Teil 17:
12. Tag – Vrbniker Atmosphäre
Mittwoch, der 25.06.2014:
So, unser vorletzter Morgen in Vrbnik. Und heute sollte unser erster Regentag werden. Woran man sieht, dass wir mit dem Wetter viel Glück hatten. Das letzte Frühstück auf unserem Balkon. So langsam wurde es schon wehmütig. Am heutigen Tage wollten wir nur in Vrbnik bleiben und noch einmal die Atmosphäre unseres geliebten Ortes in uns aufnehmen. Aus diesem Grund kam mir die Idee, uns noch einmal eingehender mit den 8 Kirchen des Ortes auseinanderzusetzen. Marco hatte noch schnell einen kleinen Brief für Sonja geschrieben, den er eventuell an die Tür des Imbisswagens kleben wollte.
Die erste Kirche auf unserem Weg war die Kapelle Majke Božje im kleinen Stadtpark, da wir aber schon am 3. Tag in ihr waren, bevor wir in das Dinko-Vitezić-Haus gingen, hatten wir sie ja bereits erledigt. Das Besondere ist für mich hier das Fensterglas über der Tür. Von außen eher unscheinbar, zeigt es von innen jedoch seine Pracht. Durch das einfallende Tageslicht erstrahlt das bunte Glas in hellem Schein.
Bild 1: Kapelle Majke Božje
Bild 2: Von innen
Das tolle Fensterglas
Also auf zur Nummer zwei, der kleinen Kirche Marija Mala direkt unter der Hauptkirche am Glockenturm. Dies ist ein eher karger, kleiner Bau ohne viele Schnörkel. Eher eine Kapelle. Man kann sie wohl auch besichtigen, doch hatten wir mal wieder Pech.
Kirche Marija Mala
Die Nummer drei lag ja direkt um die Ecke. Die Hauptkirche Marije od Uznesenja mit dem Glockenturm, der ja weithin zu sehen ist. Diese Kirche ist toll und steht auch zumeist offen. Gut, wir kannten sie natürlich schon, doch inspizierten wir sie nochmal genauer. Im Innern ist sie auch recht schön. Besonders die Deckenverzierungen mit tollen Bildern und Mustern fallen sofort ins Auge. Vor dem Glockenturm zu stehen ist für uns Vrbnikfans sowieso etwas Besonderes. Jetzt nutzen wir unser Durch-Vrbnik-Schlendern noch einmal gleich zu einem Besuch in der Klančić, der „engsten Gasse der Welt“.
Bild 1: Hauptkirche Marije od Uznesenja
Bild 2: Der Glockenturm, diesmal von hinten
Der Innenraum
Klančić
Bild 1 & 2: Wer passt da besser durch? Na ja, ich glaube, eher Marco
Auf zur Kirche Nummer vier. Sie steht an der Straße Ulica Vitezićeva und heißt Sv. Martina. Es ist die kleinste Kirche, man muss sogar sagen, die kleinste Kapelle Vrbniks. Sie beinhaltet lediglich einen Raum. Ob sie mal geöffnet wird, kann ich nicht sagen. Wenn man zum ersten Mal hier vorbei geht, wird man sie wegen der Größe kaum wahrnehmen. Davor befindet sich ein Zaun, und auch die Eingangstür gleicht einem Gitter.
Sv. Martina
Einige Schritte weiter unten ist dann die Kirche Nummer fünf. Die Kirche Sv. Antona. Diese Kirche finde ich recht schön. Wir konnten sie besichtigen. Es ist eine kleine Gebetskirche mit hübschem Altarbild.
Sv. Antona
Von innen
Ganz nebenbei: Hier ist der kleine Parkplatz unter dem Trg Škujica; neben dem Kiosk mit der roten Markise, hinter dem Citroen-Van, sieht man den kleinen Imbiss - hier arbeitet Sonja
Bild 1 & 2: Dies war für uns ein Novum - nasse Vrbniker Gassen
Noch eine nasse Gasse
Da es nun zu regnen begann, setzten wir uns erst mal unter die Markise des Café Dubravka und bestellten ein Bier. Wo waren meine Zigaretten? Hatte ich sie verloren? Ich lief sogar zurück bis in die Kirche Sv. Antona, konnte sie aber nicht finden. Da konnte man nichts machen. Später habe ich Idiot sie zu Hause wiedergefunden. Nun musste ich mir aber für 25 Kuna eine Schachtel Marlboro holen. Marco wollte gern auf die Toilette, doch da er dies nur ungern – wenn es sein muss – außerhalb von zu Hause tut, musste ich erst einmal warten, bis er in unserer Ferienwohnung war und wieder zurück kam.
