Hallo,
wir waren jetzt zum 1. Mal in Montenegro. 1 Woche waren wir unterwegs an der Küste und im Binnenland.
Zu Beginn ein Wort zum Thema
Camping (wir verreisen am liebsten mit dem Zelt und alles was kein Campingurlaub ist, geht für uns nur bei Städteresien):
An der
Küste in Montenegro ist Camping leider ein eher trauriges Kapitel. Die Campingplätze sind i.d.R. weder von der Lage noch von der Ausstattung mit denen in Kroatien zu vergleichen. Plätze direkt am Meer sind die Ausnahme. Falls es sie doch gibt (getrennt durch Uferstrasse bzw. Anmarsch von 300 m zum Strand ist für mich nicht direkt am Meer gelegen), sind die Sanitäranlagen so desolat, teilweise marode, teilweise schlichtweg verdreckt und versifft, dass man als (Zelt)Camper nur noch weg will von diesem Horrorplatz den man gerade besichtigt hat.
Die (wenigen) empfehlenswerten Plätze sind leider auch nicht das Gelbe vom Ei. Das vielgelobte Autocamp Maslina in Buljarica hat auch eher gewöhnungsbedürftige Freiluftduschen (schön bei gutem Wetter, aber wenn es kühler ist und regnet :roll: ), überhaupt keine Türen in den Duschen (in einigen wenigen Kabinen gab es ersatzweise Durschvorhänge), keine Schlösser in den Toilettenkabinen, keine Abwasserableitung im Bereich der Duschen (unappetitliche Sickergrube). Dazu viele heruntergekommene Wohnwagen auf dem Gelände (Dauercamper ???). Die Duschen im 2. Sanitärgebäude (dem unteren) offenbar wochenlang nicht mehr gereinigt. Unappetitliche Schmutzränder auf den Boden- und Wandfliessen. Der Besitzer war sehr nett und durch seine unkomplizierte und freundliche Art (spricht ein fast akzentfreies Deutsch dass er von seinen Gästen gelernt hat) und vor allem der günstige Preis (8 Euro 2 Personen mit Zelt pro Nacht) machen die Mängel aber wett sodass wir diesem Platz trotzdem eine Empfehlung aussprechen würden.
Überhaupt glichen viele Plätze die wir besichtigt haben eher einem Wohnwagenfriedhof als einem in Betrieb befindlichen Platz. Spätestens nach einem Blick in die Sanitäranlagen haben wir die Flucht ergriffen und sind weiter gefahren.
Viehdusche bzw. Abtritt waren die Worte die mein Mann gebrauchte und uns die Lust am Campen verleideten.
Waschbecken waren nicht überall vorhanden, teilweise gab es unappetitliche Rinnen, zu sozialistischen Zeiten vielleicht noch o.K., aber in einem Land wo an der Küste eine Luxusappartmentanlage nach der anderen gebaut wird, völlig überholt und unangemessen.
Dafür waren die Plätze dann sehr billig (6-8 Euro für Zelt + 2 Personen).
Wir hätten gerne mehr bezahlt für eine ordentliche Anlage!
Scheinbar denkt man aber im Land noch, dass Camper "arme Leute" sind. Dass aber auch durchaus gut situierte Ausländer mit respektablen Jobs dem Campingleben frönen einfach weil sie das Gefühl von Freiheit beim Campen lieben oder auch teilweise mit Wohnmobilen ins Land kommen die dem Kaufpreis eines Küstengrundstücks oder noch darüber entsprechen, hat sich anscheinend noch wenig herumgesprochen. Hier sollte sich was tun.
Erst als wir wieder in Kroatien waren, haben wir von Campnachbarn aus Österreich erfahren, dass es inzwischen einen wirklich empfehlenswerten Platz an der Küste bei Sveti Stefan (nähe Budva) geben soll. Dieser Platz wurde erst im letzten Jahr eröffnet und entspricht wohl mitteleuropäischem Standard. Der Platz ist in einem Clubcheckheftchen gelistet dass die beiden Österreicher dabei hatten (mit diesen Wertschecks kann man auf teilnehmenden Plätzen für 15 Euro/Nacht mit Wohnmobil bzw. Wohnwagen incl. Strom, Personen etc. campen). Leider habe ich mir den Namen nicht merken können, beim Googeln habe ich den Platz aber, glaube ich zumindest, ausfindig machen können: Crvena Glavica
Laut Beschreibung und Abbildung im Katalog den die Campnachbarin uns zeigte, liegt der Platz direkt am Meer, hat eine gute, moderne Sanitärausstattung incl. Waschmaschinen und Trockner, ein Restaurant und kleinen Markt.
