Altenpflege in Kroatien

Suncokret

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Ich bekam heute einen interessanten Hinweis auf eine kroatischsprachige Webseite mit Adressdaten und Bildern von privaten und öffentlichen Alten- und Pflegeheimen in ganz Kroatien. Die Seite enthält viel Werbung, gibt aber auch einen guten Überblick, kategorisiert in den einzelnen Gespanschaften. Hier mal als Beispiel Istrien: http://www.domovi-za-starije.com/hr/domovi_pu.html
 

Suncokret

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Welcher kroat. Rentner kann sich die eigentlich leisten?
Bei den Bild-Anzeigen werden ja teilweise auch die Mindestpreise angegeben - da kommen kroatische Durchschnittsrentner (Rente etwa 300 Euro/Monat, Stand 2013) so wenig mit hin wie deutsche Durchschnittsrentner allein mit ihrer Rente (ca. 1000 Euro, westdeutsche Frauen deutlich weniger) in deutschen Pflegeheimen. Ich vermute mal, die kroatischen Bewohner haben "besseren" familiären Hintergrund, oder Rentenzahlungen aus D, A, CH etc. bzw. Verwandtschaft dort.
Deine Frage berührt aber auch einen Inhalt meines Posts #1, nämlich die Verdrängung einheimischer Bedürftiger durch zahlungskräftigere Ausländer.
 

Suncokret

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A

AlterNeuer

Guest
welche Alternativen zu einer rein "kapitalistischen" Weise, Pflege zu organisieren, gibt es in Kroatien?
Hallo,

das hatte ich bereits angesprochen.
Allerdings betrifft das nun wieder nicht nur Kroatien, wobei ich denke, dass uns Kroatien und andere südliche Länder da einiges voraus haben.
Vor 8? Jahren hat uns mal bei einer Türkeireise ein in D aufgewachsener türkischer Reiseleiter aufgeklärt.
Die Alternative ist die Familie, und wer das nicht sehen will, dem ist nicht zu helfen.
Definitif ist Pflege trotz entsprechender Programme und Versicherungen zukünftig ein Privileg der Wohlhabenden. Der heutige Niedriglohnsektor fällt hier einfach durch das sogennante soziale Netz. Die Billigpflege im oder aus dem Ausland verzögert das nur ein wenig.

Gruß
AlterNeuer
 

Suncokret

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"Die Alternative ist die Familie, und wer das nicht sehen will, dem ist nicht zu helfen."

Schön gesagt und politisch korrekt. Die Realität ist selbst in einer sehr ländlichen Gegend wie der, in der ich zurzeit lebe, so, dass Familien das nicht mehr schaffen, in einigen Fällen daran zerbrechen. Familien brauchen also Unterstützung von außen, und die muss nicht unbedingt kommerzialisiert werden.

Immer mehr Alte leben außerhalb von Familien, auch in HR. Von allen Single-Haushalten in Kroatien machen über 60-Jährige 64 Prozent aus (und davon sind 78 Prozent Frauen).
 
A

AlterNeuer

Guest
DANKESCHÖN!
"Die Realität ist selbst in einer sehr ländlichen Gegend wie der, in der ich zurzeit lebe, so, dass Familien das nicht mehr schaffen, in einigen Fällen daran zerbrechen. Familien brauchen also Unterstützung von außen, und die muss nicht unbedingt kommerzialisiert werden.
Hier gebe ich das Kompliment gern zurück.:)
Natürlich geht es oftmals ohne fachkundige Unterstützung von aussen kaum. Genau da sollte jedoch der Schwerpunkt liegen.
Eine Möglichkeit wäre auch die Einführung des Senioritätsprinzips, spezialisiert auf die eventuelle spätere eigene Unterstützung bis hin zur Pflege. Da hier Arbeitsstunden gesammelt werden, die man, so lange man noch rüstig ist, selbst erbringen kann, ist diese Art der Vorsorge weder von der Inflation noch vom Wirtschaftssystem abhängig.
Dazu ist natürlich ein Umdenken in der Gesellschaft die Voraussetzung.

