Kapitel 21:
15. Tag – Der schönste Strand auf Korčula
Samstag, der 15.09.2018:
Heute ließ ich mir mal richtig Zeit. Ich kam erst gegen halb zehn von „zuhause“ weg, was für meine Verhältnisse extrem spät ist. Heute war zwar nicht der letzte Urlaubstag, jedoch der letzte Tag, an dem ich mich der Insel Korčula hingeben würde. Ein letztes Bad in meiner Bucht vor der Terrasse, ein ganz langes Frühstück, zum letzten Mal morgens von der Terrasse auf meine glitzernde Bucht schauen, alles ganz gemächlich. Meiner Vermieterin teilte ich in aller Ruhe noch mit, dass ich am nächsten Morgen früh starten würde. Ein bisschen Wehmut kam auf.
Heute stand Blato auf dem Plan. In früheren Zeiten die Inselhauptstadt, ist es heute vor allem für seine Lindenallee bekannt, die gleichzeitig die Hauptstraße darstellt. Und sie ist wirklich schön. Man fühlt sich hier automatisch wohl durch das viele Grün. Die in italienischer Zeit „Blatta“ genannte Stadt zählt heute 3.000 Seelen. Die Allee ist recht eng, und so muss man genau schauen, bei einem entgegenkommenden Fahrzeug nicht gegen einen Baum zu fahren. Und es war viel Verkehr. Der Gemeindesitz in der Ortsmitte ist ein stattliches Gebäude mit Palmenpark. Er liegt am Trg Dr. Franje Tuđmana.
Die Lindenallee in Blato
Kirche Svih Sveti und Loggia
Der Glockenturm
Die imposante Kirche
Gut gelaunt kam ich auf den zentralen Platz. Hier steht die durchaus imposante Kirche Svih Sveti und das Kastell Arneri. In der Mitte des Platzes findet sich eine sehr schöne Loggia. Der Glockenturm der Kirche ist freistehend und großen Ausmaßes. Südlich der Hauptstraße fand ich herrlich idyllische Gassen. Auch hier ist der alte Geist Korčulas sehr spürbar, da die Häuser mitunter sehr alt und auch teilweise verfallen sind. Ein wundervolles Ambiente. Das Kloster Svetište blažene Marije Petković Propetog Krista konnte ich beim besten Willen nicht finden. Auch bei manch Einheimischem erbat ich Hilfe, was jedoch ebenfalls nichts einbrachte. Ein Kloster kann man doch nicht übersehen. Eventuell ist es der Anbau hinter der Hauptkirche. I don’t know.
Der alte Geist Korčulas
Ungewöhnlicher Platz für ein Boot
Auf Erkundung
Am unteren Ende Blatos wunderte ich mich über die große Werft Radež. Eine Werft erwartet man einfach eher an der Küste. Ich begab mich in den nördlichen Teil, der ebenfalls von Gassen durchzogen ist, die eine Erkundung wert sind. Hier im Norden befinden sich vier Kirchen: die Crkva Gospe od zdravlja, die Crkvica Sv. Liberana, die Crka Sv. Lucije und die Crkvica Sv. Vida. Es gibt genug zum Anschauen. Auf dem Rückweg kam ich am Sportplatz vorbei, auf dem eifrige Jungs sich ein Match lieferten. Nahe der Ortsmitte ist ein großer Park mit Brunnen. Kurz bevor die Sonne ihren Zenit erreichte, konnte ich mich von der sehenswerten Stadt loseisen.
Alte Gassen
Der Charme Blatos
Im Norden
Park mit Brunnen
Mittag ist die schönste Zeit zum Baden. Also fuhr ich zurück nach Osten. In Pupnat entschied ich mich, ein kleines Bier auf einer Bank zu trinken. Zu diesem Zweck war ich wieder kurz im Studenac-Lebensmittelgeschäft, und da war sie wieder, die hübsche Dame um die 30 mit braunem, glattem Haar, die mir schon einmal aufgefallen war. Ihr Lächeln war wieder besonders charmant. Im Geiste taufte ich sie auf den Namen „Miss Pupnat“, denn das war sie sicher.