Vorm Café Dubravka
Auch hatten wir das Lapidarium und das Museum der bildlichen Identität im Glockenturm der Hauptkirche vergessen. Als der Regen nachließ, liefen wir also zurück. Schade, ich hätte mir das gern angesehen, aber wieder einmal gönnte man uns keinen Einlass. Noch nicht einmal die Öffnungszeiten stehen an der Tür.
Dann sahen wir vor uns eine bekannte Gestalt in der Gasse. Unser Kumpane vom 8. Tag, mit dem wir nach dem Spiel gegen Ghana was getrunken hatten, stand vor uns. Was machte der denn hier? Ich hätte ihn nicht mehr hier erwartet, da er uns doch erzählt hatte, er käme aus Rijeka. Doch freuten wir uns natürlich.
Auch er wusste nicht, wann der Glockenturm geöffnet hat, fragte uns aber stattdessen am hellichten Tag in einer Gasse, ob wir nicht Lust auf Schnaps hätten. Um die Ecke war dieser Souvenirladen, in dem wir schon öfters waren. Die junge Frau darin hatte mir sehr gut gefallen. Dies war seine Frau. So fügt sich also langsam alles zusammen, dachte ich. Wir tranken 2-3 kleine Gläser der verschiedenen Fruchtschnäpse, die seine Frau auch dort anbot. Hatte dies auch einen geschäftlichen Hintergrund? So wie Dražen – so stellte er sich uns dann vor – war, glaubte ich das aber nicht. Wir waren lange im Laden und unterhielten uns mit Dražen und seiner Frau. Über die immer teurer werdenden Zeiten, sinkende Umsätze, den HNK Rijeka und vieles mehr. Es hatte wieder stärker zu regnen angefangen, und als wir vor dem Laden eine Zigarette rauchten, musste Dražen uns natürlich ein Handy-Video von den feiernden Rijeka-Fans nach dem Sieg über Stuttgart zeigen, wo er dabei war. Er kannte sogar den FSV Mainz 05, meine Mannschaft. Die Zigarette wollte er mir auch noch geben, doch sagte ich, dass das nicht sein müsse, da er uns ja schon genug gegeben hatte. Es war ein nettes Beisammensein mit den Zweien. Mehrere Kunden kamen und gingen. Marco wollte dann aber doch gern noch eine Flasche Likör kaufen. Auch ein Foto zusammen mit Dražen wollten wir gern machen. Seine Frau kam auf die Idee, dass wir uns doch vor die Schnapsflaschen stellen könnten, und sie würde dann ein Foto von uns machen. Hielt die uns für Alkoholiker? Dann taten wir so, als würden wir aus den vollen Flaschen trinken, und Dražens Frau machte ein weiteres Bild. Sehr sympathisch, die beiden. Ja, aber irgendwann mussten wir wieder los, hatten wir doch auch noch was Anderes vor.
Wir und Dražen
Zuvor hatten wir Vrbnik noch nie im Regen gesehen. Die Gassen waren nass und noch etwas rutschiger als ohnehin schon. Es konnte hier also tatsächlich regnen. Das Wasser lief den Gassen hinab, was ich als eher suboptimal empfand, da ich offene Badelatschen trug. Teilweise schüttete es richtig, und so kam es, das wir uns öfter als mir lieb war ins Café Dubravka retten mussten und erst einmal ein Bier trinken mussten. Mich wunderte, dass dort der Sky-Sender Nat Geo Wild (mein Lieblingssender) lief. Ich wusste ja nicht, wie verbreitet dies in Kroatien ist. Es lief sogar eine Tierdokumentation, die ich zu Hause in Deutschland schon mal gesehen hatte.
Zu unserer Schande muss ich gestehen, dass wir die Kirche Nummer 6 ausließen. Dies ist die Sv. Ivana Krstitelja unterhalb des Parkplatzes des Trg. Sv. Ivana. Hier halten auch die Linienbusse. Wir hatten die Kirche schon öfter von hier oben gesehen, aber noch nie von der anderen Seite. Dies ist aber eine schöne, kleine Kirche mit überdachter Loggia davor. Das müssen wir noch nachholen.
