Kapitel 22:
16. Tag – Auf weiter Fahrt
Sonntag, der 16.09.2018:
Ich war früh auf den Beinen, belud das Auto mit den Koffern, ließ die Schlüssel von innen stecken und fuhr endgültig zum letzten Mal der Straße neben „meiner Bucht“ entlang. Nun war ich fort. Ein letztes Mal reihte ich mich im Fährhafen Dominče in die Reihe ein, nun mit einem Koffer auf dem Kofferraum-Gepäckträger. Auf Wiedersehen, Korčula. Buhuuuu! Ein letzter Blick von der Fähre auf den Berg, der nun mir gehört. In Orebić bog ich Richtung Westen ab, 18 Kilometer zur Bucht am Zipfel der Halbinsel, Richtung Lovište.
Als ich den Ort am Ende Pelješac' erreichte, stellte ich das Auto sofort ab und begab mich in Richtung des Hafens. Es war noch recht früh, kurz nach halb acht, so dass noch nicht alle auf den Beinen waren. Einige Herren saßen jedoch im Café Bolero schon bei Kaffee und Zeitung zusammen. Hey, hier waren schöne Natursteinhäuser! Schnuckelige Boote, hübsche Palmen! Ein einsamer Fischer war mit seinen Netzen beschäftigt. Die Promenade windet sich rund um die Bucht. Molen und Fischernetze glänzten im Lichte der Morgensonne. Ein Junge verkaufte einige Souvenirs. In der Mitte des kleinen Orts gibt es sogar einen Studenac-Einkaufsmarkt und eine kleine Kirche. Lovište ist nicht unsympathisch, kann aber mit solchen Küstenorten wie Trstenik oder Žuljana nicht ganz mithalten.
Am Hafen in Lovište
Lovište
Boot in der Morgensonne
Alte Häuser in Lovište
Haus am Hafen
Allerlei Boote
Der Putz ist ab!
Netz und Boote
Fischer bei der Arbeit
Kleine Kirche im Hafenbereich
Die Promenade
Konoba am Wasser
Auch den Ortsteil Mirce wollte ich kennenlernen und fuhr mit dem Auto ein Stück nach Norden. Hier nutzten zwei Herren die Morgenstunde bereits zu einem kühlen Bad. Ein großer Hund streifte durch die Straßen, der sich für mich aber nicht zu interessieren schien. Es ist sehr ruhig hier. Die kleine Konoba Mirce hatte noch geschlossen, sonst hätte ich vielleicht mein Frühstück nachholen können. Um Viertel nach neun war ich mit meinem Rundgang am Ende. Diese Ruhe am Morgen war herrlich.
Straße in Mirce
Kiesstrand in Mirce
Im Hintergrund befindet sich die kleine Konoba Mirce
Mirce besteht überwiegend aus Ferienhäuser und ist sehr ruhig
Mein letztes Ziel an diesem wieder mal sehr sonnigen Vormittag war Trpanj. Der Ort ist umgeben von sieben mit Zypressen bewachsenen Hügeln mit zahlreichen Kapellen und Ruinen. Um 11.30 Uhr sollte die Fähre nach Ploče zum Festland fahren. Da hatte ich also noch Gelegenheit, den Ort kennenzulernen. Der Hafen und die Hauptstraße im Hafenbereich machten bereits einen hervorragenden Eindruck auf mich. Die zum Hafen führende Hauptstraße ist breit und gerade. Auf beiden Seiten laden Konobas und andere Geschäfte zum Eintreten ein. Ich sah sofort, dass Trpanj mir sehr gefallen würde. Als Erster parkte ich hinter der Kette im Wartebereich der Fähre.
Hauptstraße im Hafenbereich von Trpanj
Impressionen vom Hafen
Da ich mein Frühstück noch nachholen wollte, nahm ich direkt an der Hauptstraße in einem Café Platz. Ich hatte Hunger, und so bestellte ich einen Hot Dog und einen Cheeseburger. Ich muss gestehen, noch nie eine Cockta getrunken zu haben, also holte ich dies nun nach. Im Anschluss lief ich hinüber zum gezackten Felsen nahe der Hafeneinfahrt. Hier befindet sich die Meeresmadonna. Über eine kleine Brücke gelangt man zu ihr. Der Spaziergang entlang der Kaimauer war toll. Die Promenade ist wundervoll; ich lief sie von oben bis unten ab. Die großen Steinhäuser und teilweise auch bunten Häuser der Stadt funkelten im Sonnenlicht. Ganz im Westen befindet sich noch ein Kiesstrand direkt vor einem Hotel. Hier beginnt eine lange, gebogene Hafenmole.
