Kapitel 24: Ende
Da die Burg so viel zu bieten hat, war es bereits 11.15 Uhr, als ich wieder herauskam. Dies passte mir nun sehr gut, und so entschied ich mich kurzerhand, die um 11.30 Uhr beginnende Führung in die Höhlen unter der Burg doch noch mitzumachen. Wenn, dann richtig! Zusammen mit dem Führer fand sich ein Grüppchen von sieben Leuten zusammen, was sich als sehr angenehm erwies. Durch diese familiäre Gruppenstärke konnte der Führer auf jeden einzeln eingehen und alle Fragen beantworten. Das konnte er wirklich. Er war überaus kompetent und auch witzig. Sein Slowenian English klang hart und abgehackt, doch war er sehr gut zu verstehen. Jeder bekam einen Helm mit Lampe, und man fühlte sich wirklich wie ein Höhlenforscher. Unterhalb der Burg befindet sich ein weiterer Eingang, welchen wir nun benutzten.
Im Hintergrund unten liegt der untere Eingang
Ein Höhlenforscher
Der untere Eingang
Der Bach Lokva durchfließt die Höhlen und unser Führer erklärte uns, dass er im Winter innerhalb der Höhlen zum reißenden Fluss werden kann, warum die Höhlen in der kalten Jahreszeit nicht zugänglich sind. Der Bereich hinter dem Tor wurde in früheren Zeiten als Pferdestall genutzt. Das Höhlensystem soll sich insgesamt über 15 Kilometer erstrecken, aber keine Verbindung zum 24 Kilometer langen Höhlensystem Postojna besitzen. Das System unterhalb der Burg ist noch nicht vollständig erschlossen. Wir stiegen immer höher innerhalb des Berges und manchmal musste man richtig vorsichtig sein. An den Wänden der Höhle glitzerte es teilweise silbern, doch wie unser Führer schmunzelnd betonte, sei das kein Silber oder Gold, sondern lediglich eine Form von Bakterien. Einmal forderte er uns auf, die Lampen an den Helmen auszuschalten, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie man sich hier im Innern der finsteren Höhlen fühlt, wenn man kein Licht hat. Und so verharrten wir unheimlich für 15 Sekunden im Dunkel. Den einen oder anderen Witz gab er zum Besten. Sehr cool, der Mann. Er wusste wirklich alles und zeigte uns manche endemische Spinnenarten. Auch der Grottenolm soll hier – genauso wie im Höhlensystem Postojna – leben.
Im Innern
Die Gruppe stößt ins Innere vor
Natürlich finden auch Fledermäuse, dass es sich hier unten gut leben lässt. So fanden wir einige, die in ihrer typischen Stellung unter der Decke hingen. An einer Stelle auf unserer kleinen Expedition befindet sich ein tiefes Loch, das unten irgendwo im Nirgendwo endet. Hier befindet sich eine Leiter, deren oberes Ende man ebenfalls nicht sehen kann. Unser Führer sagte, dass man einfach nicht nach unten schauen soll. Er nannte die Leiter „Stairway to heaven“. Es empfiehlt sich wirklich, hier nicht herunterzufallen. Leider durften wir im Innern der Höhlen keine Fotos machen, so dass man die Eindrücke in der Erinnerung gut bewahren muss. Irgendwann fühlte es sich wirklich wie eine kleine Familie an. Man war an die anderen Teilnehmer gewöhnt und wartete auf jeden Einzelnen. Nach etwa einer Stunde kamen wir oberhalb der Burg wieder aus dem Fels heraus. Die Expedition hatte sich wirklich gelohnt. Ich war begeistert. Der Mann hatte sich den Dank wirklich verdient. Nun kannte ich mich nicht nur mit der Burg gut aus, sondern auch mit dem, was darunter und dahinter liegt. So gehört sich das.
Nun war die Mittagszeit bereits überschritten. Ich stieg in mein Auto und fuhr nun zur Höhle Postojna. Auf dem großen Parkplatz angekommen, staunte ich nicht schlecht. Um den Höhleneingang ist im Laufe der Zeit ein ganzer Park entstanden. Neben einer kommerziellen Flaniermeile mit allerlei Souvenirständen, an denen man so einen Quatsch wie Stoff-Grottenolme kaufen kann, mehreren Restaurants und einem Hotel gibt es vielerlei andere Attraktionen, die man sich anschauen soll, für die ich mich aber weniger interessierte. Ich hielt dies doch für etwas übertrieben. Ich interessierte mich schließlich für das Höhlensystem.