Stattdessen wollten wir gern nochmal zum Vrbniker Hafen. Hier unten sind wir so gern. Von hier kann man auch tolle Vrbnik-Fotos mit dem Glockenturm im Hintergrund schießen. Während wir hier auf dem leicht gebogenen Hafenwall standen, legte ein Ausflugsboot an, und viele Touristen stürmten den Hafen. Vom Hafen liefen wir nicht den Stadthügel wieder hinauf, sondern den Hügel auf der anderen, der Stadt abgewandten Seite. Am Strand Nuluk liefen wir also die Treppen hinauf, in der Hoffnung, dass man auch bis zur Straße oben gelangen konnte. Fast oben angelangt, endete der Weg jedoch jäh vor einem Grundstück.
Hafen Bild 1
Hafen Bild 2 - dieses Bild mag ich besonders (vom Strand Nuluk aus)
Hafen Bild 3
Hafen Bild 4 & 5
Vor die Wahl gestellt, wieder ganz hinab zu gehen und an der anderen Stadtseite wieder hinauf oder hier schnell über das fremde Grundstück zu huschen, entschied ich mich für das Zweite. Marco war skeptisch, kam aber mit. Das Grundstück hatte einen sehr tollen Swimmingpool. Man sah, dass die Wohnungstür der unteren Etage offen stand und eine Frau darin, die wahrscheinlich kochte und in die andere Richtung blickte. Einfach schnell vorbeihuschen. Wir stiegen über den Zaun und dann kam dieser blöde Hund, der wie ein Wilder anfing zu bellen. Na super. Jetzt bemerkte uns die Frau natürlich. Der Hund kam knurrend immer näher. Blieb man jedoch hoch aufgerichtet vor ihm stehen, wich er ein wenig zurück. Ansonsten schien er aber schon zu beabsichtigen zu beißen. Ich freute mich fast, als die Frau endlich kam. Durch Gesten machten wir ihr verständlich, dass wir nur über ihr Grundstück wollten. Sie war nicht sehr erfreut, gab aber nach und rief langsam ihren Hund zur Raison. Wir verließen das Grundstück an der Straße durch ein Gartentor, und ich für meinen Teil war froh, einen weiten Umweg gespart zu haben. Ich schlimmer Mensch.
Das fremde Grundstück - sieht toll aus, oder?
Nun wollten wir zur siebten Kirche. Dies ist keine eigentliche Kirche, sondern eine hübsche Ruine. Die Sv. Mavra liegt fast am äußersten Rand Vrbniks oben am Berg nahe der Ulica Jupojica. Wir näherten uns dem frühen Abend. Über die Šipun ulica gelangten wir den Berg hinauf und kamen so in Bereiche in Vrbnik, in denen wir nie zuvor waren. Hier oben ist das Weingut der Familie Šipun, die ebenfalls ganz hervorragenden Žlahtina herzustellen vermag. Wir schauten uns die recht schöne Ruine an, die in der Mitte fast zweigeteilt ist. Doch muss ich hier jetzt nicht nochmal erwähnen, welche Ruine Marco’s unangefochtene Nummer eins ist.
Sv. Mavra
Bild 1 & 2: Die Ruine von innen
Der Regen nahm wieder ordentlich an Fahrt auf, und jetzt donnerte es sogar. Also liefen wir schnell die Straßen hinab und fanden wieder Zuflucht im Café Dubravka.
Die achte Kirche ist etwas außerhalb. Deswegen sollte man dort lieber mit dem Auto hinfahren, worauf wir lieber verzichteten. Wenn man Vrbnik im Südwesten auf der Vinogradska ulica verlässt, kommt man noch an die Kreuzung, von der aus man gut zum Strand Potovošće gelangt. Hier hinten ist die Konoba Katunar und eben die Kirche Sv. Nedija.
Als der Regen wieder etwas schwächer wurde, schlugen wir uns zum Blauen Haus (Konoba Gospoja, Frankopanska ulica 1) durch und stärkten uns endlich. Die zur Vorspeise von mir bestellte Fischsuppe war toll. Eine Miesmuschel und die größte, von mir jemals verzehrte Garnele fanden sich darin. Danach kamen leckerer Seehecht und Jakobsmuscheln. Das Essen war hervorragend, nur hätte ich mir die Innenräume des Blauen Hauses aufgrund seines Bekanntheitsgrades etwas größer vorgestellt.
