wir wohnen in Bayern ja direkt an der Grenze zu Österreich und lesen natürlich auch hier in Istrien die lokalen Zeitungen von daheim.
Ihr glaubt nicht, wieviel die Grenzkontrollen , aber auch die Schleierfahnder täglich !! rausholen. Von gesuchten Personen, Einbrecherbanden mit Beute, Tierschmuggler und natürlich illegal Einreisende aber auch Ausreisende Richtung IS Ausbildung usw....
hallo Christl,
solche Erfolge stehen leider nur in lokalen Blättern in eurer Grenzregion. Da die überregionale Presse es nicht für nötig hält, darüber zu berichten, glauben die meisten, daß diese Kontrollen eh für die Katz sind. Dem ist aber nicht so.
Vielleicht sollte man für den Laien mal kurz darlegen, wie so eine Schleusung über die Balkanroute nach Deutschland funktioniert.
Der Täter, in der Regel ein Ausländer aus einem der Herkunftsländer der Flüchtlinge oder aus dem Balkan stammend, erwirbt für wenig Geld einen Transporter in einem EU-Staat, neuerdings übrigens eher einen normalen Pkw, weil der weniger auffällt und stopft ihn dann mit Flüchtlingen voll. Pro Kopf verdient er dabei steuerfrei mindestens 3000 € plus X für die Fahrt von Ungarn, Slowenien, Kroatien oder Italien nach Deutschland. Das Fahrzeug wurde zuvor natürlich nicht umgemeldet. Damit hat im Falle, daß der Schleuser erwischt wird, der Noch-Halter des Fahrzeugs ein Problem. Kurz hinter der deutschen Grenze geht's dann in den nächsten Wald und die Flüchtlinge werden "entlassen". Blöd bloß, daß heute jeder Bauer auf seiner Zugmaschine genauso wie jeder Spaziergänger oder Wanderer über ein Handy verfügt. So ist meist nach wenigen Minuten die Polizei vor Ort. Der Schleuser wird erkennungsdienstlich behandelt und manchmal auch identifiziert und dann vom örtlich zuständigen Haftrichter in eine Justizvollzugsanstalt (JVA) eingewiesen.
Das von den Flüchtlingen einkassierte Geld behält der Mittäter des Schleusers im Ausland oder wird vom Täter selbst dort deponiert. Ist ja logisch, weil im Falle der Festnahme der deutsche Staat das Geld beschlagnahmen würde. So bleibt diesem nur die schrottreife Karre, deren Unterstellkosten meist höher sind als der Erlös der Verwertung.
Wie geht es weiter mit so einem Menschen? Im Rahmen eines Schnellverfahrens wird der Schleuser, wenn er seine Kundschaft nicht unter menschenverachtenden Bedingungen, was auch immer das sein mag, und wenn es sich nur um bis zu neun Flüchtlinge handelt zu einem Jahr Haftstrafe verurteilt. Wie gut, daß der Mensch bei guter Führung nach Ablauf der Halbstrafe, also einem halben Jahr wieder entlassen und abgeschoben wird. Nun könnt ihr raten, was der "gute Mann" jetzt im Ausland machen wird....
Für die Justiz ergibt sich hierbei oft das Problem, daß die Identität so eines Schleusers oft nicht festgestellt werden kann. Die Zusammenarbeit mit den Behörden in Syrien, Irak, Afghanistan oder Somalia oder Eritrea hält sich doch sehr in Grenzen. Beim erneuten Aufgriff bekommt also Ali wieder den gleichen Namen und eine etwas höhere Strafe.
Dieses ganze Procedere ist natürlich den Schleusern bekannt. Wenn man kein Einkommen hat, sind um die 3.000 € pro "Kunde" abzüglich geringer Kosten schon ein Batzen Geld, für den sich dieses Risiko einzugehen lohnt. Wie oben bereits erwähnt, ist die Schleusung in einem Kleinlaster oder Kombi heute erhbelich schwieriger geworden, weil diese Fahrzeuge halt genau ins Fahrndungprofil passen.
Im übrigen arbeiten Bayerns JVA von der Belegung her seit Jahren an der Kapazitätsgrenze. Die gefangenen Schleuser sind zwar nicht besonders auffällig, belasten das gesamte Justizsystem aber enorm. Polizei und Bundespolizei, die an Bayerns Grenzen Dienst verrichten, wurden zwar personell aufgestockt. Dies geht jedoch alles zu Lasten des normalen Dienstbetriebes weil die Beamten woanders fehlen.
Von dieser Problematik ist im übrigen nur Bayern und auch nicht alle Grenzen nach Austria oder in die Tschechei betroffen. All die Grenzübergänge westlich von Kufstein werden nur sporadisch kontrolliert, weil das Risiko der Schleuser durch ganz Austria zu fahren erhöht wird. Bei uns im Allgäu gibt es deshalb fast keine Kontrollen.
Und trotzdem ist mir die Reisefreiheit lieber. Diese Kleinganoven sollen sie anderweitig einfangen. Schleierfahndung ist völlig ausreichend.
Hallo Frank,
das sagst du weil du keine Zahlen kennst. Wäre es tatsächlich so, dann würde dieser enorme Aufwand sicher nicht betrieben werden. Du hast keine Ahnung von dem logistischen Aufwand, der hinter diesen Grenzkontrollen steckt. Das Personal ist von den Stammdienststellen überall in Bayern abgezogen worden, muß untergebracht werden und arbeitet im Schichtdienst. All die Beamten fehlen woanders. Das kostet Nerven und ein Heidengeld. Es geht nicht nur um Kleinganoven.
Ich stimme mit dir jedoch darin überein, daß diese Kontrollen keine Dauerlösung sein können. Dann wäre Schengen vorbei. Es geht darum, daß dauerhaft die Schengen-Außengrenzen überwacht werden müssen. Entsprechende Gelder sind seitens Brüssel für diese Länder bereit gestellt. Leider mangelt es im Fall Kroatien oft an der fehlenden Umsetzung der Vorgaben. So warten wir auf den Schengen Beitritt noch eine kleine Ewigkeit und ärgern und an der SLO-HR Grenze.
Imho wird da nur ein Promilleteil der Täter erfasst, aber viel zu viel Geld investiert. Geld daß vor allem in der Bildung fehlt.
Jeder kennt die grüne Grenze, aber intelligente Konzepte? Also eine Frage der Bildung!
hallo Martin,
ob ein Promille- oder geringer Prozentsatz der Kriminellen gefasst werden, spielt doch keine Rolle. Willst du vielleicht eine Kosten-Nutzen Rechnung aufstellen nach dem Motto "die Ergreifung eines mutmaßlichen Täters darf nur so viel kosten und nicht mehr"? Vielleicht sollte man die dann auch nicht mehr einsperren, weil ein Hafttag in Bayern pro Häftling ca. 120 € ksotet. Wenn du vielleicht auch noch nicht persönlich von Kriminalität betroffen warst, mag diese Einstellung verständlich sein. Wer hingegen schon einmal von einem Wohnungseinbruch oder Pkw-Aufbruch betroffen war, denkt anders darüber.
Egal, wie wir darüber denken. Vermutlich werden diese Kontrollen bis Ende des Jahres eh abgeschafft werden und wir konzentrieren uns wieder auf die Schleierfahndung. Es kann jedoch auch ganz anders kommen. Der Sultan am Bosporus braucht nur das Ventil zu öffnen. Allerdings hoffe ich, daß wir uns gegen seine (w)irren Einfälle zu wehren wissen.
grüsse
jürgen