Mortadella und ein großes Stück Käse. Doch wo sollte ich essen? Im Auto wollte ich nicht, denn man will ja schließlich nicht alles vollkrümeln.

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Höhlenburg Predjama

Auf dem Weg zur Burg fand ich einen einsamen Friedhof mit einer brauchbaren Mauer neben dem Parkplatz. Niemand war hier. Ja, hier würde ich mich auf die Mauer setzen und in Ruhe essen können. Dachte ich! Ich packte aus, biss in den herzhaften Käse, und ein Auto kam. Eine Dame meines Alters und ein alter, blinder Herr – es war wohl ihr Vater – stiegen aus. Sie stützte ihn, und sie gingen durchs Eingangstor. Der Mann war sehr alt, atmete schwer und stoßweise, und man sah ihm an, wie traurig er war. Vor einem Grab blieben sie stehen, und der Herr begann zu beten. Wahrscheinlich lag hier seine Frau. Oh mein Gott. Ich versank im Boden vor Scham und sah zu, dass ich aus ihrem Blickfeld verschwand. Aus welch ernstem und traurigem Grund sie hier waren, und da ist da so ein bescheuerter Tourist, der da einfach auf der Mauer frühstückt. Das hatte ich so nicht geplant. Diese blöden Touristen! Ich beendete mein Frühstück unterhalb des Friedhofs, so dass ich aus ihrem Blickfeld verschwunden war. Das passte einfach nicht.

Dann begab ich mich zurück zur Burg. Hier kann man Kombi-Karten kaufen für Burg und die Höhle Postojna. Auch eine Führung in die Höhlen unter der Burg wird angeboten. Gegen einen nicht allzu hohen Aufpreis. Um 11.30 Uhr sollte sie stattfinden. Na ja, darauf würde ich wohl verzichten können. Außerdem wäre ich zu dieser Uhrzeit wahrscheinlich schon gar nicht mehr hier.

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Jetzt geht's aber zur Burg

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Nahaufnahme

Die Burg ist eine Augenweide und teilweise direkt in den Fels gebaut, wobei die Felswand hin und wieder eine Raumwand ersetzt. Zuerst bestand die Burg Predjama nur aus dem Teil in den Felsen, was sie so gut wie uneinnehmbar machte. Im Lauf der Zeit wurde sie jedoch stetig erweitert. Der Weg, der zum Eingang führt, existierte zu alten Zeiten noch nicht, so dass man lediglich unten vom Tal aus zur Burg gelangen konnte. Per Audioguide bekommt man alles Wissenswerte mitgeteilt, was ich hier als sehr entspannend empfand. Hat man was nicht verstanden, hört man es sich eben noch mal an. Man wird beim Zuhören des Führers nicht durch das Geplapper Anderer gestört, was ich an diesem Tag jedoch auch noch erleben sollte.

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Im Eingang

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Altes Gemäuer

Das auch als Höhlenburg Lueg bekannte Gemäuer liegt in der Erazmova jama, der Höhle des Erasmus. Unter der Burg fließt der Bach Lokva. Insgesamt misst die Felswand stolze 123 Meter. Die Höhle selbst war bereits in der Altsteinzeit bewohnt, bevor man im 12. Jahrhundert die Burg errichtete. Friedrich der Dritte aus dem Hause Habsburg führte im 15. Jahrhundert einen Krieg gegen Matthias Corvinus, den König der Ungarn. Raubritter Erasmus von Luegg kämpfte auf der ungarischen Seite. Nachdem der Kaiser Erasmus‘ Freund Andreas Baumkircher ermorden ließ, tötete Erasmus einen kaiserlichen Verwandten. Da ihm die Todesstrafe drohte, flüchtete Erasmus in die Burg Predjama. Nachdem die Feinde, allen voran Freiherr Niklas von Rauber, der Hauptmann von Triest, ihn hier aufspürten, konnten sie die Burg jedoch nicht einnehmen. Zu schwer war der Zugang in die Burg mitten in der Felswand, nicht zuletzt deshalb, weil die Angreifer von oben mit Pech, Steinen und Pfeilen eingedeckt wurden. Alles, was ihnen blieb, war eine Belagerung. Diese dauerte jedoch länger als ein Jahr.