Konoba Gospoja
Am letzten Abend in Vrbnik wollten wir die Innenstadt noch etwas unsicher machen. Nach dem Umziehen zogen wir also noch mal los. Wo geht man hin? Natürlich, auf den Trg Škujica zur Konoba Vrbnička Žlahtina. Zum letzten Mal vor Ort ein schönes Glas Žlahtina genießen.
Konoba Vrbnička Žlahtina
Dann entdeckten wir den Mann von unserer Vermieterin an einem anderen Tisch. Und auch unsere Vermieterin saß dort, die ich aber erst danach sah.
Ein Kellner kam auf uns zu und sagte, wir dürften uns was zu trinken aussuchen. Bezahlen würde die Dame dort hinten am Tisch. Oh, das war aber nett. Nun ja, da es wirklich auch Jägermeister gab, den wir gern trinken, bestellten wir ein Glaserl. Als wir uns dann verabschieden wollten, kam der Kellner an unseren Tisch und stellte 2 Flaschen Žlahtina ab. Die seien für uns, weil wir so gute Gäste waren. Das hätte ich nicht erwartet. Dieser Kellner war eigentlich viel netter zu uns als unser Franjo, doch wissen wir seinen Namen nicht.
Als wir gingen, sahen wir, dass der Imbiss von Sonja geöffnet war. Dies sollte also unser Abschluss für heute sein. Die Žlahtina-Flaschen wurden abgestellt, und wir setzten uns auf die Barstühle vorm Imbiss und tranken ein Karlovačko. Die Cheeseburger schmeckten hier ziemlich gut, wie ich mich erinnerte, und so bestellte ich zum Abschluss noch einen. Sonja unterhielt sich mit anderen Gästen und hatte für uns kaum Zeit. Nur hin und wieder konnten wir kurz mit ihr reden. Wir sahen eine Internetadresse der Imbisskette, und Marco fragte, ob man sie denn auch dort anschreiben könne. Das funktionierte. Sie erzählte uns, dass sie die Inhaberin der Imbisskette ist und gab Marco eine E-Mail-Adresse. Und noch ihren Namen bei Facebook. Jetzt war Marco zufrieden. Dann brauchte er seinen Brief nicht mehr hervorzukramen, was eventuell auch zu peinlich hätte werden können. Er sagte, dann könne er ihr einige Fotos schicken, unter Anderem wie er den heiligen Boden Lakmartins geküsst hat.
Die anderen Gäste kamen aus dem Lachen nicht mehr raus, denn wie sich herausstellte, waren es Nachbarn von Sonja, ebenfalls aus Lakmartin. Sonja entschuldigte sich bei uns, dass sie bisher für uns wenig Zeit hatte. Sie musste sich ja erst mit ihren Nachbarn unterhalten. Das machte Marco froh. Sonja erzählte, dass sie noch einen Laden in Rijeka habe, indem sie tagsüber arbeite. Jetzt konnten wir noch etwas mit ihr reden. Als wir sagten, dass wir am nächsten Tag fahren würden, meinte sie, man könne ja auch um ein paar Tage verlängern. Doch konnten wir leider, wie ich sagte, nicht ewig bleiben. Irgendwann verabschiedeten wir uns und gingen. Sonjas Nachbarn riefen uns zurück. Wir hatten die beiden Flaschen Žlahtina sehen lassen. Oh Mann, sind wir doof. Wir bedankten uns vielmals und machten uns auf nach Hause. Ohne sie hätten wir den Wein wirklich dort stehen gelassen.
Einige Sachen hatten wir ja schon in den Koffern verstaut, so dass am nächsten Morgen nicht mehr allzu viel Arbeit warten würde. Am Mittag hatten wir schon mit unserer Vermieterin gesprochen, bezahlt – natürlich nicht ohne ein ordentliches Trinkgeld – und ein Glas Wein, das sie uns in ihrer Wohnung anbot, dankend abgelehnt, da es zum Weintrinken noch zu früh war (jedenfalls für Marco). Zum letzten Mal saßen wir auf unserem Balkon und ließen den Tag Revue passieren. Wenn man Vrbnik dann so langsam verlässt, wird einem doch etwas komisch zumute.
Fortsetzung folgt...