Falls den Platz schon mal jemand angetestet hat, wäre ich für einen Hinweis dankbar, ob der Platz empfehlenswert ist.
Ansonsten können wir in Zabljak einen Platz empfehlen den man wirklich als Campingplatz bezeichnen kann. Im Ortsteil Zavrisje liegen zwei Plätze die auch mitteleuropäischem Standard genügen. Auf dem 1. Platz haben wir 4 Tage übernachtet. Dort wurden kleine Holzhütten vermietet (12 Euro/Nacht für 2 Personen). Da es ziemlich stürmte war das eine gute Alternative zum Zelt. Der Platz hatte moderen Sanitäranlagen (4 kleine Badezimmer mit Dusche, Toilette, Waschbecken), wirklich heisses Wasser in den Duschen und fürs Spülen, eine Gemeinschaftsküche zur Allgemeinnutzung mit Gasherd, Kühl-Gefrierschrank, Sitzgelegenheit, Küchenausstattung wie Töpfe, Pfannen, Geschirr, Besteck, Gläser ...
Dazu Feuerstellen für Lagerfeuer und zum Grillen, schöne Pavillons zum Sitzen und Kochen. Wirklich empfehlenswert und sauber gepflegte Anlage. Der zweite Campingplatz (250 m weiter den - sehr steilen - Hang hoch) hatte noch moderenere Anlagen. Da wir aber bereits unten eingecheckt waren und dort hochzufrieden, konnte uns der Besitzer (spricht sehr gut Deutsch) der uns auf dem Parkplatz im Ort abgefangen hat, nicht zu einem Wechsel auf seinen Platz bewegen. Beim nächsten Mal werden wir wohl eine Münze werfen müssen, welchen Platz wir nehmen.
Die beiden anderen Plätze die näher am Schwarzen See im Park liegen (Ivan Do und Mlinski Potok) waren einfacher ausgestattet, aber auch o.K., :smile: In den Bergen beim Durmitor NP macht Camping Spass. Wobei es dort auch günstige Apartments gab (15 Euro für 2 Personen pro Nacht, aber will schon ein Apartment wenn er überzeugter Camper ist
).
Was mir sonst noch aufgefallen ist bzw. Pro und Contra Küste und Berge:
Küste:
Contra:
- enorm zugebaut, teilweise regelrecht verschandelt durch Hotels und Apartments
- verdreckte Strände (für die Reinigung fühlt sich niemand zuständig)
- Müllansammlungen vielerorts auf wilden Müllkippen entlang der Küstenstrasse
- Campingplätze überwiegend katastrophal
- die hochgelobte Bucht von Kotor hat uns nicht gefallen, Landschaft erinnerte an den Gardasee (aber dort gibt es bessere Campingplätze und mehr Möglichkeiten für Aktivurlaub). Durchfahren reicht, müssen wir nicht nochmal haben. U.E. das einzig sehenswerte Ziel in der Bucht: die Altstadt der Stadt Kotor mit der gewaltigen Stadtbefestigung und der Jachthafen in Kotor (dort lag geschätzt eine Milliarde vor Anker - aber wir haben nicht wirklich Ahnung von den Preisen der Hochseejachten
)
Pro:
- teilweise schöner Küstenverlauf, vor allem Sveti Stefan ist so kitschig schön wie auf Bildern
- niedriges Preisniveau
- internationales Publikum
- Insgesamt aber fanden wir die Küste von Montenegro nicht so schön wie die kroatischen Küstenabschnitte.
Klingt nicht so toll, aber das beste habe ich mir für den Schluss aufgehoben!!! :smile:
Montenegro ist nicht umsonst das "Land der schwarzen Berge".
Wer die Berge nicht gesehen hat, hat Montenegro nicht gesehen! Hier entfaltet das kleine Land seinen Zauber und ist für uns der reizvollere Teil.