Auf dem Parkplatz zur Höhle Postojna
Brücke in den Postojna-Park
Treppe zum Eingang des Höhlensystems
Auch dieses Hotel befindet sich hier
Zu jeder vollen Stunde beginnt eine Führung. Je nach Muttersprache wartet man an einem zugehörigen Schild auf den Führer. Es ist unbeschreiblich, was hier für ein Auflauf herrschte. Wir hatten 13.00 Uhr. Mehrere Schulklassen hatten sich wohl dazu entschieden, heute ihre Abschlussfahrt in die Höhlen von Postojna zu unternehmen. Man fühlte sich wie auf einem Konzert. Dicht an dicht gepresst, hätte man hier kaum umfallen können. Und überall nur Geschrei der pubertierenden Ausflügler. Jeder musste natürlich cooler sein als der Andere. Alle hatten solche Abschluss-T-Shirts im Star Wars-Look an, auf denen aber der geistreiche Spruch „Stark Wars“ prangerte, womit die gemeinsame Schulzeit glorifiziert werden sollte. Ich hatte keine gute Zeit erwischt.
Ordentlicher Andrang vorm deutschen Schild
Eingangstor
Mit diesen Bahnen geht's hinein
Mit kleinen Eisenbähnchen wurden wir ins Innere der riesigen Höhlen gefahren. Die Höhlen sind beeindruckend – ohne Frage – aber irgendwie auch fast schon wieder zu groß. Die Fahrt mit der Bahn fand erst einmal gar kein Ende. Die Postojnska Jama ist das zweitgrößte, für Touristen erschlossene Höhlensystem der Welt. Das Alter wurde auf knapp eine Milliarde Jahre festgelegt. Es entstand durch den Fluss Pivka und seine unterirdischen Zuflüsse. Durch tektonische Vorgänge unterstützt, drang das Wasser immer mehr in das Kalkgestein vor und musste sich ständig neue Wege suchen. Der Fluss verbindet die Postojna jama mit den weiteren Höhlen Pivka jama, Otoska jama, Magdalena jama, Crna jama und Planinska jama. Die ersten festgehaltenen Besuche der Höhle waren im Jahre 1213. In einem besonderen, großen Raum, dem Kongresna Dvorana, wurden Kronleuchter eingebaut, und hier finden seit 1824 Tanz- und Gesangsveranstaltungen statt. Seit 1872 wird eine Höhlenbahn eingesetzt, und 1884 wurde elektrisches Licht installiert. Ende des 19. Jahrhunderts richtete man hier sogar ein unterirdisches Postamt ein. Eine besondere Attraktion ist die „russische Brücke“, die im ersten Weltkrieg von Kriegsgefangenen erbaut wurde, um weitere Teile der Höhle zu erschließen. Innerhalb der Höhle herrscht eine konstante Temperatur von etwa 10 Grad. Im Jahre 2016 hat man hier zum ersten Mal die Geburt junger Grottenolme beobachten können, was bei vielen einen großen Enthusiasmus ausgelöst hat.
Im Höhlensystem
Der Weg durch die Höhlen
Manche größere Hallen sind beleuchtet
Durch das Höhlensystem
Immer neue Hallen tun sich auf
Hatten wir zuerst einen weiblichen Führer, wurden wir in der Folge aufgrund der Größe der Gruppe weiterhin aufgeteilt und bekamen schlussendlich einen Mann. Bei der Einfahrt meint man ständig den Kopf einziehen zu müssen, doch ist das nicht nötig. Es ist genug Platz in der Höhlenbahn bis zur Decke. Auf unserem Rundgang blieb der Führer an gewissen Punkten stehen und sprach zur gesamten Gruppe, die noch immer mindestens 80 Besucher betrug. Man konnte selten verstehen, was er sagte. Die Geräuschkulisse war aufgrund der Teenager einfach zu stark. Es wäre wohl einträglicher gewesen, auch hier per Audioguide unterrichtet zu werden. Die Stalagmiten und –titen sind teilweise gigantisch. Besonders „berühmt“ ist der Stalagmit Brilliant, der besonders stattliche Ausmaße sein Eigen nennt. Ein 16 Meter hoher Tropfstein trägt den Namen „Wolkenkratzer“. Nach einer gewissen Zeit hatte ich mir angewöhnt, immer ein bisschen voraus zu gehen, um mir die Höhlen wenigstens etwas in Ruhe anschauen zu können. Gab unser Führer wieder Erklärungen ab, kam ich wieder zurück. Der Rundgang geht über 2 Kilometer. Im Gegensatz zu den Höhlen in Predjama darf man hier Fotos machen, aber natürlich nur ohne Blitz. Auf dem Rückweg kamen wir unterhalb der russischen Brücke wieder hindurch.
