Kapitel 11:
08. Tag – Die Mauer
Samstag, der 08.09.2018:
Heute Morgen verzichtete ich auf das Bad in der nahen Bucht und ging gleich zum Frühstück über. Das Frühstück auf der Terrasse mit dem Blick in die Bucht war einfach ein Genuss. Meinen Wäscheständer benutzte ich laufend. Immer hingen mehrere Wäschestücke zum Trocknen aus. Eine Tochter der Vermieterin brachte mir eine Wanne, in der ich waschen konnte. Die Vermieterin selbst konnte ich durch die Treppe und anschließendes Klopfen immer erreichen, wenn etwas war.
Heute begab ich mich wieder zum Fährhafen. Es standen lediglich drei Fahrzeuge vor mir. Am Schalter der Jadrolinija äußerte ich wie gewohnt mein Begehr: "A ticket to Orebić only for me and my car". Die freundliche Dame antwortete schelmisch: "No, there's no place for you." Dies rang mir treffsicher ein Grinsen ab. Doch erzählte ich ihr, dass das durchaus vorkommen könne anhand des Beispiels von 2015, wo wir auf Brač das erste Auto waren, das nicht mehr mitfahren durfte.
Orebić ist schön. Ich verließ den Fährhafen, um jedoch noch vor Verlassen der langen Promenade zu parken. Dieses Grundstück machte den Anschein, als müsse man hier keine Parkgebühren zahlen. Ich stellte mich neben ein anderes Fahrzeug aus Deutschland. Sonst stand niemand hier. Dann begann ich, die Promenade, die Šetaliste Kneza Domagoja wieder hinaufzulaufen. Sie zieht sich von westlich des Fährhafens bis weit, weit in den Osten, sicher 2-3 Kilometer. Hat man den Hafen passiert, verläuft sie schmal am Wasser entlang mit zahlreichen sehenswerten Gebäuden und ebenso vielen Konobas.
An der Promenade in Orebić
Die Gebäude passen sehr gut ins Bild
Kirche Pomoćnice Kršćana
Das Rathaus
Markant ist die große Kirche Pomoćnice Kršćana, die über eine Seitengasse von der Promenade aus zu erreichen ist. Der zentrale Platz hier ist der Trg Mimbelli, an den sich das Rathaus anschließt. Einige ansehnliche Trinkbrunnen verschönern den Uferweg. Es gibt etliche hübsche Gassen, die ich selbstverständlich erkunden musste. An der Promenade befinden sich sehenswerte, alte Kapitänsvillen, die mit aufwendigen Vorgärten aufwarten können. Diese wollte ich sehr gern sehen. Als auf mein Klopfen und Rufen niemand reagierte, übertrat ich das Gesetz und schlich mich einfach in drei Gärten hinein, um die Idylle und die tollen Pflanzen auf Foto festzuhalten. Hinter der Crkva Sv. Navještenja im Osten machte ich irgendwann kehrt.
In den Gassen Orebićs
Die Gassen sind erkundenswert
Nahe des Trg Mimbelli
Der Trg Mimbelli
Kleine Villa
Trinkbrunnen
Vor der Promenade
Die Atmosphäre in Orebić
Alte Häuser
Gang in den Gärten der Kapitänsvillen
Garten mit Brunnen
Gartenidylle
Wie im Dschungel
Kapitänsvilla
Sitzecke
Zurück am Parkplatz, hatte ich einen Zettel mit einer Uhrzeit am Auto. Hier hatte wohl jemand festgehalten, wann ich gekommen war. Die Deutschen, die neben mir parkten, waren erwacht und frühstückten vor ihrem Auto. Auch sie wussten nicht, was das für ein Zettel war. Sie hatten bereits seit 2 Tagen hier gestanden und selbst so einen Zettel nicht bekommen, auch mussten sie hier keine Parkgebühren zahlen. Doch sie wiesen mir den Weg zum Nachbarhaus und meinten, dass ich dort eventuell für das Parken zahlen könne. Bei dem Herrn zahlte ich 5 Kuna und verabschiedete mich. Die Hauptstraße in Orebić liegt ein Stück weit oberhalb der Promenade und ist sehr touristisch. Neben Supermärkten und Souvenirshops, Reisebüros und Boutiquen finden sich hier auch Apotheken und weitere Konobas. Die Straße ist immer recht stark befahren.
Dann fuhr ich den Hügel hinauf zum Stadtteil Karmen, um die Kirche Gospe od Karmena zu besuchen. Hier war man bereits am Fuße des Sv. Ilija. Schafe blökten, Glocken an ihren Hälsen bimmelten. Das ist der Sound der Natur! Am Ziel angekommen, fand ich sogar zwei hübsche, kleine Kirchen vor. Auf einem kleinen Stand hatte man auch hier ein paar einheimische Produkte platziert. Das Geld konnte man in eine Schale legen. Ich nahm mir eine kleine Flasche selbstgebrannten Rakija ohne Etikett für 25 Kuna, die ich mit nach Deutschland nehmen wollte. Am Wanderweg auf den Sv. Ilija befindet sich eine Konoba oder Weinstube, von der aus man eine tolle Aussicht haben muss. Diese konnte ich von hier sehen.