Gruß
AlterNeuer
 

Suncokret

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Das Doc hat bei mir nur 30 Seiten, hast du eine Kapitelnummer oder so?
Service : -) Die Seitenzählung geht von 17 bis 46. Der folgende Auszug ist auf S. 35 zu finden:

Informal Care Givers
It is difficult to identify reliable data regarding informal caregivers for the elderly. Recent
literature has examined the extent and quality of informal care in relation to potential care
providers
7

. Changes in family structure, marked by a decreasing number of children per family,
and separate living arrangements of adults from elderly parent(s), coupled with a large ageing
population, makes continued reliance on relatives for LTC needs challenging. The current trend
will likely continue to further weakening of traditional social systems of inter-generational
support.
Despite these changes in the social structure, spouses play an important role in the provision of
informal LTC. In Croatia, spouses, especially wives, are primary caregivers for the elderly. Many
single and widowed men even remarry as a way of ensuring informal care in old age.
Nevertheless, there is still a large number of the elderly population who live alone and who are at
risk for having unmet LTC needs. Out of all single-headed households in Croatia, elderly people
over the age 60 make up 64 percent (195,000) of which 78 percent are women. The spousal
support that is available for men is probably available less for women. Informal care is also
provided by friends and neighbors in Croatia. Research findings show that help and support
elderly receive from friends is similar in cities and in villages, although neighborly help is
somewhat greater in non-urban areas (for example in Istria and on the islands). The elderly who
reside in rural and semi-urban areas however, have fewer opportunities for LTC because of the
weak network, organization and availability of both informal and formal LTC services overall.
 
N

nihil-est

Guest
Hallo @AlterNeuer ,
rückbez. #67, Grundsatzdiskussion

Verdrängungswettbewerb, eine unschöne Vokabel.

Doch, auch dafür bedarf es nicht unbedingt Kroatien. Ich als freiwillig Versicherter in einer KK muss auch ellenlang auf nen Arzttermin warten. Privatversichert hätte ich das Problem eher nicht. Ich wechsel ( " Verdränge im Wettbewerb " ) also nicht KK durch PKV.

Situation D, Pflege schafft zigtausende neue Stellen welche trotz aktueller Arbeitsmarktdaten nicht bedient werden können. Andersrum, Pflege ist Boombranche für Firmenneugründungen.
Kroatien, Arbeitsmarktdaten sind deutlichst negativer. So dortig ein Wille ist, auch wegen Nachfrage aus D/A/CH, durch Neugründungen dem zu entsprechen - so gibt es an sich keenen Verdrängunswettbewerb bis zur Marktübersättigung. Temporäre Spitzen ausgenommen.

Nun, ist auch een bisserl Mentalitätsfrage. Führ wieder das rheinische Grundgesetz auf. Preussische Rheinprovinz in der eigenen Denke. Ein kroatischer Anbieter ( mit bislang kroatischen Kundenstamm ), dem verdrängt sich mein Schlag Mensch niemanden solange z.B. dortig nicht die Sprache die meene ist. ** Diesen Satz soll bitte niemand in den falschen Hals bekommen **
Ich hier versteh ja Fachdeutsch auch nicht wenn´s Amt was von mir will. Nur um dies auch zu aufzuführen.
Um so schlimmer, stell ich mir so vor, im Pflegefall ( Ursprungsthema ). Weder ich - noch evtl. mein Angehöriger - können een Zipperlein auf Suaheli ( Swaheli ), kroatisch oder eben urbayovarisch ausreichend treffend benennen. Kann ich nur auf Platt. Deutsch zur Not. Das war´s. Gar meine anderen durchaus ausgeprägten Sprachkenntnisse in 3 Fremdsprachen gereichen nicht " Da han ich Ping unger de Buchs hingen" ausreichend treffend zu umschreiben. Eine zugereiste Pflegekraft aus Friesland, Sachsen oder Schwaben würd da ja auch blöde aus der Wäsche schaun ( sacht man hier so ) hier im örtlichen Pflegeheim.