Gegenüber der Abzweigung nach Pupnat befindet sich die Straße zur Pupnatska Luka. Heute war es endlich soweit. Ich freute mich schon seit langem auf diesen Strand, den ich mir für den letzten Tag auf Korčula aufgehoben hatte. Die Bucht ist im Süden der Insel eine der Buchten, die am weitesten ins Land hineinschneiden. Schon, wenn man die Straße hinabfährt und hinunterschaut, ist die Bucht ‘ne Wucht. Ein junger Herr kassierte einige Münzen Parkentgelt. Unten angekommen, kam ich aus dem Staunen nicht mehr raus. Eine sagenhafte, große, halbrunde Bucht mit kleinem Kies und türkisblauem Wasser. Das wussten auch etliche andere Urlauber zu schätzen, die sich hier in der Sonne aalten. Unser Zentralgestirn knallt bedingungslos in diese Bucht hinein. Ist man nicht totaler Sonnenanbeter, wäre ein Sonnenschirm hier ratsam.
Pupnatska Luka
Am herrlichen Strand
Panorama
Die Sonne knallt
Viele Badende lagen auf Plastikliegen unter Bastsonnenschirmen, doch da meiner Erfahrung nach diese stets zu einer Konoba gehören, wo dann natürlich auch erwartet wird, dass man dort was verzehrt, begnügte ich mich damit, meine Decke in den Steinen auszubreiten, der Sonne gnadenlos ausgeliefert. Manche scheinen das immer nicht zu wissen und legen sich wie selbstverständlich auf eine solche Liege. Wenn dann ein Bediensteter einer nahen Bar kommt, um das Geld zu kassieren, gibt es erstaunte Gesichter. Der Strand ist ein Traum – an allen Seiten von Wald umgeben; einige kleine Boote liegen bereit. Manche Wasserratten hatten kleine Steintürmchen gebaut, unten die großen, breiten, nach oben hin sich immer weiter verjüngend. Kleine Wege führen seitlich an beiden Seiten um die Bucht herum, so dass man sie auch von der Seite genießen kann. Hier schnorchelte ich einige Zeit und ließ mich dann von der Sonne braten. Der Nachmittag war bereits weit fortgeschritten, als ich mich aufraffte und den Rückweg antrat.
Platz zum Relaxen
Das Treiben am Strand
Künstlerische Betätigung
Wohlwissend, dass Tri Luke gaaanz, ganz weit im Südwesten der Insel, eher eine Ansammlung einzelner Ferienwohnungen ist und – wie der Name schon sagt – aus drei Buchten besteht, wollte ich dennoch auch diesen eher unüblichen Ort kennenlernen. Man muss sich schließlich ein Gesamtbild der Insel machen können. Da das Gebiet auf der Karte recht interessant ausschaut, gehörte es einfach dazu. Man muss hier allerdings alle drei Ortsteile separat mit dem Auto anfahren, da es einfach viel zu lang dauern würde, alles zu Fuß abzulaufen. Um 15.30 Uhr war ich dort. Für Urlauber, die ein Häuschen ganz in der Ruhe und direkt am Wasser suchen, kann die Gegend durchaus eine Alternative sein. Moderne Bauten mit edlen Pools sind hier keine Seltenheit.
Pool in Nova
Die Buchten sind sehr hübsch
Mit dem Weiler Nova fing mein kleiner Exkurs durch Tri Luke an, dahinter schließt sich Široka an. Vergisst man die fehlenden Sehenswürdigkeiten, sind die drei reich bewaldeten Buchten sehr hübsch und klein. An vielen kleinen Molen sind etliche Boote der Bewohner festgemacht. Die letzte Siedlung in der letzten Bucht scheint Tri Luke oder „Tri Porte“ selbst zu heißen. Auf einem größeren Anwesen trieben hier Jugendliche ihr lautes Unwesen. Hier befindet sich ein öffentlicher Badestrand. Mehr zu sehen gab es hier hinten nicht.