Stalagmit Brilliant
Das Höhlensystem ist schon sehenswert
Gewundene Wege
Unendlich viele "Räume"
Diese vielen kleinen Stalagtiten nannte der Führer lapidar "Spaghettis"
Mit dem Führer vor der "Russischen Brücke"
Hohe Säulen
Rückweg unter der "Russischen Brücke" hindurch
Gegen 15.00 Uhr kam ich wieder hinaus und genehmigte mir in aller Ruhe in einem Imbiss einen Cheeseburger und Ćevapčići. Natürlich ist das Höhlensystem Postojna überaus beeindruckend, doch war es für mich eine Massenveranstaltung. Mir persönlich sagte die Burg Predjama mit ihrem Drumherum wesentlich mehr zu.
Dann war es soweit und ich startete mit der Rückfahrt. Plötzlich fiel mir ein, dass ich ja auf der Heimfahrt noch bei den Autobahnraststätten „Krka“ und Sv. Rok“ schauen wollte. Mist! Dies hatte ich also am Vortag leider vergessen, bevor ich Kroatien verließ. Dann muss ich das noch nachholen. Die Heimfahrt verlief relativ problemlos und auch ohne Staus. Ehe ich mich versah, war ich bereits durch Karawankentunnel und Tauerntunnel hindurch und in Österreich. Etwas Müdigkeit überkam mich zu später Stunde aber dann doch noch. Zuerst versuchte ich mit genügend Kaffee dagegenzuwirken, doch als es schwerer wurde, entschloss ich mich gegen Mitternacht in der Nähe von Nürnberg eine Schlafpause einzulegen. Wenn die Augen schon zufallen, sollte man sich nicht noch mehr zumuten. Ob ich wirklich Schlaf gefunden habe, kann ich nicht sagen, doch war ich im Anschluss jedenfalls wieder soweit erstarkt, dass ich den Rest des Weges bis nach Kassel antreten konnte, wo ich gegen 05.00 Uhr in der Früh eintraf. Die Koffer habe ich noch ins Haus getragen, doch dann hab ich nur noch schnell die Kleidung vom Leib gerissen, Vorhänge zu und ab ins Bett. Es wird nicht lang gedauert haben, und ich war weg.
Wenn man mich nun fragt „Wie war denn nun der Urlaub so alleine?“, dann weiß ich auf Anhieb nicht so recht, was ich antworten soll. Natürlich wäre es wahrscheinlich zu zweit oder dritt noch etwas schöner gewesen, da man so das Erlebte einfach teilen kann, aber auch alleine war es klasse. Besondere Erkenntnisse über mein eigenes Ich habe ich nun nicht gewinnen können, war aber auch nicht unbedingt mein Ziel. Ich komme allein recht gut zurecht, was aber auch zuvor schon der Fall war. Ich hatte einige interessante Begegnungen, aber ob ich die nicht gehabt hätte, wären wir zu zweit gewesen, das kann ich nicht genau beantworten. Insgesamt bin ich unglaubliche 4.998 Kilometer gefahren. Dass das soviel wird, hatte ich etwas unterschätzt, aber bin ich ja auch auf den Inseln und auf dem Festland während des Urlaubs viel gefahren. Ich habe 4.850 Fotos gemacht, von denen ich nun die schönsten Bilder aussortieren muss, um ein schönes Fotobuch zu erstellen. Ich habe viele Gebiete Dalmatiens kennengelernt, die ich zuvor so noch nicht kannte. Wenn man diese 17 Tage Revue passieren lässt, überlegt, was man alles gemacht und gesehen hat, dann kann man nur sagen – es war fantastisch!
(Besuchte Orte: Postojna
)