Teil 09:
7. Tag – Bootsausflug mit Hindernissen oder Die Geschichte des Kobolds mit der roten Kapuze
Freitag, der 20.06.2014:
Auch heute verzichteten wir auf ein Frühstück zu Hause, um es später auf der Fähre nachzuholen. Und heute sollte es noch knapper werden, dass wir sie erreichen. Immer musste man richtig zittern, musste Einem angst und bange werden, weil wir erst so spät in Vrbnik losfahren konnten, dass einem das Lachen vor Not erst einmal verging. Und wir mussten diese Fähre bekommen, weil wir rechtzeitig in Cres-Stadt sein mussten, da wir einen Bootsausflug für heute gebucht hatten.
Dies hatte ich bereits am dritten Tag gemacht. Das Ausflugsboot hieß „Korsaro“, und die Buchung war ganz stressfrei. Trotz Nebensaison konnte man sich den Tag, an dem man fahren wollte, fast aussuchen.
Man kann sich vorstellen, welch ein Fels mir vom Herzen fiel, als wir in Valbiska den Berg hinabkamen, die Fähre gerade am Anlegen war, ich schnell aus dem Auto sprang, bezahlte, wieder hineinsprang und wir kurz danach auf die Fähre fahren konnten. Da braucht man erstmal einen Moment, um wieder zur Ruhe zu kommen. Heute Morgen war ich ein bisschen verwirrt. Ich dachte, dass die Fähren, die in Valbiska links anlegen, ausnahmslos nach Rab fahren. Unsere Fähre stand nämlich links. Aber es zeigte sich, dass dem nicht so war.
Auch heute war ich wieder sehr froh bei der Überfahrt. Ein Kaffee, ein Espresso und ein Gebäckstück wurden einverleibt und dann ging’s wieder auf’s Deck, um Cres herannahen zu sehen. Die Anfahrt nach Cres-Stadt filmte ich.
Cres-Stadt:
Oh, ich liebe Cres-Stadt. Bereits am 5. Tag hatten wir abends oben an einer Kurve angehalten, um den Blick auf die beleuchtete Stadt zu genießen. Was für ein tolles, abendliches Panorama. Nun war es ca. 08.15 Uhr.
Hinten am Franziskanerkloster...
In der dazu gehörenden Kirche
Wir parkten auf dem gleichen Parkplatz wie 2012. Hinten am Franziskanerkloster. Und dann liefen wir zum Hafen. Ein schwarzer Hund folgte uns. Irgendwie war der dauernd dort, wo auch wir waren, bis er am Hafen dann verschwunden war. Ich wollte gern schon mal schauen, wo denn unser Boot liegt, obwohl wir erst 8.30 Uhr hatten. Da war sie ja schon. Die Korsaro. Sah gut aus. Auch Marco war positiv überrascht. Vor dem Boot wurde noch um Mitreisende geworben. Aber wir zwei hatten ja jetzt noch ein wenig Zeit.
Die "Korsaro"
Wie ich diesen Hafen liebe!!!
Und da ich die Atmosphäre in Cres-Stadt immer wieder genieße, war es sehr schön, hier jetzt noch ein wenig Bummeln zu gehen. Wir wollten noch etwas Geld wechseln, damit wir die Bootsfahrt überhaupt bezahlen konnten. Also wurden noch mal 400 € gewechselt. Und ein Cedevita musste auch mit. Ich bin so gerne hier und möchte hier auch mal für ein paar Tage wohnen. Am Hafen ("Mandrać") herrscht ein so tolles Ambiente. Und relativ bunt sind die Häuser hier auch. Dieser markante Brunnen. Und das schöne alte Seetor mit dem Uhrturm. Dieses Mal haben wir auch noch ein anderes Stadttor gefunden, welches mir sehr gut gefallen hat. Und Cres-Stadt hat auch eine „Engste Gasse der Welt“. Als wir hier herumblödelten und Fotos machten, störten wir einen kleinen Jungen, der hindurch wollte, für den es wohl ganz selbstverständlich war, diese Gasse regelmäßig zu nutzen.
Tja, wer kennt ihn nicht?