Blick über ein Ferienhaus
Široka
Wer Ruhe sucht, ist hier richtig
Bootsidylle in Tri Porte
Nicht weit entfernt von Tri Luke kam ich nach Potirna. Zuerst fand ich lediglich einige einzelne Häuser inmitten von Olivenhainen. Vielleicht eine Handvoll. „Das ist eine Olivenanbausiedlung*, dachte ich. Dann drehte ich jedoch um und bog rechts ab. Hier befand sich noch ein kleiner „Ortskern“. Immerhin einige alte Steinhäuser sind hier zu sehen. Große Agaven. Dieser Kern hat eine gewisse Idylle, das musste ich anerkennen. Ich sah auch einen Einheimischen, der hinter seinem Auto bei der Arbeit war. Das war jedoch der Einzige, den ich sah. Der Ort ist wirklich sehr, sehr klein und liegt irgendwo im Nirgendwo. Die meisten Touristen dürften hier hinten niemals vorbeikommen.
Olivenbaum in Potirna
Hof in Potirna
Hohe Agaven
Impression aus Potirna
Der Ort verfügt über nur wenige Häuser
Da es an der Küste doch viel schöner ist, fuhr ich wieder in den Süden nach Karbuni. Als ich die Küste sah, enthüllte sich ein sehr schönes Landschaftsbild. Hinter Karbuni befinden sich einige kleine vorgelagerte Inseln. Die Größte und Längste, die sich parallel an der Küste entlang zieht, ist Zvirinovik. Dahinter liegt Obljak, Kosor und noch einige ganz kleine Inselchen. Das sieht wirklich fantastisch aus, denn in der Ferne liegen noch einige Tri Luke vorgelagerte Inseln. Landschaftlich ist das eine tolle Sache. Die Ortschaft ähnelte für mich jedoch Prižba, ist also eher ein länglicher Ort, der lediglich aus Ferienhäusern besteht und keine besonderen Sehenswürdigkeiten aufweisen kann. Für Urlauber wiederum, die ein Häuschen direkt am Wasser suchen, kann es das Richtige sein.
Karbuni und vorgelagerte Inseln
Karbuni
Gebäude in Karbuni
Auf der Straße spielten einige Jungs Fußball und grölten jedesmal, wenn sie für mich Platz machen mussten, taten es jedoch. Ich musste mich schließlich umschauen und fuhr hin und zurück und wieder hin. Dann machte ich einen Spaziergang direkt am Wasser. An der schroffen Felsküste lief ich von Mole zu Mole. Keine Wolke war am Himmel. Für jemanden, der hier ein Boot hat, ist es vielleicht eine runde Sache. Ein paar alte Steinhäuser finden sich mitunter auch hier. Der Streifzug in der langsam sinkenden Sonne war recht schön. Ein knutschendes junges Pärchen ließ sich nicht durch mich stören.Warum auch?
Abendliche Idylle
Zum Abschluss dieses letzten Tages auf der Insel fuhr ich in die sehr schöne kleine Bucht bei Gržćica. Ich war hellauf begeistert. Dieser Ort gehört ohne Zweifel zu den anderen schönen, kleinen Küstenorten wie Brna, Zavalatica, Prigradica und Račišće. Welchem hier der Vorzug gegeben wird, liegt im Auge eines jeden Betrachters. Gržćica ist jedoch vorn dabei. Ich parkte am Eingang und lief in die kleine Bucht, in der sich die Boote nur so tummelten. Zum letzten Mal für diesen Urlaub durfte ich das Flair eines idyllischen, ehemaligen Fischerdorfs auf Korčula erleben. Gewaschene Wäsche hing direkt mitten im Hafen über einigen Holzstangen, wo ein jeder etwas davon hätte mitnehmen können. Seltsames Vertrauen.