Cockta
Brücke zur Meeresmadonna
Alte Boote in Trpanj
Über die Brücke
Blick auf Trpanj
Die Meeresmadonna
Bunte Häuser am Hafen
Auf der Mole
Entlang der Hauptstraße spazierte ich ins Talinnere, denn natürlich wollte ich auch den alten Teil Trpanjs kennenlernen. Und es überraschte mich, wie viele alte und idyllische Gassen und Plätze ich vorfand. Man muss eben nur den Hafenbereich verlassen und nach Süden wandern. Ich empfand Trpanj als Schmuckstück. Die große Kirche Sv. Petar i Pavao überragt den hinteren Ortsteil. Gern wäre ich noch zur Festung Gradina auf einem Hügel oberhalb des Ortes gewandert, doch sind die Entfernungen zwischen den Hügeln dermaßen weit, dass das schier unmöglich war – und dann noch bei diesen Temperaturen! Will man alle Hügel und Kapellen anschauen, sollte man durchaus mehr als einen halben Tag einplanen.
Kirche Sv. Petar i Pavao
In den Gassen von Trpanj
Eingangstüren
Mitten in Trpanj
Gassengewirr
Weitere Gasse
Da ich noch etwas Zeit hatte, bis die Fähre kam, gönnte ich mir noch einen Eisbecher ein paar Meter neben meinem Auto. Dann fuhr die Fähre in den Hafen ein. Als wir Trpanj verließen, konnte ich die sieben Hügel um den Ort sehr gut erkennen. Im Ort selbst sieht man das ja nicht. Mit schwerem Herz und in praller Sonne verließ ich Pelješac und schaute auf dem Deck zurück zu dieser tollen Halbinsel, ein Ožujsko Grejp in der Hand. Mljet und Pelješac begeisterten mich im Urlaub am Meisten. Die Fahrt zum Festland dauert 60 Minuten.
Eisbecher
Die Fähre kommt
Die Hügel von Trpanj
Es hat mich wirklich überrascht, wie unansehnlich – um nicht zu sagen hässlich – Ploče ist. Industrie, Kräne, äußerst unschöne Hochhäuser. Nein, hier werde ich mich sicher nicht niederlassen. Nichts wie raus hier! Ich hatte plötzlich Probleme mit meinem Navi-Programm. Obwohl es offline läuft, sind GPS-Daten natürlich notwendig, und daran haperte es mehr und mehr. Egal, wo ich mich befand: Keine GPS-Daten verfügbar. Na toll! Da hätte ich auch gleich nach Karte fahren können. Mit denen kam ich stets bestens zurecht. Ich hatte mir zwar Kartenausschnitte ausgedruckt, doch wo man auf der Autobahn genau abfahren musste, war auf ihnen schwer erkennbar. Und laufend Google Maps wollte ich auch nicht benutzen, denn dann wäre das Datenvolumen bald aufgebraucht. Ich machte mich auf den weiten Weg nach Slowenien, genauer gesagt Postojna.
Im "idyllischen" Hafen von Ploče
Auf der E71 fuhr ich weit nach Nordwesten. Mein Ziel war, vor Erreichen von Karlovac auf die E65 Richtung Kvarner Bucht abzubiegen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich genau die gewünschte Straße nahm, doch die Richtung war gut. Und dennoch war ich überrascht, als ich irgendwann direkt an Rijeka vorbeifuhr und das Schild mit der Aufschrift „Trsat“ am Straßenrand erblickte. Ich hatte gar nicht vergegenwärtigt, dass ich hier hindurch kommen würde. Ich mag Rijeka sehr, doch war es einfach ein merkwürdiges Gefühl, hier aufzuschlagen, wenn man sich zuvor in den tiefsten Tiefen Dalmatiens herumtrieb. Ich fragte mich schon, ob ich nicht zu weit gefahren war, stellte bei einem Blick ins Internet aber fest, dass das wirklich die beabsichtigte Route war.
Ein Blick auf’s Naviprogramm: Keine GPS-Daten verfügbar. Alles klar! Jetzt reichte es; ich stellte auf den Dauerbetrieb von Google Maps um. Bald fuhr ich über letzten Endes kleine, slowenische, hügelige Landstraßen meinem Ziel Postojna näher, was ich nach langen sieben Stunden – von Ploče aus – endlich erreichte. Ich war nun doch etwas erschöpft. Das Tageslicht machte sich rarer und rarer. Durch den Ortskern hindurch fuhr ich auf der Hauptstraße den Hügel hinauf und hatte meine Unterkunft erreicht – das Lemonwood House. Heute wollte ich nur noch Einchecken und was Essen.