Immer noch nahe am Hafen
Das allseits bekannte Motto
Wie gesagt: Nicht nur Vrbnik hat eine "Engste Gasse der Welt"
Das schöne Seetor mit der Loggia
Langsam mussten wir zurück zum Hafen. Es war schon fast 9.15 Uhr (unsere vereinbarte Zeit). Jetzt sollte es losgehen. Wir freuten uns sehr. Vor dem Boot steuerten wir auf den Herrn zu, der immer noch versuchte, den einen oder anderen Gast zu gewinnen. Wir gaben ihm zu verstehen, dass wir bei einem Herrn Vedran Tuftan (Kapitän) gebucht hatten. Nach kurzer Beratschlagung mit einem anderen Mitarbeiter, durften wir unterschreiben und bezahlten brav die Summe von 500 Kuna für 2 Personen. Das Mittagessen und Eistee sollte dafür im Preis inbegriffen sein, was wir sehr fair fanden. Wir durften nun auf das Boot.
Unser Kapitän
Bootausflug zur Blauen Grotte und nach Valun:
Ich erkundete das Boot. Man konnte sich hier frei bewegen. Auf dem Deck filmte ich das Ablegemanöver. Unsere Rucksäcke stellten wir auf unsere Sitzplätze in der mittleren Etage. Dann konnte man noch hinab in den Rumpf. Hier waren 4 Gucklöcher im Glasboden des Bootes. Insgesamt waren wir ca. 15 Mitreisende. In der mittleren Etage waren die Getränke: Ein organgenes Erfrischungsgetränk. Und es gab Weiß- bzw. Rotwein. Ich fragte eine Angehörige der Mannschaft - blonde, kurze Haare - was denn der Wein koste. Sie bedeutete mir, dass alles, was auf dem Boot wäre, kostenlos sei. Das klang natürlich gut. Da gönnte ich mir erstmal einen Becher Wein, obwohl man sagen muss, dass dies natürlich nicht der beste Wein war, aber das ist ja klar. Den einen oder anderen Wein tranken Marco und ich aber noch im Laufe des Tages. Dann gehörte zur Crew natürlich noch der Skipper und zwei Männer Ende 20, wovon der Eine ziemlich viele Tätowierungen hatte. Dieser hatte bei unserem Start in Cres-Stadt auch die Leinen losgemacht. Man kann sich vorstellen, wie ich die Ausfahrt aus dem Hafen genoss! An einer kleinen Mole außerhalb des Hafens wurden noch mehr Gäste aufgenommen.
Die Weinfässchen niemals aus den Augen verlieren!
Nun ließen wir es uns gut gehen. Es dauerte eine ganze Weile, bis wir die große Hafenbucht von Cres-Stadt verlassen hatten. Nach einiger Zeit sahen wir Valun an der Küste. Der Bootskapitän machte hin und wieder einige Durchsagen und erläuterte das Eine oder Andere. Der Himmel war etwas wolkenverhangen, aber es war warm. Wir fuhren am Kap Valun vorbei und freuten uns darauf, Lubenice zu sehen, was dann auch bald in Sicht kam.
Wir verlassen den Hafen...
Waren die etwa auf dem Inselchen Zaglav?
Und da oben liegt Lubenice!!
Bucht Žanja:
Gegen 11.30 Uhr kam unser Ziel in Sicht. Die Bucht Žanja mit der Blauen Grotte. Ich war sehr froh, endlich hier zu sein, wollten wir doch 2012 bereits hier hin. Zuerst gab es eine Fischfütterung, und man konnte zuschauen, wie die Fische sich um das Brot reißen. Im Anschluss hatte man nun Zeit, in der Bucht zu baden und in die Grotte zu schwimmen. Die Rückfahrt war für 15.30 Uhr angesetzt.
Alles aussteigen!!
Da wartet die "Korsaro"
Hier bleiben wir...
Wir suchten uns ein schönes Plätzchen am Strand und sonnten uns. Marco entschied sich, liegen zu bleiben und nach dem Mittagessen in die Höhle zu schwimmen, wenn nicht mehr alle Anderen dort hinein schwimmen wollten. Das Wasser war ein klein wenig wärmer als an den Vortagen. Ich hatte mir extra eine wasserdichte Hülle für mein Handy gekauft, damit ich hier in die Höhle schwimmen kann und versuchen kann, Bilder von drinnen zu machen. Dies ist jedoch alle Andere als einfach, da man mit Blitz den schönen blauen Schimmer nicht sieht und ohne Blitz kaum was auf das Bild draufbekommt. Es war ein komisches Gefühl, sein Samsung Handy umzuhängen und damit einfach schwimmen zu gehen. Aber ich hatte es zu Hause mit einem Taschentuch getestet, und dies blieb trocken. Jetzt dachte ich mir: Komm, für diesen Zweck hast Du das doch bestellt. Also mach’s jetzt einfach. Der beste Schwimmer bin ich ja nun auch nicht. Doch hatte ich mir ja auf dem Boot schon etwas Mut angetrunken, und so gelang es mir, in die Höhle zu schwimmen. Das Wasser ist ja hier schon etwas tiefer. Ich hatte vorher bereits gehört, dass am Höhleneingang ein Fels ist, auf den man aufpassen muss. Trotzdem dotzte ich natürlich davor und schlug mir mein Knie ein wenig auf.