Gržćica
Die sehenswerte Bucht
Im kleinen Hafen
Nahe des Buchtinneren war eine schmale Stelle zwischen Wasser, Mole und Holzstangen, wo eine Dame mit ihrem Auto durchzufahren gedachte. Ich wollte mir das ganz genau anschauen, da die Stelle mir zu eng erschien. Gut, sie hatte nur einen kleinen A-Klasse-Mercedes, aber dennoch fand‘ ich, dass das ganz schön eng werden würde. Ich war schon ganz gespannt. Aber siehe da! Sie fuhr hindurch! Als die Sonne unterging verließ ich das hübsche Dörfchen. Väter riefen verärgert nach ihren kleinen Söhnen, die fröhlich auf Fahrrädern durchs Dorf radelten.
Im Buchtinnern
Das Tageslicht schwindet
Ich hatte für den Abend einen Tisch in der Konoba Dušica in Lumbarda bestellt, denn samstags sollte es hier Spanferkel geben; und ich liebe Spanferkel. In Dalmatien ist es manchmal nicht so leicht, Spanferkel zu essen; in der Kvarner Bucht scheint diese Leckerei weiter verbreitet zu sein. Und meinen umfangreichen Recherchen zu Folge war die Konoba Dušica die einzige Konoba, die es in Lumbarda anbot. Die Besitzerin spricht gut Deutsch. Bereits am Telefon hatte sie mir erzählt, dass sie mal für eine gewisse Zeit in - war es Mannheim? - verbracht hatte. Die Konoba liegt etwa 50 Meter von der Hauptstraße entfernt. Eine gute Idee der Besitzerin war, eine beleuchtete Girlande bis nach vorn zur Hauptstraße zu hängen, die Besuchern den Weg wies. Dadurch fiel die Konoba eher auf.
Natürlich ist man dann enttäuscht, wenn man extra deswegen hier bestellt hat und dann zu hören bekommt, dass es kein Spanferkel mehr gibt. Ursprünglich gab es mittwochs und samstags das Fleisch. Weil es knapp wurde, hatte man das Angebot bereits auf samstags beschränkt, und nun war es ganz ausgegangen. Das ist eben der Nachteil der Nachsaison. Das Wetter ist meist hervorragend, möchte man aber kulinarische Besonderheiten, wie z. B. auch 1. Klasse-Fisch, so gibt's den in den Konobas in der Nachsaison oft nicht mehr. Wie gern hätte ich mal Petersfisch oder Drachenkopf gegessen, doch war das nicht mehr möglich. Stattdessen wird dann Dorade oder Seebarsch als 1. Klasse-Fisch verkauft, was jedoch eindeutig nicht der Wahrheit entspricht. Ich liebe Dorade, doch 1. Klasse-Fisch, der pro Kilo 400 Kuna kostet, war das noch nie.
Ich lernte aber endlich das kroatische Wort für Spanferkel: Odojak. Auf Englisch sagt man „piglet“. Das erleichtert mancherlei Anfragen in der Zukunft. Ich sah, dass es auch Girice gab. Na gut, ich war einigermaßen wieder zufrieden und nahm sie als Vorspeise. Ein Glas Wein und ein Bier und als Hauptspeise Kaninchen mit selbstgemachten Makkaroni rundeten das Essen ab, obwohl natürlich niemand Hase oder Kaninchen so herrlich hinbekommt wie meine Mutter. Daheim packte ich alles, was ich am nächsten Morgen nicht mehr benötigen würde in die Koffer – ich hatte wohl am Abend zuvor bereits damit begonnen – und schaute, dass auch alles in der Ferienwohnung ordentlich war. Dies war also der letzte Abend in Lumbarda. Ich saß noch einige Zeit auf meiner Terrasse, schaute in die Bucht und sagte mir, wie schön es hier eigentlich war, wie außerordentlich schön.
Girice
Kaninchen mit selbstgemachten Makkaroni
(Besuchte Orte: Blato, Tri Luke, Potirna, Karbuni, Gržćica
)