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Durch diese Luken wurden Belagerer "freundlich" empfangen

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Die Räume

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Feuerstelle

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Hier wurde also getafelt

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Gemälde von Erasmus

Über der Burg liegt im Fels noch eine weitere Höhlenburg, in die man sich zurückziehen konnte, sollte der Feind doch einmal das Innere der eigentlichen Burg erreicht haben. Diese weitere Höhlenburg ist noch einmal durch eine kleine Zugbrücke gesichert. Über einen Geheimgang am Ende der Höhle soll sich Erasmus heimlich Vorräte beschafft haben. Dieser Geheimgang nennt sich „Die Treppen des Erasmus“ und ist für Besucher unzugänglich, da zu gefährlich. Irgendwo oben auf dem Berg soll der Ausgang liegen. Der Feind wusste davon nichts und wunderte sich, warum Erasmus nicht ausgehungert wurde. Der trieb mit den Belagerern sogar noch seinen Schabernack, indem er sie mit den Vorräten bewerfen ließ. Die Wände der Burg waren zu stark, um sie mit Geschossen durchbrechen zu können. Der Legende nach soll es den Belagerern jedoch 1484 gelungen sein, einen Diener Erasmus‘ zu bestechen. Dieser verriet ihnen, dass an der Felswand der separate Abort lag, der über schwächere Wände verfügte. Als Erasmus dann seinem Geschäft nachging, gab der Verräter ein Zeichen, und der Feind beschoss die dünnen Wände mit Steinkugeln, wobei Erasmus getötet wurde.

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Waren diese Kugeln Erasmus' Tod?

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Blick zum Eingangsbereich

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Kleine Zugbrücke zur oberen Höhlenburg

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Aufgang zur oberen Höhlenburg

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Ausblick aus der Höhlenburg

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In der oberen Höhlenburg

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Ganz oben - die Treppen des Erasmus

Im Jahre 1570 erhielt die Burg durch den Burgherrn Johann Cobenzl Freiherr von Prossegg zu Lueg die heutige Gestalt. Ab 1810 war die Burg in Besitz von Graf Michael Coronini von Cronberg. Das hochadelige österreichische Adelsgeschlecht Windisch-Graetz nutzte die Burg ab 1846 zum Jagen. Alle Burgherren haben im Museum der Burg ihre Bilder und Wappen. Alle Räume sind heutzutage in einem hervorragenden Zustand, und es machte mir außerordentlichen Spaß, alle Räume zu besichtigen. Man glaubt gar nicht, wie viele Räume die Burg besitzt. Ich liebe solch alte Gemäuer, besonders, wenn sie so imposant sind wie dieses. Die Geschichte von Erasmus faszinierte mich. Die Burg besitzt alles, was man damals brauchte: ein Gerichtszimmer, eine Folterkammer, einen Gebetsteil, ein separates Zimmer für den Geistlichen, großzügige Wohnräume, Waffenlager und so weiter und so fort. An den Gemächern der Besitzer befindet sich ein Fenster zum Gebetsraum, damit die holden Damen der Messe folgen konnten, ohne ihre Gemächer zu verlassen. Im Verlies haben nicht wenige Delinquenten ihr Leben gelassen. Besonders beliebt war für Schwerverbrecher das Spannen auf das Rad, wobei ihnen sämtliche Knochen brachen. Im Anschluss ließ man sie dann einfach daran hängen, bis das Leben entschwand.

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Blick in die Folterkammer

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Gerichtszimmer

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Wappen der Familie Cobenzl

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Eingang zu einer alten Kammer

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Die Wohnstube

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Großzügige Koch- und Feuerstelle im Wohnraum

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Schlafstube

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Gebets- und Messraum

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Von hier aus konnten die Damen der heiligen Messe folgen

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Der Geistliche

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Waffenlager

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Die Ausgucke aus dem Waffenlager