Die Grotte
Aber es hatte sich gelohnt. Zuerst, als ich innen am Eingang stand und nach außen schaute, dachte ich: Dass kann’s doch net sein. Sah zwar schon gut aus, aber von blauem Schimmer keine Spur. Dann merkte ich, wie tief es hinein geht. Als ich richtig drin war, habe ich gestaunt. Man muss wirklich ganz nach hinten hinein. Dort befindet sich ein größerer Raum. Und vorn in diesem Raum, zum Meer hin, wo das Wasser in der Höhle wieder langsam tiefer wird, sieht man dann dieses blaue Schimmern vom Tageslicht von draußen über einer Höhle, durch die man hindurchtauchen könnte. Das war schöner, als ich dachte. Mein Handy funktionierte noch. Und durch die Hülle hindurch konnte ich alle Tasten problemlos bedienen. Durch das Fotos-Machen sah man, wie groß der Raum war, da er bei jedem Bild kurz erhellt wurde. Ich war nicht allein dort drin. Ein etwas älterer Mann mit seinem Freund kam mir nach. Mit dem Erstgenannten unterhielt ich mich länger und erfuhr, dass er im Camp Kovačine wohnte. Er war zusammen mit seinem Freund von Lubenice hier runter gelaufen. Das, was wir vor 2 Jahren auch vorhatten, aber woran wir aufgrund großer Hitze scheiterten. Die Beiden freuten sich, ab und zu mal was sehen zu können, wenn ich ein Bild machte. Ich hatte ja gehört, dass es hier schön sei, aber es war noch besser.
Mein Kollege vom Camp Kovačine in der Grotte - hihi...
Das beste Bild, was ich mit meinem Handy hier hinbekommen habe...
Dann schwammen wir wieder hinaus, und uns kamen Inder entgegen, denen ich nun Auskunft über die Grotte geben konnte. Dann kam mir noch ein Schwimmer entgegen, der offenbar noch schlechter schwamm als ich und sich ganz nah an den Felsen hielt, um sich notfalls mal festhalten zu können. In etwa so hatte ich es auch gemacht, aber nicht ganz so nah. Ich schwamm außen vorbei und überließ ihm den Kontakt zu den Felsen. Wieder am Ufer bei Marco angekommen, bemerkte ich, dass mein Knie doch ganz schön blutete.
Wieder außerhalb der Grotte...
Mein Kollege aus der Grotte kam noch mal zu Marco und mir und übergab mir eine Visitenkarte mit der Bitte, mir doch die Fotos zu schicken, wenn sie etwas geworden seien. Das nahm ich mir auch vor. Wenigstens die besten 4-5 Fotos könnte ich ihm schicken. Ich legte die Visitenkarte auf mein Badetuch. Mein Knie ließ ich nun vom Bootspersonal verarzten. Dazu musste man erstmal um die Bucht, hinten über die Felsen und über die kleine Gangway ins Boot. Dabei sah ich schon die auf dem Rost liegenden, herrlich duftenden Makrelen, die es zu Mittag geben sollte. Der Mitarbeiter mit den vielen Tätowierungen grillte sie bereits. Die blonde, junge Frau vom Personal schaute gleich besorgt. Der Kapitän sprühte ein Spray auf die Wunde mit den Worten“ You’re swimming too fast!“ und machte noch einen Witz über eine Injektion, die er mir geben wolle. Die Blonde gab mir ein Pflaster. Wahrscheinlich hätte sie’s mir auch draufgeklebt, wenn ich’s verlangt hätte. Nun sonnte ich mich noch ein wenig mit Marco.
Dann ertönte die Schiffströte. Es wurde zum Mittagessen geläutet. Der Bootskapitän sagte noch was Anderes, aber mit diesem „Croatian English“ hatten wir Probleme. Nun gingen alle zum Essen aufs Boot. Im Vorfeld sind solche Essensmarken ausgegeben worden, die nun verlangt wurden. Die Blonde wollte diese Marken nun einsammeln. Oh! Ich verdeutlichte ihr, dass ich meine Marke in meinem Rucksack hatte und diese erst am Strand holen müsse. Mir fiel auf, dass die Augen der Blonden ab und an auf mir ruhten. Ich sprang schnell an den Strand und holte die Marke.
