Kapitel 13:
09. Tag – Fumari
Sonntag, der 09.09.2018:
Der Tag begann mit dem Bad in „meiner“ Bucht. Dann fuhr ich bis ganz in den Inselwesten nach Vela Luka. Der Ort machte einen tollen Eindruck auf mich, doch war ich ja noch nicht hier, um die Stadt anzuschauen. Fährt man im großen Hafen – der ist wirklich riesig – bis ganz nach hinten, so findet sich vor der Werft ein kleiner Fähranleger. Wohin musste man sich hier stellen, um auf die Fähre nach Lastovo zu fahren? Wo war die Wartereihe? Es war nicht richtig zu erkennen. Weder befinden sich hier Beschriftungen auf dem Asphalt, wie es sonst des Öfteren der Fall ist, noch gibt es eine Absperrung, die entfernt wird, wenn es soweit ist. Solche Formalitäten kannte man an diesem kleinen Fähranleger offenbar nicht. Die Dame am Ticketschalter zeigte mir, wo ich mich hinzustellen hatte. Ich war ja Erster.
Die Fähre nach Lastovo
Blick auf Vela Luka vom Fähranleger
Nun hatte ich noch etwas Zeit und trank einige hundert Meter entfernt einen Kaffee und aß ein Stück Strudelj. Ich finde es schade, dass die Möglichkeiten „richtig“ zu frühstücken in Kroatien manchmal eher beschränkt sind. Oft gibt es diese auch bei uns bekannten Strudel, und damit hat sich’s dann. Nun gut, heute musste das reichen. Später kam am Fähranleger noch ein weiteres Auto hinzu, ein vollbesetzter Reisebus aus Slowenien, ein Motorroller und ca. 30-40 Fußgänger. Sonst wollte niemand nach Lastovo. Ich freute mich riesig auf die Insel.
Die Überfahrt beginnt
Da liegt sie
Als die Mitarbeiter auf der Fähre mein Fahrzeug sahen, geschah etwas unglaublich Nettes. Vor der Auffahrt in die Fähre werden üblicherweise Matten platziert, um den Übergang vom Anleger auf die Fähre zu erleichtern. Einer winkte dem anderen zu. Und nun holten sie extra noch zwei Matten mehr herbei, die sie noch auf die anderen legten, damit ich nicht aufsetzte. Ich war sprachlos. Wie hilfsbereit und rücksichtsvoll. Die Fähre bis nach Ubli fährt eine Stunde und 45 Minuten. Als die Insula Augusta, wie die Römer sie nannten, sich näherte, staunte ich. Viele kleine Hügel und vorgelagerte Inseln Lastovos streckten bereits ihre bewaldeten Finger nach uns aus.
Vorgelagerte Inselchen
Nach Mljet ist Lastovo die Insel mit dem zweitgrößten Waldanteil in Kroatien. Tolle Landschaft! Vor dem Jahre 1000 galt die Insel eher als Piratenunterschlupf. Später eroberte Venedig die Insel, bis sie im 18. Jahrhundert an Dalmatien fiel. Dalmatien wurde ein Teil Frankreichs und im 19. Jahrhundert ein Teil Österreichs. Nach dem ersten Weltkrieg wurde es dem Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen zugesprochen, Lastovo ab 1920 aber Italien. Nach dem zweiten Weltkrieg gehörte es zu Jugoslawien und war unter Tito nicht zugänglich. Wer soll da noch durchblicken?
Blick auf Ubli
Nun kamen wieder die Extramatten für mich ins Spiel, und nach dem Herunterfahren zeigte mir ein Bediensteter mit den Fingern, wie knapp es war, wie wenig Platz zwischen dem Boden und dem Auto verblieben war. Haarscharf. Diese Rücksichtnahme machte mich glücklich. Ubli selbst hat erst mal nicht wirklich viel. Die einzige Tankstelle der Insel ist gleich unweit des kleinen Fährhafens. Eine Straße mit Ferienhäusern zieht sich an der Bucht entlang. Im eigentlichen Zentrum befinden sich die Pfarrkirche und Überreste der altchristlichen Basilika Sv. Petar. Oberhalb des Ortes fand ich ein Studenac-Geschäft. Irgendwie hatte ich noch etwas Frühstück nachzuholen und kaufte mir Baguette und Mortadella. An der Straße zwischen Ubli und Zaklopatica befindet sich eine Aussichtsplattform, wo ich herrliche Bilder des letztgenannten Ortes machen konnte.