Das Haus ist nicht das Schönste, aber für eine Nacht sollte es meinen Ansprüchen genügen. Ich wählte die Nummer meines Hausherrn, der kurz darauf aus dem Haus trat. Das Haus hatte ein Zahlenkombinations-Schloss, so dass man ohne die richtige Kombination keinen Zutritt erlangte. Irgendwie war der Vermieter ein ungewöhnlicher Typ. Um die 30 Jahre war er ganz locker und cool drauf. Kurzer Bart und sehr gutes Englisch. Besser als meins. Alles war gar kein Problem. Hinterm Haus konnte ich auf dem Parkplatz parken. Gemietet hatte ich zwar ein Zimmer mit Bad in einer oberen Etage, doch da nun auch ganz unten etwas frei war, konnte ich mich entscheiden, welches ich denn nahm. Das untere Zimmer war ein Familienzimmer mit einem großen Doppelbett und einer Holzleiter, die unter der Decke zu zwei Kinderbetten führte. Ich nahm es, denn so musste ich meine Sachen nicht bis nach oben schleppen. Die Einrichtung war recht karg. Lediglich vier Stühle, ein Kleiderständer und ein Tisch befanden sich noch im Zimmer. Man merkte jedoch, dass es erst vor kurzer Zeit renoviert wurde. Es war sehr sauber und mit viel Holz ausgekleidet. Und das roch wirklich nach Zitrone, ganz wie der Name des Hauses versprach. Auch das Bad war sauber und modern, doch sah ich an der Decke bereits Feuchtigkeitsspuren. Das Bad hatte ja auch keine Lüftung oder Fenster. Na, mir sollte es egal sein, wenn es hier irgendwann schimmelte. War ja nur für eine Nacht.
Nicht besonders groß, aber ausreichend für eine Nacht
Doppelbett
Es gab lediglich einen Gemeinschaftskühlschrank im Flur des Hauses. Da war auch so gut wie nichts drin. Das war alles nicht besonders ideal, aber ich dachte mir: was soll’s? Im Keller des Hauses war ein Fitnessstudio für die Bewohner. Ich brachte die Koffer hinein. Der Vermieter erklärte mir feierlich, dass jeder, der bisher in diesem Bett geschlafen hatte, seine Bequemlichkeit lobte. Lang und ausgedehnt erklärte er mir, wo ich denn im Ort essen konnte oder vielleicht noch Bier kaufen konnte. Man schien nur bis 21.00 Uhr Alkohol kaufen zu können. Auch das war mir egal. Heute wollte ich das Auto nicht mehr bewegen. Ich hatte ein großes Bier. Das sollte mir genügen.
Dann begab ich mich in die Stadt hinunter. Ich hatte mir zuvor die Gostilna Storja Pod Stopnicami zum Essen ausgesucht. In Slowenien heißen alle Restaurants Gostilna anstatt Konoba wie in Kroatien. Doch diese Gostilna war leider geschlossen. Is‘ ja klar. Genau das, wo ich hin will, hat natürlich geschlossen. Ich suchte mir also die Pizzeria & Gostilna Minutko aus. Die Lokalität machte einen recht guten Eindruck und versprach weitaus mehr als nur Pizza. Am Nebentisch saß ein deutsches Ehepaar. Sie hatten Pizza gegessen und verabschiedeten sich alsbald. Das Englisch der Beiden war ausbaufähig.
Schließlich entschied ich mich für ein slowenisches Bier, Lammkeule, ein Glas Wein und Tintenfischcarpaccio als Vorspeise. Bereits in Croatia wollte ich eigentlich mal ein Tintenfischcarpaccio probieren, kam jedoch nicht dazu. Dass ich hier in Slowenien, fernab jedweden Wassers, noch die Chance dazu bekäme, hätte ich nicht gedacht. Ich wusste, wie es auszusehen hatte und war nicht wenig überrascht, als man mir die Vorspeise reichte. Auf einem blauen Teller war etwas Tintenfisch nebst Pistazien, gerösteten Brotstückchen, Erdbeerstückchen!! und etwas Öl. Nun ja, das war also eine etwas andere Idee eines Tintenfischcarpaccios. Man kann nicht sagen, dass es nicht schmeckte, doch ungewöhnlich war es allemal. Die Lammkeule kam lediglich mit einigen Linsen!! Merkwürdig, merkwürdig. Aber auch das Lamm schmeckte nicht übel. Letzten Endes verließ ich etwas zwiegespalten die Gostilna und machte mich auf den fußläufig doch etwas weiten Weg hinauf zu meiner Unterkunft.
Tintenfischcarpaccio auf Slowenisch
Lammkeule
Ich räumte den Tisch auf, platzierte das Notebook und die Kamera, öffnete mein Bier und kopierte meine Fotos. Dies sollte nun also die letzte Übernachtung meines Urlaubs sein. Ich muss zugeben, dass das Bett wirklich bequem war, obwohl man hier einfach zwei Einzelteile aneinander geschoben hatte. Ich schlief aber ausgesprochen gut.
(Besuchte Orte: Lovište, Trpanj
)