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Rüstungen

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Waffen

Man genießt von oben eine hervorragende Aussicht über das ganze Tal und kann sogar in der Ferne am Bach einen Baum erkennen, unter dem die Geliebte des Erasmus um ihn getrauert haben soll. Ansonsten war das Tal – wie damals üblich – weitestgehend von Bäumen befreit, damit kein Feind sich unbemerkt nähern konnte. In der Folterkammer hört man vom Band das Gestöhne der Gefangenen; im Verlies wird man Zeuge einer gestellten Unterhaltung der Insassen – natürlich auch über den Audioguide. In nicht wenigen Gängen ist die eine Wand menschengemacht, während die andere aus natürlichem Fels besteht. Der Übergang an der Decke ist fließend. Das Leben in der Burg war natürlich in früheren Zeiten alles andere als angenehm. Es war kalt, und alles diente in erster Linie der Verteidigung. So benutzte man teilweise Teppiche an den Wänden, um wenigstens etwas Wärme festzuhalten. Im Zimmer des Geistlichen befindet sich ein Loch in der Wand. Dahinter befinden sich ein Hohlraum und die Felswand. Hier erkennt man, dass es in diesem Raum wahrscheinlich etwas angenehmer war durch die doppelte Dämmung. Der Geistliche sollte es schließlich gut haben. Als ich hier verweilte, drehte gerade ein Team mit der Kamera. Wahrscheinlich für irgendeine Art von Dokumentarfilm. Im Obergeschoss befindet sich eine Glocke, die ein jeder Besucher läuten darf. Angeblich kann man sich dabei etwas wünschen, was daraufhin selbstverständlich in Erfüllung geht. In den Felswänden sind teilweise Rinnen geschlagen, durch die das Wasser in den Felsen abfließen konnte. So hatte man sein eigenes, sauberes Quellwasser.

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Doppelte Dämmung neben der Bettstatt des Geistlichen

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Aussicht auf das Dorf

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Linke Wand von Mensch gemacht, rechte Wand natürlich - mit Ablaufrinne für Quellwasser

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Natürlich habe auch ich mir was gewünscht - schaden kann's nicht!
 
M

Marius

Guest
Ich liebe Burgen und die detailverliebte Wiederherstellung, man kann sich ein bisschen in die damaligen Zeiten zurück versetzen, wenn auch mit einem mulmigen Gefühl, denn schön war das Leben damals nur für einige wenige.

Mit Grausen denkt man an die barbarischen Gepflogenheiten, und dann überkommt einen auch noch ein kalter Schauer, wenn man dessen Gewahr wird, dass es auch heute noch überall, ja überall auf der Welt Menschen gibt, die zu solchen Grausamkeiten fähig sind.

Toller Bericht, danke!
 
B

Barraquito

Guest
Gut gemacht, Heiko!
Schöne Bilder, interessante und auch besonders anrührende Details.
Ich liebe Audioguides, da kann man sein eigenes Tempo wählen, Texte wiederholen o überspringen.

Mir fiel ein Satz von Henning Mankell ein, als ich gerade Marius' Einwand zur Barbarei las.
Gefragt, warum er denn stets so grausame Krimis schreibe, antwortete er: weil die Wirklichkeit noch viel grausamer ist.
Langanhaltender Beifall vor Jahren hier im Stadttheater Konstanz.
Ein wunderbarer Abend, um diesen vielschichtigen Schriftsteller ein wenig mehr kennenlernen zu dürfen.
Was habe ich diese Bücher verschlungen - zuerst die Krimis, dann die afrikanischen Themen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Henning_Mankell
https://www.zeit.de/2010/12/Gespraech-Henning-Mankell
 
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claus-juergen

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hallo Heiko,

schön, daß du die Heimreise genutzt hast um uns diese mir von der Lage her bekannte Burg vorzustellen. Deine Fotos und die detaillierte Beschreibung sind natürlich eine Anregung, dort auch einmal Halt zu machen. Sicherlich ist da viel weniger los als ein paar Kilometer weiter in den Adelsberger Grotten.

Dieser Erasmus hatte vielleicht ein tolles Ritterleben, aber sein Ende war "beschissen". ;)

grüsse

jürgen
 
M

Marius

Guest
Um welchen Erasmus handelt es sich da eigentlich?
Auf Google ist ja nur schwer was auffindbar, seit es das EU-Erasmus-Programm gibt, welches übrigens sehr gut sein soll und keineswegs besch...... :)

Von denen hier ist es anscheinend keiner, wenn das oben genannte Todesjahr 1484 korrekt ist: https://de.wikipedia.org/wiki/Erasmus_(Vorname)
 
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