Am Fährhafen
Die Pfarrkirche in Ubli
Die Überreste der Basilika Sv. Petra
Die Straßen in Ubli
Herrlicher Blick auf Zaklopatica
Ein erster Blick auf Lastovo
Ankunft in Lastovo
Als ich in die Stadt Lastovo kam, war ich sofort hin- und hergerissen. Ich merkte sofort, dass sie was ganz Besonderes ist. Die Lage und die Architektur sind einzigartig. Die in italienischer Zeit Lagosta genannte Stadt wurde zum Schutz vor Überfällen am Hang zum Inselinneren erbaut und ist vom Wasser aus nicht einsehbar. Heute hat Lastovo knapp 800 Einwohner. Über dem Ort thront auf dem Hügel Glavica die Festung. Ich parkte am Ortseingang. Der Ort erstreckt sich am Hügel darunter. Neben der Touristeninformation ist ein kleines Geschäft. Hier wollte ich Zitronenmarmelade kaufen, doch da wir Sonntag hatten, war der Laden leider geschlossen. Mein Weg führte zur Kapelle Sv. Roko. Hier beginnt der Aufstieg zur Festung und in die Gornji Pjevor, die oberen Etagen des Ortes. Sofort fallen die vielen Schornsteine auf den Häusern auf, die Fumari. Ein großer Schornstein diente hier wohl als eine Art Statussymbol. Jeder hat hier sowas.
Kapelle Sv. Roko
Im Oberdorf
Ein erster Schornstein
Neben den Fumari ist der Karneval in Lastovo eine Besonderheit, der bereits seit 1390 stattfindet. Einer alten Geschichte zufolge sollen katalanische Seeräuber die Insel Korčula überfallen haben. Zur Insel Lastovo schickten sie einen Boten, der den Inselbewohnern verkündete, sie müssten sich alle ergeben. Doch die Männer griffen zu den Waffen. Der Schutzheilige sendete einen Sturm, dem die feindlichen Schiffe zum Opfer fielen. Der feindliche Botschafter soll auf einem Esel durch die Stadt geführt worden sein und anschließend auf einem Scheiterhaufen verbrannt. Heute soll man dies am Karneval mit einer Strohpuppe nachstellen.
Der Aufstieg ist ein wenig schweißtreibend. Eine Dame machte sich ebenfalls daran, zur Festung hinaufzusteigen. Mal überholte sie mich, und wenn sie eine kurze Verschnaufpause machte, überholte ich sie wieder. In einem kurzen Gespräch erfuhr ich, dass sie Französin war. Oben angekommen, hat man einen tollen Blick auf das kleine, unten in einer Bucht liegende Lučica und den daneben liegenden Strand bei der Kapelle Sv. Mihovil. Ich verabschiedete mich und erkundete die hübschen Gassen des Ortes, die Lastovske Skalinade.
An der Festung
Blick von der Festung
Blick auf Lučica und den daneben liegenden Strand bei der Kapelle Sv. Mihovil
Der slowenische Reisebus war ebenfalls hier angekommen, und seine Insassen strömten durch die Stadt. An der großen, dreischiffigen Kirche Sv. Kuzme i Damjana sah ich einige von Ihnen, die mir bereits auf der Fähre aufgefallen waren. Neben der Kirche ruhten sie in der kleinen Loggia. Da die Kirche geöffnet war, ließ ich es mir nicht nehmen, einen kurzen Blick hinein zu werfen. Die Fundamente reichen bis ins 14. Jahrhundert zurück, doch auch später wurde die Kirche stetig erweitert. Darunter liegt die kleine Kapelle Sv. Marija na Grži. Am Platz Dolac mit kleinem Park, Partisanendenkmal und der Kirche Sv. Josipa musste ich über den Namen der Konoba Fumari schmunzeln. Das passte wirklich gut hier in diesem Ort. Die idyllischen Gassen zu erkunden war herrlich. Das älteste Baudenkmal, das Rektorenhaus, der Knežev Dvor, war leider geschlossen, und es war niemand da, der mich einen Blick hinein hätte werfen lassen. In der Nähe liegt die kleine Sv. Ivana Krstitelja. An Kirchen mangelt es in Lastovo nicht. Ich machte mich sogar auf den Weg zu den etwas abgelegenen Kapellen Sv. Augustina und Sv. Antun. Auf einer Bank im Unterdorf neben dem Einkaufsladen musste ich dann erst einmal pausieren. Hier stand der Bus der Slowenen. Da es wieder sehr warm war, genoss ich das Sitzen im Schatten. Man muss die einzigartige Atmosphäre dieses Ortes einmal gespürt haben. Lastovo ist für mich etwas Einzigartiges.