Dann teilte die Blonde das Essen aus. 1,5 Makrelen, Kraut und Brot. Dazu holte man sich natürlich einen Becher Wein. Das Essen war vielleicht relativ einfach. Aber wie das schmeckte! Das muss man einfach mal so gegessen haben. Ich frage mich wirklich, wie man so viel Geschmack in den Fisch bekommt. Einfach ein paar Kräuter drüber streuen kann dafür nicht ausreichen. Das Essen war so lecker, dass ich mich fast frage, ob diese Makrele der Goldbrasse vom 4. Tag Konkurrenz machen konnte. Die Reste wurden für die Fische ins Wasser geworfen.
Das Essen war soo lecker...
Jetzt rauchten wir noch genüsslich eine Zigarette an Bord. Plötzlich setzte sich das Boot in Bewegung. Was hatte das zu bedeuten? Ich dachte, da der Nachmittag ja auch noch zum Schwimmen am Strand vorgesehen war, konnte es eigentlich nur sein, dass der Skipper mal ‘ne kurze Runde drehen will. Ich hätte erst mal nichts gesagt. Doch Marco machte mich darauf aufmerksam, dass außer den unseren keine anderen Sachen mehr am Strand lagen. Dadurch war es dann eigentlich klar: Die wollen wirklich weg. Ich ging zur Blonden und sagte ihr, das unsere Sachen da noch am Strand seien, unser Geld und dass das sehr wichtig wäre. Auch Marco kam hinzu und drängte darauf, das was unternommen wurde. Ich sagte ihm, dass die Blonde sich darum kümmern würde. In dieser Hinsicht konnte man sich auf sie verlassen, das wusste ich. Sie diskutierte mit dem Kapitän und dem Mitarbeiter mit den Tätowierungen. Plötzlich sagte der Kapitän, es sei kein Problem. Wegen uns wendete das Boot und wir fuhren wieder in die Nähe des Strandes. Oh, wie peinlich. Wir mal wieder. Typisch Heiko und Marco. Alle anderen hatten verstanden, dass wohl nach dem Mittagessen weggefahren werden sollte, nur wir nicht. Es sollte wohl etwas unruhigeres Wetter aufkommen. Dann sprang der Tätowierte in ein Ruderboot, ruderte zum Strand und holte die Sachen, die wir ihm zuvor gezeigt hatten. Wir schämten uns schon etwas. Die anderen Mitreisenden schauten nicht gerade sehr erfreut. Dann bekamen wir unsere Sachen zurück und mussten an Bord des Ausflugsbootes die einzelnen Utensilien heraussuchen. Oh,oh! Na ja, nach einer gewissen Zeit traute man sich wieder, den Anderen in die Augen zu sehen. Ich glaube, die Blonde schaute jetzt nicht mehr so zu mir rüber. Hatte ich sie enttäuscht? Mit unserer Unzuverlässigkeit? Die Visitenkarte des Herrn, mit dem ich in der Grotte war, war natürlich nicht mehr dabei. Schade, ich hätte ihm wirklich ein paar Bilder geschickt.
Tja, was soll ich zu diesem Bild sagen?
Ja...
Nicht nur ich hatte Spaß am Baden...
Oftmals saßen wir am Bug des Bootes in der Nähe einer dreiköpfigen Familie. Diese bestand aus einer ca. 15-jährigen, blonden Tochter, einer Frau und einem etwas langhaarigen Typen, der auch einen kleinen Bierbauch vorzuweisen hatte. Er sah ansonsten ein bisschen so aus wie Rea Garvey von Reamonn. Für mich waren das Amerikaner, Marco hielt sie dagegen für Polen. Der Skipper teilte uns mit, dass wir jetzt in der übrigen Zeit einen Ausflug nach Valun machen würden. Das freute mich, da ich da ja sowieso hinwollte. Dann lenkte er sein Boot in eine Bucht, wo seichtes, flaches Wasser war und forderte die Insassen auf, sich doch nach unten zu begeben, um durch die 4 Luken im Glasboden den Meeresgrund zu beobachten. Leider war dort aber nur Seegras zu sehen.
Fortsetzung folgt...