OFF TOPIC: Firmeninhaber sprach mich Ende April an. " Deeeeesch issssss mayiiii Geld ".....ich verstand " Das ist (ihr) Maigeld ".....Maigeld, das zahlten Arbeitgeber früher dem braven Malocher um sich zum Tanz in den Mai mal so richtig die Kante zu geben. Meine Freude war, verständlich, zuerst gross.
Blöde Falle!
Inhaber meinte: " Das ist MEIN Geld ".....wollte wissen warum ich Kosten von XY DM verursachte. War ein Anschi**!

Daher glaube ich also nicht wirklich an eine Verdrängung kroatischer Pflegebedürftiger durch " reiche Deutsche ". Eher an eine Spezialisierung....um diese Vokabel in´s Spiel zu bringen.
Kroatische Pflege - oder andere Wirtschaftszweige!!! - können durch Spezialisierung bestehen. Expandieren.
So, glaube ich, gestaltet sich da eher die Marktlage.



Gruss
 
N

nihil-est

Guest
Hallo @AlterNeuer ,

äääähhhmmm, ja, #66. Stimmt.

Tja, auch auf " Hochdeutsch " schleichen sich ruckzuck Fehlerchen ein......in Fremdsprachen nicht minder. Zeigt doch nur die Brisanz ( treffend ) auf. :)


Zum Glück - für uns beide - war´s ja nicht die Pflege.


Gruss
 

Suncokret

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nihil-est schrieb: "Eine zugereiste Pflegekraft aus Friesland, Sachsen oder Schwaben würd da ja auch blöde aus der Wäsche schaun ( sacht man hier so ) hier im örtlichen Pflegeheim."
Noch mehr die osteuropäischen Pflegerinnen in unseren deutschen Heimen, die mit teilweise sehr schlechten Deutschkenntnissen arbeiten, aber die Stellen besetzen, für die deutsches Personal nicht mehr zu bekommen ist wegen der ungenügenden Bedingungen bzgl. Arbeitsbelastung und Bezahlung. Ich habe in den letzten Monaten bei Besuchen mehrere Heime kennengelernt, will nicht alle über einen Kamm scheren, aber ich weiß, wovon ich schreibe.

Es gibt in Kroatien Fachpflegepersonal, das weitaus besser Deutsch spricht, in den durch "Spezialisierung" herausgehobenen Häusern allemal. Die "Verdrängung" wird auch nicht durch die Bettenbelegung mit zahlungskräftigeren Deutschen erfolgen. Betten kann man ja kurzfristig neu aufstellen. Aber es dürfte auch in Kroatien dann sehr viel schwieriger sein, qualifiziertes Personal zu finden, das in den nicht-privaten Häusern arbeiten will, die nur die Mindestlöhne zahlen.

Ich weiß nicht, ob die Suizidrate bei Senioren in HR annähernd so hoch ist wie in D. http://www.sueddeutsche.de/leben/suizid-im-alter-es-hat-doch-alles-keinen-sinn-mehr-1.2123324

Könnte wegen des noch höheren Einflusses der kath. Kirche niedriger liegen. Aber ich habe auch von KroatInnen gehört, die ihren Kindern nicht "zur Last" fallen wollten...

P.S. Ich sehe gerade, die Suizidrate insgesamt (ohne Altersverteilung) ist in HR deutlich höher als in D: http://epp.eurostat.ec.europa.eu/st...te,_2010_(1)_(per_100_000_inhabitants)-de.png
 
Zuletzt bearbeitet:
D

diavolo rosso

Guest
Zum Thema Sprache:

bei uns in der Region sind jede Menge Pflegekräfte aus Rumänien und auch noch aus Polen in Privat-Haushalten tätig.
Nahezu Alle können kein Wort Deutsch wenn sie erstmals ankommen. Und dennoch spielt sich das in angemessener Zeit bei den Meisten ganz brauchbar ein.
Die Allermeisten der Betreuten sinds jedenfalls vollauf zufrieden.
Dies kann ich mir umgekehrt sehr wohl in Kroatien vorstellen. Wenn ich allein an die Bediensteten im Kaufland in Porec denke, die Alle gut Deutsch können (müssen).