Gasse mit Fumari
Gasse im unteren Ortsteil
Die Slowenen rasten an der Loggia
Denkmal mit Fumari
Die große Hauptkirche
Nun freute ich mich auf das kleine, süße Lučica. 900 Meter führen in das kleine Küstendörfchen, das an Idylle kaum zu übertreffen ist oder 400 Meter, wenn man quer durch den Wald den Berg hinab läuft. Natürlich bin ich gefahren, denn gelaufen war ich ja bereits genug. Ansehnliche Steinhäuser säumen beide Seiten einer pittoresken, kleinen Bucht. Einige Damen hatten es sich hier in der Sonne gemütlich gemacht. Der Ort ist eine Augenweide. Lučica besteht aus ca. 25 Steinhäusern und war früher eine Fischersiedlung mit Häusern für die Aufbewahrung der Angelausrüstung. Ein Neubau ist hier verboten.
Das süße Lučica
Außerorentliche Idylle
Unbeschreiblich!
Dann fuhr ich nach nebenan in die Badebucht bei der Kapelle Sv. Mihovil. Die Bucht ist sehr sehenswert. Die Sonne ließ mit all ihrer Kraft ihre Strahlen hernieder. Die kleine Kapelle war nun nicht der große Hingucker. Hinter der Badeplattform sticht eine ebenfalls sehenswerte Ruine ins Auge, neben der sich ein kleines Beachvolleyballfeld befand. Hier lässt es sich bestimmt gut baden, auch wenn die Liegeflächen aus Beton bestehen. Es gibt sogar eine Strandbar, und bunte Fässer dienen als Tische. Der Strand war recht gut besucht, und ein Jetski- Fahrer war in die Bucht gekommen. Er hielt an bestimmten Punkten und kontrollierte etwas im Wasser. Ob das Reusen waren? Aber die treiben doch sicher nicht mitten im Wasser! Es herrschte eine angenehme Atmosphäre, die mich zum bleiben einlud, doch vergebens, denn war mein Badeziel heute ein Anderes.
Badebucht bei der Kapelle Sv. Mihovil
Kapelle Sv. Mihovil
Ich hatte den Strand Mali Žal bei Skrivena Luka zum Baden auserkoren. Die Insel bietet nicht besonders viele große Strände mit breiten Liegeflächen. Dieser bot dies. Meist wartet Lastovo mit eher kleinen, rauhen, felsigen Stränden auf, die jedoch auch ihr Gutes haben können. Beliebt ist die Bucht Korita bei Zaklopatica, jedoch ist der Zugang zu Fuß nicht ganz so leicht. Vielleicht ist das eher was für die Anfahrt mit dem Boot.
Fährt man die Straße nach Skrivena Luka hinab, kommt man automatisch an der Kirche Sv. Marija u Polju vorbei, die ich natürlich noch anschaute. Sie und auch der zugehörige Friedhof sind wirklich schön. Sie gilt als schönste Kirche der Insel. Palmen und Zypressen schmücken den Vorplatz. Und – was noch erwähnt werden muss – auf dem Weg hier hinunter hat man eine herrliche Aussicht auf das am Hang liegende Lastovo. Auf dem Weg in das Dorf an der Südküste wunderte ich mich auf einmal über Schafe, die direkt auf der Straße standen. Sie sind sicher auch regen Verkehr auf dieser Straße nicht gewohnt. Sie fanden den Weg auf meine Fotos.
Blick auf Lastovo von der Kirche Sv. Marija u Polju
Auf dem Weg hinunter nach Skrivena Luka
Dann war ich zu weit gefahren. Eine junge Dame und ihre Mutter arbeiteten im Garten. Glücklicherweise sprach die Jüngere ein sehr gutes Englisch, doch den Weg zu meinem Strand musste ich mir selbst suchen. Sie wollte mich an andere Badestellen schicken, für die ich mich nicht interessierte. Und so fand ich genau mittig in der Bucht bei Skrivena Luka, was ich suchte. Es war geradezu herrlich hier. Und ich war komplett allein! Ganz in der Ferne spielten Kinder an einem Steg. Nach dem Schwimmen bin ich fast am Strand eingeschlafen, doch bevor das passierte, entschied ich mich, lieber weiterzufahren. Wenn ich hier zu lange geschlafen hätte, hätte ich ja keine Zeit mehr für andere Dinge gehabt. Schließlich gedachte ich auch eine Fähre zu erreichen und nicht auf Lastovo zu nächtigen.