Die Kapellen in Karmen
Gospe od Karmena
Einheimische Produkte
Haus am Fuße des Sv. Ilija
Weitere Häuser in Karmen
So. Nun sollte es weiter gehen. Ich fuhr nach Osten in das Gebiet Nakovanj. Eine Dame am Straßenrand musste von mir befragt werden. Hier war doch das verlassene Dorf Donja Nakovana in der Nähe. Von der Straße aus sieht man den Felsen Grad, der in alter Zeit den Einwohnern als schwer einnehmbare Festung diente. Ich befand mich bereits 50 Meter vor der Abbiegung. Da hätte ich mir das Fragen sparen können.
Heute war das Dorf keineswegs verlassen. Es sollte hier das Fest Mala Gospa zu Ehren der gleichnamigen Kirche einige hundert Meter oberhalb des verlassenen Dorfes stattfinden. Die Kirche ist die älteste mittelalterliche Kirche auf der Halbinsel. Die Vorbereitungen liefen auf Hochtouren. Banner wurden aufgehängt, Stühle für die Gäste aufgestellt, einige Zicklein am Spieß wurden vorbereitet und gesalzen. Ich fragte die Einheimischen, ob ich sie bei den Vorbereitungen fotografieren durfte. Wenn ich ehrlich bin, muss ich zugeben, dass es kein Zufall war, dass ich genau heute hier war. Das Fest findet jedes Jahr am 08.09. statt, und ich hoffte, auch etwas von dem leckeren Fleisch essen zu können. Das Fest beginnt aber wahrscheinlich erst in den Abendstunden. Und ob ich als Nicht-Einheimischer dabei überhaupt geduldet werden würde, ist eine andere Frage.
Zicklein am Spieß
Das Fleisch wird gesalzen
Agave in Donja Nakovana
Verlassenes Steinhaus
Nun, also machte ich das, wofür ich eigentlich hier war. Ich erkundete das Dorf. Donja Nakovana ist eines der schönsten verlassenen Dörfer Kroatiens, die ich kenne. So viele idyllische, halb verfallene Ruinen oder auch noch komplett stehende Häuser sieht man selten. Ein oder zwei davon sollen sogar noch manchmal bewohnt sein. Es ist eine Freude, durch die alten Gassen zu streifen und alle Gebäude in Augenschein zu nehmen. Natürlich ließ ich es mir nicht nehmen, auch den Weg zur Mala Gospa anzutreten. Die kleine Kirche ist sehenswert. Gern hätte ich auch einen Blick in die nahe gelegene Špilja Nakovana geworfen, doch sparte ich mir den Weg, denn die Höhle ist leider noch immer für die Öffentlichkeit unzugänglich.
Die Erkundung des Ortes
Haus mit Mühlstein
Manche Häuser sind zerfallen
Donja Nakovana ist eines der sehenswertesten verlassenen Dörfer, die ich kenne
Mala Gospa
Die Vorbereitungen für das Fest laufen
Aussicht oberhalb von Viganj
Die Aussicht oberhalb von Viganj über den Pelješki Kanal bis hinüber nach Korčula ist toll. Der Mittag näherte sich, und nun war Badezeit. Für heute hatte ich mir den Strand Divna im Norden ausgesucht. Er befindet sich etwas östlich von Duba Pelješka, und ich erwartete viel. Als ich ankam, war ich erstaunt. Meine hohen Erwartungen wurden sogar noch übertroffen. Die Lage des Kiesstrands unterhalb eines Bergs ist an Schönheit kaum zu übertreffen. Das gleichnamige Inselchen Divna liegt unweit des Strands. Man kann hinüberschwimmen. Der Strand war recht gut besucht. Hier zu baden, sich zu sonnen und zu schnorcheln war traumhaft. Der Strand war definitiv einer der schönsten Strände meines Urlaubs. Ich war erfreut, als ich auf der Speisekarte der kleinen Strandbar „Girice“ las. Ich hätte gern die kleinen, gebratenen, panierten Sardellen gegessen, doch waren sie nicht erhältlich. Diese Saison sei nicht so gut gewesen, sagte der Inhaber. Schade, der Cheeseburger, den ich stattdessen aß, während die Besitzer an einem Tisch ein Gesellschaftsspiel spielten, war aber ebenso lecker. Hier ist wirklich ein herrliches Fleckchen Erde.
Der Traumstrand Divna
Traumhaft!
Vorgelagertes Inselchen
Blick auf das Biokovo-Gebirge
Beim Sonnenbaden