Sicherlich ist es ein Unterschied, ob die zu Pflegenden sich im gewohnten Haushalt / Umfeld befinden oder in fremder Umgebung - zusätzlich im Ausland.
Es kommt immer auf den Jeweiligen selbst an, wie weit er sich noch zu verändern und anzupassen vermag.

Ich denke, wer sich in früheren Jahren selbst viel in Kroatien aufgehalten hat, kann sich eher einen Wechsel dorthin vorstellen als Jemand, der sich aus finanziellen Gründen dafür entscheidet. Einen Run dahingehend sehe ich jedenfalls nicht kommen.

liebe Grüße
vom Roten Teufel
 

claus-juergen

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...bei uns in der Region sind jede Menge Pflegekräfte aus Rumänien und auch noch aus Polen in Privat-Haushalten tätig...

Hallo Klaus,

fairerweise sollte man jedoch in diesem Zusammenhang aber auch erwähnen, daß es sich in vielen dieser Fälle nicht um ausgebildete Pflegekräfte handelt. Im Rahmen der EU-Vorschriften müssen diese Arbeitnehmer eine den deutschen Vorschriften entsprechende Ausbildung als Pflegekraft haben, um diese Tätigkeit hier auszuüben und im Haushalt der Pflegeperson oder dessen Verwandten untergebracht sind. Dann müssten diese jedoch auch genauso bezahlt werden.

Gerade, weil diese Arbeitskräfte aus Osteuropa billiger sind als einheimische, greifen ja viele Familien hier zu. Meist handelt es sich tatsächlich um Frauen, die keinerlei Ausbildung haben und eine Mischtätigkeit von Pflegekraft und Haushaltshilfe ausüben. Wenn diese Arbeitnehmer offiziell angemeldet sind, was nicht immer der Fall ist, dann sind es meist "Haushaltshilfen".

Wobei Pflege über Jahrhunderte hinweg eh von nicht ausgebildeten Laien, meist den Töchtern oder Schwiegertöchtern, nebenher für Oma oder Opa ausgeübt wurde. Nur bei der gewerblichen Ausübung dieser Tätigkeit braucht es eine Ausbildung.

grüsse

jürgen
 
D

diavolo rosso

Guest
Hallo Jürgen,

stimmt natürlich vollkommen - dessen bin ich mir auch bewusst.
Doch mit meinem Thema bin ich natürlich schon fast wieder neben dem Thread.

LG vom Roten Teufel
 

claus-juergen

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...
Doch mit meinem Thema bin ich natürlich schon fast wieder neben dem Thread...

hallo Klaus,

auch wenn jemand hier anderer Ansicht ist. Man kann das Thema Pflege in einem vereinten Europa einfach nicht mehr national sehen. So wie manche pflegebedürftigen Patienten als eine Art Tourist ins Ausland verlegt werden, so werden Arbeitskräfte, die diese Pflegetätigkeit, egal ob legal oder illegal, erbringen wollen, zu uns ins Hochlohnland einwandern. Viele dieser Menschen haben einfach in ihrem Heimatland keine wirtschaftlichen Perspektiven. Somit gilt für das Pflegepersonal praktisch das selbe, was schon seit Jahrzehnten im Bereich der Industrie oder im Baugewerbe und neuerdings auch im Handwerk Usus ist: Kommt die Arbeit nicht zu den Menschen, gehen die (arbeitswilligen) Menschen zur Arbeit. Dies ist ja im übrigen auch ein postitiver Aspekt der EU, wovon gerade Deutschland seit Jahren profitiert.

grüsse

jürgen
 
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