Berge:
Pro:
- traumhaft schöne Landschaften, touristisch noch wenig bedeutsam, unberührte Natur und "Wildnisfeeling" wie man es andernorts in Europa kaum mehr in dieser Breite findet (Werbeslogan Montenegro = "kleines Land von grosser Schönheit" = zutreffende Beschreibung. Ein Sehnsuchtsland für abenteuerlustige Reisende mit Vorliebe für spektakuläre Natur und (ziemlich) menschenleere Gegenden. Das ist unser Metier und hier haben wir Montenegro lieben gelernt und waren maximal begeistert
- überwältigende Nationalparks die die unterschiedlichsten Landschaften schützen:
Skadar See: ein riesiger Binnensee von der Grösse des Bodensee, so schön dass er einem die Tränen in die Augen treibt - touristisch fast völlig brach liegend, befahren von ein paar Fischerbooten (und Nachts angeblich reger Verkehr in Sachen organisierte Kriminalität und Schmuggel). Neben Durmitor das Highlight für uns
Durmitor: majestätische Berge und atemberaubende Canyons, liebliche Wiesenhügellandschaften mit smaragdgrünen Seen, ursprünglich verschlafenen Dörfer in intakter Natur in althergebrachter Kulturlandschaft mit traditioneller Landwirtschaft, abenteuerliche Paßstrassen (die Warnung vor den Strassenzuständen in Montenegro findet spätestens hier seine Berechtigung). Wetter Anfang Juni noch zu unbeständig, daher keine ausdauernden Wanderungen im Hochgebirge möglich. Wir freuen uns auf den nächsten Besuch, beste Reisezeit mit stabilem Wetter für lange Bergtouren: Mitte Juli bis Mitte September, sagten die Einheimischen)
Biogradska Gora: eindrucksvolle Urwälder, schöner Bergsee, sehr schön gelegener Campingplatz direkt am See, es werden auch kleine Holzhütten vermietet (wir kommen wieder da zu wenig Zeit vor Ort für Wanderungen gehabt)
Lovcen: schöne Karstlandschaft mit viel Grün, kurvige Bergstrassen mit spektakulären Ausblicken auf die Bucht von Kotor, vorbildlich markierte und beschilderte Wanderwege (wir kommen wieder)
Orjen: nicht besucht (wir kommen wieder)
Contra:
eigentlich nichts, wenn dann vielleicht der Strassenzustand. Mancherorts bestanden die Strassen aus vielen Schlaglöchern zusammengehalten von ein wenig Asphalt.
Wer sich im Urlaub nicht selbst versorgen kann ist mancherorts schlecht aufgehoben, da Fehlen jeglicher touristischer Infrastruktur in den Bergdörfern.
Bevölkerung:
Uns hat die eher zurückhaltende Art der Montenegriner zunächst etwas irritiert. Teilweise schauten z.B. die Hirten ziemlich grimmig als wir vorbeiliefen bzw. mit dem Auto vorbeifuhren. Schnell stellten wir fest: ein Winken aus dem Auto heraus bzw. aus der Ferne beim Wandern verändert viel: die Belohnung waren allenthalben strahlende Gesichter (vorsichtshalber haben wir wegen des nicht unbedeutenden muslimischen Bevölkerungsteils in Montenegro ausschliesslich mit rechts gewunken :smile: )
Die Menschen supernett, es wird überraschenderweise vielerorts Deutsch gesprochen und ansonsten viel Englisch. Aber überall war Kommunikation mit Gesten, Händen und Füssen möglich: Zeigen und Deuten wenn die Sprachkenntnisse versagen ist auch in Montenegro ein probates Mittel zur Kommunikation.
Der Fahrstil der Montenegriner:
riskante Überholmanöver, überhöhte Geschwindigkeit auch auf sehr schlechten Strassen ist Volkssport. Davon zeugen leider die vielen Gedenktafeln am Strassenrand für die Opfer des Strassenverkehrs. Dafür kontrolliert die Polizei streng und häufig: noch nie so viele Geschwindigkeitskontrollen in einem Land gesehen wie in Montenegro.
Gesamtfazit Montenegro:
Wir waren überwältigt von der Natur und ein weiterer Besuch des Landes (zu einer bergwanderfreundlicheren Jahreszeit) ist fest angedacht. Die Küste werden wir aber wohl nur noch streifen, die montenegrinische Adriaküste ist uns zu zugebaut, da bietet Kroatien für uns einfach mehr.
Grüsse Kate