Reformen in Bosnien chancenlos

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Franto

Guest
Hallo Claus und ELMA!

Genau das ist nämlich d a s zentrale Problem, dass die drei Bevölkerungsgruppen und deren Wohngebiete eben nicht großflächig homogen, sondern buntscheckig über das ganze Land gemischt sind. Während die Kroaten wie die Serben in BiH einen angrenzenden "Heimstaat" haben - sind die (muslimischen) Bosniaken sozusagen isoliert. (Während des Krieges in BiH erhielten sie sehr wesentlich Hilfe aus den muslimischen Staaten wie Saudiarabien, das die Waffenlieferungen und auch "Kämpfer" an die Bosniaken finanzierte als auch politisch durch die Türkei. Wie sich Waffen und Ausrüstungsgegenstände beim Rückzug der ex-sowjetischen "Westgruppe der Truppen" 1994 aus der Ex-DDR im Wege durch die Ukraine dann mit Hilfe eines nahöstlichen Kleinstaates nach Bosnien "verirrten" und die Kroaten ein Drittel davon als "Maut" abzweigten ist ein bizarres Kapitel.) :) .
 
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ELMA

Guest
Die Hintergründe ( wirtschaftlich, politisch, auch andere ) sind für Außenstehende oder Gäste ( z.B. Touristen wie mich) nicht durchschaubar.
Aber auch für Einheimische nicht.
Ein junger ( in Schweden arbeitender ) moslemischer Bosnier, der in Bosanska Krupa seine Familie besuchte und mit dem ich mich lange über das Land unterhielt, meinte u.a.
"I love God- but I hate religion"

Die Religion dürfte in BiH nach wie vor eine große Rolle spielen ( bzw.immer noch sehr leicht für Agitationszwecke "benützt " oder "missbraucht" werden).
Auch wenn das Zusammenleben und gegenseitige Respektieren auf kommunaler Ebene hin und wieder scheinbar funktioniert .

Hier in Bosanksa Krupa an der Una ( östlich von Bihac in der bosnisch-kroatischen Föderation) stehen nebeneinander:
links die katholische Kirche
rechts die serbisch orthodoxe Kirche
dahinter die Moschee

Bosanska_Krupa_006_680.jpg


Für mich ein positves, hoffnungsvolles Zeichen.
Alle Menschen, mit denen ich gesprochen habe ( es waren alles ganz "gewöhnliche" Menschen, keine Politiker) wünschen sich nur eines: Frieden!

Gruß,
ELMA
 
F

Franto

Guest
In BiH ist traditionell die Religion d a s Identifikationselement der einzelnen Bevölkerungsgruppen. Das seit Jahrhunderten und auch die Kommunisten Titos konnten das so wenig ausrotten wie in Polen. Mit irgend welchen "Rassen" war und ist da nichts anzufangen (gewesen), weil die Osmanen nach ihrer Balkan-Invasion im 15. Jahrhundert vorher christliche Bevölkerungsteile muslemisierten bzw. diese aus unterschiedlichen Motiven, wie die Bogumilen, zum Islam übertraten.

Ein serbischer Universitätsprofessor mit dem ich vor etwa 30 Jahren bei einer Veranstaltung der Handelskammer in Belgrad über die überall merkbaren Antagonismen zwischen den einzelnen Bevölkerungsgruppen auch in Tito-Jugoslawien (allen KP-Propagandasprüchen von "Einheit und Brüderlichkeit" zum Trotz) diskutierte, gab mir den Schlüssel zum Verständnis: "In Westeuropa wird aus Büchern die Geschichte weiter gegeben, am Balkan durch die Erzählungen der Großmütter an die Enkelkinder". Nahezu wörtlich Gleiches sagte mir der langjährige Jugoslawien-Korrespondent der FAZ während der 1970-er, Graf Razumovsky, der Autor des hervorragenden. Buches "Ein Kampf um Belgrad", 1980, Ullstein.

In BiH entluden sich mit dem Zerfall des kommunilstischen Diktatur und Gewaltherrschaft die tradierten Antagonismenen besonders bösartig, weil hier drei Gruppierungen auf einander prallten und vorzüglich durch das Auslöschen der religiösen Symbole der "feindlichen" Bevölkerungsgruppe die Machtansprüche manifestiert wurden. Von einer "Aussöhnung" kann deshalb keine Rede sein, weil in der Befindlichkeit sich jede Gruppierung um einen "Sieg" durch die ausländischen Interventionen während und zur Beendigung des Krieges betrogen wähnt. Der Aufbau einer tragfähigen Wirtschaft kann so und aus Gründen, die ich hier schon zum Ärger der Plazenta eines vergangenen Regimes ausgeführt hatte, mangels einer gemeinsamen Raison´d etat nicht gelingen. Jede Gruppierung als Kollektiv beargwöhnt fanatisch die andere und kultiviert ihr Trauma vom verlorenen "Sieg".

Also werden "wir EUropäer" den teuren status vivendi noch lange, sehr lange, finanzieren müssen um die Wahrscheinlichkeit weiter hinaus zu schieben, dass es dort wieder zu krachen beginnt :-(
 
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