Mein einsamer Badestrand
Auch Skrivena Luka ist eine lose Ansammlung einzelner Wohn- oder Ferienhäuser. Das Schöne ist die Bucht. Ich stieg in mein Auto und bog die schmale Straße zum Kap Struga ab, denn dort wollte ich den Leuchtturm besuchen. Alsbald wurde der geteerte Weg immer schmaler und löchriger, doch kämpfte ich mich den Hügel hinauf und parkte vorm Turm. Ein junges Pärchen war mit einem Motorroller ebenfalls hier hinauf gekommen. Der Turm selbst ist leider Privatgelände, doch stieg ich auf die Mauer, um einige Bilder machen zu können. Hinter dem Turm, direkt am Wasser, war die junge Frau ebenfalls am Fotografieren, während ihr Freund beim Motorroller wartete. Es ist schön hier am Kap, und man hat einen tollen Blick in die Bucht, doch hätte ich den hübschen Leuchtturm natürlich auch gern noch näher betrachtet. Eine Bekannte hatte hier wohl mal eine unschöne Begegnung mit dem Leuchtturmwärter, aber ich leider nicht. Wäre lustig gewesen. Bin eben auch keine Frau. Warum sollte er da auch rauskommen?
Blick auf die Bucht bei Skrivena Luka
Leuchtturm am Kap Struga
Gegenüber liegt in der Bucht die Konoba Porto Rosso. Hier gedachte ich, noch kurz eine Pause einzulegen. Der Reisebus aus Slowenien stand ebenfalls hier. Ich fragte den Fahrer, wo sie denn überall gewesen seien und erfuhr, dass die Reisegruppe lediglich in Lastovo war und nun zum Essen im Porto Rosso. Da hatte ich doch etwas mehr gesehen. Im Porto Rosso sitzt man bei einem herrlichen Blick auf die Bucht, doch nahm ich an der Bar Platz und begnügte ich mich mit einem Daiquiri.
Zum Abschluss fuhr ich nach Zaklopatica. Ein Besuch in dieser so auffallenden Bucht war Pflicht. Vor dem Ort musste ich noch auf einen Felsen klettern, weil man von hier einen tollen Ausblick hatte. Das Wasser war unglaublich blau. Sehr schön fand ich die zahlreichen Steinhäuser. Wenn man hier eine Ferienwohnung hat, macht man sicher nichts falsch. Am Ende der Promenade ist ein nicht allzu breiter Durchfluss, und dahinter liegt das Inselchen, das ebenso wie der Ort Zaklopatica heißt. Hier am Ende der Straße trainierten die einheimischen Jungs und auch Mädels mitten auf dem Weg Gewichtheben. Sie stemmten die schweren Gewichte in die Höhe, dann klatschten sie auf die Matten am Boden. Das war weithin zu hören. Warum war den Jugendlichen dieser Kraftsport so wichtig? Mich hat das jedenfalls nie interessiert. Das war ein schöner Abschluss auf dieser sagenhaften Insel, von der ich nun ja schon Einiges gesehen hatte. Zurück am Fährhafen erinnerte man sich freundlicherweise an mich und hatte die zusätzlichen Matten zur Auffahrt auf die Fähre schon bereitgelegt. Wirklich klasse!
Oberhalb von Zaklopatica
In Zaklopatica
Der Durchfluss vorm Inselchen Zaklopatica
Die kleine Promenade
Das Abendessen hatte ich mir für Vela Luka aufgehoben. Das Restoran Pod Bore, in dem ich zu speisen gedachte, war trotz der Größe des Hafens nicht zu übersehen. Wir hatten nun schon gegen Viertel nach neun, doch war hier noch Einiges los. Einen Tisch für mich gab es jedoch. Als Vorspeise gönnte ich mir eine gemischte Platte mit Käse, Pršut, Thunfischpaste, Oliven und Paprika, die sehr ansehnlich war. Eine herrlich gegrillte Dorade mit Kroketten rundete das Ganze ab.
Herrliche Vorspeisenplatte
Dorade mit Kroketten
Es war ein sehr vielseitiger Tag, an dem sich Lastovo heimlich in mein Herz geschlichen hatte. Wie gewohnt endete er bei einem Glas Wein, als ich ihn auf meiner Terrasse Revue passieren ließ.
(Besuchte Orte: Ubli, Lastovo, Lučica, Zaklopatica)